Teile diesen Beitrag "Bore-out – Wie man die tödliche Unterforderung überwindet"
Es folgt ein Gastbeitrag von Thomas Pfitzer.
P. Rothlin (Betriebswissenschaftler) und P.R. Werder (Philosoph und Journalist) definieren in ihrem Buch „Syndrom Boreout“ den Boreout als Gegenteil des Burnout. Ihrer Meinung nach besteht der Boreout aus den Elementen: Unterforderung – Langeweile und Desinteresse.
Boreout-Betroffene haben das Gefühl mehr leisten zu können, aber man lässt sie nicht, bzw. es gibt für sie nicht genügend fordernde Aufgaben. Die Langeweile ist die logische Folge davon, da man nicht weiß, was man den ganzen Tag tun soll. Das steigert die Lustlosigkeit, sich um anspruchsvolle Arbeit zu bemühen. Daraus folgt wiederum ein Desinteresse am Job, da man sich nicht mehr mit der Arbeit identifizieren kann.
Betroffene berichten, dass man sich zunehmend Strategien aneignet, um am Arbeitsplatz den Eindruck zu erwecken, man sei ausgelastet und im Stress. Das dient dazu, sich noch mehr der langweiligen und eintönigen Arbeit vom Hals zu halten und sie auf die Kollegen abzuwälzen.
Boreout hat zwar im ersten Moment nichts mit Faulheit zu tun, da die Mitarbeiter durchaus arbeiten wollen, aber die Folge von Boreout ist Faulheit. Der Mitarbeiter wird faul gemacht.
Die Strategien, die sich gelangweilte und unterforderte Mitarbeiter ausdenken um nicht noch mehr langweilige Aufträge zu erhalten, führen dazu, dass das untätige Absitzen von Stunden noch zunimmt und sich das Boreout-Gefühl verstärkt. Durch das Vortäuschen von Beschäftigung, verhindert der Mitarbeiter selbst, dass sich seine Situation verbessert.
Rothlin und Werder nennen einige der Strategien, die sich Betroffene aneignen.
Flachwalzstrategie:
Die auftretende Arbeit wird unnötig in die Länge gezogen. Zeitrahmen werden unnötigerweise voll ausgeschöpft.
Komprimierung:
Aufgaben werden schnellstmöglich erledigt, aber die Erledigung wird nicht mitgeteilt. So hat man bis zum Abgabetermin viel Zeit für die Erledigung privater Dinge.
Symptome des Boreout Syndroms sind:
- Müdigkeit
- Desinteresse
- Schlechte Laune
- Leidenschaftslosigkeit
- Langeweile durch Unterforderung
- Identifikationsprobleme mit der eigenen Arbeit
Die ständige Unterforderung, das Absitzen von Stunden und das Vorspielen von Stress, führen letztendlich zum Stress. Das Syndrom erscheint häufig bei Arbeitnehmern mit festem, aber zu großzügigem Zeitplan und bei Personen, bei denen durch die Art der Tätigkeit weder Leidenschaft noch Tatendrang geweckt wird.
Soweit so gut. Bis hierhin kann ich folgen. Was aber nun von Rothlin und Werder als Tipps gegen den Boreout gegeben wird, entbehrt nicht einer gewissen Naivität:
Präventive Maßnahme: Üben Sie eine Arbeit aus, die Ihnen Freude bereitet und Ihnen nicht jeden Tag das Gefühl gibt, wieder arbeiten gehen zu MÜSSEN, sondern zu DÜRFEN!
Wie viele Menschen gibt es wohl, die sich diesen Luxus erlauben können. Wie viele Möglichkeiten ergeben sich aus dem Arbeitsmarkt, eine Tätigkeit zu finden, die weder über- noch unterfordert und die in erreichbarer Nähe ist?
Gesunde Balance finden: Ihre Arbeit sollte Sie weder überfordern (Burnout) noch unterfordern (Boreout). Erledigen Sie deshalb Aufgaben, denen Sie gewachsen sind und an denen Sie gleichzeitig noch wachsen können.
Das ist doch genau das Problem des Burn- und des Boreouts, dass man sich in den seltensten Fällen die Aufgaben aussuchen kann – weder in Sachen Qualität noch Quantität. Wenn dem so wäre gebe es weder Burnout noch Boreout!
Private Anteile: Auf ihrer Arbeit sollten vor allem eines tun: arbeiten! Sobald ihr Zeitfenster für private Erledigungen fortlaufend zu wachsen scheint, sollten Sie sich mehr herausfordernden Aufgaben widmen.
Wie auch zuvor schon gesagt, ist dieser Tipp sinnlos, da der Boreout entsteht, weil es keine herausfordernden Aufgaben gibt. Da der Boreout-Betroffene ja nicht faul ist, hätte er sich diese Aufgaben längst geholt, wenn es sie denn gäbe. Der Boreout entsteht ja nicht von heute auf morgen, sondern in einem Zeitraum von mehreren Monaten. War innerhalb dieses Zeitraums keine anspruchsvolle Tätigkeit gegeben, dürfte auch in Zukunft keine kommen.
Identifizierung: Stellen Sie sich regelmäßig die Frage, warum Sie ausgerechnet in diesem Unternehmen arbeiten. Sobald Sie spüren, dass Sie nur wenige oder keine soliden Argumente sammeln können, haben Sie einen Hinweis darauf, dass Sie einem Boreout unterliegen.
Auch hier kann das Ergebnis nur Kündigung heißen. Doch zuvor muss ein neuer Job gefunden werden. Da wir Menschen aber ca. 70% unserer Entscheidungen aus dem Vermeidungsmodus und nicht aus dem Motivationsmodus heraus treffen, ist die Kündigung und die Jobsuche eine eher seltene Entscheidung. Besonders dann, wenn man sich schon an das Nichtstun gewöhnt hat. Die Untätigkeit fördert nicht gerade das Selbstwertgefühl, sodass Boreout mit zunehmender Dauer dazu führen wird, dass sich der Betroffene nichts mehr zutraut und demnach auch den Job nicht mehr wechseln möchte. Wer zu lange in der Langeweile und Untätigkeit verharrt, wird irgendwann glauben, er könne nichts mehr leisten.
Wer sich zudem in einem sicheren und gutbezahlten System befindet, sollte es sich gut überlegen, das Risiko eines Firmenwechsels einzugehen. Eine Garantie, dass es besser wird, gibt es nicht.
Mein Vorschlag ist ein ganz anderer.
Wie auch schon beim Syndrom Burnout, muss auch beim Syndrom Boreout das Privatleben mit einbezogen werden. Wer sagt denn, dass man beide Syndrome nur am Arbeitsplatz bekämpfen kann?
Viele Burnout-Patienten haben das Problem, dass ihnen das Privatleben so wenig Glücksmomente und Spaß bietet, dass der Arbeitsstress nicht abgefangen werden kann. Zudem gibt es auch in der Freizeit und in der Familie Stressfaktoren, die die Lage verschlimmern, da man die negativen Emotionen von einem System in das nächste trägt. Die gegenseitige Beeinflussung verschiedener Systeme (Hobby, Freundeskreis, Familie und Beruf) führen zu einer Stress-Spirale, die an irgendeiner Stelle unterbrochen werden sollte. In welchem System man die Spirale unterbricht, ist vorerst zweitrangig. Wichtig ist, dass überhaupt etwas geschieht und man erkennt, dass man es selbst in der Hand hat, etwas zu verbessern. Nur so kann man die Opferebene verlassen.
Wir füllen unser Privatleben zunehmend mit unkreativen Tätigkeiten aus. Untersuchungen zeigten, dass Fernsehen Stress fördert. Je größer die Anzahl der Fernsehprogramme, desto größer der Stress. Wir umgeben uns immer mehr mit technischen Geräten, die uns angeblich Zeit sparen und besser kommunizieren lassen. Tatsache ist aber, dass das Niveau der Kommunikation durch Mail, SMS, Messenger und Facebook oftmals so gering ist, dass man nicht mehr von wirklicher Kommunikation sprechen kann, da auf der emotionalen Ebene nichts mitgeteilt und verarbeitet wird. Smilies sind kein Ersatz für wirkliche Emotionen. Da wir zu 70% nonverbal kommunizieren, ist auch das telefonieren weniger gut geeignet um Emotionen abzubauen.
Wer in der Freizeit nichts als Langeweile erlebt, kann diese Emotion natürlich auch am Arbeitsplatz nicht abbauen. Daher ist es sinnvoll seine Freizeitaktivitäten zu überprüfen und sich zumindest im Bereich Hobby, Sport, Familie und Freundeskreis interessante Ziele zu setzen. Ziele zu haben und sich auf den Weg der Zielerreichung zu machen, macht erwiesenermaßen glücklich. Wenn man am Arbeitsplatz keine Möglichkeiten der Verbesserung hat, muss unbedingt der Freizeitbereich angekurbelt werden, damit man zumindest etwas hat, worauf man sich freuen kann – 8 Stunden lang.
Text von und herzlichen Dank an:
Thomas Pfitzer |
Photo: Jason Scragz
Danke für den Artikel… ich weiß nicht, was ich von Bore-Out halten soll.
Natürlich erkenne ich einiges davon bei mir wieder, um nicht zu sagen fast alles.
Ich sage auch selbst immer, daß ich in meinem Job qualitativ völlig unterfordert und quantitativ völlig überfordert bin.
Aber ob das jetzt Ursache oder Symptom meiner Depression/ meines Burn-Outs ist… das weiß ich nicht.
Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, daß ich, wenn ich nur eine sinnvolle(!!!) erfüllende, fordernde Tätigkeit ausüben dürfte, ich nicht noch nebenbei studieren mich politisch engagieren und Fremdsprachen lernen würde.
Ich glaube, egal wie man das Phänomen jetzt auch nennt, jeder Mensch ist nur dann zufrieden (mit allen positiven Konsequenzen) wenn er sich in dem kleinen Bereich zwischen Überforderung und Unterforderung bewegen darf, ohne zu oft in einen der anderen Bereiche zu rutschen.
Die Frage ist, wem gelingt das bei all der Arbeitsverdichtung überhaupt noch?
Ich bin immer wieder erschrocken, wenn ich feststelle, wieviele meiner Kollegen gravierende mentale Erschöpfungsanzeichen aufweisen…
Hallo Jan,
das wichtigste ist, seine „inneren Werte“ zu erkennen und sein Leben danach zu richten. Viel zu oft tun Menschen Dinge, die von ihnen erwartet werden, die aber nicht ihren Werten entsprechen. Alle Ziele, die sich ein Mensch setzt müssen aber den Werten entsprechen, da Werte im Unterbewusstsein eine höhere Macht ausüben als Ziele. Deshalb scheitern viele an ihren Zielen, oder erreichen sie mit hohem Energieaufwand und sind trotzdem nicht glücklich, denn es war nie wirklich ihr Ziel, sondern ein Ziel, das aus Erziehung und Umwelteinfluss entstand. Hier war dann der Preis einfach zu hoch und man ist trotz Zielerreichung unglücklich. Lieber Gruß. Thomas Pfitzer
Von dem Begriff Bore-out habe ich hier zum ersten Mal gehört, und mich hat der Artikel sehr angesprochen, auch wenn mein Hintergrund ein anderer ist. Ich bin freiberuflich tätig und mir macht meine Arbeit viel Spaß, sie ist tatsächlich genau das, was ich immer tun wollte. Aber der Erfolg lässt zu wünschen übrig. Was macht man als Autor, wenn man vor allem Absagen von Verlagen bekommt? Als Maler und Fotograf, wenn die Ausstellungen wenig Resonanz bringen und Bildagenturen ebenfalls meistens Absagen schicken? Als Blogschreiber, wenn kaum jemand den Blog liest und keine Reaktionen erfolgen? Als Online-Shop-Besitzer, wenn nur ab und zu mal Bestellungen eingehen? Ich bin im Grunde ein Arbeitstier und wenn ich einen Auftrag oder ein Arbeitsprojekt habe, bin ich nicht zu bremsen. Aber in der Zwischenzeit…? Zu der Langeweile kommen dann noch die quälenden Selbstzweifel. Mein Ausweg ist das abgewandelte Luther-Zitat von dem Apfelbäumchen: „Auch wenn ich morgen wieder eine Absage bekomme, schreibe/fotografiere/male ich heute doch weiter“. Immer klappt das aber auch nicht…
Hi Eva,
Danke für Deinen Kommentar, wenn mich nicht alles täuscht, ist es Dein erster hier, also:
herzlich willkommen bei myMONK! 🙂
Gibt’s denn etwas, was Du in dieser Zeit tun KÖNNTEST, aber nicht tun MAGST? Zum Beispiel Marketing und alles, was dazugehört?
Liebe Grüße – und bloß nicht aufhören mit dem Schreiben/Fotografieren/Malen aufhören, wenn Dir das Freude macht!
Tim
Hallo Tim,
danke für deinen Willkommensgruß. Du hast recht, es war mein erster Kommentar, aber ich verfolge deinen Blog schon eine Weile.
Und natürlich hast du ins Schwarze getroffen: es gibt eine ganze Menge, was ich tun könnte, aber nicht mag… Und es stimmt auch, dass ich mit Marketing auf dem Kriegsfuß stehe. Ich warte immer noch auf den, der mir das abnimmt (so wie andere Frauen auf ihren Prinzen warten)…
Übrigens hat mir das Zitat von Khalil Gibran weiter unten sehr gut gefallen.
Hey Eva,
kenn ich selbst gut.
Warte nicht.
Mach kleine Schritte, selbst die kleinsten sind unendlich mal besser als gar keine.
Wie schaffst Du Wert mit dem, was Du tust? (Siehe https://mymonk.de/wie-du-echten-wert-schaffen-und-von-deiner-leidenschaft-leben-kannst/)
Wie kannst Du den Wert transportieren, sichtbar für andere machen?
Das Marketing ist Deine Verantwortung, genau wie Dein Tun selbst, ist Teil Deiner Arbeit, die Du in die Welt tragen willst:
Hoffe das spornt Dich ein bisschen an 🙂
LG
Tim
Sehr gut! THX!
Jan hat bei Facebook kommentiert, und da ich es besonders schön fand, hier mal einfach reinkopiert:
Jan:
Und ich dann so:
Hey Jan, was würdest Du denn jemandem raten, der in einem für sich endlos öden Job steckt und auch kurzfristig nicht dort rauskommt?
Und Jan:
Hallo Tim, ein wirklich interessanter Beitrag 🙂 überhaupt nicht langweilig … LG Birgit
Merci, Birgit – die Sachen von Thomas find ich auch echt gut. LG und gute Nacht! Tim
Absolut lesenswerter Artikel! Und ich kann mich absolut damit identifizieren, da ich mich seit gut einem Jahr beruflich komplett unterfordert fühle. Der zu diesem Zweck vorgenommene Projektwechsel hat keinerlei Wirkung gezeigt.
Interessant finde ich jedoch die Analogie zum privaten Lebensbereich. Auch wenn es mir selbst noch nicht gelungen ist: ich teile die Meinung, dass es sicherlich sinnvoll ist beispielsweise die private Seite zu untersuchen, „anzupacken“ und zu verändern – und damit positive Effekte auf das Berufsleben zu erzielen. Insbesondere dann, wenn Änderungsversuche dort bisher fehl geschlagen sind. Vielleicht sollte ich mir das mal selbst zu Herzen nehmen 🙂
Um zu meinen obigen Aussagen noch etwas hinzuzufügen:
Ich habe nun beide Extreme kennengelernt, zuerst einen Arbeitsplatz, bei dem ich quantitativ massivst überfordert und qualitativ massivst unterfordert gewesen bin, dann bin ich ins kalte Wasser gesprungen und habe mich umorientiert und nun stecke ich in einem Job, der mich qualitativ reizt, aber leider quantitativ massiv unterfordert. Soll heißen: Wenn etwas zu tun ist, bin ich Feuer und Flamme und ich kann mich mit genau den Dingen befassen, die mich reizen. Wenn nichts zu tun ist…. dann ist wirklich nichts zu tun. Ich sitze manchmal 4-5 Stunden am Tag herum und versuche mir händeringend die Zeit zu vertreiben…
Mit meinem Privatleben komme ich da nicht viel weiter. Ich habe einige Hobbys, die mir viel Spaß bereiten und wenn ich mehr Zeit hätte, hätte ich sicher auch mehr Hobbys.
Thomas Pfitzer spricht aus meiner Sicht einen wichtigen Punkt an: Das Verlassen der Opferebene.
Wir müssen uns genau anschauen, was denn das Gefühl der Unterforderung verursacht, was wirklich dahinter steckt. Ich habe zuerst gedacht, es liegt daran, daß ich etwas brauche, das meinen Verstand auslastet, daß ich einfach darunter leide, daß ich überdurchschnittlich intelligent bin. Aber das ist Quark. Tatsächlich würde es mich völlig zufriedenstellen, wenn ich, anstatt 5 Stunden am Tag so zu tun als hätte ich etwas zu tun, einfach 5 Stunden Holz hacken dürfte. Dafür brauche ich keinen Verstand, also kann er nicht das Problem sein.
Ich glaube, daß wir einfach tief in uns das Bedürfnis haben, etwas sinnvolles zu tun, das Anerkennung erhält. Auch von anderen, vor allem aber von uns selbst. Und beides ist eng miteinander verknüpft. Wie kann ich mir selbst Anerkennung für etwas zeigen, von dessen Sinn ich nicht überzeugt bin? Wie können andere mir für etwas Anerkennung zeigen, das weder ich noch Sie als sonderlich sinnvoll sehen?
Und ja, aufgrund der Gegebenheiten (Personalknappheit, Ressourcenausstattung) ist Holzhacken definitiv sinnvoller als das, was meine eigentliche Aufgabe ist.
Die Schwierigkeit besteht also für mich darin, unter den gegebenen Voraussetzungen trotzdem mit Herzblut arbeiten zu können (denn nur damit will ich auch arbeiten). Und eine essentielle Voraussetzung dafür ist es, sich mit seinem eigenen Perfektionismus auseinanderzusetzen. Frei nach dem Motto: „Starte wo Du bist, nutze, was Du hast, tu was Du kannst.“ (Und dann sei auch zufrieden damit)
Man muss also wirklich ganz genau das eigene Arbeitsumfeld und die eigenen Ansprüche und Bedürfnisse analysieren und dann schauen, wo man Gestaltungsspielräume entdecken kann.
@Jan: volle Zustimmung in deinen Ausführungen. Schön zu sehen, dass man sich nicht alleine in einer solchen Situation befindet respektive sie sich einbildet.
Mein Gefühl sagt mir dass ich das Thema etwas unterschätzt habe und es weitaus komplexer ist als angenommen. Ganz große Themen wie Analyse der eigenen Arbeitsumgebung, Bedürfnisse, Perfektionismus oder Sinn der Arbeit scheinen eine bedeutende Rolle zu spielen! Großartig 😉
Was ich noch vergessen hab: quantitativ gehe ich zu 80% einer Tätigkeit nach die ich liebe, mit der ich weder unter- noch überfordert bin. Leider nimmt das quantitativ nur einen sehr geringen Teil meiner Arbeitszeit ein.
Hallo Tim,
dein Beitrag ist schon etwas älter, aber ich habe heute nach Bore-out gegoogelt und ihn entdeckt. Vor allem die Kommentare haben mir gefallen.
Ich selbst habe vor vielen Jahren den Weg in die Freiheit gewählt, um das zu machen, was ich gerne mache. Das hat wunderbar funktioniert. Ich war zufrieden und hatte stets genügend Aufträge. Viel verdient habe ich trotzdem nicht. Dann kamen die Familienplanung und der Alltag als Mutter. Das lässt sich prima vereinbaren mit Freiberuflichkeit.
Was ich nicht bemerkte: Meine Aufgaben wurden zur Routine, irgendwann zur Last. Von einigen Aufträgen habe ich mich vollends getrennt, weil es eine Quälerei war. Heute braucht ich für 5 Stunden produktive Arbeit eine ganze Woche, weil ich viel lieber tausend andere Dinge erledige und mich ablenken lasse. Ich habe das Gefühl den ganzen Tag zu arbeiten und für alles zu wenig Zeit zu haben. Verdienen lässt sich auf diese Weise auch nichts.
Ich habe lange nicht bemerkt, ich welchem Zustand ich mich befinde. Erst als ich bei einem guten Kunden eine neue Aufgabe einforderte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Plötzlich wollte ich ununterbrochen an dem Projekt arbeiten! Ich war unendlich produktiv und motiviert. Meine grauen Zellen wäre gefordert – und ich verdiente zudem gut daran.
Das hat mich wieder versöhnlich gestimmt mit meinem Weg, den ich aus lauter Frust fast aufgegeben hatte. Doch das Problem ist noch nicht vom Tisch. Die Aufträge kommen nur sporadisch, die finanzielle Sicherheit fehlt, die mir mit zunehmendem Alter immer wichtiger zu sein scheint. Es ist, wie andere vor mir schon beschrieben haben: Gibts ein Projekt, ist alles gut. Gibts keins, verfalle ich wieder der Langeweile.
Den Ausgleich im Privaten zu finden, fällt schwer, denn erstens bin ich immer noch Mutter und kann nicht so frei agieren, wie ich das gerne würde. Und zweitens ist mein Privatleben ja meine Arbeit, weil ich eigentlich das mache, was ich liebend gerne tue.
Trotzdem ist er da, der Bore-out. Das Gefühl, nicht mein volles Potenzial zeigen zu können und dafür auch Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten.
Nachdem ich viele Monate versucht habe, mich neu zu erfinden und mein Business anzukurbeln, empfand ich alles nur noch als sinnlos. Ich wurstelte vor mich hin, wendete jede Menge Zeit auf und verdiente doch keinen Cent damit.
Für mich erscheint heute ein netter Job in fester Anstellung die bessere Alternative. Vielleicht könnte ich dann als Hobby das machen, von dem ich weiß, dass es genau meins ist. Wer weiß? Meinen Gedanken hierzu sind noch nicht zu Ende gedacht …
Schöne Grüße
Katharina
Ich war 6 Jahre gefordert in meinem Job arbeite 4 std vormittags und diese 4 std waren voll ausgelastet.Man versetzte mich an eine andere Stelle und es ist nichts mehr wie es war.Ich muss schauen wie ich diese 4 std über die Bühne bringe.Teilweise arbeite ich in Zeitlupe damit ich nicht so schnell fertig bin mit der Arbeit. Das bin ich nicht gewohnt nicht gefordert zu sein nicht ausgelastet genug wie vorher.Ich fühle mich schlapp müde das Adrenalin fehlt.Die Kollegen die es vorher gab sind nicht mehr da man kann mit niemandem mehr reden über sorgen und nöte und über die Arbeit. Das ist ganz schlimm für mich.Ich fühle mich total fehl am platz und unwohl.Habe das Bedürfnis zu kündigen hab aber noch nichts neues gefunden. Ich bin am Rande des Nervenzusammenbruchs und Depressionen. Ich ging vorher sehr gerne zu Arbeit aber jetzt ist es ein Gang des widerwillens.
Hey.
Mein Problem liegt vorrangig darin, dass ich auf der Arbeit sehr häufig ins Boreout rutsche (ja, ich habe einfach nicht die richtige Ausbildung gemacht/den richtigen Weg eingeschlagen, aber nun ist es erstmal so, bis ich einen Grundstock aufgebaut habe und dann evtl nochmal kreativ werden kann).
Privat bin ich gleichzeitig tierisch überlastet mit allen ToDos und dann will ich vllt noch was lernen und lesen und erleben und nen Partner suchen und so weiter und so fort.
Diese Mischung macht mich verrückt, weil ich auf der Arbeit sitze und die Dinge nicht erledigen kann, die mich dann nach Feierabend davon abhalten, Schönes zu erleben.
Nen Tipp?
Vielen Dank für diesn wunderbaren Artikel.
Ich habe in zwei Tagen Urlaub und fühle mich genau damit schon wieder überfordert.
Es war im letzten Urlaub genau so. Ich mache To-Do-Listen die eigentlich nur Dinge beinhalten wie putze, putzen, räumen usw. Am Ende des Urlaubes werde ich das wenigste davon erledgt haben. Dafür aber völlig gelangweilt froh sein, dass der Alltag wieder los geht. Von Erholung keine Spur! Ich kann mich nicht aufraffen oder mir fällt nicht einmal ein, womit ich mir Gutes tun lann. Ich habe einen Knoten im Kopf. Bin allerdings froh, dass ich das erkenne. Nur ändern tut sich dadurch leider erst einmal gar nichts.