Spielen die Gene eine Rolle bei der Entstehung von Burn-out? Ja, das ist durchaus möglich – es gibt körperlich und psychisch robustere und anfälligere Personen. Aber die Gene allein entscheiden nicht über unser Leben, schwere Erbkrankheiten einmal ausgenommen. Die Gene bilden gewissermaßen einen Rahmen, innerhalb dessen wir uns jedoch in verschiedene Richtungen entwickeln können. Zudem wurde bisher kein „Burn-out-Gen“ wurde entdeckt.
Außerdem sind die Gene kein starres, unflexibles Konstrukt. Vielmehr reagieren sie ein Leben lang indirekt auf Reize aus der Umwelt: ein Reiz kommt von außen, der Körper reagiert darauf und gibt die Informationen weiter bis an die Erbanlagen. Gene und Genumgebung versuchen immer wieder, den Körper an neue Situationen anzupassen, indem wichtige Eiweiße vermehrt, verringert, neu oder gar nicht mehr gebildet werden.
Ist ein Mensch etwa dauerhaft gestresst, verringert sich die Produktion eines „Nervenwachstumsfaktors“ in den Genen der Nervenzellen. Die Nervenendigungen können dann schlechter Kontakt zu anderen Nervenzellen aufnehmen, der spürbare Stress sinkt so unter Umständen. Andere Gene bzw. Eiweiße werden dafür hinzugeschalten. Derartiges läuft permanent im Körper ab.
Manche Menschen sind dabei robuster und anpassungsfähiger als andere, das ist bei körperlich-seelischen Erkrankungen wie dem Burn-out nicht anders als bei rein körperlichen Symptomen. Wer anfällig für Infekte ist, muss sich mehr schützen als jemand, der von Natur aus über ein abwehrstarkes Immunsystem verfügt. Beim Burn-out ist das nicht anders: manche Menschen brennen schneller aus als andere und müssen daher mehr auf sich achten. Zum Burn-out „verdammt“ ist jedoch niemand.
Depressionen und die Gene
Da Burn-out und Depressionen oft miteinander einhergehen bzw. beide Begriffe teilweise gleichbedeutend genutzt werden, lohnt sich ein Blick auf die immer wieder ausgetragene Diskussion zur Frage: ist die Depression genetisch bedingt?
Glaubt man etlichen Biologen, Psychiatern und biologischen Psychiatern, müsste man annehmen, dass Depressionen nicht nur genetisch bedingt sind, sondern zukünftig auch von vornherein abgeklärt und behandelt werden können. Diese Vorhaben sind allerdings heute noch Zukunftsmusik. Zwar gibt es einige Experimente und Studien, die auf die Bedeutung der Gene bei psychischen Erkrankungen hinweisen – ein umfassender Durchblick fehlt aber noch.
Depressionen werden wir also nicht in naher Zukunft ausschließen können. Das heißt jedoch auch: nach heutigem Stand sind Betroffene keinesfalls genetisch gezwungen, depressiv zu werden, zu sein und zu bleiben.
Was wir heute über Gene und Depressionen wissen
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass zahlreiche Gene mitwirken, wenn Menschen Depressionen oder Abweichungen im Stresssystems entwickeln. Darüber hinaus ist bekannt, dass Stress zur Ausschüttung von Cortisol und anderen Reaktionen im Körper führt, die Neurotransmitter wie das „Glückshormon“ Serotonin behindern können. Bei Depressionen spielt ein heruntergesetzter Serotonin-Spiegel eine sehr wichtige Rolle.
Wie die vielen beteiligten Gene genau einwirken und zusammenspielen, ist noch weitgehend ungeklärt. Hinzu kommt, dass nicht nur die Gene, sondern auch die Genumgebung entscheidend ist, also ob Gene zum Beispiel aktiviert oder deaktiviert sind.
Darüber hinaus ist der Anteil der Gene insgesamt neben anderen Faktoren bei der Entstehung von Depressionen noch nicht ausfindig gemacht worden. Vermutet wird, dass die Lebensweise und der Alltag viel stärker darauf einwirkt, ob ein Mensch Depressionen bekommt oder nicht.
Aus diesen Gründen ist es heute nicht möglich, eine Depression vorherzusagen, und selbst eine gewissen Neigung zur Erkrankung ist kaum sicher feststellbar.
Das ist bei Burn-out nicht anders.
Weder Depressionen noch Burn-out sind Erbkrankheiten.
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Quellen