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Text von: Lena Schulte

Wie konnte ich mich nur so täuschen? Wie kann ein Mensch nur so sein? Was habe ich bloß getan, um das zu verdienen?

Auch schon einmal von solchen Gedanken das Hirn zerfleischen lassen? Ich schon. Zum letzten Mal an meinem Geburtstag, als ich zufällig erfuhr, dass der Mann, den ich seit knapp zwei Jahren datete, verlobt war. Mit seiner Langzeitfreundin. Ja, richtig. Und dann explodierte mein Herz. Einfach so. Genau wie alles andere. Meine Selbstachtung, meine Würde, mein Glaube an die Aufrichtigkeit. Alles, was ich dachte, über Menschen zu wissen, schien nur noch einen Dreck wert. Und das Universum musste eine neue Dimension für meine Dummheit erschaffen haben. Das hätte ich doch merken müssen! Spätestens, nachdem ich ihm all mein Geld für „wirklich nur zwei Wochen“ geliehen hatte (Finanzämter sind aber auch gemein!), und nach einem halben Jahr immer doch darum betteln musste, es zurück zu bekommen. Aber immerhin hatte ich so eine romantische Kreuzfahrt für das glückliche Paar mitfinanziert.

Manipulativen Menschen zu begegnen kann ziemlichen Schaden anrichten. Vor allem, weil sie oft so charmant und liebenswürdig sind. Meist wird uns erst im Nachhinein klar, dass wir für sie bloß ein Mittel zum Zweck waren. Auch wenn da ab und zu dieses eigenartige Gefühl auftauchte, dass da was nicht stimmt. Aber deswegen gleich den Teufel an die Wand nageln? Nein, weg mit diesen blöden Gedanken. Bis es zu spät ist.

Manipulative Menschen sind wahre Meister darin, ihre Absichten zu verbergen und Bedenken über ihren Charakter in ein schlechtes Gewissen auf unserer Seite oder gar in Selbstzweifel umzuwandeln. Manchmal sind sie damit so erfolgreich, dass sie ihre Täuschungen kaum noch selbst bemerken. Nicht jedem kann man deswegen gleich pure Böswilligkeit vorwerfen. Doch wir sollten ein paar Verhaltensweisen kennen, die laut der Psychiaterin Abigail Brenner auf manipulative Absichten hindeuten, wenn wir nicht wieder und wieder in dieselbe Falle treten wollen.

Hier eine Zusammenstellung aus ihrem Journal, gemischt mit meinen persönlichen Erfahrungen:

1. Sie schieben die Schuld immer auf andere

Manipulative Menschen tun sich sehr schwer damit, eigene Fehler einzusehen oder Verantwortung zu übernehmen. Sogar, wenn man selbst einen Teil der Verantwortung übernimmt, wollen sie ihren nicht eingestehen. Sie konnten ja gar nicht anders handeln, sagen sie. Sie können ja nichts dafür. Sie sind nicht die Ursache des Problems, sondern das Opfer.

Ich betrüge meinen Partner nicht, sondern werde böswillig verführt, dieser miese Gärtner hat mich praktisch mit seiner Mistgabel aufgespießt!

Im Job wäre ich natürlich auch besser, wenn ich mich nicht ständig um meine unfähigen Kollegen kümmern müsste!

Und gestritten hätten wir uns auch nicht, wenn Du nicht immer alles gleich in den falschen Hals kriegen würdest!

Dementsprechend wenig Verständnis bringen sie für Enttäuschungen des Gegenübers auf. Schließlich haben sie ja nichts falsch gemacht. Noch nie.

2. Sie respektieren keine Grenzen anderer Menschen

Hallooo? Was ist denn nun? Kannst du mal antworten? Während ich damals gerne auch mal warten durfte, bis besagter Gentleman Zeit fand, auf meine Nachrichten zu reagieren, löste gleiches Verhalten meinerseits bereits nach zehn Minuten eine halbe Staatskrise aus. Denn wenn ein manipulativer Mensch etwas will, dann will er es. Jetzt. Sofort. Egal, ob der andere gerade emotional oder physisch dazu in der Lage ist. Egal, ob man tage-, wochen- oder jahrelang nichts mehr voneinander gehört hat. Oder ob man gerade Bock hat. Raum geben und Zeit lassen? Geiles Konzept – aber nur so lange der Manipulator gerade nichts von Dir will und Du ihm nichts bringst.

„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“

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3. Sie nutzen Gutmütigkeit aus

Irgendwie nur logisch. Mit einem Menschen, der nicht (mehr) bereit ist, jedem gern zu helfen und immer da zu sein, können manipulative Menschen schließlich nichts anfangen. Deswegen konzentrieren sie sich lieber auf die, auf deren gutmütige Verlässlichkeit sie zählen können. So bekommt man anfangs oft übermäßig viel Lob, Zeit und Komplimente von ihnen geschenkt, und wirklich ernsthafte Absichten werden suggeriert. Vielleicht fühlt man sich besonders, endlich als der gesehen, der man auch wirklich ist. Aber spätestens, wenn sie sich Deiner Loyalität sicher sind, macht sich ihre Freundlichkeit mit einer Geschwindigkeit aus dem Staub, die man sonst nur nach einem peinlichen sexuellen Intermezzo erlebt.

4. Sie reden respektlos über andere

Lästern, runtermachen, aufregen, Lügen erzählen. Es gibt viele Wege, um einen anderen Menschen klein zu machen und sich in ein besseres Licht zu stellen. Besonders, wenn besagte Person gerade nicht da ist. Da manipulative Personen meist einen ziemlich guten ersten Eindruck hinterlassen, ist unsere Wahrnehmung oft  verfälscht. Diese Behauptungen werden wohl Hand und Fuß haben, denken wir uns dann oft und nehmen dieses Verleumden somit auch noch in Schutz. Vielleicht ist an den Behauptungen was dran, vielleicht auch nicht – in jedem Fall lohnt es sich, unseren Blick dafür zu schärfen, wie eine Person über eine andere redet, die sich in diesem Moment nicht wehren kann. Denn genau so wird dieser Mensch im Zweifel auch über Dich reden. Du bist keine Ausnahme, nichts Besonderes, keiner, vor dem er Halt machen wird. Sorry.

5. Sie sagen das Eine – und tun das Andere

Oooh, was werde ich alles tun (für Dich), weeenn ich erstmal… Den Rest kann man sich schenken. Denn wenn ich wirklich eine Lektion schmerzlich gelernt habe, dann folgende: Wörter sind genauso geduldig wie Papier. Es braucht nur ein funktionierendes Sprachzentrum, und schon kann der Mensch mit seinen Wörtern die wildesten Realitäten erschaffen. Auch mein Mund erzählt gerne mal Unsinn, wenn mir langweilig ist, oder ich gerne mal wieder jemand anders wäre, der nichts mit mir selbst zu tun hat. Doch was eine Person tatsächlich tut ist das Entscheidende. Das, was am Ende des Tages zählt. Das, was uns glücklich macht, oder eben unendlich verletzt. Wenn Gesagtes immer nur ein Luftschloss bleibt, oder absolut gar nicht mit einer Handlung in Einklang zu bringen ist, ist auf jeden Fall Obacht (oh, ich liebe dieses Wort) geboten.

Ein Patentrezept, das uns ganz sicher vor manipulativen Menschen schützt, kenne ich leider nicht. Aber wir können etwas achtsamer sein – und nett zu uns selbst, wenn wir doch mal auf einen reinfallen. Das macht uns schließlich noch lange nicht zu naiven Vollidioten, die es nicht besser verdient haben.

Obwohl diese Erfahrung ziemlich bitter war und manchmal immer noch bitter ist, glaube ich trotzdem wieder an das Gute und an die Aufrichtigkeit meiner Mitmenschen. Das werde ich mir von niemanden kaputt machen lassen. Denn mein Herz gehört dahin, wo es leben kann. Und das kann es nur, wenn es unter Menschen ist. Und nicht in der Tiefkühltruhe.

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Photo: Ashley Webb