Teile diesen Beitrag "Mental stärker in 10 Minuten (die vielleicht wirkungsvollste Übung der Welt)"
Wenn die Zeiten hart sind, wenn uns das Wasser bis zum Kinn steht, die Wände unserer Welt entweder zerfallen oder wie in einem Horrorfilm immer näher kommen, uns zu zerquetschen drohen, der Druck steigt … dann sehnen wir uns nach mehr Stärke.
Mein erster Impuls ist dann oft „jetzt reiß Dich einfach mal zusammen, Tim!“ Aber das bringt leider gar nichts. Ablenken hilft auch nur kurzfristig, Alkohol ebenfalls und jammern, eine meiner liebsten Beschäftigungen, nicht mal kurzfristig.
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Zum Glück gibt’s eine Übung, die in diesen Phasen als gute Pille und Pflaster dient. Die das Wasser ein ablaufen lässt, den Druck senkt. Sie ist wissenschaftlich erprobt.
Die Übung und wie sie wirkt
Vor 20 Jahren bekamen Studenten der Standford University eine Aufgabe für die Winterferien. Sie sollten ein tägliches Journal führen. Eine Gruppe von ihnen über die positiven Dinge, die am jeweiligen Tag passiert sind. Die andere Gruppe hatte eine andere Anweisung:
Schreibt
1. über die Werte, die euch im Leben am wichtigsten sind und
2. wie die Ereignisse des Tages mit diesen Werten zusammenhängen.
Nach den Ferien wurden die Studenten untersucht. Das Ergebnis war so überraschend wie eindeutig:
Die Studenten, die über ihre Werte schrieben waren seltener krank und insgesamt fitter, hatten mehr Energie und eine eine positivere Einstellung. Die Studie wurde in den Jahren danach knapp hundertmal wiederholt und ausgebaut – und immer wieder bestätigt.
Stanford-Professorin Kelly McGonigal schreibt dazu in seinem Buch „The Upside of Stress“, dass diese Übung zu den wirkungsvollsten psychologischen Maßnahmen zählt, die je untersucht wurden.
Schon kurzfristig führt das Schreiben über die eigenen Werte zu größeren Gefühlen von Kontrolle, Stärke, Stolz, Kraft. Außerdem macht sie die Übenden liebevoller und empathischer, auch sich selbst gegenüber. Sie erhöht außerdem die Schmerztoleranz und die Selbstkontrolle und verringert das Wiederkauen stressvoller Erfahrungen.
Sogar Menschen, die nur einmalig für zehn Minuten über ihre Werte schreiben, profitieren noch Monate bis Jahre später davon.
Warum das so effektiv ist?
Sinn macht stark
Den Forschern nach gibt sie den Ereignissen unseres Lebens Bedeutung, einen Sinn. Dann sehen wir wieder, dass die Arbeit zwar gerade enorm anstrengt, aber dass wir’s für unsere Familie tun, die uns so wichtig ist. Oder dass die schmerzhafte Trennung vom Partner immerhin unseren Werten Wachstum und Freiheit in die Karten spielt, uns wachsen und neu beginnen lassen kann. Die Dinge sind dadurch keine bloßen Unannehmlichkeiten mehr oder sinnlose Qual, die wir nicht verstehen und einfach nur schnell hinter uns bringen wollen. Nein, sie werden zum Ausdruck unserer Werte.
Also, wenn Du magst, nimm einen Stift, schreib Deine wichtigsten Werte auf (z.B. Freiheit, Liebe, Erfolg, Freundschaft, Gesundheit, Abenteuer, Ansehen, Ehrlichkeit, Beharrlichkeit, Begeisterung, Einfluss, Geborgenheit, Harmonie, Genuss, Respekt, Ruhe, Sicherheit, Vertrauen). Und dann notiere, wie die Dinge, die Dich gerade beschäftigen oder belasten, mit Deinen Werten zusammenhängen und ein Weg zum Ziel sind.
Was sind Deine wichtigsten Werte?
Mehr zum Thema Sinn unter 5 Wege, dem Leben mehr Sinn zu geben und ebenfalls dazu passend 13 Dinge, die mental starke Menschen nicht tun.
Inspiriert von: James Clear | Photo: d26b73
Ganz oben auf meiner Werteliste steht die Freiheit. Dann folgen in kurzem Abstand Macht, Erfolg, Abenteuer und Vertrauen (darum geht es auch im Wesentlichen auf meinem Blog). Freilich geht die Liste noch lange weiter, aber das sind die Kernwerte.
Hi,
kann mir die Übung noch mal jemand ausführlicher erklären? Ich muss gestehen, ich habe nicht verstanden, was genau man denn nun notieren soll und wie es gemeint ist.Was heißt Werte und was hat das mit meinem Tagesablauf zu tun? Stehe gerade total auf dem Schlauch.
Danke. Gruß, Markus
Hey Markus,
die Werte sind die Dinge, die Dir am wichtigsten sind.
Ein Beispiel: Du stehst vor der Entscheidung, von Deinem Arbeitgeber nach Nepal geschickt zu werden. Aufregend, cool, spannend! Aber: Du würdest Deine Familie zurücklassen müssen. Je nach Deinem Wertesystem ist für Dich Familie wichtiger oder unwichtiger als das Abenteuer.
Jedenfalls notierst Du zuerst die Dinge, die Dir am wichtigsten im Leben sind (Erfolg? Freundschaft? Freiheit? Ruhe? Familie? Abenteuer? Liebe? Berühmtheit? etc).
Im zweiten Schritt schaust Du Dir den Tag an, der hinter Dir liegt, oder die Herausforderungen, in denen Du im Leben gerade steckst. Dann überlegst Du: Was haben diese Herausforderungen / stressigen Dinge mit meinen Werten zu tun? Wie unterstützen sie diese? Oben gab’s ja das Beispiel von einem, der zwar viel ackern muss gerade im Job, aber wenn er sich an seinen höchsten Wert „Familie“ erinnert, sieht er die Verbindung – den Sinn – und denkt zum Beispiel: „Ja, es ist anstrengend, aber ich tue das für meine Lieben“.
LG Tim
Passend dazu
http://www.droemer-knaur.de/buch/8572139/die-psychologie-des-gelingens
Damit läßt sich quasi alles „wuppen“ 😉
Respekt. Ehrlichkeit. Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und (eigen)verantwortliches Handeln. Konflikt- und Kritikfähigkeit. Offene und direkte Kommunikation. Gegenwärtigkeit.
Vermutlich ließe sich diese Liste noch erweitern, aber mehr fällt mir gerade nicht ein. Außer etwas, was ich gerade nicht benennen kann, was aber einen sehr hohen Stellenwert hat. Vielleicht trifft es „Zwanglosigkeit“ am ehesten. Ein bisschen nach dem Motto: was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir für immer. Jedenfalls beinhaltet es auch das Bestreben nach Verständnis für den anderen, nach Kommunikation. Gleichzeitig nicht nur auf Beziehungsebene, sondern im ganzen Leben nach Kontrolle aufgeben, den Moment zulassen, das Positive sehen ohne abzuheben, ja auch Freiheit. Womöglich ist es auch das Ergebnis des Ganzen. Jedenfalls ist es sehr wichtig… 😉 Außerdem ist es sehr wichtig, sich immer wieder an seine Werte zu erinnern, sie zu sortieren, zu leben, auch zu hinterfragen. Wie so oft, ein inspirierender Artikel, schön zum (Sonn-)Tagesabschluss. MyMonk.de ist ein bisschen wie Adventskalender, man erwartet sehnlichst das nächste Türchen und darf sich sicher sein, dass es kommen und der Inhalt schmecken wird.
Viele Grüsse von MyMonkey, der gerne lange Kommentare schreibt 😉
Danke MyMonkey fürs regelmäßige Öffnen der Türen – freut mich, dass Du die Sache hier so gern magst!
Hey,
ich finde die Idee super und würde das für mich gerne mal machen, also aufschreiben und beobachten, um vielleicht auch sowas wie (m)einen inneren Kompass zu entwickeln.
Aber… was mir nicht ganz klar ist: was unterscheidet Werte von Wünschen, Zielen oder Bedürfnissen?
Ich hoffe, es kann mir jemand helfen, das klar(er) zu kriegen.
Hey Martina,
also Werte sind etwas wie die Ziele hinter den Zielen – angenommen, Dein Ziel ist es, Millionär zu werden … warum ist es das? Willst Du mehr Freiheit (=Wert) haben, mehr Zeit mit der Familie (=Wert) etc? Die Ziele sind also Ausdruck der eigenen Werte – oder sollten es sein, wenn man sich gut fühlen möchte, wenn das Ziel einmal erreicht ist.
LG Tim
Ah… Okay, das leuchtet ein. Da kann ich mal in mich gehen und sortieren…
Danke!
Tolle Seite, Toller Artikel.
Meine Werte sind wohl: Liebe, Gerechtigkeit, Neugier, Familie etc.
Aber ich hab da noch eine Gegenfrage. Was sind deine Werte myMonk?
Hallo Tim,
ich lese das jetzt mit etwas zeitlichem Abstand zum zweitenmal, und auch diesmal tue ich mich immer noch schwer. Bei mir geht das ganze, warum auch immer, nach hinten los. Ich komme immer an den Punkt, es negativ zu sehen. Z.B. Ich werde verlassen, und mein Wert ist die Treue, dann wurde dieser Wert verletzt. Oder ich werde gemobbt, und mein Wert ist die Gerechtigkeit…..wieder das Gleiche. Irgendwie hab ich da doch nen Knüpp im Gehirn. Kann mir da mal jemand weiterhelfen büdde.
Lg Gabi
Hey Gabi,
im Mittelpunkt der Übung steht weniger die Verletzung etc, als der Wert. Eine Sicht könnte zum Beispiel sein: Gut, dass der Weg ist, denn dass er untreu ist, passt überhaupt nicht zu dem, was mir wichtig ist (und dann ein bisschen nachspüren, wie wichtig Dir die Treue ist, nicht, wie sehr die Verletzung schmerzt).
Liebe Grüße Tim
Ja, da ist wohl viel wahres dran. Wozu soll man sich auch anstrengen, wenn man kein Ziel / keine Werte hat.
Für mich ist genau das momentan das Problem, ich denke darüber nach, und es gibt sicherlich dinge, die mir wichtig sind, aber sie haben meistens nichts mit meinem täglichen handeln zu tun und ich weiß auch schon seit monaten nicht, wie ich das ändern kann, weil ich nicht weiß, was ich will.
Irgendwie bräuchte ich eine Zündung, etwas das mich mal wieder richtig berührt, mir eine Tendenz gibt.. aber ich find einfach nix.
Bin ja immer noch zuversichtlich, dass es mir irgendwann aufgehen wird, aber es fühlt sich schon komisch an, wenn einen einfach nichts so richtg begeistern kann.
Dementsprechend läuft es auch mit dem Fernstudium.. null Motivation zu lernen, da ich keinen konkreten Plan habe, was ich damit überhaupt machen will, bzw mich die vagen Ideen, die es bereits gibt, anscheinend auch nicht wirklich packen und bewegen!
Gibts da auch eine Übung? 😉 Hab das auch neulich bei dieser Übung, wo man durchs Herz atmen sollte, gemerkt. An etwas denken, dass einem warm ums Herz wird.. das fällt mir echt schwer / war kaum möglich – hat mich selbst erschreckt, das war noch nich immer so…. 🙁
Hi Maria,
das hier könnte was für Dich sein: https://mymonk.de/entspannt-leidenschaftlich/
Grundsätzlich denke ich auch, dass es so etwas wie Lebensphasen gibt und auch Phasen, in denen man (scheinbar) still steht … bis in einem etwas Neues herangewachsen ist. Insofern glaube ich, musst Du Dir keinen Druck machen.
Vielleicht bist Du gerade auch einfach erschöpft? Dann ist man ja auch eher generell lustlos.
Liebe Grüße Tim
[…] dazu unter Mental stärker in 10 Minuten. Und wie Du dauerhaft mehr Achtsamkeit gewinnst und gelassener und entspannter leben kannst, zeigt […]
[…] auch: Mental stärker in 10 Minuten (die vielleicht wirkungsvollste Übung der Welt), 28 Dinge, die Du Dir nicht mehr antun solltest, Die 8 Lebenskrisen, die jeder Mensch […]
[…] Siehe auch 8 Mantras, die Dich sofort dankbarer machen und Mental stärker in 10 Minuten (die vielleicht wirkungsvollste Übung der Welt). […]
Danke für diese Erinnerung, Tim.
Ganz oben auf meiner Liste stehen Liebe, Freude, Begeisterung, Genuss, Freiheit und Erfolg. Schön, daran erinnert zu werden. 🙂
liebe Grüße,
Susi
[…] Siehe auch 5 Wege, dem Leben mehr Sinn zu geben und Mental stärker in 10 Minuten – Die vielleicht wirkungsvollste Übung der Welt. […]
Hallo,
zur persönlichen Klärung kann es hilfreich sein, zwischen Motiven und Werten zu untescheiden.
Motive sind eher emotionale, innere Kräfte / Beweggründe die man hat – das was einen motiviert.
Und Werte sind eher ideelle Prinzipien die einem wichtig sind.
Werte kann man auch sprachlich an andere vermitteln, z.B. an seine Kinder.
Grundmotive sind eher innere emotionale Kräfte z.B: Sicherheit, Zugehörigkeit, Autonomie, Selbstausdruck …
Werte sind z.B.: Ehrlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit …
Wenn man Werte an seine Kinder vermitteln möchte, würde man z.B. sagen: „Sohn, Ehrlichkeit ist wichtig im Leben …“ Und wenn der Sohn sein Motiv Autonomie (Selbstbestimmung) erfüllen möchte, würde er sagen: „Ja Papa, aber das möchte ich selbst entscheiden dürfen, wie ehrlich ich sein möchte …. 😉 Oder jemand hat das Motiv Selbstausdruck und möchte das werteorientiert machen, dann tut er das z.B. rücksichtsvoll, weil ihm das wichtig ist.
Lieben Gruß und weiterhin gutes Gelingen!
Thomas
Hi Tim,
du hast mir hier mit sehr geholfen, vielen Dank dafür 🙂
Ich kämpfe nämlich gerade mit der Gesundheit und bin dabei schnurstracks ins Jammertal gefahren aber dein Beitrag hat mir wieder Aufwind gegeben, weil ich mich daran erinnerte das es wichtigere Werte gibt als leidig zu schmollen und darauf zu warten das sich eine Besserung einstellt.
Die Werte Gesundheit, Tapferkeit, Gelassenheit und Humor die mir (unter andrem Wichtig sind) haben jetzt wieder das Steuerrad in der Hand.
Viele Grüße
Lisa
Eine wunderbare Übung. Über meine Werte zu schreiben ist pure Bewusstwerdung. Ich bin dabei im Hier-und-Jetzt und lebe meine Mission, mit allen beschriebenen Begleiterscheinungen.Und die hierbei entstehenden Gedanken verstehe ich als DAS positive Denken.
Erstaunlich und Merk Würdig,… Lampe an, Augen auf, hier ist viel zu sehen, wer sehen sucht…
Liebe Grüße
Stefan Tischler
Hey Tim!
Sehr interessanter Beitrag, werde das sofort ausprobieren. Gibt es irgendwo eine genauere Anleitung? Soll man die täglichen Ereignisse mit den Werten verbinden oder Dinge die einen ‚Sorgen bereiten‘, oder beides? Und wie oft machten die Probanden die Übung? Täglich? Freue mich auf deine Antwort 🙂
Liebe Grüße
Jan
Lieber Tim. Mal wieder hat ein Artikel von dir mir einen inneren Wow-Effekt beschert. Vielen Dank für diesen Artikel. Und vielen Dank für deine Offenheit und deine Arbeit. Anne
Vielen Dank für diesen Beitrag. Dieser Podcast war mir bisher noch nicht bekannt, aber der Content ist wirklich gut und ich bin gespannt was noch dahinter steckt!
Viele Grüße