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Text von: Romy Hausmann

Ich möchte Dir von meinem Großvater erzählen: Opa Helmut, gerade 82 geworden. Ich möchte Dir von ihm erzählen, nicht, weil er besonders cool wäre, sondern weil er sitzt. In seinem Sessel. Seit mehr als 30 Jahren. Ernsthaft, ich kenne kein anderes Bild, als ihn sitzend in der Stube seines kleinen Häuschens in einem 3000-Seelen-Dorf in Thüringen. Er lebt im selben Haus, in dem er schon geboren wurde. Na ja, was heißt „leben“ – er sitzt in seinem Sessel, atmet und wartet aufs Essen. Aus der Küche hört er meine Großmutter mit Töpfen und Geschirr klappern. Wie jeden Sonntag gibt es Klöße, Braten und Rotkohl.

Er hätte Möglichkeiten gehabt, früher, als seine Knie noch nicht bei jedem Schritt schmerzten und sein Herz nicht diese unangenehmen Aussetzer gehabt hat. Er hätte reisen können, vielleicht nach Frankreich, denn dort gibt es auch leckeren Braten. Aber nein, lieber nicht, die Franzosen sprechen diese seltsame Sprache, die er nicht versteht, und mit Sicherheit würzen sie ihren Braten anders als er es von Oma gewöhnt ist. Wer weiß, ob es ihm geschmeckt hätte.

Früher, erzählt er gerne, da war er künstlerisch sehr begabt. Er arbeitete mit Holz, drechselte Tischbeine, Kerzenhalter, Skulpturen, baute Regale. Damit hätte er Geld verdienen können. Hat er aber nicht. Es erschien ihm zu aufwendig, sich eine Verkaufsfläche zu organisieren. Und „aufwendig“ war nichts für ihn, denn er saß – Du ahnst es schon – viel lieber in seinem Sessel.

Die Geschichten, die er nun seinen Enkeln und Urenkeln erzählt, beginnen alle mit „Ich hätte ja…“. Und keiner hört mehr zu. Lass gut sein, Opa.

Der bequeme Opa in uns allen

Vielleicht zuckst Du jetzt mit den Schultern und sagst: „Na, und? Selber schuld.“ Oder Du fragst Dich, was die Geschichte eines bewegungslosen, alten Mannes mit Dir zu tun haben soll.

Ich meine: Diese Geschichte hat mit uns allen zu tun. Vielleicht sitzen wir nicht in einem Sessel und warten, bis Oma die nächste Mahlzeit auftischt. Sondern gammeln auf der Couch, stochern mit einer Plastikgabel im Essen vom Lieferservice herum und schauen eine Serie auf Netflix. Das ist schön für einen Tag lang oder ein Wochenende, aber wie schnell wird daraus Routine? Wie schnell bleiben von unseren großen Ideen nur noch traurige Theorien übrig?

Man würde ja gerne den Berlin-Marathon laufen, aber, ach, Trainieren ist anstrengend und draußen regnet es. Man würde endlich in eine größere Wohnung ziehen, vielleicht sogar in eine andere Stadt. Doch allein der Gedanke an einen Umzug erschöpft einen augenblicklich und, na ja, was soll’s, immerhin wohnt man nicht mehr bei Mutti. Könnte also schlimmer sein, oder? Man würde so gerne das hübsche Mädel aus der Buchhaltung ansprechen und sie auf einen Drink nach der Arbeit einladen. Aber man könnte ja einen Korb bekommen. Nee, zu viel Risiko. Also bleiben wir lieber auf der Couch. Wo es bequem ist.

Das Leben können wir uns ja immer noch bei Netflix anschauen.

Echt jetzt? Nein, natürlich nicht! Lass uns ausbrechen, raus aus der Komfortzone!

Hier drei Gründe, das häufiger zu tun.

1. Bequemlichkeit ist gar nicht so toll.

„Bequem“ ist ein Stuhl oder eine Matratze (oder eben Opas Sessel), aber doch kein Attribut für dein Leben! Oder würdest Du wirklich mit meinem Opa tauschen wollen?

Bequemlichkeit macht nicht glücklich. Du wirst unzufrieden, faul, gelangweilt und im schlimmsten Fall sogar krank. Ob nun rein körperlicher Bewegungsmangel, der auf Dauer zu Muskelabbau, Rücken- und Kopfschmerzen, Herz-Kreislauferkrankungen oder Übergewicht führt. Oder auch geistige Trägheit, die langfristig Dein Gedächtnis beeinträchtigt und, laut einer Studie des US- Neurologen Dr. Robert Friedland sogar Alzheimer begünstigt. Der beste Freund der geistigen Trägheit ist übrigens ein überdurchschnittlicher Fernsehkonsum. Ganz toll, Dr. Friedland. Und ich hatte mich so auf die neue Staffel von Gilmore Girls gefreut.

2. Wachsen tut weh. Isso. Geht aber vorbei.

Kennst Du den Ausdruck „Wachstumsschmerz“? Das erlebt man oft bei Kindern und Jugendlichen, das haben wir selbst erlebt. Während der Körper in die Höhe schießt und sich die Gliedmaßen strecken, tut es manchmal weh. Das kannst Du auf jede neue Herausforderung in Deinem Erwachsenenleben übertragen.

Natürlich macht es Dir im Vorfeld Angst, die hübsche Kollegin aus der Buchhaltung anzusprechen, natürlich hast Du schweißnasse Hände. Klar geht Dir die Pumpe, wenn Du in eine neue Stadt ziehst, ins Unbekannte.

Aber warum sollte diese Angst immer nur schlecht sein? Sie kann genauso gut die richtige Menge an Adrenalin liefern, die Du brauchst, um es durchzuziehen. Nimm sie als Indikator dafür, dass Dir etwas wichtig ist, genieße die Aufregung – und bedenke die Alternative. Denn die würde (zumindest in der Theorie) lauten: Ein Kind, das nicht wächst, bleibt für immer klein. Und ein Leben, das nicht wächst, eben auch.

Und das Gute ist ja: Der Schmerz geht vorbei.

Ich weiß noch, wie ich, gerade das Abi in der Tasche, auf dem Bett in meinem Zimmer saß und meiner Mutter die Bluse nassgeheult habe. Am nächsten Tag würde ich (typische Landjugend, sehr behütet aufgewachsen, fester Freundeskreis) nach München ziehen, um dort meine Ausbildung zu beginnen. München, fuck, das klang unheimlich groß. Das klang nach vielen fremden Menschen, nach Einsamkeit, nach Dingen, die ein kleines Landei wie ich nicht bewältigen könnte. Ich wollte nicht weg. Ich wollte für immer in meinem Kinderzimmer bleiben. Was glaubst Du, was meine Mutter gesagt hat? „Es geht vorbei. Wenn Du erst mal einen Monat dort bist, wirst Du Dir nicht mehr vorstellen können, zurückzukommen.“ Und genau so war es.

Also, lass uns sie Nase putzen, die Ärmel hochkrempeln und den Schmerz aushalten. Wir sind doch keine Memmen!

3. Wer nicht wagt… und so.

Ja, ich weiß, ein abgedroschener Spruch, aber er trifft es nun mal. Wie willst Du erfahren, ob die Buchhaltungs-Maus mit Dir ausgehen würde, wenn Du sie nicht fragst? Woher solltest du wissen, ob das Leben in der Stadt wirklich so viel spannender ist als das auf dem Land, wenn Du den Strapazen eines Umzugs aus dem Weg gehst und bleibst, wo du bist? Wie willst Du herausfinden, ob Du den Marathon bestehen würdest, wenn Du gar nicht erst rausgehst, um zu trainieren?

Genau: gar nicht.

Und wenn es mal nicht klappt?

Hey, dann kannst Du immer noch stolz sein, dass Du es versucht hast. Und dann machst Du einfach weiter. Versuchst es noch einmal, besser oder auf eine andere Art und Weise. Denn weißt Du was? Sowas nennt man „Heldenreise“. (Nach diesem Prinzip funktionieren übrigens auch die Serien bei Netflix.)

Also: Lass uns unbequem sein! Lass es uns besser machen als mein Opa Helmut. Der sitzt übrigens immer noch in seinem Sessel. Mit 82. Er hätte ja… Damals, früher. Vorbei.

Mehr unter 5 Anzeichen, dass Du nicht DEIN Leben lebst. Und wenn Du in Deinem Leben etwas verändern willst, könnte der neue myMONK-Videokurs Wie man seine Berufung findet was für Dich sein.

Photo: a4gpa