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Text von: Romy Hausmann

„Über den Lauf der Dinge sollte man sich nicht ärgern, denn er kümmert sich nicht darum.“ – Marc Aurel

Innere Ruhe, super Sache. Gelassen bleiben in jeder Situation. Scheiß auf den Traktor, der Dich innerhalb von Hundertstelsekunden von 160 auf geschmeidige 20 km/h ausbremst, ausgerechnet heute, wo du verschlafen hast. Scheiß auf den *böses Schimpfwort*, der Dir den Parkplatz vor der Nase wegschnappt. Scheiß auf diesen *noch böseres Schimpfwort* von einem Chef, der Dich nun, weil Du zu spät kommst, vor den Kollegen zerpflückt, genüsslich wie eine Katze eine Rolle Toilettenpapier. Einfach atmen, schön ruhig atmen, und im Kopf noch eine kleine, beruhigende Melodie summen, mmmh mmmmmh MMMMMMMMMMHHHH…

Unter uns: hat bei mir nie geklappt. Ich konnte mir einreden, was ich wollte. Ich konnte summen wie ein ganzer Bienenschwarm – mein Gemüt ließ nicht beruhigen. Ich bin früher regelmäßig ausgerastet, wenn die Dinge nicht so liefen, wie ich es gerne gehabt hätte. Wenn irgendjemand mir krumm kam, indem er mir Parkplätze klaute, sich in die Kassenschlange vor mich drängelte, ein in meinen Ohren unpassendes Wort bemühte oder mich einfach nur „falsch“ ansah. Ich will nicht sagen, dass ich eine Cholerikerin gewesen wäre, aber nicht ganz grundlos kursierte wohl lange die (natürlich falsche) Legende, ich sei eine entfernte Verwandte von Klaus Kinski alias „Raketen-Klaus“.

Es ist kein gutes Gefühl, aus dem Gleichgewicht zu geraten – egal ob man in Stress-Situationen zum lautstarken „Kinski-Verschnitt“ mutiert oder „nur“ innerlich eskaliert wegen oft schon kleinster Kleinigkeiten. Und es ist erst recht kein gutes Gefühl, sich dagegen machtlos zu fühlen. Ich zumindest habe die immer bewundert, die nicht so schnell aus der Spur kippten wie ich. Habe mich gefragt, wie sie sich ihre Ruhe bewahrten. Einfach weiterfuhren, wenn der Parkplatz weg war und sich einen neuen suchten, ohne mordlüsterne Gedanken, die für den Rest des Tages den Grundtenor ihrer Stimmung besiegelten. Die auf eine – wie es mir vorkam – fast schon magische Art und Weise gelassen bleiben konnten, während ich unnötige Energie und wertvolle Lebenszeit darauf verschwendete, mich in Nichtigkeiten zu verbeißen.

„Stoische Ruhe“ heißt das Zauberwort – und muss kein Hexenwerk sein. Dazu hier drei mentale Übungen für mehr innere Gelassenheit.

Übung 1: Die Dinge ins richtige Verhältnis rücken

„Betrachte die ganze Natur, wovon Du nur ein winziges Stücklein bist, und das ganze Zeitmaß, von welchem nur ein kurzer und kleiner Abschnitt Dir zugewiesen ist, und das Schicksal, wovon das Deinige nur ein Bruchteil bildet!“ –  Marc Aurel

Versuchen wir, uns in schwierigen Situationen einmal aus der Sicht einer dritten Person zu betrachten. Was denkt diese Person über uns und das Problem, an dem wir uns gerade aufreiben? Greift sie sich an den Kopf beim Anblick der Frau (ich), die in diesem Moment das Fenster ihres alten Polos runterkurbelt, um einen anderen Autofahrer mit zensierungswürdigen Ausdrücken zu beschimpfen? Findet sie den Typen albern, der nur, weil er einen Spruch von seinem Chef kassiert hat, gleich zum Heulen aufs Firmenklo rennt und sich am liebsten in der Kloschüssel ertränken würde?

Vergrößern wir den Abstand, stellen wir uns vor, wir stünden auf dem Dach unseres Hauses und hätten die ganze Nachbarschaft im Blick. Das Paar von nebenan, das nicht weiß, wie es finanziell über die Runden kommen soll, nachdem der Mann gerade seinen Job verloren hat. Den kleinen Jungen, der traurig und mit gebrochenem Bein im Garten sitzt und über den Zaun hinweg seine Freunde beobachtet, die mit ihren Fahrrädern durch die Straße flitzen. Frau Müller, die dort unten entlangläuft, seit Monaten in schwarz gekleidet. Wie schwer wiegt unser Problem im Verhältnis zu denen, die andere gerade haben?

Auch wenn unser Ego mittelschwere Schmerzen leiden mag beim Gedanken daran, dass wir nicht der Nabel der Welt sein sollen (höchstens eine Fluse darin), kann uns diese Übung dabei helfen, die Dinge von einem entspannteren Blickwinkel aus zu sehen. Wir können uns daran erinnern, dass unsere Zeit begrenzt ist. Verschwenden wir sie nicht an Dinge, die „von oben“ betrachtet nicht mal die Größe einer zusammengeschrumpelten Rosine haben.

Übung 2: Negative Visualisierung

„Tod und alles, was als schrecklich erscheint, soll Dir täglich vor Augen schweben; so wirst Du nie wieder an etwas Gemeines denken, noch etwas allzu heftig begehren.“ – Epiktet

Selbst wenn es sich in der akuten Situation so anfühlt: An den meisten Dingen, über die wir uns im Alltag aufregen, hängt kein Lebensglück. Vielmehr sind sie nur „Rosinen“ aus Übung 1. Was wäre, wenn wir stattdessen auf etwas verzichten müssten, was für uns wirklich wichtig ist? Das Dach über unserem Kopf. Unsere Gesundheit. Einen geliebten Menschen. Fühlt sich mies an, dieser Gedanke, nach „richtigen“ Problemen und echter Machtlosigkeit. Wie lächerlich wirkt jetzt der Einlauf, den Dir Dein Chef heute Morgen verpasst hat? Ist es tatsächlich so ein Drama, dass Du Dir in der Eile heute Morgen den Kaffee auf die weiße Bluse gekippt hast? Wird es mich wirklich umbringen, um den Block zu fahren und mir eine andere Parklücke zu suchen (am besten in der Nähe des Friedhofs, nur für den Fall der Fälle)?

Wir können uns klarmachen: Es könnte alles schlimmer sein, dicker kommen, uns härter treffen, mitten ins Gesicht. Manchmal hilft ein negatives Szenario, uns genau daran zu erinnern und gleichzeitig Dankbarkeit zu entwickeln für die guten die Dinge, die uns trösten und motivieren, wenn eine Situation einfach mal nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben.

Übung 3: Raus aus der Bequemlichkeit

„Am stärksten ist, wer sich selbst in der Gewalt hat.“ – Seneca

Warum regen wir uns überhaupt so über Nichtigkeiten auf? Warum zweifeln wir sofort an unserer Person („O Gott, ich kann ja nicht mal einen Suppenlöffel grade halten ohne zu kleckern! Ich bin so ein Versager!“)? Oder fangen an zu pöbeln auf eine Art, die jeden Gangster-Rapper neidisch machen würde („Ey, Omma! Verpiss Dich aus meiner Kassenschlange!“)?

Ganz einfach: Weil wir in Stress geraten, wenn die Dinge unvorhergesehen in eine andere Richtung laufen, als wir sie gewöhnt sind oder sie in unserem Kopf vorgezimmert haben. Und Stress ist etwas, das wir natürlich gerne vermeiden. Wir haben es von Natur gerne entspannt und bequem. Kuscheln uns ein in unserer persönlichen Komfortzone.

Wie wäre es, wenn wir sie ab und zu einmal freiwillig verließen, um unsere Nerven ein wenig zu trainieren? Zu lernen, einfach mal was auszuhalten? Uns ein bisschen abzuhärten? Wir müssen ja nicht gleich Navy-Seal-mäßig bei Morgengrauen aufstehen und einen 20-Kilometer-Gebirgsmarsch mit 50 Kilo Marschgepäck unternehmen.

Stattdessen: Kalt duschen. Mal wieder zu Fuß gehen, statt vom oberen Ende der Einfahrt zum unteren mit dem Auto zu rollen, wenn wir den Briefkasten leeren wollen. Einen Tag lang fasten. Eine halbe Stunde früher aufstehen. Kleine Dinge, die unsere Selbstdisziplin in gesundem Maße fördern und uns mental ein wenig stärker machen.

Wir werden in unserem Leben immer wieder Situationen erleben, die den inneren „Raketen-Klaus“ provozieren. Ich werde noch viele Parklücke verlieren und mich vielleicht nie so richtig mit den Kassenschlangen-Dränglern anfreunden können. Aber all das – die Parkplatz-Diebe, die drängelnden Omas, die lahmen Traktoren, die fiesen Chefs – gehört nun mal dazu. Zum Leben, zum Alltag. Wie Marc Aurel sagte: „Ändere deine Ansichten und du hörst auf, dich zu beklagen.“

Mehr unter 9 Gedanken für stoische innere Ruhe und unter Ein einfacher Gedanke, der Probleme leichter macht.

Photo: Resting in nature / Shutterstock