Teile diesen Beitrag "Warum Du keine Entscheidung aus Angst treffen solltest"
Tage um die Ohren geschlagen und Nächte. Die Gedanken so breit getreten, dass sie unsere ganze Welt bedecken … und trotzdem kein bisschen schlauer geworden. Was sollen wir tun, wohin gehen und mit wem …
Die Zeit tickt, die Wände kommen näher oder der gefährliche niedrige Kontostand. Die Angst packt uns. Dann wählen wir endlich etwas. Erleichterung, durchatmen. Im Reinen damit sein, für eine Weile. Oft bleibt es leider nicht dabei. Nämlich dann, wenn sich die Entscheidung als ziemlich mies entpuppt.
Woran liegt’s, warum haben wir das Falsche getan?
Vielleicht liegt’s daran, dass unser Gehirn nicht richtig funktioniert, wenn wir Angst haben.
Neurowissenschaftler der University of Pittsburgh haben in einer Studie herausgefunden, dass Angst den Zugang zum präfrontalen Cortex des Hirns erschwert. Jenen Teil, der für die Entscheidungsfindung entscheidend ist, ebenso wie für Aufmerksamkeit und übergeordnetes Denken.
„Angst und Sorgen können ein mentales Problem sein, das unser alltägliches Leben einschließlich des Entscheidens beeinflusst“, sagt die Leiterin der Studie, Dr. Bita Moghaddam. „Wenn wir die biologischen Prozesse dahinter verstehen, finden wir hoffentlich Wege, diese Folge von Angst zu behandeln.“
Für die Forschung wurden Ratten, ihre Gehirne und ihr Entscheidungsverhaltes untersucht. Der einen Hälfte verabreichte man ein wirkungsloses Mittel, der anderen ein Medikament, das Angst verstärkt. Hinterher sollten beide Gruppen Entscheidungen im Rahmen verschiedener Aufgaben treffen, um eine Belohnung zu erhalten. Sobald Ablenkungen hinzukamen wie etwa Geräusche aus der Umgebung, trafen die verängstigten Tiere deutlich schlechtere Entscheidungen. Die Hirnscans zeigten verringerte Aktivitäten im Entscheidungszentrum.
Auch bei Menschen zeigten sich Zusammenhänge zwischen schlechtem Entscheiden-Können und Angst, so zum Beispiel in einer Studie, die in Nature Neuroscience erschien. Unter Angst können wir Situationen weniger gut einschätzen, neigen zum Katastrophieren und Verzerren und erleben auch Ungefährliches als große Bedrohung.
Das bringt uns mal wieder zum Rat des buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh:
„Wenn Du aufgebracht bist, sage und tue nichts. Atme nur ruhig ein und aus, bis Du ruhig genug bist.“
Sage nichts, tue nichts … und vor allem: entscheide nichts. Mach erst einen Spaziergang, meditiere oder geh zum Squaredance, bis sich das Chaos in der Schneekugel gelegt hat.
Die Angst ist ein mieser Ratgeber. Lass nicht sie für Dich wählen, sondern Deinen Verstand und Dein Herz.
Mehr unter 10 Gedanken, wenn Du Dich nicht entscheiden kannst und im myMONK-Buch Wie man die richtigen Entscheidungen trifft.
Photo: Afraid / Shutterstock
Hi, danke für diesen tollen Artikel.
Die Angst wird dann zur Feindin, wenn sie zu viel Raum bekommt. Ich finde, ein jeder Mensch hat die eine oder andere Angst in sich. Wenn du sie dir zu Freundin machst, dann kann sie eine wunderbare Beraterin sein, die dich vor Gefahren schützt.
LG,
Christian
Unser emotionaler Zustand beeinflusst unser Denken und unsere Entscheidungen. Und jetzt ahnen wir, wo der Engpass im Gehirn erscheint. Einen Bypass gibt es ja auch schon. Psychopharmaka oder Mentalmethoden.
Was kümmern mich die Warnleuchten. Ich muss jetzt Fahren. Und Werkstatt und Fahren geht nun mal nicht gleichzeitig. Werkstatt lässt sich auch verschieben. Fahren muss ich aber jetzt.
Kann aber auch zunehmend heftig werden. Weggeschobene Angst wie Werkstattbedarf.
Mir wird in vielen Studien, Artikeln und auch Feel-Good-Postings zu wenig unterschieden. Grübeln ist mittlerweile zum „Volksleiden“ geworden. Weniger Angst durch Sport, Meditation,positive Gedanken usw. Ja, kann funktionieren, wenn die Angst oder die schlechte Laune im Bewusstsein verankert ist. Wenn sie aktiv im Denken produziert wird. Aber wie wir alle wissen, sind die meisten psychischen Leiden wie z.B. Depressionen oder Angststörungen resultierend aus einem aus der Bann geworfenen Stoffwechsel. Du kannst Dich tot meditieren, wenn der Stoffwechsel im Eimer ist bringt das überhaupt nichts. Je stärker diese Stoffwechselerkrankung ist, desto mehr leidet der Mensch unter vielen Symptomen. Man geht ja auch nicht zu einem Diabetiker und sagt, „Hey, stell Dich nicht an! Denk positiv, meditiere oder geh Joggen!“
Ein Mensch der unter einer Angststörung leidet, kann solche Aufschiebungen von Entscheidungen schlecht praktizieren. Denn dann müsste er bei vielen Dingen warten bis er schwarz wird. Das Gehirn funktioniert nicht mehr richtig. Und auch wenn ich mir 1000 mal bewusst bin, wie alles biologisch funktioniert, bringt mir nix wenn die Chemie außer Rand und Band ist.
LG und ein schönes Wochenende
Henry
Also doch. Erst mal in die Werkstatt oder Bypass. Den Fahrer zu reparieren wird etwas dauern. Wenn die Karre überhaupt so lange lebt.
Sehr schöner Artikel. Wir lassen uns leider viel zu häufig von unserer Angst leiten und treffen dabei Entscheidungen, die zwar unter Umständen kurzfristig funktionieren, langfristig aber kontraproduktiv sind. Die Angst ist der ständige Begleiter vieler Menschen. Dabei liegt hinter dieser Angst unser größtes Potenzial. Die Entscheidungen, die für uns den größten Mut erfordern, sind häufig die Entscheidungen, die den größten Einfluss auf unser Leben haben können.
Eine Nacht darüber zu schlafen, seine Gedanken aufzuschreiben oder Sport/Meditation kann manchmal wirklich Wunder bewirken. Vielen Dank für die Erinnerung daran.
Herzlichst,
Waldemar