Grenzen schützen vor dem Dauerstress, der Körper und Geist in Mitleidenschaft zieht und zum Burn-out führt. Wer den Burn-out bewältigen möchte, muss wieder lernen, mehr auf sich selbst zu achten. Und das funktioniert über zwei Kanäle: mehr Dinge ins Leben holen, die gut tun, und Dinge aus dem Leben entfernen, die uns nicht gut tun – also: Grenzen ziehen.
Anspannen und entspannen – oder ausbrennen
Bei einer gesunden Anstrengung wird das Stresssystem zwar aktiviert, aber nicht mit Stresshormonen überschwemmt. Die gesunde Anstrengung führt zum Eustress, die ungesunde zum Disstress.
Neben der Aktivierung des Stresssystems führen gesunde Herausforderungen dazu, dass Endorphine und weitere Stoffe aus dem Gehirn ausgeschüttet werden. Als Folge sind wir freudig bis euphorisch und konzentrierter, nehmen dafür aber unseren Körper und Schmerzen weniger wahr. Haben wir die Herausforderung gemeistert, sorgt Dopamin aus dem Gehirn für Zufriedenheit und ein Glücksgefühl.
Wenig später sind die glücklich machenden Stoffe wieder abgebaut, die Euphorie schwindet, wir nehmen unseren Körper wieder mehr wahr, spüren eine eventuelle Erschöpfung oder Schmerzen und bekommen so signalisiert, dass wir uns vielleicht zu stark angestrengt haben. In dieser weniger freudigen Phase neigen wir manchmal dazu, uns sofort in neue Herausforderungen im Job oder in der Freizeit zu stürzen, um die Glücksgefühle gleich wieder erleben zu können.
Wer dem zu lange nachgeht, sich also keine – manchmal ernüchternde – Erholung gönnt, kann in die Burndown-Spirale gelangen.
Grenzen ziehen: Überstunden und die Arbeit daheim
Jetzt heißt es: ehrlich sein. Wie viele Überstunden machst Du, wie viel Arbeit nimmst Du Dir mit nach Hause?
Und wie viel davon ist vom Chef befohlen, wie viel freiwillig – zum Beispiel wegen Gehaltszuschlägen?
Im Burn-out müssen die Überstunden so gut es geht vermieden werden. Auch die Arbeit daheim ist Tabu. Beides kann man sich im Burn-out schlichtweg nicht leisten.
Sollte der aktuelle Arbeitsplatz dies nicht zulassen, kann eine Beurlaubung oder ein Jobwechsel eine Möglichkeit sein.
Muße kann man lernen
Muße ist ein altes Wort. Aus dem alltäglichen Sprachgebrauch ist es verschwunden.
Auf Wikipedia ist die Muße so definiert:
„Mit Muße bezeichnet man die Zeit, welche eine Person nach eigenem Wunsch nutzen kann, um sich zu erquicken und zu erbauen, etwa seiner Muse oder den Musen frönend. Nicht alle Freizeit ist gleichzeitig auch Muße, da viele Freizeitaktivitäten indirekt von Fremdinteressen bestimmt werden.“
Du an einem See sitzend, mit einem Tee aus der Teekanne, vielleicht ein Buch lesend.
Oder: Du in der Badewanne liegend, mit Deiner Lieblingsmusik.
Oder: Du auf einem Spaziergang mit Deinem Partner.
All das ist Muße. Aber nur dann, wenn wir in den Situationen nicht das Gefühl haben, unsere Zeit zu verschwenden.
Warum das Wort langsam in Vergessenheit gerät, liegt auf der Hand. Pause ist etwas für Schwächlinge. Sagt man heute, oder denkt man zumindest (und weiß, dass es die Kollegen und Bekannten ebenfalls denken).
Wie wir oben gelernt haben, ist eine Zeit ohne Anspannung wichtig, damit sich der Körper erholt und langfristig nicht in einen Burn-out gelangt. Auch dann, wenn sich diese Zeit der Erholung weniger aufregend oder freudig anfühlt: wir brauchen sie. In solchen Phasen nehmen wir uns selbst und unseren Körper wieder wahr, ohne dass die Eindrücke durch „körpereigene Drogen“ verzerrt werden.
Wenn wir die Pause umgehen, überrollen wir unsere schützenden Grenzen mit den Panzern der Unruhe und permanenten Zielstrebigkeit.
Burn-out-Patienten müssen lernen, ihre Grenzen wieder zu erkennen, zu ziehen und zu wahren. Solange das nicht geschehen ist, bleibt der Burn-out bestehen.
Burn-out
Burn-out und Depressionen
Burn-out – Verbreitung und Kosten
Burn-out – Verlauf
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Burn-out – Begleiterkrankungen
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Burn-out vorbeugen (Prävention)
Quellen