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Träume, ja sicher. Haben wir alle. Welt bereisen. Applaus einheimsen. Bücher schreiben. Tanzen wie eine Prinzessin. Irgendwas wirklich Gutes für die Welt tun, irgendwas verändern.

Doch sobald wir näher drüber nachdenken oder vielleicht sogar den kleinen Prinzessinenn-Zeh ins Wasser tauchen wollen, springt die Angst in den Kopf und hängt ein riesiges Poster auf, das uns den Blick aufs Ziel versperrt und auf dem steht: DAS GEHT DOCH NICHT und dann, in der Zeile darunter, etwas mit MIETE und RECHNUNGEN, die wir ja nun mal alle zu zahlen haben.

Und an diesem Punkt geben wir auf. Viel zu oft. Viel zu schnell, so viele schon in jungen Jahren, in denen sie eigentlich nicht viel zu verlieren hätten. Und leben das artige Leben weiter, bis es eben nicht mehr weiter geht, verstecken uns und unsere Träume und Talente in Büroooahs (meine Finger gähnen, wenn sie das Wort schreiben sollen) und auf Karriereleitern, die nirgendwo hinführen.

Ganze Friedhöfe voller Grabsteine, auf denen dasselbe steht:

„Er hätte ja gern was Großartiges gemacht, aber er hatte leider Rechnungen zu bezahlen.“

(Selbst die Grabsteine sehen alle gleich aus, aus Vernunftgründen taten sich die Hinterbliebenen zu Einkaufsgruppen zusammen und ließen sie massenweise anfertigen.)

Alles hat seinen Preis

Ja, alles im Leben hat seinen Preis. Den müssen wir zahlen. Genauso wie die Rechnungen.

Aber bei manchen Dingen möchte ich einfach keine Kompromisse eingehen, auch wenn der Preis dafür hoch ist und ich als Selbstständiger weniger finanzielle Sicherheit habe und vermutlich härter stürzen kann, doch das, was ich dafür bekomme, die Gegenleistung, ist’s mir einfach mehr als wert … dass ich mich große Teile des Tages mit Dingen beschäftigen kann, die mich faszinieren. Dass ich mitten am Tag ausgedehnte Spaziergänge machen kann wie ein verschrobener Achtzigjähriger. Oder spontan in den Biergarten gehen kann. Dass es sich einfach richtig und wie MEIN Leben anfühlt und dass es da draußen Leser gibt, denen mein Zeug was bedeutet (siehe 10 Dinge, die ich statt eines Jobs habe).

Ich bin ja noch nicht mal dafür, dass wir einfach unsere Jobs schmeißen, ohne Plan und mit fünf hungrigen Mündern zuhause, „Mami Mami, mein Bauch ist so leer und tut so weh, warum haben wir kein Geld und nichts zu Essen?“ – „Ruhe, Kinder, schaut Fernsehen, wenn Mami erstmal berühmte Ballerina ist, könnt ihr sie auch im Fernseher drin sehen!“

Heute den ersten Schritt gehen (auch, wenn’s anstrengend ist)

Ich bin nur dafür, dass wir losgehen, heute noch, dass wir den ersten kleinen Schritt gehen, so klein, dass wir nicht nein dazu sagen können. Dass wir das verdammte Handtuch aufheben, das wir schon vor Runde Eins auf den Boden geworfen haben, aus dem Grab steigen, in das wir uns schon als Lebendige gelegt haben und es wenigstens versuchen. Auch wenn’s anstrengend ist und wir Verpflichtungen haben und scheitern können.

Erinnert mich an Franz Kafka:

Kafka bekam 1908 eine Vollzeitstelle in einer Unfallversicherung – er musste Geld verdienen und wohnte mit seiner Familie in einer winzigen Wohnung. In einem Brief, nachzulesen in Mason Curreys Buch „Musenküsse“, schreibt er:

„Die Zeit ist kurz, die Kräfte sind klein, die Wohnung ist laut und man muss sich mit Kunststücken durchzuwinden versuchen, wenn es mit einem schönen geraden Leben nicht geht.“

Er schrieb trotzdem seine Bücher. Wann? Wenn der Rest schlief, . Nach der Arbeit gab’s zuhause Mittagessen, dann legte er sich drei Stunden auf’s Ohr, ging anschließend spazieren, aß dann zu Abend mit der Familie … und setzte sich gegen 23 Uhr an den Schreibtisch, je nach verbliebener Energie bis ein, zwei, drei Uhr morgens, bevor er noch mal ein paar Stunden schlief.

Kafka zahlte den Preis, und der war vermutlich nicht geringer als der, den die meisten von uns zu zahlen hätten für ihren Traum.

Das ist, was ich mir für mehr von uns wünsche: dass wir für das kämpfen, wonach das Herz ruft; rauslassen, was wir der Welt zu geben haben; das Schwert ziehen gegen den Drachen, der nicht Feuer, sondern Angst und Bequemlichkeit und Perfektionismus auf uns spuckt, der uns klein und angepasst halten will.

Wenn wir scheitern, dann wenigstens in unserem eigenen Spiel, nach unseren eigenen Regeln, nicht nach denen, die uns andere aufzwingen wollten.

Wenn wir scheitern, dann wenigstens beim Kampf in der Arena und nicht am Seitenrand, mit sicherem Abstand zum echten Leben.

Mehr unter 7 seltsame Fragen, mit denen Du Deine Berufung finden kannst und im neuen myMONK-Videokurs Wie man seine Berufung findet.

Inspiriert von: 99u | Photo: Juan Camilo Trujillo