Teile diesen Beitrag "Warum Du nicht loslassen kannst (das größte Missverständnis)"
Die große Liebe in Trümmern, die Gesundheit im Keller, der Traum unter der Erde. Nach vorne schauen wollen, trotz allem, aber der Rückspiegel in die Vergangenheit so groß wie eine Kinoleinwand, und immer vor unseren Augen, und immer mit schmerzhaften Gefühlen im Gepäck.
Warum ist Loslassen so schwer?
Weil wir darunter oft etwas anderes verstehen als das, was es wirklich ist.
Zen-Meister und Meditationslehrer Jack Kornfield sagte:
Die Dinge loszulassen bedeutet nicht, sie loszuwerden.
Sie loszulassen bedeutet, dass man sie sein lässt.
Dasselbe meinte wohl Religionsphilosoph Alan Watts, als er sagte:
Du möchtest die Ruhe der Seele …
… doch der Versuch, sie zur Ruhe zu bringen, gleicht dem Versuch, Wellen mit einem Bügeleisen zu glätten.
Wir können die Wellen (den Schmerz, die Trauer, den Zorn) nicht loswerden. Das Meer muss sich von selbst beruhigen. Und das tut es umso eher, je weniger wir im Wasser strampeln und kämpfen.
Loslassen bedeutet:
Aus dem Meer heraus ans Ufer schwimmen und dort stehen und die Wellen – die Gefühle – sein lassen, sie ihren Lauf nehmen lassen. Nur beobachten. Keine Welle festhalten wollen, keine bekämpfen.
Das Meer ist dann immer noch da und wir widmen uns ihm. Nur wissen wir dann, dass wir nicht untergehen werden. Wir stehen da und es wird leichter, ein bisschen erst, und dann mehr und mehr.
Siehe auch: 4 Gründe, warum Du nicht loslassen kannst (und wie Du’s doch noch schaffst) und das myMONK-Buch Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt.
Photo: Marc Brüneke
Hallo Tim,
beim Lesen deines Textes ist mir grad fühlbar das Herz aufgegangen. Irgendwie hast du – kurz und knackig – einen Nerv bei mir getroffen. Danke dafür.
Schönen Abend
Connie
Hi Connie,
oh wie schön, freut mich, dass das gerade so gut gepasst hat.
Liebe Grüße
Tim
Lieber Tim, liebe Connie,
das meinte ich mit tollen Artikeln, die ich so liebe. 😉
Und Connie, dein Kommentar, dass es deinen Nerv trifft, lässt mich spontan an einen Traum denken, den ich vor langer Zeit hatte, der aber so krass war.
Ich war unter Wasser und konnte irgendwie nicht schwimmen. Ich sah drei Frauengestalten, die vollkommen leblos und starr waren unter Wasser. Ich strampelte und fuchtelte mit den Armen wie verrückt, weil ich nicht ertrinken wollte. Je hektischer ich wurde, desto weiter runter unter Wasser zog es mich.
Irgendwann gab ich auf, liess Arme und Beine sinken, konnte nicht mehr und im nächsten Augenblick sah ich mich an einem Swimmingpoolrand sitzen, erschöpft, über mir ein Helikopter und dann wachte ich auf. Das ist wohl mit Loslassen gemeint, in dem Moment, wo ich „losliess“, konnte ich gerettet werden.
Das ist so verdammt schwer, weil man mit dem Loslassen natürlich Angst hat, dass man die Person/die Sache ganz verliert. Aber irgendwann muss man es tun, sonst zieht es einen runter und man ertrinkt daran…
Wow tolle Metapher dafür! Mit dem Bild im Kopf fällt es mir gleich viel leichter. Und das Zitat von Kornfield ist auch so schön erleichternd. DANKE!
Hugs,
Linda
Dankeschön fürs Lesen und für Deinen Kommentar, liebe Linda. Ich hoffe, Dir geht’s gut! Tim
Ein schöner Beitrag, Tim, wie ich finde.
Die Gefühls-Wellen kommen und gehen. Manchmal vereinnahmen sie uns und wir sehen sie nicht als Wellen, reagieren mit Denkmustern und sogar Ausweglosigkeit. Machen wir uns immer wieder bewusst, dass es nur Wellen sind, die es wegen alten Ursachen noch immer gibt, können wir ihnen vielleicht schon eher standhalten, sie über uns ergehen lassen. Und wir erkennen oft im Rückblick, dass sie von wenig Bedeutung sind. Sie werden an Energie verlieren. Ob sie nun wieder vorbeikommen werden oder nicht.
Vielen Dank, Richard. Finde, das ist ein sehr hilfreicher Gedanke – der an die alten Ursachen; die Vergangenheit spült die Wellen meist an. Ein schönes Wochenende Dir, Tim
Hallo Tim
Wieder ein schöner Artikel. Um im Bild zu bleiben kann man den Sturm auch abwettern. Einen Anker werfen und die Wogen an sich vorbei ziehen lassen. Wenn wir aufhören gegen den Sturm zu kämpfen und uns auf das Jetzt konzentrieren wird auch der schlimmste Sturm irgendwann abziehen. Und dafür brauchen wir die Verankerung im Hier und Jetzt. In diesem Moment können wir all die Dinge wahrnehmen. Die Bäume, das Licht, die Gegenstände, der Geruch. Die Welt beinhaltet in jedem Augenblick so viel mehr als nur den Schmerz.
Alles gute
Sandro
Merci Sandro, Danke für Deine schöne Ergänzung des Bildes. Das ist interessant – aufhören, gegen den Strom zu schwimmen. Irgendwie scheint mir dieses Gegen-den-Strom-Schwimmen sehr oft hochgehalten zu werden, es scheint uns immer schwerer zu fallen, Dinge hinzunehmen – oft ist das gut, bei den Gefühlen leider nicht. Liebe Grüße Tim
Diese Unterscheidung ist sehr wichtig! Ich habe oft bemerkt, dass Leute loslassen mit loswerden verwechseln. Kein Wunder, dass so viele meinen man könne Dinge gar nicht loslassen.
Ich denke, das ist auch mehr als eine Verwechslung – es ist auch ein Wunsch, und ein sehr nachvollziehbarer – wenn es einfach weg wäre, wäre alles gut, und danach sehnen wir uns bei Schwierigkeiten und schwierigen Gefühlen. Auch das ist natürlich total okay, nur als Bewältigungsstrategie vielleicht nicht die hilfreichste.
Ich meine, wir wollen und können durchaus die Belastung loswerden. Wir können es natürlich nicht ändern, wie es war, was uns (noch immer) belastet. Und doch versuchen wir es oft mit dem Kopf. Das was da anscheinend war, hierzu muss es doch noch eine Erklärung oder Erkenntnis geben, die eine Lösung bringen? Doch so lassen wir das Thema wohl kaum los. Bestenfalls schieben wir es eine Weile auf.
Es war eben so, wie es war. Ich bin als Kind nicht geliebt worden. Obwohl, zu essen und ein Bett hatte ich. So wurde ich doch auf eine Art geliebt! Die Liebe war aber nur gelb. Es war keine rote Liebe, auf die ich glaubte Anspruch zu haben. Und noch immer kann ich es nicht akzeptieren, dass ich keine rote Liebe bekommen habe. Sogar Herabsetzung und Schuld musste ich erfahren, Mein Kopf arbeitet und arbeitet, damit sich dies noch ändern möge. Es wird sich nicht ändern. Lass den Anspruch los, mag es noch so schmerzen. Der Schmerz erlaubt den Emotionen zu gehen. Und die Emotionen stellen die Belastung dar, nicht die Erinnerung an das wie es war an sich. Und die Emotionen kommen immer wieder, in Wellen. Der Kopf würde gut daran tun, sich herauszuhalten, den Wellen Raum zu lassen. Damit sie verebben können.
LG Richard
schöner beitrag und v.a. hilfreich!
Ein wunderschöner Artikel.
Loslassen hat für mich auch viel mit Verzeihen zu tun bzw. sie gehen Hand in Hand. Wenn ich bereit bin zu verzeihen, dann kann ich auch die Emotionen akzeptieren bzw. loslassen.
Gerade gelesen und festgestellt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und das ist gut so…..loslassen muss halt manchmal sein. Aus den verschiedesten Gründen! Lasse gerade eine menschliche Beziehung los, die mich schon lange mehr runtergezogen hat als Freude zu geben. Der Wind und Wellen werden sich legen!
[…] Was das Verhalten eines anderen mit uns macht, das ist hingegen durchaus unser Problem. Wir sollten uns kümmern um unsere Gefühle, die nun eben da sind. Um die Wut zum Beispiel, nachdem wir betrogen wurden. Oder um die Enttäuschung, nach dieser Absage in letzter Minute. Die Gefühle brauchen unsere Zuwendung. Wir sollten sie weder ignorieren, noch kleinreden. Denn nur, was wir zugelassen haben, kann uns wieder loslassen. […]
[…] Wir können unseren Problemen und schwierigen Gefühlen nicht davonlaufen. Je mehr wir’s versuchen, desto mehr wachsen sie in unserm Inneren wie ein Alien, und irgendwann fressen sie uns auf. Was wir nicht zulassen, kann uns nicht loslassen. […]
[…] Siehe auch: Warum Du nicht loslassen kannst: Das größte Missverständnis. […]