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Wenn wir auf die Welt kommen, sind wir frei von Lügen. Schon kurz darauf erfahren wir, wie die Welt angeblich sei und wie wir selbst zu sein haben.

Heute ist der Tag gekommen, an dem ich zehn der Lügen Lügen strafen will. Es sind Lügen, an die ich selbst lange Zeit geglaubt habe, also auch „meine Lügen“. Doch wenn ich mich umschaue sehe ich: viele andere glauben auch an sie. Mag sein, dass ich damit gegen Windmühlen kämpfe. Aber vielleicht bleiben ein paar meiner Worte in den Triebrädern einer dieser Windmühlen stecken und verursachen einen Kurzschluss.

  1. Normal ist gut. Ich habe noch nie jemanden getroffen, von dem ich dachte: „man, ist der normal“. Dafür aber umso mehr Menschen, die normal sein und normal leben wollen, um dazuzugehören und keine Angriffsfläche zu bieten. Angriffsfläche für jene, die alle mit Missgunst strafen, die sich trauen, anders zu sein. Wenn uns auch sehr vieles verbindet, so hat jeder Mensch seine Eigenheiten, eigenen Wünsche und Fantasien und einen eigenen Erfahrungsschatz. Es ist krank und macht krank, alle Gedanken, Gefühle, Leidenschaften, Schmerzen, Wünsche und Verhaltensweisen in sich abtöten zu wollen, die nicht dem vermeintlichen Durchschnitt entsprechen.

    Siehe Kleines Manifest der Nicht-Normalen – 5 Gründe, anders zu sein.

  2. Wenn Du dieses oder jenes hast, wirst Du glücklich sein. Billiarden von Euros werden für Werbung ausgegeben, um uns glauben zu lassen, dass uns nur das nächste Buch, Videospiel, Technikteil, Seminar, Nahrungsmittel, Kleidungsstück, Reinigungsmittel, Fahrrad, Auto, Haus, Flugzeug, Space-Shuttle oder der nächste Job vom Glück trennt. Es ist jedoch nicht das, was wir haben, das uns glücklich macht, sondern (Achtung: Platitude, aber sie stimmt) das, was wir daraus machen. Studien haben gezeigt: sowohl Lottogewinner als auch durch einen Unfall an den Rollstuhl gebundene Menschen haben etwa ein Jahr nach dem Ereignis wieder ein ähnliches Glücks-/Zufriedenheits-Level, wie davor. Wenn nicht einmal solche großen äußeren Ereignisse unser Glücklichsein langfristig beeinflussen, wie soll es dann das verfickte Kleidungsstück aus der Werbung tun? Wirklich glücklicher werden wir nur, wenn wir uns im Inneren weiterentwickeln.

    Siehe Warum die meisten Ziele sinnlos sind (selbst wenn Du sie erreichst).

  3. Es gibt eine ganz einfache Lösung für alles – Du musst sie nur finden / kaufen. Hängt zusammen mit der zweiten Lüge. Mit jedem Produkt wird uns eine Lösung verkauft – wir sollen durch das Produkt schlanker, schicker, jünger, stärker, klüger, beliebter, reicher, erfolgreicher werden oder zumindest wirken. Die einzige Lösung heißt jedoch fast immer: erst geben, dann nehmen. Erst säen, dann ernten. Erst Wert schaffen, dann Geld verdienen. Erst für neue Gewohnheiten kämpfen, dann abnehmen und fitter sein.

    Siehe  Wie man Gewohnheiten schafft, die einen zu Glück und Erfolg tragen und Wie Du echten Wert schaffen und von Deiner Leidenschaft leben kannst.

  4. Stark sein heißt: keine Angst haben und keine Schmerzen spüren. „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ bekommen Jungs oft zu hören. Zeige mir einen Menschen, der sagt, er habe keine Angst und keine Schmerzen, und ich zeige Dir einen Lügner. Es gibt keinen Ausweg aus Angst und Schmerz (zumindest kenne ich ihn nicht), es gibt aber verschiedene Wege, damit umzugehen. In einem Buch über buddhistische Psychotherapie habe ich gelesen: „Erleuchtung heißt nicht Befreiung von den Gefühlen, sondern Befreiung inmitten der Gefühle“. Das gilt für Angst und Schmerzen gleichermaßen. Wenn wir diese Gefühle willkommen heißen und annehmen, statt sie zu unterdrücken, dann sind wir stark. Nur so haben wir eine Chance, uns vom übermächtigen Einfluss von Angst und Schmerzen zu befreien. Dann schreiten wir nicht ohne Angst und Schmerzen voran, sondern trotz ihnen.

  5. Gesund sein heißt, nicht krank zu sein. Die vorherrschende westliche Betrachtung von Gesundheit: jeder ist gesund, der keine Krankheiten hat. Zwischen nicht-krank und gesund sein liegen jedoch Welten. Das weiß jeder, der irgendwann seine Ernährung umgestellt oder begonnen hat, sich mehr zu bewegen. Und dennoch schlucken wir zwar Pillen, wenn wir krank sind, vernachlässigen unseren Körper aber doch so oft, wenn uns keine Krankheit plagt.
  6. Das Leben ist nun mal so. Ist es nicht. So, wie es keinen normalen Menschen gibt, gibt es keinen normalen Lebensentwurf. Du kannst eine Beziehung zu einer Zeit haben, mehrere, oder gar keine. Kinder bekommen oder nicht. Du kannst in Deutschland wohnen, in Norwegen oder in Thailand. Freiberuflicher Tauchlehrer, Musiker oder Beamter sein. Studieren oder nach der Neunten von der Schule abgehen. Eine Ausbildung machen oder Dich selbst ausbilden. Sparen oder mit Deinem Geld um Dich werfen. In einem Hochhaus, einem Leuchtturm oder einem Hobbithaus wohnen. Auf die Rente warten oder gleich Raum schaffen für das, was Dich begeistert. Das Leben ist nun mal so – und zwar so, wie Du es machst. Eine Schablone gibt es nicht. Auch wenn noch so viele Leute an die Schablone glauben.
  7. Träume sind Schäume. „Was soll aus Dir nur werden, Du Träumer“. Wer sich den Träumen hingibt, so heißt es oft, verliert die Realität aus den Augen. Dabei ist es viel mehr so, dass wir beim Träumen die Realität finden, die das Auge nicht sehen kann. Die meisten Erfolge beginnen als Traum, Ungeborene und dennoch schon lebendig, bevor sie in die materielle Welt hineingeboren werden.

    Siehe Was Dein Herz Dir sagen will

  8. Es gibt Sicherheiten. Vielleicht gab es irgendwann mal eine Zeit, in der zumindest der Job oder die Rente sicher waren. Diese Zeit ist vorbei. Aus Hochschulabsolventen können Langzeitarbeitslose werden, aus strahlenden Chefs frierende Obdachlose. Ich glaube nicht daran, dass die Welt demnächst untergeht, vor allem anderen sind wir jedoch nicht gefeit, schätze ich.
  9. Es muss immer etwas passieren. „Work hard, play hard“, heißt es. Schufte wie ein Ruderer auf einer Galeere, ballere Dich in Deiner Freizeit mit Ereignissen zu, und dann wieder von vorn. Im Außen passiert dann sehr viel. Im Inneren nicht. Wir brauchen Phasen von Ruhe und Erholung. Der „Ausgleich“ von dem so oft geredet wird, sollte kein Austausch sein von leistungsgetriebenen Aktivitäten (sei es das Gut-Aussehen im Club, das Alkoholvernichten oder eine Sportart, in der es Sieger gibt). Mit zehn Minuten Meditation am Tag können wir weiter kommen als in manchen Tagen und Nächten voller Siege und Ekstasen. Die größten Dinge können in uns passieren, wenn um uns herum nichts passiert. Beides hat seine Berechtigung – Erregung und Besinnung. Beides brauchen wir.

    Siehe das kostenlose Ebook Die myMONK-Meditationen.

  10. Es gibt eine richtige Antwort. Ob sie aus der Bibel stammt, aus dem Fernsehen, von den Eltern oder Freunden oder aus der eigenen Überlegung: jede Wahrheit ist irgendwann mal falsch, jede Regel kennt Ausnahmen, und auf viele Fragen gibt es entweder gar keine Antwort oder mehrere, die sich widersprechen und dennoch zutreffen. Das gilt natürlich auch für alles, was ich hier geschrieben habe. Wir Menschen suchen nach einer einzigen gültigen Wahrheit, an der wir uns festhalten können, um uns sicher zu fühlen. So nachvollziehbar das ist, so sehr besteht auch die Gefahr, dass wir damit den Fluss des Lebens zu einem Eisblock einfrieren.

 

Photo: peasap