Teile diesen Beitrag "Diese 5 Gewohnheiten holen mehr Freude und Fülle in Deinem Leben"
Text von: Johanna Wagner
Keinen Bock zu fahren. Die Sonne scheint, die Luft ist klar, die Insel Sylt ruhig. Es ist einer dieser herrlichen Morgen, an denen ich einfach stundenlang am Strand spazieren möchte. Ohne Pläne und Aufgaben. So, wie ich es mir immer fest vornehme und doch nur selten mache, weil ich keine Lücke im Kalender lasse. Stattdessen liegt stundenlanges Zugfahren vor mir (ich bin auf dem Weg zu einem Seminar) und erhalte mal wieder das, was ich heute eigentlich so gar nicht möchte. Na toll!
Hinzu kommen die Verspätung, der Ersatzverkehr und der damit ausbleibende Service (Kaffee), eine kaputte Scheibe, weshalb die ohnehin schon wenigen Wagons auf noch wenigere reduziert werden. „Sch…bahn“, möchte ich fast denken, aber ich habe eine Zeitlang nicht in Deutschland gelebt und bleibe daher gelassen, wenn andere an ihrer Toleranzgrenze angelangt sind: „Sch…bahn“ höre ich um mich herum.
Ich muss schmunzeln und mich umsetzen, denn ich saß ausgerechnet in dem Abteil mit der kaputten Scheibe – scheinbar bekommt heut niemand was er sich wünscht. Jaja… das Leben bei uns in Deutschland ist schon schwer. Mein Rucksack auch, aber ein netter junger Mann hievt diesen sogar ohne einen hilflosen Blick von mir auf das Gepäckabteil und versucht, ein Gespräch zu beginnen. Ich lächle nur nett und verkrieche mich schnell in meiner selbst gewählten Einsamkeit. So bin ich eigentlich nicht. Heute aber schon. Wenn man nicht einmal unter Fremden Zeit für sich haben darf, wann denn bitte dann!? Mir ist nicht nach Reden zumute. Zumindest nicht ohne Kaffee. Und den gibt’s hier ja nicht.
Meine Dankbarkeit ist so pünktlich wie die Bahn
Nein, ich bin nicht schlecht gelaunt, es ist nur einfach der falsche Inhalt für den heutigen Tag. Und nein, ich bin kein undankbarer Mensch – ich bin sogar ein sehr dankbarer Mensch! Eigentlich… Wenn ich nicht allzu oft mit dem liebäugeln würde, was ich gerade nicht habe, oder meine Gedanken sich in anderen Optionen verrennen. Ich könnte vielleicht sagen, ich bin manchmal erst im Nachhinein dankbar, anstatt zu schätzen, was ist – und zwar im Jetzt.
Der schwarze Punkt
So taucht an diesem herrlichen Morgen, an dem eigentlich alles gut ist, dieser blöde schwarze Punkt wieder auf, der mir den Tag vermiest und mir die Sicht auf die Wirklichkeit verbaut.
Welcher schwarze Punkt? Stell Dir vor, ich zeige Dir ein weißes Blatt Papier, z.B. DIN A4, auf den ich in die Mitte einen schwarzen Punkt gemalt habe. Was siehst Du jetzt? Genau! Den schwarzen Punkt. Kaum einer würde sagen, dass er viel wunderschönes, weißes Papier sieht. Denn das Weiß des Papiers nehmen die meisten Menschen nur hintergründig wahr – es ist einfach da. Alles dreht sich um den schwarzen Punkt.
Verhält es sich nicht so auch mit unserer Dankbarkeit?
Sehen und schätzen wir nicht oft ausschließlich das, was auffällt? Was uns ins Auge fällt, weil es abweicht? Weil es außergewöhnlich, selten ist, oder das, was wir uns so sehnlich gewünscht haben? Das gewöhnlich Vorhandene betrachten wir als selbstverständlich – und deshalb manchmal gar nicht mehr…
Dabei kann Dankbarkeit alles sein: Dass Dir ein Fremder mit Deinem Rucksack hilft oder dass die Bahn Dich sicher ans Ziel bringt. Dankbarkeit bedeutet, das zu schätzen, was ist. Und nicht immer danach zu suchen, was nicht ist.
Hier fünf Dinge, die Du tun kannst, um Dankbarkeit zur täglichen Gewohnheit zu machen – und damit mehr Freude und Fülle in Dein Leben zu holen.
1. Täglich einem Menschen „Danke“ sagen
Andere wissen zu lassen, dass wir sie schätzen, stärkt ihr Selbstwertgefühl. Wir können es ihnen sagen oder – oft noch besser: schreiben. Das Besondere an einer kleinen Notiz ist, dass diese aufgehoben und immer wieder gelesen werden kann. Außerdem bewirken kleine Wertschätzungen, dass andere diese positive Energie ebenfalls weitergeben.
2. Eine feste Dankbarkeits-Insel am Tag
Nimm Dir einen bestimmten Zeitpunkt am Tag, um ganz bewusst alles zu genießen, was Dir begegnet: Du kannst zum Beispiel auf dem Arbeitsweg die Menschen wertschätzen, die Du siehst, die Straße, auf der Du gehst, die Autofahrer, die Dich in eine andere Spur lassen, die Straßenschilder, die Dir den Weg weisen, den Regen, der die Pflanzen wachsen lässt usw.
Suche in verschiedenen Situationen nach dem Guten, auch in denen, die Du für gewöhnlich als negativ betrachtest – denn in jeder Sache verbirgt sich etwas Positives.
3. Einen besonderen Gegenstand zur Erinnerung bei Dir tragen
Eine physische Erinnerung vermag es, Dich an eine dankbare Grundhaltung zu erinnern, wenn der Alltag dies erschwert. Ein schöner Stein, ein kleiner Kristall oder ein anderer Gegenstand in Deiner Hosentasche vergegenwärtigen Dir den Wert der Dankbarkeit. Wenn Du den Gegenstand ertastest, halte einen Augenblick inne, um ganz intensiv das Gefühl des Dankens zu erfahren.
4. Das scheinbar Selbstverständliche vergegenwärtigen
Der beste Weg zur Intensivierung von Dankbarkeit ist, die Geschenke wertzuschätzen, die viele Menschen hierzulande als selbstverständlich betrachten. Wenn Du Nahrung im Kühlschrank, Kleidung im Schrank oder ein Dach über Deinem Kopf hast, ergeht es Dir besser als 75% der Weltbevölkerung. Wenn Du drei Mahlzeiten am Tag zu Dir nehmen kannst, geht es Dir weitaus besser als einer Milliarde Menschen, denen nur eine Mahlzeit pro Tag zur Verfügung steht. Hast Du ein Telefon, ein Auto, Zugang zu Bildung oder bezahlte Arbeit? Ist Deine Familie gesund? Hast Du einen Computer mit Internet-Zugang, um mit der Welt verknüpft zu sein – ja klar hast Du das! Dann lass uns diese „einfachen“ Segnungen neu schätzen lernen, denn den meisten Menschen unserer Welt bleiben sie ein Leben lang verwehrt.
5. Dir selbst „Danke“ sagen
Und zuletzt: Vergiss nicht, für Deine eigenen positiven Werke und Eigenschaften dankbar zu sein. Erfreue Dich nicht nur an Deinen großen Erfolgen, sondern auch an den kleinen Taten. Wir alle wünschen uns Anerkennung von anderen, aber die größte Anerkennung ist die, die wir uns selbst schenken.
Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind
… sagte der berühmte Maler Francis Bacon.
Es ist kulturell konditioniert, dass wir uns darauf fokussieren, was wir nicht haben, anstatt wertzuschätzen, was wir bereits erreicht oder erhalten haben. Wenn Du einige dieser kleinen Gewohnheiten der Dankbarkeit täglich praktizierst, kannst Du jene konditionierte Haltung des „Mangeldenkens“ auflösen und wahre Freude und Zufriedenheit erfahren – dann ist es ganz gleich, ob Du etwas hast oder eben nicht.
Ach ja, wie meine Fahrt ausgegangen ist…
Beim nächsten Halt stieg eine Dame zu und fragte, ob der Platz neben mir noch frei ist. „Ja“, sagte ich, und wünschte insgeheim, er wäre frei geblieben. Schließlich fahre ich Zug, um zu schreiben. Will mich in meine Welt zurückziehen, ohne sie zu teilen, ohne dass die Blicke eines Anderen auf meinem Desktop verweilen. Mein liebster Sitznachbar ist deshalb mein Rucksack. Und dennoch sind der hilfsbereite „Gepäckträger“, die unerwünschte Sitznachbarin und ich ins Gespräch gekommen. Irgendwie ungewollt, aber es ließ sich auch nicht verhindern.
Jeder berichtete, wohin ihn sein Weg führte, dass er heute keine Lust auf diese Reise habe, obwohl jeden etwas Wundervolles erwarten würde.
Das Gespräch nahm Fahrt auf, sodass man das stockende Vorankommen der Bahn vergaß, und die besondere Begegnung dreier Unbekannter, die – so glaube ich – an diesem Morgen ein ganzes Abteil unterhielten, wurde zu einem magischen Moment.
Die elfenhafte Dame mit niederländischem Akzent bekräftigte u.a. mein Vorhaben der Selbstständigkeit „weil man immer das machen muss, was man innerlich möchte. Dann wird es auch gelingen. Nur dann lebt man! Alle, die das nicht machen, haben auch eine Wahl getroffen: Sie haben die Sicherheit gewählt. Eine vermeintliche Sicherheit“, fügte sie hinzu, „denn wahre Sicherheit kann man nur in sich selbst finden.“.
Als ich aussteige bin ich ziemlich dankbar! Und mir ziemlich sicher, dass es die anderen beiden auch sind. Reisen macht Spaß. Reisen ist ein Privileg – und sicher ankommen auch. Danke!
Am Ende wusste ich: Viel schöner, als im Zug zu schreiben, ist über das zu schreiben, was man im Zug erlebt. Ich musste muss dazu erst auf das Leben einlassen und den schwarzen Punkt als das sehen, was er ist: winzig im Vergleich zum vielen wunderbaren Weiß.
Mehr unter Du hast nur 5 Minuten am Tag Zeit, um Dein Leben zu verändern? Forscher empfehlen DAS. Und wenn Du Dankbarkeit zu einem festen Ritual in Deinem Leben machen willst, hilft Dir das myMONK-Buch 12 Gewohnheiten, die Dein Leben verändern.
Photo: Capture The Uncapturable
Schön geschriebene Geschichte, Johanna.
Und die Übungen können auch beitragen zu einer Bewusstheitserweiterung, mit der wir dann leichter aus den Tiefs kommen können. Bestimmt können wir damit auch unser Festbeissen am Sollen, Müssen und Erwarten etwas lockern, wenn wir das beabsichtigen.
Und darum geht es bei der Zugfahrt, denke ich. Was ist dabei, wenn ich gerade auf dieser Fahrt etwas lustlos bin, noch im Urlaubstimmung bin und eher langsam und mit wenig Datendrang? Warum machen wir uns solchen Druck mit dem verplanten Tag? Unterwegs zum Seminar, sich für unterwegs was vorgenommen, die Gedanken an den Strand verdrängen! Und dann mit Dankbarkeits-Ritualen zu versuchen, anders zu sein als ich eben gerade bin?
Ich denke, hier wäre etwas mehr Authentizität gut. Mir einfach das herausnehmen, was gerade stimmig ist für mich. Nichts tun und etwas träumen im Halbschlaf. Den Tag und die Fahrt vorbei ziehen lassen. Die Lust, etwas zu tun, kommt dann schon von alleine wieder.
Lieber Richard, vielen Dank für deine Gedanken. Das ist es ja: Man ist häufig viel zu selbstkritisch, wünscht sich Dinge anders (auch die eigene Stimmung) und übersieht dabei so vieles Wunderbares, was man schon hat…
Sehr schöner Artikel, liebe Johanna! Danke
Die Dankbarkeit kann wahre Wunder bewirken. Dankbar zu sein heißt das Leben anzunehmen und frei sein. Nicht umsonst kommen Dankbarkeitsübungen in fast allen Religionen vor.
Danke für diesen wunderbaren Artikel.
Lieber Christian, vielen Dank, dass Du noch auf den Zusammenhang von „Dankbarkeit und Annehmen“ hingewiesen hast. Wahrscheinlich kann echte Dankbarkeit tatsächlich nur über ein echtes Annehmen gelingen.
Hi Johanna,
ich finde es auch nicht leicht, mir hohe Ziele zu setzen und gleichzeitig mit Erreichten zufrieden zu sein. Schöner Artikel!
MFG Philipp
Das stimmt. Ich bemerke auch, wie ich nach dem Erreichten, sogleich das nächste anstrebe. Ein bisschen mehr Gelassenheit und Dankbarkeit für das, was ist, und eine Pause zum Luft erholen, die auch den Blick auf das Erreichte erlaubt, sollte man sich schon eingestehen…
Ich habe deinen Artikel gelesen und habe den Eindruck da spricht einer mit aus meiner Seele zum einen Teil. Ich habe mir neulich auch Danke gesagt. Danke das ich alles schaffe und irgendwie stämme. Toller Artikel.
Hallo Johanna,
ich finde deinen Artikel super. Ich bin auch gerade dabei, mehr Dankbarkeit in den Alltag zu integrieren. Und immer wenn es mir gelingt, bin ich erstaunt, wie gut es mir eigentlich geht…wenn ich einfach nur drauf schaue, was ich bereits habe und nicht, was mir alles noch fehlt.
Dann mal fix die Tipps schonmal umsetzen. Danke für den Artikel, Johanna 😉 Ist eine super Erinnerung für den heutigen und künftige Tage.
Gruß Thorsten
Hallo Johanna,
ich hatte den Eindruck ich fahre selbst in dem Zug mit. Ich steige fast immer alleine ein und meistens mit einer Geschichte wieder aus.
Ich wünsch dir noch weitere wunderbare Fahrten.
Gruss Adelheid
Liebe Adelheid,
das ist schön zu hören. Ich finde gerade in Zeiten, in denen fast jeder ständig in ein Display blickt, bekommen solche Begegnungen noch viel mehr Wert…
Wünsche dir weiterhin „gute Fahrt“ und interessante Treffen 🙂
Danke für den Beitrag, Johanna 🙂
Passend dazu vielleicht noch Folgendes (ist zufällig gerade bei meinem kleinen Tischkalender dran):
Dankbar sein:
Es geht darum eine Liste mit mindestens 20 Gründen für Dankbarkeit im eigenen Leben zu erstellen. Diese Liste dann täglich lesen und gegebenenfalls ergänzen. Einfach, aber durchaus hilfreich, um zu sehen, wie reich das Leben ist. Wer will kann es ja selber mal probieren.
Vielen Dank für diese schöne Ergänzung, Max.
Das kommt mir so bekannt vor von meinem Tischaufsteller, aber das war schon KW 3. ;-D Meiner ist Gelassen wie ein Buddha, wie heißt deiner?
Ich versuche auch im Alltag immer wieder mehr Dankbarkeit zu empfinden, und glaube, dass es mich insgesamt weniger kämpfen, hadern, aufregen lässt.
Hi Franziska,
den gleichen Kalender habe ich auch. Habe ihn mir aber erst vor 2 Wochen geholt und muss noch etwas aufholen 😀
Liebe Johanna,
hab ganz herzlichen DANK für diesen schönen Artikel. Vor allem „Das scheinbar Selbstverständliche vergegenwärtigen“ geht in unserem gehetzten Alltag so oft unter. Mir gelingt diese Vergenewärtigung immer ganz besonders gut beim YOGA. Währenddessen bin ich so unendlich dankbar, dass mein Körper gesund ist und mir diese Praxis ermöglicht.
Wenn ich selbst YOGA unterrichte, frage ich meine Schüler*innen manchmal, ob sie sich am Ende bei ihrem Körper für die Praxis bedanken wollen.
Dankend,
Regina
Liebe Regina,
das stimmt! Yoga ist eine tolle Möglichkeit, um zugleich auch Dankbarkeit zu üben. Letztlich führt ja die Achtsamkeit (oder das achtsame Bewegen) vieles vor Augen, was häufig (im Stress) untergeht.
Viel Spaß weiterhin beim Unterrichten und auch Dir: Danke 🙂
Hat mir sehr gut gefallen, liebe Johanna. Auch die Demut, die aus deinen Zeilen spricht. Danke dafür!
Hey Tim,
Dankbarkeit ist eines der elementarsten Dinge um im MOMENT glücklich zu sein! Das Ganze so kompakt noch mal übersichtlich zu sehen ist der Hammer! 🙂 Wir sollten echt alle viel dankbarer sein für das was wir schon alles haben! Weil das ist mehr als uns manchmal bewusst ist!
LG Tim
Hallo Johanna,
Danke!;) für den sehr passenden und stimmigen Artikel. Das Beispiel mit dem schwarzen Punkt auf dem DinA4 Blatt ist Top.
ps. Ich glaube jeder verfügt über die Fähigkeit, seine negativen Emotionen dauerhaft selbst zu regulieren.
Dann sag´ ich mal DIR `DANKE´!
Deine Mail, Dein Artikel hat mir heute massgeblich wohlgetan, mir geholfen, mich richtig zu fühlen, wie ich bin und mich angebunden zu fühlen.
Love,
Annika
eine tolle Geschichte 🙂 Danke dafür!