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Text von: Christina Fischer

„Besitz ist Leim.“ – Manfred Hinrich, deutscher Philosoph

Vor ein paar Monaten noch wäre ich in schallendes Gelächter ausgebrochen, hätte man mir gesagt, dass ich einmal einen Artikel übers Aufräumen schreiben würde. „Dafür bin ich wirklich die Falsche“, hätte ich dann gesagt, wäre vermutlich mit einem Stapel ungelesener Bücher unterm Arm irgendwo in meinem total überfüllten und unaufgeräumten Kleiderschrank abgetaucht und hätte mit den Augen gerollt. „Ihr Kleiderschrank ist wirklich sehr unordentlich für ein Mädchen“ hat mir im ersten Studienjahr schon unsere alte (und offenbar auf traditionelle Geschlechterrollen bedachte) Vermieterin gesagt und mir mangelnde Strukturen unterstellt. Vielleicht ein bisschen mit recht. Aber ich habe meine Strukturlosigkeit und mein Chaos lange stolz wie eine Fahne vor mir her getragen: Möget ihr auch alle Ordnungsfanatiker sein – ein Genie beherrscht schließlich das Chaos!

Nun, das Genie suchte in seinem Chaos letztendlich so lange den Hausschlüssel, Rechnungen, Unterlagen, den Reisepass und immer wieder mal eine Katze, bis es verstand: Ordnung macht frei. Im Kopf und letztendlich auch im Leben. Und je weniger Krempel uns einengt, desto freier können wir atmen, desto klarer können wir sehen.

Warum fällt uns Ordnung oft so schwer?

Eigentlich müsste man sich zuerst fragen: Warum haben wir eigentlich so viel Zeug? Aber ich fürchte das erübrigt sich: Weil wir nichts wegwerfen – also loslassen – und gleichzeitig so viel haben – also festhalten – wollen. Und wer nicht von allein Sachen hortet, der wird eben so lange durchs Konsumkarussell gedreht und mit Werbung beschallt, bis er eben doch was will. Die Hemmschwelle zum Konsumieren ist niedrig, immerhin wird uns das ständige Einkaufen in den Medien, im Fernsehen und von „Influencern“ in den sozialen Netzwerken als ganz normal präsentiert.

Nur scheint der ganze Kram dann bei uns plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln und sich ständig ungefragt überall auszubreiten. Um uns allmählich unter sich zu begraben. Es kommt uns übermächtig vor, das Gerümpel. Deshalb fangen wir oft erst gar nicht an, auszusortieren und aufzuräumen. Ich bin so. Ich sehe den Berg an Zeug, denke „Oh nein, das wird ewig dauern!“ und versuche, einfach nicht mehr hinzuschauen. Dabei können wir dem Kram schon in wenigen Minuten den Gar ausmachen – mit ein paar einfachen Tricks. Hier einige Tipps, die meine Wohnung ordentlicher und mein Leben einfacher gemacht haben.

1. Krempel-Hauptsammelpunkte eliminieren

Wenn ich in meiner langjährigen Kram-Karriere eines gelernt habe, dann das: Krempel zieht immer noch mehr Krempel an. Und seine Hauptkommandozentrale sind die sogenannten Ablageflächen. Damit meine ich das Tischchen, die Kommode, die Schreibtischablage, den Küchentisch (oder andere kreative Orte). Dort landen die Werbeprospekte, die man sich „später“ genau anschauen will. Unterlagen, die noch auf ihren endgültigen Bestimmungsort warten. Pizzabestellzettel. Dort lädt man geistesabwesend den Kram ab, bei dem man sich nicht sicher ist, ob und wann man ihn noch braucht. Mein Tipp: Wehret den Anfängen! Sobald das erste Stück dort liegt, werden weitere folgen. Fangt gar nicht erst damit an. Sortiert direkt aus, werft in den Müll, was in den Müll gehört, ordnet ein, was in einen Ordner gehört.

2. Wer die Klamotten kontrolliert, kontrolliert das Schlafzimmer

Das Schlafzimmer ist ein heiliger Ort – das habe ich mit 30 inzwischen eingesehen . Es sollte ein Ort sein, an dem Du den Alltagsstress abstreifen kannst wie Deine Klamotten. Die leider oft gerade im Schlafzimmer für extreme Unruhe sorgen. Vielleicht kennst du auch „den Stuhl“. Der Platz, auf dem Kleidung abgelegt wird, die zu schmutzig für den Schrank, aber zu sauber für die Wäsche ist. Letztendlich wächst jedoch nur der Wäschehaufen auf dem Stuhl, ohne das die Kleidung irgendeinem Zweck zugeführt wird. Deswegen: Mach’ Schluss mit dem Stuhl. Und für Kleidung gilt ganz radikal: Schrank oder Wäschekorb.

3. Nie ohne Deine Mülltüte

Manchmal sehe ich noch kurz das Entsetzen in den Augen meines Mannes aufblitzen, wenn ich wieder mit der großen Mülltüte anrücke, wenn’s ans Aufräumen geht („Was willst Du denn bloß wegwerfen?!). Aber meiner Erfahrung nach gibt es immer etwas, das in den Müll gehört. Geöffnete Briefumschläge, alte Schokoriegel, Magazine, die man doch nicht mehr liest. Hat man eine Mülltüte zur Hand, kommt man seltener auf die Idee, das Zeug nur irgendwo anders abzulegen und dann zu vergessen.

4. Gib alles – in 15 Minuten

Krempel ist häufig nichts als eine optische Täuschung. Die Sache sieht nach mehr Aufräumarbeit aus, als es in Wirklichkeit meist der Fall ist. Bevor Dir also Dein Hirn sagen will „Das dauert zu lang, lass’ es einfach bleiben“, stell’ Dir den Wecker. In nur 15 Minuten kannst Du ziemlich viel bewirken … und eine Viertelstunde hält jeder durch. Dadurch bekommst Du allmählich ein Gefühl dafür, wie viel Aufwand wirklich hinter der Sache steckt und bist immer weniger abgeschreckt.

5. Kleine Ecke – große Wirkung: Die Spüle

Manchmal sind es die Details, die die größte Wirkung haben. So ein Detail ist das Spülbecken. Steht es voll mit Töpfen und benutztem Geschirr, wirkt der ganze Raum katastrophal unruhig. Vielleicht kennt ihr ja auch diese Unsitte, sich selbst einzureden, der Topf müsse erst mal (also ca. fünf Tage) eingeweicht werden …

Was mir hilft: Und wenn es das letzte ist, was ihr vorm Schlafengehen tut – geht nicht schlafen, ehe die Spüle sauber ist. Dauert in der Regel keine zehn Minuten. Und am nächsten Morgen habt ihr eine Sorge weniger.

6. Nebenschauplätze eliminieren

Du hast sicher schon einmal in einem Film gesehen, wie jemand einen Wandschrank so vollstopft, dass der Kram den Nächstbesten, der ihn öffnet, unter sich begräbt. Das Prinzip dieser „Aufräumtechnik“: „Aus den Augen aus dem Sinn“. Wir haben solche „Nebenschauplätze“ auch oft. Orte, an denen wir den Kram nicht sehen müssen, zumindest nicht oft genug, dass es uns nachhaltig stört – beispielsweise das Auto. Dort stapeln sich Sonnenbrillen, leere Wasserflaschen, zusammengeknüllte Tüten, Schuhe zum Wechseln, alte CDs … du weißt schon. Lass’ es auch hier gar nicht so weit kommen, dass Du Dir irgendwann vor dem Losfahren die Windschutzscheibe freischaufeln musst – von innen. Wegen Krempel. Schnapp’ Dir zwei Mülltüten – eine für den Abfall und eine für den Kram, der woanders hin gehört und säubere den Nebenschauplatz ein für allemal.

7. Brauche ich das wirklich? Liebe ich das wirklich?

Ich habe auch Mari Kondos Werk im Regal stehen. Ich teile ihren Faible fürs Ordnunghalten noch immer nicht und von ihrem „Aufräumfest“ bekomme ich Alpträume. Aber als unschätzbar wertvoll erachte ich den Ratschlag, sich bei jedem Ding zu fragen „Brauche ich es wirklich?“ oder „Liebe ich es wirklich?“ und es im Falle eines „Nein“ zu entsorgen. Auf diese Weise habe ich vor kurzem sowohl meinen Kleiderschrank als auch die Bücherregale zurechtgestutzt. Und habe bislang kein weggeworfenes Stück vermisst.

Wie außen, so innen

Wer heute unangemeldet bei uns klingelt, findet trotzdem selten eine blitzblank aufgeräumte Wohnung vor. Ich bin eine Chaotin und werde wohl immer eine bleiben. Aber eine wichtige Tatsache hat sich geändert und bewahrt mich davor, im Kram zu ersticken: Ich kenne den Effekt einer „entkrempelten“ Wohnung auf meinen Geist und weiß, wie ich dem Kram-Wahnsinn schnell Abhilfe schaffen kann, wenn es sein muss. So habe ich den Krempel im Griff und nicht er mich.

Mehr unter: Die Vorteile von Minimalismus: 7 Gründe, Dein Leben zu entrümpeln sowie Du willst entrümpeln? Befreie Dich von diesen 10 Dingen zuerst. Und wenn Du dauerhaft mehr Ordnung in Dein Leben bringen willst, siehe das myMONK-Buch 12 Gewohnheiten, die Dein Leben verändern.

Photo: Tidying / Shutterstock