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Text von: Johanna Wagner

Uns geht es gut, zumindest den meisten von uns. So gut, dass es sich längst nicht mehr ums nackte Überleben dreht, sondern darum, das eigene Leben und uns selbst zu perfektionieren. Darum, möglichst alles an Glück, Gewinn, Aufmerksamkeit, Prestige und Selbstverwirklichung aus unserer Lebensspanne herauszupressen.

Wir wollen – natürlich – so glücklich wie möglich sein und suchen dieses Glück anhand individueller Werte in den verschiedensten Dingen, an den unterschiedlichsten Orten und durch die verrücktesten Aktionen.

Dabei ist es laut der „Harvard Grant and Glueck“-Studie jedoch weniger eine individuelle Sache, die uns glücklich macht. Vielmehr gibt es für alle (oder die meisten) von uns ein gültiges Prinzip.

Und wo versteckt sich dieses Glück?

In der Fülle der Möglichkeiten? Oder irgendwo dazwischen? Oder zwischendurch, wenn ich gerade keine Zeit habe und auf mein Smartphone schaue – mal wieder. Und schon wieder. Ich will schließlich nichts verpassen und merke nicht, wie viel ich genau dadurch verpasse.

Denn auf der ewigen Suche nach immer mehr, mit Blick in die Ferne auf das stets Nächste übersehe ich das, was direkt vor mir liegt. Ich stolpere über das Jetzt und verpasse das kleine Tor zum gegenwärtigen Glücksgefühl. Denn der Weg dorthin führt durch ein Nadelöhr, das erst einmal gesehen werden möchte und gefunden werden will. Das oft so subtil und banal ist, weil es eben nicht irgendwo in der großen weiten Welt an einem ganz besonderen Ort auf uns wartet; noch auf der nächsten Stufe der Karriereleiter (egal, wie lange wir darauf hingearbeitet haben); und es tätowiert sich auch nicht auf unser Leben per Instagram- oder Facebook-Likes von anderen.

Jenes Glück ist flüchtig. Und ich habe den Eindruck: Je ferner von mir ich es suche, umso weiter muss ich reisen, weil ich es einfach nicht greifen kann.

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Das Glück liegt uns zu Füßen

Nach Robert Waldinger, dem Leiter der Harvard Study of Adult Development, liegt das wahre Glück oft direkt vor uns. Oder morgens neben uns im Bett. Sitzt uns gegenüber im Café. Ruft uns an, wenn wir meinen, wieder keine Zeit zu haben. Will uns besuchen, wenn wir den Alltag als zu voll empfinden. Braucht unseren Rat, wenn wir lieber selbst einen hätten. Fragt nach, wie es uns geht, wenn wir die Antwort nicht kennen wollen. Es kocht für uns, deckt den Tisch, teilt seine Tränen, sein Lachen, sein Leben oder eine Lebensphase mit uns.

Das größte Glück sind unsere Beziehungen.

Die Menschen, die wir lieben.

Die Menschen, die uns lieben.

Da können wir uns auf der Wohlstandsskala, auf der Karriereleiter, auf der Social-Media-Rangliste noch so weit oben eingenistet haben – das Glück liegt uns zu Füßen. Und fängt uns sogar auf, wenn wir von ganz da oben runterfallen.

Es sei denn, wir haben es zu lange vernachlässigt, weil uns unwichtigere Dinge wichtiger waren.

Gute Beziehungen sind der beste Garant für ein glückliches und erfülltes Leben

Über 75 Jahre lang analysierten Wissenschaftler verschiedener Generationen anhand der „Harvard Grant and Glueck“-Studie das physische und emotionale Wohlbefinden von 456 mittellosen Männern, die zwischen 1940 und 1945 in Boston aufgewachsen sind (Grant Studie) sowie 268 männlichen Harvard-Absolventen aus den Jahren 1939 bis 1944 (Glueck Studie).

Für Robert Waldinger ist die eindeutigste Botschaft dieser Forschung:

„Gute Beziehungen machen glücklicher und gesünder. Dabei ist weder die Anzahl an Freunden ausschlaggebend; noch, ob man eine partnerschaftliche Beziehung führt. Entscheidend ist die Qualität der nahestehenden Verbindungen.“

Wie viel Verletzlichkeit und wie viel Tiefe sie bergen. Wie sehr Du Dich fallen lassen und Deine wahren Gedanken und Gefühle teilen kannst. Und ob Du zulässt, als der gesehen zu werden, der Du wirklich bist.

Gute Beziehungen wirken auf körperlicher wie seelischer Ebene: Mit ihnen entspannt sich unser Nervensystem und physischer wie psychischer Schmerz reduziert sich. Ein ganz natürliches Heilmittel, mit dem sich die Herausforderungen des Lebens viel besser meistern lassen.

Wahres Glück bleibt

Eigentlich wissen wir das, oder!? Aber ist es nicht merkwürdig, wie häufig wir uns mit dem Streben nach Glück in anderen Bereichen dem entspannten Zeithaben für unsere Beziehungen berauben?

Das Leben könnte so einfach sein, wenn wir uns seltener in den komplexen Möglichkeiten des Wohlstands verheddern würden. Lasst uns doch beim nächsten Treffen das Smartphone und den Rest der Welt mal ausschalten. Das ist ein Moment, der uns im Jetzt glücklich macht und sich dennoch mit in unseren Alltag schleicht. Denn es ist eben nicht jedes Glück flüchtig. Das wahre Glück bleibt.

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Photo: Elderly couple von Shutterstock