Teile diesen Beitrag "10 Dinge, die selbstbewusste Menschen NICHT tun"
Selbstbewusstsein. Lange Jahre lief ich ohne es durch mein Leben. Wo es war? Im Keller, ungefähr vier Stockwerke unter der Erde. Ich musste es zurückholen, mühsam, Treppenstufe für Treppenstufe. Klar bin ich dabei oft abgerutscht, wieder ein Stück nach unten. Mal eine Stufe, mal eine ganze Etage. Dann schlug die Selbstverurteilung zurück, zwei Haken Selbsthass ins Gesicht, drei Stöße Verzweiflung in den Magen.
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Inzwischen sieht’s schon deutlich besser aus. Noch immer sind mir zum Beispiel Menschenansammlungen ein Graus. Noch immer steigen hier und dort Zweifel in mir auf, unangenehm wie plötzliche Luftblasen in einem öffentlichen Wasserbecken („Oh, ich dachte, hier gibt’s gar keinen Sprudel“). Aber ich traue mir auch immer mehr zu. Gehe raus. Stehe für mich ein. Lebe im Großen und Ganzen, wie es mir vorstelle. Ein paar Dinge hab ich gelernt auf diesem Weg. Hier sind zehn davon. Vielleicht kannst Du was damit anfangen.
Also, was machen selbstbewusste Menschen anders?
1. Sie laufen nicht vor ihren Gefühlen davon.
Für mich war das der wichtigste Schritt. Anhalten. Innehalten. Aushalten, was da ist an Ängsten, an Traurigkeit, an Wut. Mich nicht weiter ablenken mit Pornos, Fressen, Saufen, Fernsehen. Sondern mich kümmern und sehen: Kein Gefühl der Welt kann mich umbringen. Ich bin stärker, als ich denke.
2. Sie verstecken sich nicht in ihrer Komfortzone.
Immer wieder mal Ausruhen, sicher, das gehört dazu und darf natürlich auch sein. Aber auf Dauer schrumpft alles, was nicht wächst. Dann werden wir kleiner und kleiner. Ein Miniatur unserer Möglichkeiten. Die Komfortzone ist der Friedhof der Träume. Auch selbstbewusste Menschen haben Angst. Aber sie lassen sich von ihr nicht einsperren wie Überraschungs-Eier-Zwerge, die immer mehr in der Vitrine einstauben. Nein, sie tun, was getan werden muss.
3. Sie suchen nicht ständig nach Ausreden.
Verarschen weder sich noch andere mit billigen Schuldzuschreibungen. Geben die Schuld nicht dem Wetter, dem Verkehr, der knappen Zeit, dem lieben oder bösen Gott, der Erziehung, dem Gegenüber oder dem schlechten Feng Shui, ja, ja, da liegt ne Wasserader quer, aber wir sind trotzdem keine Opfer. Selbstbewusste Menschen übernehmen Verantwortung. Erinnern sich daran, dass sie sich verbessern und das allermeiste lernen können. Und entschuldigen sich aufrichtig, wenn sie einen Fehler gemacht haben.
4. Sie verwechseln Selbstbewusstsein nicht mit Arroganz.
Selbstbewusstsein heißt nicht, dass man der Allergeilste ist, dem ganze Sonnensysteme aus dem Arsch scheinen und einem ständig alles gelingt. Selbstbewusst ist, wer weiß, dass er immer damit fertig wird, wenn mal wieder etwas nicht oder nicht gleich gelingt. Er ist grundsätzlich mit sich im Reinen, akzeptiert sich und hat somit keinen Grund, sich über andere zu stellen, sie zu verurteilen oder schlecht zu behandeln.
5. Sie beschäftigen sich nicht zwanghaft mit der Meinung und dem Leben anderer.
Irgendwer wird immer etwas an uns auszusetzen haben. Und irgendwer immer mehr haben als wir. Mehr Geld, mehr Applaus, die schönere Haupt- oder Achselhaarfrisur. Dagegen können wir nichts tun. Müssen wir auch nicht. Denn was wir haben macht nicht aus, was wir sind. Stattdessen können wir unsere Gedanken stets wieder auf das zu lenken, was wirklich zählt: Wir. Hier. Jetzt. Und unser Weg. Der beste Vergleich ist der mit uns selbst: Haben wir uns weiterentwickelt, sind wir weiter als vor ein paar Jahren? Ein bisschen gelassener, ein bisschen weniger hart im Urteil, ein bisschen liebevoller?
6. Sie geben nicht zu früh auf.
Wolken am Himmel. Nebel, in dem man gar nichts mehr sieht. Blitze, die einen erstarren lassen. Die Sonne, die sich so lange nicht zeigt, dass wir uns vor ewiger Dunkelheit in unserem Leben fürchten. All das gehört dazu, ist Teil der Strecke, die wir zurücklegen müssen auf dem Weg zu unseren Zielen und Träumen. Die schweren Zeiten, das Hinfallen und Aufstehen und Weitermachen, das nächste Mal mit mehr Erfahrung. Selbstbewusste Menschen verlieren sich nicht im Problem, sie konzentrieren sich auf die Lösung.
7. Sie brauchen nicht unentwegt die Bestätigung von außen.
Gepinselte Bäuche, honigbeschmierte Münder, gehaltene Hände, geworfene Schlüpfer. Ich wünsche mir das. Gern mehrmals täglich. Doch inzwischen lerne ich nach und nach: Ich muss mich selbst darum kümmern, dass es mir gut geht, dass ich zufrieden bin mit mir, neuen Mut schöpfe. Kommen diese Dinge nicht aus mir, von innen, bleibt mein Selbstbewusstsein ein Sieb. Löchrig. Und schneller wieder leer als das Schnapsglas eines Alkoholkranken.
8. Sie verschieben die wichtigen Dinge nicht auf nächste Woche.
Gewartet habe ich schon auf Vieles. Auf manches aber besonders lang. Zum Beispiel darauf, mit myMONK loszulegen. Eigentlich sollte es „nächste Woche“ losgehen. Daraus wurden dann 416 Wochen. Acht Jahre. Die dicke, fette Angst war mir im Weg. Genährt hatte ich sie jedoch selbst. Mit dem Gedanken, alles müsse gleich perfekt sein, von Anfang an, ich dürfe mir auf gar keinen Fall einen Fehler erlauben. Natürlich ist das Quatsch. Der kleinste, vorsichtigste Schritt heute ist besser als der stärkste Sprint morgen, den wir dann doch nicht machen. Handeln stärkt uns und unser Selbstbewusstsein.
9. Sie verbiegen sich nicht.
Selbstbewusste Menschen können sich selbst bewusst zurückstellen. Mal, aber nicht immer und nicht auf Dauer. Sonst, das wissen sie, verbiegen sie sich immer mehr, werden zu menschlichen Spirellis (die von der geschmacksneutralen Sorte). Wenn wir uns selbst verlieren, ist alles verloren. Deshalb können wir’s nicht allen recht machen. Streit nicht immer vermeiden. Fremde Erwartungen nicht immer erfüllen. Sie wollen nicht um jeden Preis beliebt sein, sondern echt. Dazu horchen sie ein ums andere Mal nach innen: Was ist stimmig für mich? Was tut mir wirklich gut?
10. Sie glauben nicht alles, was sie im Internet lesen.
Nur, weil’s irgendwo so steht, muss es noch lange nicht wahr sein. Nicht mal, wenn ich’s geschrieben habe (damn!). Selbstbewusste Menschen schlucken nicht alles. Sie prüfen es und hören auf das, was ihr Verstand und ihr Herz ihnen sagen. Und vielleicht bedeutet für sie echtes Selbstbewusstsein was ganz anderes als das hier.
Mehr dazu im myMONK-Buch Selbstwertgefühl – Wie es entsteht und wie Du es stärken kannst .
Photo: Pedro Ribeiro Simões
Hi, wieder ein sehr gelungener Artikel!
Hallo Jana,
ich wäre grundsätzlich gern dabei. Bin allerdings nicht auf Facebook und weiß daher nicht, wie ich Dich kontakten kann (Upps, ich hoffe, das ist an dieser Stelle hier o.k.).
Und den Blogeintrag mag ich auch wieder sehr, werde ihn mir ausdrucken und ihn irgendwo präsent halten.
Die Anmerkungen von Jan gingen mir auch schon durch den Kopf. Selbstbewusstsein vs. Selbstsicherheit.
Liebe Grüße
Angie
Hey Angie,
Dankeschön mal wieder! 🙂
Liebe Grüße
Tim
Hi Jana,
Danke für Deinen Kommentar!
Ich hab den Link gelöscht (in dem Link bei Deinem Namen ist er ja noch), nicht weil mich Dein Aufruf stört, sondern weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass immer dann, wenn ich da nicht eine klare Linie fahre, sehr viel Werbung und so von anderen Kommentatoren folgt. Ich hoffe auf Dein Verständnis!
Liebe Grüße Tim
Guter Artikel!
Was mich beim Thema Selbstbewusstsein besonders fasziniert ist, dass jeder etwas anderes darunter zu verstehen scheint. Am Anfang hat mich das gestört (besser gesagt: verwirrt), aber mittlerweile finde ich es ganz interessant 🙂
Für mich persönlich bedeutet Selbstbewusstsein, dass man sich seiner selbst bewusst ist, inklusive all der Fehler und Schwächen die man hat. Nach meiner Definition könnte ein selbstbewusster Mensch durchaus vor seinen Gefühlen davonlaufen, sich in seiner Komfortzone verstecken, nach Ausreden suchen, sich zwanghaft mit der Meinung anderer beschäftigen, früh aufgeben und wichtig Dinge auf nächste Woche verschieben … er wäre sich dessen aber bewusst 😀
Viele Grüße,
Jan
Hi Jan,
das finde ich auch interessant. Hierzulande wird es ja doch sehr oft gleichgesetzt (auch von mir in dem Text) mit Selbstvertrauen, und bestimmt braucht es beides, das Bewusstsein und das Vertrauen darin, dass man sich den Dingen stellen kann, weil man mit ihnen umgehen (lernen) kann.
LIebe Grüße
Tim
Es ist halt ein großer Unterschied zwischen „sich selbst bewusst sein“ und „sich selbst sicher sein“. 🙂
Eien klasse Artikel, der alles Wichtige auf den Punkt bringt! Gerade bei Punkt 8 merke ich immer wieder, wie ich mich versuche dabei selbst auszutricksen.
Hey Tim,
wieder ein treffender Artikel… die meisten Dinge davon habe ich inzwischen ziemlich im Griff, nur Nr. 2 ist immer noch so ein Problem. Obwohl ich weiß, dass es sich lohnt herauszutreten, brauch ich oft doch mehrere Anläufe.
Aber wenn ich dann mal draußen bin und Neues umsetzen kann, fühlt es sich einfach super an!!!
LG Nina
Dieser Bericht widerspiegelt exakt was ich in den letzten Jahren lebe.
Ein sehr schöner Beitrag.Vielen Dank lieber Tim.
Noch eine kurze Frage zum Thema:
Was kann man tun , wenn man zwar selbst an sich arbeitet , der Partner einen aber öfter runtermacht ? Gibt es Möglichkeiten das nicht an sich heran zu lassen?
LG Ivaine
Lieber Tim,
einer Deiner besten Artikel, die ich bisher von Dir gelesen habe! So treffend und ehrlich und dabei auch noch humorvoll!
Es gehört viel Mut dazu so viel von sich preiszugeben!
Vielen Dank, Deine Beiträge sind eine wahre Bereicherung! 🙂
Mach weiter so!
Liebe Grüße
You are right
Wie wahr, Tim. Von den Gefühlen hängt so viel ab. Genauer hingeschaut, erkennen wir ja, dass die Eigenschaften der 10 Punkte auch alle von den Gefühlen abhängen. Mit Gedanken kannst du durchaus mal ein Hochgefühl haben. Besonders mit Denken an eine gemalte Zukunft. Sie kommen halt gerne schnell zurück danach, die Gefühle. Da hilft wohl doch eher Geduld, Liebe und Wohlwollen mit dir selber.
Danke für den Artikel! Lese hier seit kurzem mit und bin froh, diese Seite gefunden zu haben. 🙂
Hey Tim,
vielen Dank das du nicht aufgegeben hast und MyMonk immer weiter aufrecht erhältst.
Zugegeben, ich lese nicht immer deine Mails, habe heute gesehen wieviel Leser du in den
Jahren dazu gewonnen hast. -Wahnsinn,mein allerhöchsten Respekt!!!! auch auf Facebook,
ich glaube mich zu erinnern, das du dort damals schon aufhören wolltes..WOW, das du immer
weiter gemacht hast was du liebst.
ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und Spaß bei dem was du tust.
ps. und wenn du mal ein paar schlübbies zugeworfen haben möchtes, dir danach ist, meld dich einfach.
ich feier dich ;-).
[…] Original Artikel ansehen […]
Du bist wunderbar und ich liebe es immer wieder deine Zeilen zu lesen.
Es ist so gut das, es dich gibt.
Herzensgrüsse von Claudia😘
Herzlichen Dank, liebe Claudia! 🙂
Tim
Ich liebe Deine Art des Schreibens….Humor, Fakten, Impulse….hervorragend abgeschmeckt, und gut verdaulich…..gäbs Dich nicht…..ich würde Dich erfinden…..Bauch mit Honigpinsel Gruß 😉
Sehr geil geschrieben. Danke! Das kommt gerade richtig.
Ich denke, das ist schon gut beobachtet. Wenn sich einer der Punkte zeigt, deutet das dann wohl darauf hin, dass ich momentan eher etwas um Sicherheit kämpfe, Vertrauen in mich fehlt oder ich kämpfe gegen etwas, das sich nicht zeigen oder bewahrheiten soll. Das kostet natürlich Energie und geht vom Kopf aus.
Ich hab mir vor Kurzem auch Gedanken dazu gemacht, was selbstbewusste Menschen für mich ausmacht:
– Wer selbstbewusst ist, weiß um seine Größe – ohne andere klein machen oder halten zu müssen.
– Wer selbstbewusst ist, steht für seine Fehler ein und übernimmt die Verantwortung dafür – ohne sich ein Märtyrerhemd überstreifen zu müssen.
– Wer selbstbewusst ist, kann „Nein“ sagen zu Menschen, Umständen und Dingen, die ihm nicht gut tun – und ist dankbar für das, was ihm gut tut.
– Wer selbstbewusst ist, vertraut sich selbst, dem Leben und anderen Menschen (im Großen und Ganzen 😉 – und weiß gleichzeitig um die eigenen und die Schwächen der anderen.
– Wer selbstbewusst ist, kann Nähe zulassen – und nimmt sich gleichzeitig den Freiraum, den er für sich braucht.
– Wer selbstbewusst ist, findet vieles an sich gut, einiges o.k. und ein paar Kleinigkeiten naja – und kann über seine (vermeintlichen) Makel auch mal schmunzeln.
– Wer selbstbewusst ist, hat das Gute und Schöne im Fokus – ohne naiv zu sein.
– Wer selbstbewusst ist, verfolgt beharrlich seine Ziele – und weiß, wann es an der Zeit ist, Pläne zu ändern.
– Wer selbstbewusst ist, stellt sich den Ängsten, die ihm den Weg versperren – und nimmt die Liebe mit.
– Wer selbstbewusst ist, hat Mut zur Ehrlichkeit – und weiß, wann es besser ist zu schweigen.
– Wer selbstbewusst ist, nimmt Dinge persönlich, die es wert sind – und lässt alles andere hinter sich.
Schöner Artikel – selbstbewusst und unaufgeregt geschrieben. Danke!
Bei Punkt 8 musste ich schlucken und bremsen, weil es mich betrifft immer wieder, aber auch weil ich denke, dass das Aufschieben auch damit zu tun haben kann, dass die Zeit für eine gewisse Entscheidung, für ein Projekt, für den Start einfach noch nicht reif ist…
Das gilt wohl nicht für Steuererklärungen in den meisten Fällen.
Der Knackpunkt ist die Unterscheidung zwischen Reifung bzw. Inkubation einer Idee und anderen Gründen für die aufschieberitis… Ich wünsche uns allen da einen klareren Blick dafür
Liebe Grüße
Hallo Tim,
auch, wenn ich nicht die sebstbewussteste bin …
Ich bin über Dich gestolpert, weil ich im Internet nach Hinweisen gsucht habe, wie ich mein Selbstbewusstsein stärken kann. Bin an Deinen Texten hängen geblieben, sauge Deine Worte in mich auf – auch, wenn ich nicht jedes einzelne glaube.
Nach einem schmerzhaften Sturz musste ich das Laufen neu lernen … Das gänzlich zerstörte Selbstbewusstein und mich (nicht nur in Eigenregie – danke an alle, die da waren!) wieder finden.
Die 10 Dinge, die selbstbewusste Menschen NICHT tun, sind mir alle nicht mehr ganz so neu. Vieles davon kann ich mittlerweile wieder gut umsetzen und leben.
Eine traumhafte Retorik und Wortwahl! Meine Begeisterung wächst!
Ich hoffe, Dich und von Dir noch lange lesen zu können! Ich will daraus schöpfen!
Sei aufs Herzlichste gegrüßt,
Gabriela
Hallo Tim.
Auch mir ging es vor 10 Jahren so. Alle anderen schienen selbstbewusster zu sein als ich. Aber ich habe meinen Weg gefunden selbstbewusst zu werden. Und heute bin ich Selbstbewusstseins-Trainerin für Frauen. Weil ich den Weg persönlich gegangen bin, kann ich ihn auch anderen Frauen vermitteln. Kann aus meinen Erfahrungsschatz abgeben.
Der Bericht was selbstbewußte Menschen meiden…nicht schlecht. Sowie der Rest Eurer Comunity weiter so! Herzliche Grüße Werner Koslowski