Teile diesen Beitrag "Forschung: Sprich SO mit Deinem Kind, damit es eine gute Zukunft hat"
Nur ziemlich kaputte Eltern würden nicht wollen, dass ihr Kind eine gute Zukunft hat, zufrieden ist und erfolgreich im Leben, einen behaglichen Platz in der Welt findet.
Also ziehen wir die Kinder auf, so gut es eben geht, mit dem Wissen, das wir haben und den eigenen Erfahrungen im Gepäck. Oder wir lesen Ratgeber. Oder hören auf unsere Eltern oder Freunde oder auf Super-Nannys aus dem Fernsehen. Nur: Vieles davon widerspricht sich. Es gibt keine Blaupause für den idealen Umgang mit Kindern.
An einer Sache jedoch können sich alle Eltern orientieren. Sie ist wissenschaftlich gut erforscht und schlüssig.
Die Sache mit den Einstellungen. Genauer: mit zwei Einstellungen. Noch genauer: Mit dem „Growth Mindset“ und dem „Fixed Mindset“, dem wachstumsorientierten bzw. dem fixen Blick auf sich selbst und die Dinge.
„Growth Mindset“ gegen „Fixed Mindset“
Die Psychologie-Professorin Carol Dweck von der Stanford University unterscheidet zwischen zwei ganz grundsätzlichen Einstellungen („Mindsets“):
- Menschen mit einem Fixed Mindset sehen ihre Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale als unveränderbar an. Beispiele: „Meine gemalte Sonne sah furchtbar aus, ich kann einfach nicht malen“ bis hin zu „Ich bin Scheiße und ich bleibe Scheiße.“
- Menschen mit einem Growth Mindset gehen davon aus, dass sich ihre Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale weiterentwickeln können. Beispiel: „Okay, meine Sonne sieht jetzt echt nicht gut aus, aber Malen kann ich lernen!“
Den Grundstein für diese Einstellungen legen die Eltern in der Kindheit. Sie lässt sich zwar auch später verändern – ein Gedanke ganz im Sinne des Growth Mindsets, yihhaaa – aber viele Menschen verharren in ihrer einschränkenden, bis sie so steif wie ihr Fixed Mindset unter der Erde liegen.
Warum das Growth Mindset so wichtig ist
Forschungen haben gezeigt, und das überrascht jetzt nicht gerade: Wer mit einem Growth Mindset durchs Leben geht, ist selbstbewusster, engagierter, zufriedener und erfolgreicher. Auch, weil sie Rückschläge nicht als in Stein gemeißeltes Scheitern sehen, sondern als Lernschritte. Sie fürchten Fehler weniger, schließlich geht es nicht um „Alles oder nichts“, sie laufen nicht Gefahr, sich hinterher und für immer als Versager zu fühlen.
Dweck und ihre Kollegen haben in einer Studie eine Reihe von Kindern aus der siebten Klasse hinsichtlich ihrer Einstellung untersucht, die ihr Schuljahr mit fast identischen Noten begannen. Über die nächsten zwei Jahre entwickelte sich ein beständiger Unterschied in den Noten der Kinder mit Fixed– bzw. mit Growth-Mindset.
Es zeigte sich, dass die Kinder mit fixer Einstellung völlig andere Ziele hatten: Sie waren viel mehr darauf bedacht, Aufgaben zu vermeiden, einen Mangel an ihnen offenlegen könnte. Die Kinder mit Wachstums-Einstellung waren hingegen davon überzeugt, dass Intelligenz und Fähigkeit sich entwickeln könne, und gingen auf alle Aufgaben mutig zu, um Neues zu lernen.
(Weitere Studien offenbarten, dass Menschen in verschiedenen Lebensbereichen unterschiedliche Einstellungen haben können.)
Wie Eltern das Growth Mindset vermitteln können
Nicht das Loben macht den Unterschied, sondern wie genau und für was die Eltern ihrem Kind Wertschätzung entgegenbringen.
Ein Growth Mindset entsteht, wenn Eltern den Prozess des Lernens betonen, ein Fixed Mindset, wenn es um die Ergebnisse des Lernens geht. Ersteres führt zu einer Leidenschaft für Entwicklung und zu einem entspannten Umgang mit „Misserfolgen“. Letzteres zu einem Hunger nach Bestätigung von außen und dem Gefühl, ein Versager zu sein, weniger wert, wenn etwas nicht auf Anhieb gelingt.
Also zum Beispiel so:
Fixed Mindset: „Super, das hast Du richtig beantwortet. Du bist so intelligent!“
(Da fragt sich das Kind: Aha, und was, wenn ich mal falsch antworte, bin ich dann dumm?)
Growth Mindset: „Super, das hast Du richtig beantwortet. Du hast daran gearbeitet, es zu verstehen und Du hast es verstanden!“
Oder so:
Fixed Mindset: „Du hast das Puzzle aber schnell gelöst! Das kannst Du richtig gut!“
(Da fragt sich das Kind: Aha, und was, wenn ich mir etwas nicht gut gelingt, werde ich dann nicht gelobt?)
Growth Mindset: „Du hast das Puzzle aber schnell gelöst! Hast Du Lust auf ein Puzzle, das Dich etwas mehr herausfordert? Ich glaube, auch das kannst Du lernen!“
Es ist wirklich nie zu spät, die Samen eins Growth Mindsets im Kind zu pflanzen, wie Studien zeigen. Tatsächlich kommen die meisten Kinder sogar mit einem solchen auf die Welt, verlernen es jedoch, wenn ihre Umwelt entsprechend mit ihnen umgeht.
Je früher sich Eltern bewusst machen, was ihr – in der Regel ja gut gemeinten – Bekräftigungen beim Kind führen, desto leichter werden es der kleine Tom-Tom oder die süße Brooklyn-Birte haben.
Siehe auch: 3 Einstellungen für mehr Glück und Erfolg und Forschung: DAS macht Liebe mit dem Gehirn eines Kindes sowie Forschung: Glücklichere Menschen bekamen diese 2 Dinge von ihren Eltern.
Photo: Marty Barr
Hi Tim! Echt interessant! Ich habe auch letztens gehört, dass eine Mutter berichtete, dass sie, als ihrem kleinen Sohn eine Flasche aus der Hand fiel und den Küchenboden verwüstet hat, sich mit ihm hingesetzt hat und mit einer neuen Flasche probiert hat, wie er sie besser greifen kann, ohne, dass sie fällt. Und nicht à la „mach das so und so“, sondern mit „ist nicht schlimm, probiere mal, wie du es anders lösen kannst. Das gefiel mir richtig gut!
Es ist wichtig, dass wir unsere Kinder reifen und sich entwickeln lassen und zwar auf ihrem eigenen Weg.
LG
Dirk
Mir hat einmal ein Ausbilder einen Rat gegeben, in den ich mich immer wieder erinnere: Sag´dir nie: „Das kann ich nicht.“ „Sage dir immer: Was die können, kann ich auch.“
„Super, das hast du richtig…. du hast .. gearbeitet „. Sorry, aber das ist Psychodrill pur. Umso versteckter, umso schlimmer. Das Kind fühlt sich wertvoll weil… so ist das also Voraussetzung.
Zugegeben, es kommt nicht nur auf die Worte an. Es könnte auch meinen: „ich freue mich mit dir, du hast es geschafft“. Oder: „da hast du es, letztes mal lag es nur an dir“.
Klar signalisieren unsere Worte auch unsere Haltung. Doch Worte ohne Haltung sind nichts.
Habe ich genug Vertrauen in die innere Kraft und Sehnsucht des Kindes und kann ich auch akzeptieren und annehmen wie es momentan ist? Echten Trost gibt es hier nur ohne Erwartungen. Und auch unbewusste Erwartungen führen zu Ängsten und inneren Spannungen.
Ich kann auch einfach etwas immer wieder vorrechnen und immer wieder die Einzelheiten weitergeben und zuschauen lassen. Ich kann auch einfach liebevoll die Hand beim Schreiben führen, damit sich das Kind gut fühlt ohne dabei etwas abliefern zu müssen.
Fixed Mindset = Kopflastigkeit
Grouth Mindset = Vertrauen und bedingungslose Liebe
Denn letzteres brauchen wir, um zu wachsen.
LG Richard
Hi Richard,
Danke für diese sehr interessante Sicht auf die Studie. Kann ich sehr gut nachvollziehen. Ist diese Akzeptanz der Eltern für das Kind gegeben (eine echte Erwartungsfreiheit scheint für Eltern schon ein sehr / zu großes Ziel), können wir aber zurückkehren und uns die Ergebnisse zunutze machen, denn es kommt eben auch auf die Wörter an, denke ich (wenn auch erst an zweiter oder dritter Stelle).
Liebe Grüße
Tim
„Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“
Lieber Tim, Liebe alle
dieses Zitat von Konfuzius spricht mich als längst Erwachsene immer noch an 🙂
Beste Grüße
Hi,
Das erinnert stark an das Konzept der Selbstwirksamkeitserwartung (was für ein Wort!) von Bandura.
Das Konfuzius-Zitat spricht da echt Wahrheit.
Wichtiger als die „richtigen“ auswendig gelernten Worte zu sagen, ist doch das Handeln (v.a. das der Eltern als Vorbilder).
Kinder lernen ja durch Beobachtung und Vergleiche.
Also, wie reagiert Papa, wenn ihm etwas nicht auf Anhieb gelingt? Steckt er den Kopf in den Sand? Traut sich Mama ihren Traum vom eigenen Geschäft zu verwirklichen? Oder hat eh alles keinen Sinn? Wie gehen die Eltern mit Scheitern um? Rappeln Sie sich auf? Oder geben Sie auf?
Oft denken Eltern, sie müssten vieles vor den Kindern verbergen, vor allem, wenn es mal nicht so gut läuft. Immer soll alles harmonisch, geradelinig, perfekt und glücklich sein…. Aber gerade die unbequemen Situationen sind oft die, die das Vertrauen der Kinder in sich selbst stärken können. Wenn sie sehen „okay, Papa hat im Job gerade eine Durststrecke, aber er hat sich durchgeboxt und jetzt geht es mit neuen Ideen weiter“.
Kinder haben feine Antennen dafür, ob Eltern authentisch sind, ob sie auch selbst so handeln, wie sie es sagen☺
Ich würde sagen, das ganze könnte man auch recht einfach unter Eigenverantwortung und Eigenmotivation einreihen.
Leider zielt vieles, was Eltern tun, auf das genaue Gegenteil ab. „Zieh dir eine Jacke an, es ist zu kalt draußen“, Kind lernt, es wird von außen gesteuert, statt selbst einmal die Erfahrung zu machen, daß es ohne jacke eventuell zu kalt sein könnte. „Laß mich das schnell machen, du kannst das noch nicht richtig“, Kind lernt sich in die Abhängigkeit zu fügen und verliert die Möglichkeit am Versuch und Irrtum zu lernen und zu wachsen.
Vorträge über Umweltschutz und soziales Verhalten bringen wenig, wenn Eltern nicht authentisch genau dies Vorleben ohne zu erwarten, daß das Kind folgt, denn auch ohne Erwartung wird es folgen, wenn es spürt, daß die Eltern echt sind, ihr Handeln als positiv erleben, es wird kopieren, aus eigener Motivation und selbst damit authentisch und dem eigenen Handeln zufrieden sein.
Nichtsdestotrotz muß ich sagen, man kann nicht nur auf Eltern zeigen, natürlich geben sie uns unsere Grundausstattung mit, ab der pubertät sind wir jedoch in der Eigenverantwortung daran zu arbeiten und aufzubauen. Wir sind Erwachsen und es wird uns kein Stück weiter bringen, wenn wir ausschließlich mit dem Finger auf jemand anderen zeigen.Wir alle sind Menschen, wir alle machen Fehler, auch unsere Eltern. 😉