Mobbing tritt aufgrund der verschärften Konkurrenz um Arbeitsplätze und Karrieren immer häufiger auf. Und: Mobbing ist eine bedeutsame Burn-out-Ursache. Aber nicht nur die Gemobbten, sondern auch die Mobber benötigen Hilfe.
Was ist Mobbing und warum nimmt es zu?
Beim Mobbing sucht sich ein Mitarbeiter oder Vorgesetzter (Mobber) einen Kollegen (den Gemobbten) aus, den er dauerhaft drangsalieren kann, bis dieser nicht mehr kann, aufgibt und kündigt. Dann feiert der Mobber.
Mobbing lässt sich heute deutlich häufiger beobachten als noch vor ein oder zwei Jahrzehnten. Das liegt vor allem an den folgenden Gründen:
- Grundlage ist die erhöhte Konkurrenz, die von Arbeitgebern oft gefördert wird und die Leistung erhöhen soll. Angst um den Arbeitsplatzverlust kann den Kampf im Unternehmen genauso erhöhen wie materialistisches Streben.
- Die Frustration in Unternehmen steigt an. Und wird mehr oder weniger blind an Kollegen ausgelassen. Ein gemeinsames Opfer kann zudem eine Gruppe vermeintlich stabilisieren.
- Wird das Mobbing vom Vorgesetzten getriggert (was ebenfalls immer häufiger auftritt), können die Mitarbeiter gefahrlos mitmachen und somit Loyalität gegenüber ihrem Chef ausdrücken. Von der Loyalität versprechen sie sich einen gesicherten Arbeitsplatz oder den nächsten Schritt auf der Karriereleiter.
Mobber glauben oft, etwas im Sinne der Firma oder des Teams zu tun: sie rechtfertigen ihr boshaftes Verhalten vor sich und vor anderen, indem sie Fehler des Gemobbten aufblähen. Der Gemobbte wird unsicherer, macht mehr Fehler und gibt daraufhin immer mehr Anlass zur Kritik. Auch die Kollegen sehen seine Fehler zunehmend und unterstützen das Mobbing. Der Mobber kann ungehindert weitermachen, seine Gewalt verstärkt sich, ohne dass er sich dessen unbedingt bewusst sein muss.
Täter und Opfer, Opfer und Täter?
Für beide Seiten kann das Mobbing jedoch seelisch stark belasten und zum Burn-out führen:
- Beim Gemobbten liegt die traumatische Erfahrung auf der Hand.
- Der Mobber schämt sich oft im Nachhinein, ist über sich selbst entsetzt, wenn ihm sein Verhalten bewusst wird. Auch er kann unter dieser Last zusammenbrechen – wenn auch erst Jahre später.
Beide Seiten haben Defizite im Selbstwertgefühl – sowohl vor als auch erst recht nach der Mobbing-Erfahrung. Der Mobber will seine ihm innewohnenden Unsicherheiten durch Dominanz abbauen, der Gemobbte lässt es zu, zum Beispiel weil er es in seiner Kindheit so gelernt hat.
Wir wollen nicht die Täter zum Opfer machen und umgekehrt, aber: beide Seiten tragen die Verantwortung. Und beide Seiten haben damit auch die Möglichkeit, andere Bewältigungsstrategien zu trainieren.
Ein Vorgesetzter muss sich um beide Parteien kümmern, den Mobber stoppen und den Gemobbten schützen. Sollte dem Chef das nicht gelingen, etwa weil er selbst vorm Mobber Angst hat, muss eine außenstehende Institution wie spezielle Beratungsstellen zu Rate gezogen werden.
Burn-out
Burn-out und Depressionen
Burn-out – Verbreitung und Kosten
Burn-out – Verlauf
Burn-out – Symptome
Burn-out – Begleiterkrankungen
Burn-out – Diagnose
Burn-out – Test
Burn-out – Ursachen
Burn-out – Behandlung
Burn-out vorbeugen (Prävention)
Quellen
Lasst mich aus der Sicht eines „Opfers“ berichten: Ich arbeite im öffentlichen Dienst und werde seit ca. zwei Jahren von einer Kollegin gemobbt (in der Hierarchie gleichgestellt und auch im gleichen Alter). Findet sie in meiner Arbeit etwas, was sie selbst anders machen würde oder auch einmal einen Fehler, kommt sie nicht zu mir um das zu besprechen, sondern flitzt damit gleich zu unserem Vorgesetzten und klagt mich an mit „Schauen Sie mal, Herr Chef, was der Herr XY da gemacht hat!“, setzt Unwahrheiten über mich in die Welt, hat mich auch schon von einem wichtigen Termin ausgeschlossen, und versteht es fabelhaft, Fehler, die aus ihrer eigenen Unzulänglichkeit oder ihrem fehlenden Fachwissen entstanden sind, in meine umzuwandeln und herum zu posaunen.
Sie drängt mich laufend in die Verteidigungs- bzw. Rechtfertigungsposition, weil sie mit ihren unsinnigen Anschuldigungen in Vorlage geht und ich mich in der Folge zu verteidigen habe. Nach „oben“ gibt sie die eifrige, gleichzeitig zu schützende und bemitleidenswerte Kollegin, auf gleicher Ebene teilt sie mit größter Inbrunst aus. In Teambesprechungen zu sechst inklusive Chef braucht sie mit ihrer fiesen Art nur wenige Minuten um eine Kollegin in Tränen ausbrechen zu lassen.
Und unser Chef schaut zu. Denn er arbeitet seit über 20 Jahren mit ihr zusammen und sie steht zu 100 % unter seinem Schutz. Sie kann sich gegenüber Kolleginnen und Kollegen erlauben was Sie will und fachlich selbst größte negative Knüller abliefern bzw. die gesamte Arbeit einer anderen Kollegengruppe unaufgefordert auf den Kopf stellen – es bleibt für sie ohne jegliche Folgen. Es zählt zu ihren größten Leidenschaften, die Arbeit anderer kurz vor oder kurz nach deren Fertigstellung unaufgefordert mit ihrem Prüfungswahn mit einer ans Absurde grenzenden, übertriebenen Genauigkeit wahrlich heimzusuchen und sich mit ihren Entdeckungen beim Chef zu profilieren.
In den letzten zwei Jahren haben sich zwei Kollegen von ihr weg versetzen lassen und aktuell stehe ich kurz davor. Die Personalabteilung weiß das – und schützt sie. Niemand kommt auf die Idee, zu hinterfragen, warum in so kurzer Zeit 2-3 Kollegen das Weite suchen (wollen) bzw. statt ihrer endlich einmal ihre Umgebung vor ihr zu schützen.
Sie raubt mir jegliche Energie. Wenn ich im Büro am Rechner sitze, kostet es mich immer mehr Kraft mich zu konzentrieren, was zugegebenermaßen tatsächlich zur mehr Fehlern und einer insgesamt langsameren Arbeitsweise führt und die Motivation gegen Null drückt. Selbst in meinem Einzelbüro spüre ich die negative Energie dieser Frau ständig in meinem Nacken sitzen. Und hier zuhause lässt sie mich auch nicht mehr los.
Im Web bin ich auf den Begriff „toxische Menschen“ gestoßen. Dort wird meine Kollegin sehr genau beschrieben. Rechtlich dagegen vorzugehen, ist aussichtslos, denn im öffentlichen Dienst könnte ich nicht sie persönlich anzeigen, sondern nur den Dienstherrn, der vom direkten Vorgesetzten vertreten wird. Das ist genau unser Chef, der sie schützt.
Weiß jemand Rat? 80 % der Mobbingfälle enden mit der Flucht des Gemobbten, also mit dem Triumph des Mobbers. Was ist das für eine Welt? Den Angegriffenen erwarten Jobsuche bzw. Arbeitslosigkeit.
Äußerungen wie „du darfst dir das einfach nicht bieten lassen“, „wenn du das zulässt, bist du selbst schuld“, „lass sie auflaufen“, „wenn du dich nicht wehrst, wird sie ewig so weitermachen“ braucht Ihr mir nicht zu schreiben – die kenne ich zur Genüge. Niemand kann sich mit einem Fingerschnippen vom einen Augenblick auf den nächsten vom zurückhaltenden und nicht-aggressiven Mitmenschen zum starken, coolen und selbstbewussten, durch nichts zu erschütternden Typen wandeln. Wenn das ginge, hätte ich es selbstverständlich schon getan.
Ist eine Situation nicht stimmig, ändere sie
Kannst du sie nicht ändern, verlasse sie
Kannst du sie nicht verlassen, nehme sie voll an
Du bist immer Gewinner, wenn du der Situation keine Energie gibst. Du brauchst nicht kämpfen. Ein Mobber zieht bald weiter, wenn du nicht reagierst. Ich nenne das auch nicht „Triumph“. Eher hast du dann eine dchwere Prüfung geschafft.
LG Richard
Hallo Doge,
was hast Du bis dato selbst unternommen?
Mobbing kann zu schwerem psychischen Leid führen.
Hier ist es mit einer von Menschen gemachten und erdachten Lehre der Leid-Erlösung vermischt mit spirituellen Nonsens nicht getan.
Bei Deinem Dir übel mitgespielten Psychoterror solltest Du vorab auf eventuelle körperliche Befindlichkeiten achten und ernst nehmen.
Das Problem ist der Chef der sie schützt. Jedoch hat auch jeder Chef einen Chef. Vielleicht eine Möglichkeit?!