Bist Du im vergangenen Jahr auch schon wieder kein Millionär, schon wieder kein Nichtraucher, Covermodel, Pickup-Artist, Astronaut oder Bestsellerautor geworden, obwohl Du es Dir doch so fest vorgenommen hattest, dass heuer alles anders, alles besser wird? Hast Du das Gefühl, die letzten zwölf Monate irgendwie verschwendet zu haben, nicht weit genug vorrangekommen zu sein? Dann reich mir Deine Hände und lass uns gemeinsam über die verlorene Zeit weinen und uns dafür schämen, dass wir keine zielübererfüllenden Roboter sind. Und dann lass uns einen neuen Plan schmieden für das nächste Jahr. Es könnte das beste Jahr unseres Lebens werden. Wir müssen es dieses Mal nur anders angehen.
Also: wenn Du bisher – wie ich – mit den meisten Neujahreszielen (oder Zielen überhaupt) gescheitert bist, warum dann nicht mal etwas Neues ausprobieren?
Zum Beispiel so:
#1 Das Ziel setzen, weniger Ziele zu setzen.
Die schlechteste Strategie, Ziele zu erreichen, war für mich immer: mir so viel vornehmen, dass es mich erschlägt. Dann möchte ich mich nur noch ins Bett legen, die Decke über den Kopf ziehen und vor lauter Überforderung weinen. Wir verlangen immer mehr vom Leben (perfekte Partnerschaft und perfekte Kinder, eine Wahnsinnskarriere und eine Freizeit so abenteuerlich, dass Indiana Jones aussieht wie ein bleicher Stubenhocker, der den ganzen Tag vorm Rechner sitzt und an sich selbst herumspielt) und wir verlangen immer mehr von uns selbst. Wir setzen uns so viele und so hohe Ziele, schmieden so unrealistische Pläne, dass wir an ihnen scheitern müssen.
Jeder Plan ist ein schlechter Plan, der uns nicht im Ganzen berücksichtigt, mit allen Stärken und Schwächen, allem, was Menschen ausmacht – auch die Faulheit, Zögerung, Ablenkung, Selbstzweifel. Jeder Plan, der für einen Roboter vielleicht umsetzbar ist, nicht aber für einen Menschen und speziell für Dich, jeder solche Plan ist von Vornherein zum Scheitern verurteilt.
Um ein Ziel bzw. ein neues Level zu erreichen, müssen wir genügend Energie aufbringen, um den Durchbruch zu schaffen. Versucht man zu viel auf einmal zu erreichen, fließt in jedes Ziel zu wenig Energie. Dann geht nichts voran und wir verlieren die Lust.
Siehe auch: Durchbruch – Wie man ein neues Level erreicht
Was, wenn wir uns im nächsten Jahr zur Abwechslung mal eine Chance geben, den aktuellen Tag genießen zu können, tatsächlich voranzukommen und stolz auf uns zu sein?
Wie wäre es, wenn wir uns das Ziel setzen, im nächsten Jahr weniger Ziele zu setzen?
#2 Gewohnheiten statt Willenskraft.
Nichts ist begrenzter als unsere Willenskraft. Ich glaube inzwischen, dass sich Menschen, die ihre Ziele erreichen, nicht in erster Linie hinsichtlich ihrer Willenskraft von denen unterscheiden, die nach dem ersten zigarettenfreien, pommesfreien, sinnlosshoppingfreien oder sportlichen Tag aufgeben. Sondern dadurch, wie sie ihre begrenzte Willenskraft einsetzen.
Der innere Schweinehund ist bei den meisten Menschen vielleicht gleichgroß. Und die Waffen gegen ihn ähnlich scharf. Aber: erfolgreiche Menschen müssen nicht Tag für Tag bis aufs Blut gegen ihn kämpfen. Sie machen ihn einmal fertig, sodass er später nur noch hin und wieder kläffen kann, jedoch nicht mehr zubeißt.
Fertig machen kann man den Schweinehund nur mit der Macht der Gewohnheiten. Wer ihn über vier Wochen täglich eins überzieht, hat ihn anschließend unterworfen. Dann wird das neue Verhalten automatisch (hinsichtlich der Gewohnheiten funktionieren wir ohnehin roboterhaft, da macht es nur Sinn, sich die Gewohnheiten bewusst „einzuprogrammieren“).
Für mich funktioniert es besser, immer nur an einer Front zu kämpfen (siehe #1). Doch selbst dann – nein, gerade dann – kann vieles gelingen.
Stell Dir vor, Du etablierst 12 neue Gewohnheiten im neuen Jahr, jeden Monat eine.
Du könntest es Dir zum Beispiel zur Gewohnheit machen:
- Eine Stunde eher aufzustehen, um morgens mehr Zeit für Dich zu haben
- Täglich eine Runde laufen gehen
- Gesund zu frühstücken und tagsüber Obst zu essen
- Die unangenehmste Aufgabe immer zu Beginn des Tages hinter Dich bringen
- Dir eine halbe Stunde täglich bewusst Zeit zu nehmen, um nichts anderes zu tun, als mit Deinem Kind oder Deinem Partner zu sprechen
- Täglich Dein aktuelles Ziel zu visualisieren
- Täglich eine halbe Stunde in einem Buch zu lesen, das Dich weiterbringt (oder ankommen lässt)
- Täglich einen Blogeintrag zu schreiben oder Deine Kunst produzieren
- Täglich ein paar Minuten lang zuhause aufräumen, damit Du’s richtig schön hast
- Vor dem Einschlafen aufzählen, wofür Du dankbar bist
- …
Wie würde Dein Leben dann ausschauen?
Siehe auch: Wie man Gewohnheiten schafft, die einen zu Glück und Erfolg tragen und 12 Gewohnheiten, die Dein Leben verändern.
#3 Die Lebensaufgabe finden und verfolgen.
Vieles von dem, was wir uns vornehmen, klappt nicht, weil es uns nicht ausreichend motiviert. Klar kannst Du die nächste Stufe der Karriereleiter erklingen oder 10 Kilo abnehmen, aber was ist dann? Wenn man diese Frage beantworten kann, wenn man das tiefe „Warum?“ hinter dem Ziel kennt, ist einerseits die Aussicht auf Erfolg viel höher. Ebenso die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Dir das Erreichen des Ziels wirklich weiterhilft, dass es wirklich das ist, was Du willst.
Ein Ansatz, Ziele zu setzen, die einem genügend Kraft und Ausdauer verleihen und in die richtige Richtung führen, ist die Lebensaufgabe.
Die Lebensaufgabe kann Dein Gegenpol zum kopflosen, hektischen Treiben der Welt sein. Sie kann Dir helfen, mehr Sinn und Verbundenheit zu spüren.
Ein richtig gutes Jahr ist für mich eines, in dem ich meinen Weg gegangen bin – den, der sich für mich richtig anfühlt, mich wachsen lässt und einen Unterschied macht. Mein Wegweiser ist die Lebensaufgabe.
Siehe auch: Warum Du Deine Lebensaufgabe kennen solltest
#4 Platz für Muße schaffen.
Das nächste Jahr kann dann ein großartiges werden, wenn Du es auch als großartig erlebst. Das geht nur, wenn Du hin und wieder Ruhe hast. Sowohl, um innezuhalten und im Moment anzukommen, als auch, um Deine Fortschritte zu sehen und Dich über sie zu freuen.
Du könntest darüber hinaus auch grundsätzlich etwas Geschwindigkeit aus Deinem Leben nehmen.
Neulich las ich ein Interview mit einem Wissenschaftler, der erklärte, was passiert, wenn man im Auto auf die Bremse tritt: Energie verschwindet dann nicht, sie wandelt sich nur um. Die Bewegungsenergie wird zur Wärmeenergie. Was unter anderem die Bremsscheiben erhitzen lässt.
Wenn Dir die Welt und Dein Leben manchmal zu schnell und zu kalt vorkommen … dann könntest Du abbremsen, es langsamer angehen und dabei die Bewegungsenergie in Energie umwandeln, die Dein Herz und Deine Umgebung erwärmt.
Wie würdest Du auf ein Jahr zurückschauen, in dem Du Dir viel mehr Zeit genommen hast für Deine Familie, Freunde, für Deine Leidenschaften, gute Bücher und Filme, guten Wein und Wanderungen durch die Natur? Mit mehr Erfüllung und Freude oder mit weniger als auf ein Jahr, in dem Du X% mehr Einkommen erzielt oder Dich anderweitig nur abgerackert hast?
Siehe auch: Minimalismus / Einfacher leben
#5 Mitmönche finden.
Neigst Du auch dazu, „es allein schaffen zu wollen“, ein Einzelkämpfer zu sein? So langsam öffne ich mich mehr und mehr für das Gefühl, verbunden und aufgehoben, geliebt und liebend zu sein, anstatt der einsame, vermeintlich unabhängige Typ aus der Malboro-Werbung.
Das beste Jahr meines Lebens kann nur eins sein, das ich mit anderen Menschen verbracht habe, die ihren Weg suchen und gehen.
Für Dich auch?
Siehe auch: myMONK auf Facebook sowie meine Emailadresse (schreib mir gern, wenn Du magst)
Photo: Dawn Ellner
Ja, manchmal vergessen wir vor lauter Zielen,
das Leben zu genießen und zu spüren, was wirklich zählt.
„Du machst alles in Deinem Leben zu wichtigen Dingen,
außer über Dich selbst zu lernen.
Wann willst Du beginnen?“
Yogi Bhajan
Hi Joachim, danke für das schöne Zitat und liebe Grüße rüber in den Leben-ohne-limit-Blog! 🙂
Hallo Tim,
danke für diesen Fingerzeig fürs neue Jahr!
Eigentlich weiß ich es eh…. doch irgendwie kommen mir genau diese Gedanken immer wieder abhanden… und da ist es superschön, wenn du derart liebevoll darüber schreibst, so dass ich es -wieder einmal – annehmen kann ;o)), danke dir sehr!
Ich habe mir für heuer vorgenommen, viel mehr Dankbarkeit in mein Leben zu lassen…
Am Morgen, tagsüber, abends, in allen Bereichen. Ein wundervoller Spruch hat mich zusätzlich inspiriert:
Nicht die Glücklichen sind dankbar, die Dankbaren sind glücklich! (Hab vergessen von wem)
In diesem Sinn, bin ich schon jetzt dankbar für dieses Jahr, diesen Neubeginn und deine Post ;o))
Alles Liebe aus dem vereisten Wien,
Ella Sunshine
Einsam ist das Stichwort, oft ist es doch so, das nicht wirklich jemand Zeit hat.
Also, wieder das ganze doch alleine durchziehen, belehrt mich eines besseren 😉
Hi Andy, danke für Deinen Kommentar.
Belehren möchte ich niemanden – nicht mal eines Besseren :).
Aber ich kann Dir von meiner Sicht erzählen: es stimmt natürlich, dass man – wenn man als Einziger in seinem Umfeld in irgendeiner Form downshiftet und mehr Zeit fürs Wesentliche schafft – man erstmal allein mit dieser neuen Zeit dasteht. Vor dieser Herausforderung stand / stehe ich auch.
Die einzige Lösung sehe ich darin: neue Menschen treffen und kennen lernen, die ähnlich leben oder es zumindest vorhaben.
LG
Tim
#3 Die Lebensaufgabe finden und verfolgen.
wie findet man sie …?
Hallo Tim,
wie immer sehr lesenswert 😉
Liebe Grüße von deinem MitMONK Charlie
Danke Dir, Charlie! 🙂
Und wir sollten darauf achten, woher die Ziele kommen, ist es der Verstand oder das Herz?
„Der Verstand ist ein guter Diener des Herzens, aber eine schlechter Meister. Das Herz sollte der Meister sein.“ Osho.
„Der Verstand ist ein hervorragendes Instrument, wenn er richtig benutzt wird. Bei falschem Gebrauch kann er allerdings sehr destruktiv werden. Genauer gesagt ist es nicht so, dass du deinen Verstand falsch gebrauchst – du gebrauchst ihn normalerweise überhaupt nicht. Er gebraucht dich.“
— Eckhart Tolle
😉
„Pickup Artist“ – Erwischt 🙂
ich finde nach wie vor Gewalt gegen sich selbst in deinen Texten (Schweinehund niederwerfen) und wenn ich sie lese, fühle ich mich erschöpft. Nicht erschöpft fühle ich mich, wenn ich André Stern (kennst du ihn) anhöre. Dann weiß ich, ich muss nicht gegen mich, sondern für mich kämpfen. Ich weiß dann, auch ich würde, wie sein Sohn, sich 30 Min mit einem viel zu großen Gerät (bei dem 4-jährigen Sohn ist es der Rasenmäher, man stelle sich das Verhältnis der Beiden zueinander vor) abzumühen und keinen Schmerz dabei zu empfinden (geschweige denn Überwindung vor der Tätigkeit zu spüren), sondern Begeisterung. Ich kann mir einfach nicht vorstellen und erlebe es auch nicht, dass wir über den Zwang zu unserer ursprünglichen Kraft zurückfinden. Ich selbst finde meine Kraft dann, wenn ich mich einfach mal lasse. EINFACH MAL FUCKING LASSEN. Mir Zuhören und mich ernst nehmen. Ja, mein Gott, und dann vertrödel ich eben mal Tage. Gehe nicht jeden Tag laufen oder mache Yoga. Who cares? Wer hat eigentlich wann gesagt, dass das dann unerfolgreich ist? Ich meine, WOZU mache ich das denn? Damit ich irgendwann sagen kann: ich hab´s geschafft? Wieso können wir eigentlich nicht an einer Welt bauen, in der wir das, was uns IM MOMENT glücklich macht, respektieren? Der Moment scheint auch dir – einfach – nicht zu reichen. Du scheinst nicht zu glauben, dass der Moment dich in die Ewigkeit führen kann. Auch du kontrollierst und unterbrichst dich dauernd (wie man es wohl mit dir getan hat).
Mein Gedanke dazu: Zieh dir die Strategien heraus die dir weiterhelfen und weiterbringen. Erlaubt ist, was funktioniert. Was nicht funktioniert -> Wirf weg.
Niemand zwingt dich, zumindest hier, zu irgendwas. Und es gibt, hier, auch niemanden dem du etwas beweisen musst. Wenn mir jemand einen Ratschlag gibt, dann obliegt es mir, in dem Fall dir, ob ich ihn annehmen möchte. Oder nicht. Unterschiedliche Menschen benötigen Unterschiedliche Strategien.
Wenn jemand zu weit rechts läuft, braucht er/sie *vielleicht* einen Schubs nach links. Läuft jemand zu weit links, braucht er/sie *vielleicht* einen Schubs nach rechts. Die Entscheidung ob ich mich schubsen lasse, liegt aber bei
mir/dir.
Der Weg ist das Ziel. Ich setze auch nicht alles um was ich irgendwo aufschnappe. Es ist wie bei einem Berg besteigen. Ich muss den Gipfel nicht erreichen. Vielleicht finde ich auch schon auf halben Weg eine schöne Aussichtsplattform. Wer will denn darüber bestimmen? Niemand zwingt dich auf die Spitze zu klettern.
Es gibt kein Grund zur Rechtfertigung. Nicht mal zum weiter darüber nachdenken. Leg die Beine hoch, genieß den Moment.
Wenn du dich „im Moment“ wohlfühlst, also zufrieden bist -> Super. Punkt.
Was ganz anderes:
Aufruf:
Ich suche dringend persönlichen Kontakt zu netten Menschen, die im besten Fall, zu Freunden werden im Raum Bodensee!
Ich “Wibke” (42), Dipl. Berufspäd. und seit 2007 durch einen Verkehrsunfall, berufsunfähig und pensioniert. Geh- und sprachbeeinträchtigt, aber wieder Fußgänger!
Bin darum geschieden, Mutter von 2 Kindern (bei ihrem Papi, der mir mein Leben schwer macht), umgezogen und suche gute Freunde vor Ort! Ich muss mich UNTERHALTEN, damit meine Akustik endlich mal besser wird! Aber als behinderte Person, die nicht mehr tägl. in die Arbeit geht, finde ich bis dato keinen Kontakt! Nur Leute, die mich blöd anschauen!
Ich kann meine Lenenslust (die einst da war), SO nicht ausleben!
Wäre schön, wenn sich jmd. bei mir melden würde!
Ich schaue sehr oft auf mymonk!
Vielen Dank im Voraus! LG Wibke
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