Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Es folgt ein Gastbeitrag von Thomas Pfitzer.

Was hindert uns eigentlich daran, die Dinge in Angriff zu nehmen, die wir doch so gerne tun möchten?

Warum begehen wir Fehler immer wieder, obwohl uns in wachen und klaren Momenten der Besinnung deutlich wird, was uns diese falschen Entscheidungen an Zeit, Geld und Lebensqualität kosten?

Diese Fragen mit „Faulheit“ zu beantworten wäre zu einfach und wenig schmeichelhaft. Leider ist das, was die Gehirnforschung zu diesem Thema herausgefunden hat, ebenso unangenehm. Der einzige Trost ist, das diese Eigenschaften mehr oder weniger stark bei allen Menschen ausgeprägt bzw. vorhanden sind. Wer es nun schafft sich dieser natürlichen Mängel menschlicher Programmierung jederzeit bewusst zu sein und dem entgegen zu handeln, hat einen außerordentlichen Vorteil gegenüber den restlichen 7 Milliarden.

Die meisten Motivationsseminare arbeiten nach dem Prinzip: Rede den Teilnehmern mit hypnotischem Gequatsche ein Vakuum unter die Schädeldecke, kassiere das Honorar und lasse dich nie mehr blicken. Das „Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst“ – Gerede ist ebenso alt, wie es dämlich ist. Diese Kurzzeithypnose hält ein paar Wochen an, erhöht kurzfristig die Verkaufszahlen und die Terminfrequenz der Außendienstmitarbeiter und verpufft dann vollständig. Merke: Nur darüber reden, darüber lesen oder sich berieseln lassen in Form von Vorträgen und Hypnose-CDs, bringt langfristig überhaupt nichts.

Man muss die Zusammenhänge verstehen und seine Handlungsmuster dem neuen Wissen kontinuierlich anpassen. Nur so wird Wissen zur Handlung und die Handlung zum Automatismus.

Von natur aus beherrscht uns der „innere Schweinehund“, dem wir uns jetzt einmal aus der Sicht der Psychologen und Gehirnforscher widmen wollen.

Der innere Schweinehund, wie ihn der Volksmund so bildhaft bezeichnet, setzt sich aus verschiedenen typisch menschlichen Verhaltensweisen zusammen, die ich nachfolgend schildern möchte. Wer sich weigert, sich hier wieder zu erkennen – keine Panik – auch das ist völlig menschlich und wird im Abschnitt „Leugnung“ beschrieben. Alles ganz normal.

Was ist das, der „innere Schweinehund“ und aus welchen charakterlichen Bestandteilen setzt er sich zusammen?

Verhaltensmuster 1: Vermeidungsmotivation

Die meisten Entscheidungen, die wir treffen, entstehen aus der Vermeidungs- und nicht aus der Zielmotivation heraus. Psychologen und Hirnforscher erklären das so: In 70% aller Entscheidungen fällt es uns leichter, Gründe zu finden etwas NICHT zu tun, als Gründe dafür zu finden es zu TUN. Da wir gerne den Weg des geringsten Widerstands gehen, haben wir also in 70 von 100 Entscheidungen die bequeme Vermeidung gewählt.

Einige Wissenschaftler sprechen auch von einer Art Energiesparmodus – der Mensch versucht immer Energie zu sparen für magere Zeiten. Das scheint ein Überbleibsel aus der  Zeit zu sein, als Nahrung knapp und das Verlassen der Höhle mit großen Gefahren verbunden war.

Verhaltensmuster 2: Fluchtziel

Viele Dinge, die sich ein Mensch vornimmt entstehen, weil er sich in der jetzigen Situation unwohl fühlt. Wir wollen weg von stressigen Umgebungen, weg von der Firma oder raus aus der Beziehung. Ein wirkliches Ziel haben wir aber nicht.

Fluchtziele führen meist zu Situationen, die zwar anders, aber nicht wirklich besser sind. Fluchtziele führen dazu, dass man das Erstbeste nimmt, das einem die Flucht ermöglicht. Das Erstbeste ist aber nur kurzfristig gut genug. Sobald sich die erste Blindheit gelegt hat und wir die Mängel erkennen, wollen wir auch dort wieder weg. Das nächste Fluchtziel ist definiert.

Fluchtziele entstehen, weil sich der Mensch auf das Negative fokussiert, auf das was er NICHT mehr haben will. Fluchtziele sind – und machen uns richtungslos. Fluchtziele eröffnen uns durch ihre Richtungslosigkeit viele Möglichkeiten, die aber nur sehr selten zu einer Verbesserung führen.

Verhaltensmuster 3: Der Preis ist zu hoch

Manchmal warnt uns unsere Intuition, unser Unterbewusstsein. Wir spüren instinktiv, dass der Preis zu hoch ist, den wir zahlen werden. Das Unterbewusstsein blockiert den Beginn „der guten Vorsätze“, schiebt ihn hinaus, lässt uns krank werden oder weicht das Ziel immer mehr auf, bis wir es schließlich ganz beiseite schieben. Das gesetzte Ziel ist nicht richtig gewählt.

Haben wir einige unserer Ziele auf diese Art in Nichts aufgelöst, schleicht sich bei uns schnell der Gedanke ein, dass wir erst gar keine Ziele definieren brauchen, da wir sie ja sowieso nie anpacken. Ergebnis: Null Motivation.

Verhaltensmuster 4: Leidensfähigkeit

Ständiges Leiden macht süchtig. Man kann nach allen Emotionen süchtig werden – auch nach negativen, wie Trauer, Zorn, Frust, Traurigkeit usw. Je länger diese Emotion gelebt wird, desto mehr verstärkt sie sich. Nicht nur Bewegungsabläufe werden durch ständiges Wiederholen gelernt und automatisiert, auch Gedankenabläufe vertiefen und verstärken sich durch diese Art der Konditionierung. Wenn wir erst gewohnt sind zu leiden, sind wir nicht mehr bereit etwas zu ändern. Wir werden süchtig und suhlen uns im Leid. Wir jammern anderen Menschen etwas vor damit wir im Mittelpunkt stehen, schieben die guten Ratschläge aber sofort mit gekonnten Gegenargumenten beiseite: „Habe ich schon versucht – nützt ALLES nichts.“ Damit ist auch gleich der nächste gute Rat eliminiert. Die Motivation zur Veränderung sinkt.

Verhaltensmuster 5: Status Quo erhalten

Unser Gehirn versucht immer den Ist-Zustand zu erhalten, auch dann, wenn dieser Zustand unangenehm ist. Die Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten ist größer als die Angst vor dem wohlbekannten Unangenehmen. Jedes Ziel setzt die Bereitschaft zur Veränderung voraus. Wir haben aber genau vor diesen Änderungen Angst, da ihre Ergebnisse ungewiss sind.

Den Jetzt-Zustand kennen wir. Wir glauben diesen Daseinszustand unter Kontrolle zu haben und ihn zu beherrschen. Tatsächlich aber beherrscht uns die Angst vor Veränderung.

Verhaltensmuster 6: Angst vor Fehlentscheidungen

Der Mensch fürchtet sich davor Fehlentscheidungen zu treffen. Um Fehler zu vermeiden, entscheiden sich viele Menschen dazu keine Entscheidungen zu treffen und Probleme auszusitzen, wodurch sich die Probleme allerdings meist vervielfachen. Gute Beispiele hierfür finden wir in der Politik und im Management. Das ist auch der Grund für das Einschalten von Beraterfirmen. Denen kann man dann die Schuld in die Schuhe schieben und sich selbst aus der Verantwortung stehlen. Angst killt Motivation.

Mehr dazu im neuen myMONK-Buch Wie man die richtigen Entscheidungen trifft.

Verhaltensmuster 7: Leugnung

Der Mensch ist ein Ausredenspezialist. Hat man einen Fehler begangen, leugnet man diesen und sucht krampfhaft nach Ausreden und Argumenten, die die Fehlentscheidungen rechtfertigen, wodurch man sich immer mehr in Fehler verstrickt.

Gemachte Fehler werden aber nicht nur schöngeredet, um vor seinen Mitmenschen das Gesicht zu wahren, sondern auch um vor sich selbst weiter bestehen zu können – schließlich war man ja immer gerne bereit den anderen ihre Fehler vorzuwerfen. Wer will da schon die eigenen Fehler zugeben?

Verhaltensmuster 8: Selbstüberschätzung

Die meisten Menschen neigen zur Selbstüberschätzung. Bei Umfragen und nachfolgenden Tests stellte man fest, dass der Mensch seine eigene Leistungsfähigkeit und sein Wissen höher einschätzt, als es tatsächlich ist. Besonders die inkompetenten Menschen, schätzen ihr Wissen hoch ein.

Inkompetenz sorgt nicht nur dafür, dass man Fehler macht, sondern auch, dass man diese Fehler nicht erkennen kann. Wenn jemand mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß steht, kann er auch die gemachten Fehler nicht erkennen und hält sein Schreiben für gut und fehlerfrei. Wird er kritisiert, ist er beleidigt und fühlt sich ungerecht behandelt, da er seine Fehler nicht als solche wahrnimmt. Er glaubt er sei im Recht und beharrt darauf. Daher sind die inkompetentesten Menschen gleichzeitig die uneinsichtigsten.

Da man also glaubt, es sei alles in Ordnung, ändert man nichts. Diese Haltung wirkt der Motivation für neue Ziele und Veränderungen entgegen. Inkompetente wollen keine Veränderungen.

Verhaltensmuster 9: Unverwundbarkeitsglaube

Der Glaube an die eigene Unverwundbarkeit bzw. das eigene Glück ist anscheinend tief im menschlichen Denken verwurzelt. Befragungen ergaben, dass Jungvermählte zwar das Scheitern ANDERER Ehen in 50% der Fälle für wahrscheinlich hielten, aber das Scheitern der eigenen Ehe für unmöglich. Auch Raucher sind anscheinend der Meinung, dass Lungenkrebs nur die anderen bekommen. Sie fanden alle viele Argumente, warum ausgerechnet sie KEINEN Krebs bekommen werden. Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kamen Untersuchungen, die sich mit den Themen Unfälle, Betrug usw. befassten. Das Negative passiert immer nur den anderen, selbst wenn man selbst zur gefährdeten Gruppe gehört.

Wer sich dieser Naivität hingibt, kann natürlich keine Motivation aufbauen um etwas an sich und an seinem Leben zu ändern – es ist ja alles in bester Ordnung.

Wenn Du Dich an der ein oder anderen Stelle wiedererkannt hast, ist das ein Grund zur Freude – kein Grund zur Verzweiflung! Wie bereits gesagt: Das alles ist menschliches Verhalten, das uns alle betrifft. Wenn wir uns dieses Wissen um das Zustandekommen unserer Emotionen und Handlungen hin und wieder vor Augen führen, verbessern wir uns  ständig und eine fehlende oder schwache Motivation ist bald kein Thema mehr.

Mehr unter: Wie man aufhören kann, sich selbst zu sabotieren und unter Das Zen des Beginnens.

 

Text von und herzlichen Dank an:

Thomas Pfitzer
Praxis für Leistungscoaching und Mentaltraining
Uhlandstr. 8
67069 Ludwigshafen
www.gapra.de

Photo: magdalena