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Gib mir einen Hebel, der lang genug ist, und ich hebe die Erde aus den Angeln, hat Archimedes gesagt.

Bei mir ist’s so: Gib mir eine Aufgabe, die mir wichtig genug ist, und ich hebe mich selbst aus den Angeln.

Ich werde tausendmal drüber nachdenken, ob ich’s so machen soll oder so, ich werde aufschieben, ich werde hadern, an mir zweifeln, mir das Hirn zermartern, ich werde schreien. Am Ende schaff ich die Aufgabe vielleicht irgendwie, aber bis dahin werde ich so viel Blut und Wasser geschwitzt haben, dass ich aussehe wie ein abgehangenes Stück Trockenfleisch.

Der Grund: P-e-r-f-e-k-t-i-o-n-i-s-m-u-s.

[Ich hoffe, das ist richtig geschrieben so. Hab’s zwar den ganzen Vormittag lang überprüft, aber man weiß ja nie, und – oh mein Gott – vielleicht ist trotzdem noch ein Fehler drin.]

So geht es vielen von uns, und so ist es an der Zeit, dass wir diesem Phänomen nicht mehr blind auf den Leim gehen, sondern auf die Spur.

Perfektionismus ist ein Arschloch. Aber er meint es nicht persönlich.

Warum dieser Perfektionismus?

Weil uns eine Sache so wichtig ist, weil wir sie so lieben?

Weil wir uns einfach anstrengen und sie so gut wie möglich machen wollen?

Nein.

Brené Brown, Autorin von „Die Gaben der Unvollkommenheit“, schreibt:

Gesundes Streben ist selbst-fokussiert: „Wie kann ich wachsen?“ Perfektionismus ist auf andere fokussiert: „Was werden sie denken?

Perfektionismus ist ein selbstzerstörerisches und süchtig machendes Glaubenssystem, angetrieben von einem einzigen Gedanken: „Wenn ich perfekt aussehe und alles perfekt mache, dann kann ich die schmerzhaften Gefühle von Scham, Verurteilung und Tadel vermeiden.“

Nicht Liebe steht dahinter, sondern Angst.

Die Angst, einen Fehler zu machen. Kritisiert zu werden. Uns selbst zu enttäuschen. Andere zu enttäuschen.

Die Angst vorm Scheitern und die Angst vorm Erfolg.

Für Steven Pressfield, den Autor von „War of Art“ (Krieg der Kunst), ist Perfektionismus eine Ausdrucksform von Widerstand, einer universellen Kraft, die uns immer begegnet, wenn wir etwas Wichtiges vorhaben, ob es Abnehmen ist, eine neue Beziehung eingehen, ein Buch schreiben oder ein Unternehmen gründen:

Widerstand kann nicht gesehen werden, berührt, gehört, oder gerochen. Aber er kann gefühlt werden. Wir erfahren ihn als eine Energie, die von einer unerledigten Aufgabe ausgeht. Widerstand ist eine abstoßende, zurückweisende Macht. Er ist negativ. Sein Ziel: uns wegschieben, uns ablenken, uns von unserer Arbeit abhalten.

Widerstand redet Scheiße, er lügt – immer.

Und wir liegen falsch, wenn wir meinen, dass er nur uns betrifft. Jeder Mensch kennt ihn. Doch der Widerstand will nicht Dich persönlich drankriegen. Er kennt Dich nicht und ihm ist egal, wer Du bist. Er ist eine objektive Naturgewalt, ein Gesetz.

Ich bin mir nicht sicher, ob Pressfield recht hat, ob es diese Kraft wirklich gibt, die uns abhalten will, dieses dunkle, bremsende Yin zum hellen Yang, das  das Wachstum liebt Aber mir hilft diese Vorstellung, dass nicht ich selbst mir im Weg stehe, mich nicht selbst sabotiere, sondern einfach einer Kraft gegenüberstehe, die zum Universum gehört wie Erde und Mond, Tiere, Menschen, Gartenzwerge und Taschentücher.

Zumindest aber gehört er zu uns Menschen. Er fällt früh in unser Leben ein, weil wir schon als kleine Kinder für Fehler bestraft werden, verletzende Worte, ausrutschende Hände, schlechte Noten, Hausarrest – und so verinnerlichen, dass Fehler böse sind und wir sie meiden müssen, um geliebt zu werden von den Eltern, Kindergärtnern, Lehrern, von der Gesellschaft.

Die Gefahren des Perfektionismus sind vielfältig:

  • Er steht zwischen uns und unseren Träumen. Jeder von uns hat zwei Leben, schreibt Pressfield auch: Das Leben, das wir gerade Leben, und das ungelebte Leben in uns, unsere Träume. Der Widerstand ist es, der uns zurückhält, im Schattenleben gefangen hält. Zum Beispiel eben mit der Waffe des Perfektionismus.
  • Angst ist ein schlechter Ratgeber, und ein noch schlechterer Motivator. Sie treibt uns nicht an, sondern lässt uns vor allem aufschieben.
  • Perfektionismus begünstigt Studien zufolge Workaholismus, die Sucht zu arbeiten, über unsere Grenzen hinaus, in den Stress hinein, in die Krankheit, womöglich in den Tod. Wir glauben, dass wir immer noch mehr tun müssten, noch besser, noch länger, und auch, dass noch mehr dabei rauskommen müsste, dass wir noch mehr Geld und Anerkennung brauchen und haben müssen. Doch dieses „Mehr“ verschiebt sich wie der Horizont, wir kommen nie an. Wie frustrierend.
  • Immer, wenn wir uns dem irren Streben nach dem Ideal unterwerfen, signalisieren wir etwas Ungutes: Wir dürfen keine Fehler machen, sonst passiert etwas Schlimmes; und wir sind scheinbar als Menschen weniger wert.
  • Perfektionisten neigen dazu, härter mit anderen Menschen ins Gericht zu gehen, mehr an ihnen herumzunörgeln und die Beziehungen weniger genießen zu können. Dahinter kann ein Abwehrmechanismus stehen: „Ich finde Dich zuerst blöd, dann ist’s nicht mehr ganz so schlimm, wenn Du mich blöd findest!“ Besonders stark kritiseren wir dabei das, was wir an uns selbst nicht akzeptieren können, und bei ausgeprägten Perfektionisten gibt es eine Menge davon. Wie ein Bumerang mit messerscharfen Kanten kommt das am Ende zurück, weil wir davon ausgehen, dass andere Leute ähnlich denken wir wir, also uns auch ähnlich kritisch sehen.
  • Wir erfahren das Leben als „Schwarz oder Weiß“. Wir sind entweder Sieger oder Verlierer. Die Wahrheit hingegen liegt jedoch oft dazwischen, und gegen die Wahrheit kommt man auf Dauer selbst mit massig Kraftaufwand kaum an.
  • Wenn wir kritisiert werden, nehmen wir es umso persönlicher, je perfektionistischer wir sind. Schließlich triggert es das Gefühl von „Ich bin nicht gut genug.“

Voltaire bringt es auf den Punkt: „Perfekt ist der Feind von gut.“

Von guter Arbeit.

Von einem guten Leben.

Wie wir uns von Perfektionismus befreien können

Wir können uns von Perfektionismus befreien. Nicht ein für allemal. Aber immer wieder.

Zu erkennen, wie er uns schadet, ist der erste Schritt.

Im zweiten Schritt brauchen wir eine neue Sicht auf unser Tun, und ein paar Werkzeuge.

Hier zehn Dinge, die mir helfen (wenn auch nicht perfekt), und Dir vielleicht ebenfalls:

1. Achtsamkeit

Anhalten, wenn wir großen Druck spüren. Das Tempo rausnehmen.

Benennen: „Ah, da ist Perfektionismus“.

Wahrnehmen: Wie fühlt sich der Druck an? Wo im Körper sitzt er? Bewegt er sich? Kann ich auch eine Angst spüren? Wenn ja, Angst wovor?

Das Gefühl nicht bekämpfen. Sondern es zulassen, ihm Raum geben, bis es uns loslässt.

Tief durchatmen.

Tief durchatmen, nocheinmal.

Dann weitermachen, bewusst etwas langsamer.

2. Perfekt ist gar nicht möglich

Das Pareto-Prinzip, die „80-20-Regel“. 80 Prozent des Ergebnisses gehen auf nur 20 Prozent der Anstrengung zurück, jede Anstrengung darüber hinaus bringt kleinere Erträge, wird nutzloser. Für ein 100-Prozent-Ergebnis würden wir unendlich lange brauchen.

Filmemacher Guillermo del Toro sagte:

Am Ende ist Perfektion nur ein Konzept – eine Unmöglichkeit, die uns quält.

3. Es geht nicht um perfekt

Worum es geht, ist etwas zu erledigen, vielleicht sogar mit Freude dabei. Worum es geht, ist ein gutes Leben.

Marketing-Ikone Seth Godin dazu:

Woher weißt Du, dass es fertig ist?

Natürlich ist es nicht fertig. Es ist nie fertig. Das ist die falsche Frage. Die Frage ist: wann ist es gut genug?

Niemand liest ein Comic, weil es perfekt gezeichnet ist. Es muss gut genug gezeichnet sein, nicht perfekt.

Niemand geht auf ein Rock Konzert, weil die Band jeden Ton perfekt trifft. Sie müssen gut genug sein, damit wir uns auf die Musik einlassen können, nicht perfekt.

Und an anderer Stelle:

„Perfekt“ sollte nicht bedeueten: makellos. Es sollte bedeuten, dass es genau das tut, was es tun soll. Ein Urlaub kann perfekt sein, auch wenn die Erdnüsse im Flieger vorm Servieren nicht angewärmt wurden.

Ein Projekt zurückzuhalten, um es zu polieren, ist ein Verbrechen, weil Du damit Deine Arbeit jemandem vorenthältst, die davon profitieren würde – aus Angst vor der Meinung derer, die ohnehin nicht die Richtigen dafür sind. Hör auf zu polieren und liefere.

4. Alles ist besser als nichts

Du fährst mit Deinem Auto nachhause, auf einmal siehst Du neben der Straße ein Haus. Es brennt. Rauchwolken, Flammen, ein Rieseninferno.

Du fährst sofort rechts ran, mit quietschenden Reifen, springst aus dem Auto, schon in dreißig Meter Entfernung ist es heißer als in der Hölle.

Dann stehst Du vor dem Haus.

Du siehst gleich: Du wirst nicht allen helfen können. Zu viele Menschen, zu weit hat sich das Feuer schon ausgebreitet.

Würdest Du einfach vorm Haus stehen bleiben, weil Du diese Rettungsaufgabe nicht perfekt lösen kannst?

5. Das Haus brennt nicht

… wenn wir ehrlich sind.

Bei unseren Aufgaben geht’s doch selten um Leben und Tod.

Elizabeth Gilbert, Autorin von „Eat Pray Love“ im Interview, in diesem Zusammenhang an Künstler gerichtet, aber ebenso für die meisten anderen Tätigkeiten relevant:

Niemandes Kind wird sterben, nur weil Du eine schlechte Kritik bekommst. Du bist nicht verantwortlich für 20 Männer auf einer Bohrinsel. Du amputierst keine Beine am Straßenrand eines Kriegsgebiets. Du fährst noch nicht mal einen Schulbus.“

Nichts Dramatisches steht hier wirklich auf dem Spiel. Also mach einfach eine hübsche kleine Sache. Oder eine hässliche. Oder eine klobige, eine saubere oder eine wilde. Egal. Genieße den Prozess. Lass los. Es ist nur Kunst.

Diese Denkweise bringt mir großen Frieden.

6. Fehler sind nicht im Weg – Fehler sind der Weg

Aus David Foster Wallaces Buch „Ein unendlicher Spaß“:

„Stell Dir vor, ich würde Dir einen Schlüsselbund geben mit 100 Schlüsseln, und ich würde Dir sagen: einer dieser Schlüssel wird eine Tür öffnen, hinter dem alles ist, was Du Dir wünschst, was Du werden willst. Wie viele Schlüssel wärst Du bereit, auszuprobieren?“

„Nun, ich würde jeden einzelnen verdammten Schlüssel ausprobieren.“

„Dann bist Du also bereit, Fehler zu machen, siehst Du. Du sagst, Du würdest eine Fehlerquote von 99% riskieren. Aber der Perfektionist in Dir sagt, dass Du vor der Tür stehen bleiben solltest, Du klingelst mit dem Schlüssbund klingeld und hast Angst, den ersten Schlüssel auszuprobieren.“

Würdest Du auf den Perfektionisten hören?

Und können wir überhaupt von „Fehlern“ sprechen, sind es nicht einfach Lernschritte, die zum Weg gehören und ohne die wir nie weiterkommen?

Im Zweifel können wir uns auch die „Fehler“ aus der Vergangenheit ins Gedächtnis rufen, die uns viel Gutes beschert haben. Die Tochter, die nur entstand, weil wir das Kondom aus Gründen der Sparsamkeit mehrmals benutzten. Die Kündigung nach einem total in die Hose gegangenen Projekt, die uns letztlich zu einem Job geführt hat, der viel besser zu uns passt ..

7. Mantra

Wenn ich mich mit etwas abkämpfe, dann entspannen mich die folgenden Gedanken:

  • „Ich bin gut genug. Und ich bin immer gleich viel wert, egal, wie viel ich leiste.“
  • „Alles, was ich tun kann, ist mein Bestes zu geben.“
  • „Ich brauche mich nicht mit anderen vergleichen, und schon gar nicht mit Leuten, die schon viel länger im Geschäft sind.“
  • „Fehler zu machen heißt nicht, dass ich ein Versager bin. Alle Menschen machen Fehler.“
  • „Es ist okay, nicht immer hundertprozentig zufrieden zu sein.“
  • „80 Prozent sind gut genug.“ (Oder, falls das noch zu unbehaglich ist: 90 Prozent)
  • „Erledigt ist besser als perfekt.“
  • „Gut statt perfekt!“ (GSP-Prinzip, gelernt von meinem Coach)
  • „Wenn Du nie ein Flugzeug verpasst, verbringst Du zu viel Zeit am Flughafen.“ (von George Stigler, Ökonom)
  • „Gib ihnen das Drittbeste von Dir, denn das Zweitbeste kommt zu spät und das Beste kommt nie.“ (Robert Watson-Watt, General)

Wieder und wieder gedacht, als kleines persönliches Mantra, können sie die Wolken stressender Gedanken wegpusten und den blauen Himmel wieder zum Vorschein bringen.

8. Kleine Schritte

Ebenfalls eine Form von Perfektionismus: sich zu viel auf einmal vornehmen.

Nichts demotiviert mich mehr, als ein gigantischer Berg vor Augen, so hoch, dass ich mir beim Hochschauen fast das Genick breche. Mutlosigkeit. Paralyse. Erschöpfung.

Anne Lamott in ihrem Schreibratgeber „Bird by Bird“:

Vor dreißig Jahren versuchte mein älterer Bruder, er war damals zehn Jahre alt, einen Aufsatz über Vögel schreiben, für den er drei Monate Zeit hatte, und der am nächsten Tag fällig war.

Wir waren in unserer Familienhütte in Bolinas, er saß am Küchentisch, den Tränen nahe, umgeben von Papier, Stiften und einem Stapel ungeöffneter Bücher über Vögel, bewegungsunfähig wegen der gigantischen Aufgabe, die vor ihm lag.

Dann setze sich mein Vater neben ihn, legte seinen Arm um die Schultern meines Bruders und sagte: „Vogel für Vogel, mein Freund. Mach’s einfach Vogel für Vogel.“

Nimm Dir nur den ersten Schritt vor, einen winzigen, so klein, dass Du kaum nein sagen kannst.

Und dann mach eins nach dem anderen.

Vogel für Vogel beim Schreiben. Gabel für Gabel beim Abwasch. Mail für Mail beim … na ja, eben beim Mailen.

Siehe auch: Das Zen des Beginnens – Wie man endlich anpackt, was man schon ewig vor sich herschiebt.

9. Hilfreiche Gewohnheiten

Aller Anfang ist schwer. Neben dem Ende ist das Einfallstor für den Widerstand hier am weitesten geöffnet.

Deshalb sind Gewohnheiten wichtig: damit wir nicht mehr stets wieder neu anfangen müssen, sondern in Bewegung bleiben.

Der Schriftsteller Somerset Maugham wurde in einem Interview gefragt, ob er beim Schreiben einen festen Zeitplan hätte oder darauf wartete, dass die Inspiration käme. Er antwortete:

„Ich schreibe nur, wenn die Inspiration kommt. Zum Glück kommt sie jeden Morgen exakt um neun Uhr, wenn ich mich an meinen Schreibtisch setze.“

Kleine Schritte. Jeden Tag. So gibt man dem Perfektionismus viel weniger Raum für Verhandlungen, bremst seine Macht ein.

Wie am Anfang geschrieben, bin ich selbst ziemlich anfällig für die unendliche und frustrierende Suche nach Fehlerfreiheit. Und beim besten Willen kann ich mich nicht als fleißig bezeichnen – daran lag es also auch nicht, wenn ich im Leben mal dorthin kam, wo ich hinwollte. Nein, es sind meistens die Gewohnheiten gewesen, die mich dahin getragen haben, beim Studium etwa, oder auch jetzt, dabei, von meinen Websites leben zu können.

Siehe auch 12 Gewohnheiten, die Dein Leben verändern.

10. Die Einstellung eines Profis

Was unterscheidet die, die ihr Tun zur Gewohnheit machen, von denen, die immer aufschieben, wenn ihnen nicht danach ist, oder die die Arbeit am Ende aus Angst vor Kritik in der Schublade verotten lassen?

Hier spannt sich der Bogen zurück zur Liebe, die nicht der Grund dafür ist, warum wir uns durch den Drang zur Perfektion abhalten lassen.

Dazu ein letztes Mal für heute Steven Pressfield aus „War of Art“ (gilt auch hier wieder längst nicht nur für Künstler, sondern für jedes lohnenswerte Vorhaben).

Angehende Künstler, die von Widerstand besiegt werden, teilen eine Eigenschaft. Sie alle denken wie Amateure. Sie sind noch keine Profis.

Der Moment, in dem ein Künstler zum Profi wird, ist wie die Geburt seines ersten Kindes. Auf einen Schlag ändert sich alles. Ich kann mein eigenes Leben ganz klar in zwei Teile gliedern: bevor ich Profi wurde, und danach.

Der Amateur spielt zum Spaß. Der Profi spielt zum Ernst. Für den Amateur ist das Spiel eine Nebenbeschäftigung. Für den Profi eine Berufung. Der Amateur spielt Teilzeit, der Profi Vollzeit. Der Amateur ist ein Wochenendkrieger. Der Profi einer für sieben Tage in der Woche.

Das Wort „Amateur“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: „etwas lieben“. Die herkömmliche Interpretation ist, dass der Amateur seinem Ruf aus Liebe folgt, während der Profi es für Geld tut. Aus meiner Sicht liebt der Amateur das Spiel nicht genug. Täte er es, würde er nicht an der Seitenlinie stehen, abseits seiner wahren Berufung. Der Profi liebt es so sehr, dass er ihm sein Leben widmet.

Der Widerstand hasst es, wenn wir Profis werden.

Sich dem Widerstand, dem Perfektionismus, nicht geschlagen geben – das ist eine Entscheidung, die kein Anderer für uns treffen kann.

Es geht dabei nicht darum, sofort Geld mit etwas zu verdienen, sondern um die Einstellung. Darum, dass man aus Liebe etwas wirklich so gut tun will, wie man kann. Darum, dass man sich trotz der Wellen aus Perfektionismus und Selbstzweifel, die einen manchmal (oder regelmäßig) überschwämmen, an die Arbeit macht. Und darum, diese – nie perfekte – Arbeit am Ende in die Welt zu hinauszulassen.

Das ist vielleicht die größte Freiheit: frei sein nicht vom Perfektionismus, sondern inmitten des Perfektionismus.

Photo: Ігор Устинський