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Die meisten von uns haben zwei Leben:

das Leben, das wir gerade leben

und das ungelebte Leben in uns

schreibt Steven Pressfield, Autor von historischen Romanen und Büchern für Kreative.

Das Leben, das wir gerade leben, ist oft ein Leben im Schatten unserer Träume. Ein Schattenleben. Kalt und grau und nebelig. Immerhin lässt es erahnen, wo die Sonne steht und wo der für uns wirklich richtige Platz ist, an dem uns das Herz aufgeht und wärmt.

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Denk an den Typen im Stadion, der über den Sportler schimpft, bis seine Stimme versagt, der sich im Geheimen selbst immer in den Wettkampf gewünscht hat, seinen Arsch aber nicht so weit hoch bekommt wie seine Nase.

Denk an den Buchkritiker im Feuilleton, der alles und jeden in der Luft zerreißt und für niemanden ein gutes Wort hat – aber auch nicht den Mumm, selbst was zu Papier zu bringen.

An die Mutter im Porsche Cayenne, die ihre Tochter zwischen Chinesisch- und Klavierunterricht noch zum Schönheitswettbewerb Miss-Mini schleift, weil sie sich all das nie selbst zugetraut hat.

Bist Du ein Meisterkoch, der statt Kochlöffeln nur Reden schwingt; ein Maler, der seinen Pinsel nie in Farbe getaucht hat; ein Umweltschützer und Weltveränderer, der nur die Zeitung liest und jammert?

Ich selbst war ein Jahrzehnt lang ein Unternehmer, der nichts unternahm. Mit 16 wusste ich: ich will vom Internet leben. Mit 26 wagte ich erst den Schritt. Dazwischen: ein BWL-Studium, in dem man fast nichts lernt, was einem als Unternehmer hilft. Studentenjobs, immer im Internetumfeld, dann ebendort ein Job als Unternehmensberater, der anderen erzählen wollte, wie der Hase läuft. Zehn Jahre schlich ich so im Schatten um meinen wahren, ungelebten Traum herum.

Ich wette, dass dieses Schattenleben seinen Teil zu meinen zurückgezogenen, mit depressiven Phasen und Panikattacken versehrten Jahren beigetragen hat, die zwar Spuren hinterlassen, mich aber längst nicht mehr so fest im Griff haben.

Und ich wette, dass noch viel mehr schlimme Dinge für viel mehr Menschen auf das Konto des Schattenlebens gehen.

Deswegen müssen wir dort raus, unbedingt.

Der erste Schritt in die Sonne ist: ein Ja.

„Ja, ich lebe ein Schattenleben.“

Und das erkennst Du zum Beispiel an diesen fünf Anzeichen:

  1. Du fühlst Dich regelmäßig leer.
  2. Du isst zu viel, trinkst zu viel, rauchst zu viel, schaust zu viel fern, schluckst mehr Tabletten als ein Porsche Cayenne Benzin – alles, um das Gefühl von Leere zu betäuben.
  3. Du beschäftigst Dich mehr damit, was andere Menschen tun und sagen und denken, als mit Deinem eigenen Leben („Also was dieee heut schon wieder für eine hässliche Bluse trägt“).
  4. Wochenenden sind für Dich Enden der Qual … und immer viel, viel zu kurz.
  5. Du sehnst Dich heimlich nach einer Katastrophe in Deinem Leben oder im Leben eines Bekannten, weil Du hoffst, dass sich dann etwas grundlegend ändert.

Lebst Du ein Schattenleben oder hast Du früher eins gelebt? Dann freu ich mich, wie immer, auf Deinen Kommentar.

 

 Photo: Damian Gadal