Teile diesen Beitrag "Eine Geschichte für alle, die zum Wert ihrer Arbeit stehen wollen"
Anwälte, die für einen einzelnen Anruf oder Brief tiiiiieeef in die Tasche greifen. Oder Ärzte, für eine Diagnose, die kaum zwei Minuten dauert. Oder Gutachter, die aus dem Augenwinkel auf irgendwas draufschauen und dann dick abrechnen machen.
Da regen wir uns auf und das ist auch unser gutes Recht. Nur übersehen wir dabei in manchen Fällen vielleicht etwas.
Dazu gibt’s eine alte Geschichte, und die geht ungefähr so:
Ein Bauer hatte einen Traktor. Der war kaputt. Erst versuchte der Bauer, das Ding selbst zu reparieren. Als er scheiterte, bat er Nachbarn, Freunde, Bekannte um Hilfe. Niemandem gelang es. Der Traktor fuhr keinen Meter mehr.
Da rang sich der Bauer durch und rief einen Fachmann. Der Fachmann schaute sich den Traktor an. Betätigte den Anlasser. Öffnete die Motorhabe. Schaute ganz genau hin. Dann nahm er einen Hammer und mit einem einzigen Schlag an einer bestimmten Stelle des Motors sprang der Traktor an, funktionierte wieder, als hätte es nie ein Problem gegeben.
Der Bauer war zufrieden, endlich konnte er seiner Arbeit wieder nachgehen! Unbezahlbar!
Als der Fachmann die Rechnung zückte, war der Bauer jedoch empört. „Was, so viel Geld willst Du? 50 Goldttaler? Für den einen Schlag?“
Am liebsten hätte er sich in den Traktor gesetzt und dem Fachmann Beine gemacht bzw. ihn plattgemacht (was mich an einen alten Witz erinnert: „Wo liegt der Herr, der von der Dampfwalze überfahren wurde?“ – „Zimmer 5 bis 21.“).
„Lieber Freund“, antwortete der Fachmann, „Für den Hammerschlag berechne ich nur einen Taler. 49 Taler hingegen muss ich für mein Wissen verlangen, wo dieser Schlag erfolgen musste.“
„Ist doch nur ein kleines Logo, was Du designed hast. Dafür willst Du so viel Geld?“
„Sind doch nur ein paar TCM-Nadeln, die Du mir zur Akupunktur reingeschoben hast … was kann das schon kosten?“
Aber vielleicht stecken jahrelange Erfahrung und eine Menge Kreativität in dem Logo, in der Behandlung, in der scheinbaren Einfachheit.
Das rechtfertigt natürlich nicht alles. Es gibt unverschämte Preise, schwarze Schafe und miese Abzocker und ich glaube, es werden nicht weniger.
Wie Bukowski schrieb über diese Welt: „Die Gesichter der Menschen werden zu Fratzen, die mehr wollen, als zu holen ist.“
Einige Schlüsseldienste zum Beispiel, die so viel Geld veranschlagen, dass man auch gleich ein neues Haus bauen kann, statt die Tür des alten öffnen zu lassen.
Trotzdem, für alle anderen von uns gilt aber:
Wir dürfen zum Wert unserer Arbeit stehen.
Selbst und gerade dann, wenn sie durch unser Können und unsere Erfahrung schnell erledigt ist.
(Und ja, ich weiß, dass das leider in vielen Branchen gar nicht so leicht ist.)
Mehr unter Wie man Wert schaffen und von seiner Leidenschaft leben kann.
Photo: Old man working / Shutterstock
Da ist ein kleiner Fehler, am Ende der Geschichte. Nicht Schlaf, sondern Schlag.
Ich kannte eine ähnliche Geschichte, darin ging es glaube ich um einen Künstler. Möglich, dass es Vincent van Gogh war.
Mir fällt / fiel es schwer, Geld für mein Wissen und Können zu verlangen. Früher oder später werde ich das aber müssen.
Dankeschön fürs aufmerksame Lesen! Gleich mal gefixt
@ minimalist
vincent van gogh verkaufte EIN EINZIGES BILD in seinem leben – und das an seinen bruder.
so einen einzigartigen menschen findet man wohl sehr selten…….
der malte, weil er malen MUSS.
also von innen heraus.
und lebte – heute würde man sagen – in armut und in abhängigkeit von anderen menschen, die ihn unterstützten……
also de facto für uns „nicht wirklich erfogreich“.
„brotlose kunst“ – kommt da nicht von ungefähr……
van gogh – ein wahrlich göttlich inspirierter mensch. der ausdrückte was in ihm steckt. das ist wahre kunst!
Diesen Schlag habe ich zufällig auch schon ausgeführt. Nur ist das dann nicht allzu sehr hilfreich, denn der Magnetschalter am Anlasser wird bald wieder klemmen. Wir haben früher auch den Traktor mit den Nachbarn mal angeschoben oder angeschleppt, um ihn zu starten. Auch hatten die Traktoren mit alter Geschichte eine Kurbel zum Starten. Mit etwas technischem Verständnis könnte der Bauer auch selber auf die Idee kommen, mal auf den Magnetschalter zu schlagen. Schließlich ist dort ein Brummen zu hören beim Startversuch ohne das „Klack“, wenn sich das Anlasser-Ritzel in den Zahnkranz einrastet. Dazu ist auch normalerweise nicht einmal eine Motorhaube zu öffnen und deutlich wahrzunehmen wo des Brummen herkommt. 50 Goldtaler sind da glatt Wucher oder Erpressung. Und mit schlechter Energie und Missgunst behaftet.
Ich habe gerade so ein Gefühl wie nach gewissen „Fülle“-Lektüren, nach denen so mancher Coach auch gerne mal 500 Euro als seinen Preis nennt, statt der gewohnten auch schon üppigen 100 Euro. Motivation, die auch Manipulation genannt werden darf. Auch so eine Welle, mit der aalglatt viel Geld verdient wird in der Selbsthilfe/Seminar-Industrie. Wenn er sich nur nicht am Ende darüber klar wird, dass er seinen Klienten kaum mehr als einen zusätzlichen Umweg verkauft hat, neben dem momentanen Schwung nach der Sitzung. Er würde darunter leiden, bis sich der Ausgleich wieder irgendwie eingestellt hat.
Ich staunte gerade vor ein paar Tagen über ein sogenanntes Engel-Medium/Coach Gespann. Das Medium erklärt sich auch freiwillig als Marketing-Expertin. Und zum Programm gehört natürlich auch das „Sich Coachen Lassen“, mit dem man erst ein besserer Coach wird. Natürlich im Angebot des Gespanns.
Einem Medium im HABEN Modus traue ich aber eher nicht über den Weg. Schließlich sind das auch nur Menschen. Gelegentlich mit ihrer Bewusstheit in das Haben gezoomt. Das passt zu der Beobachtung, dass auch Menschen mit spirituellen Fähigkeiten schon mal früh sterben.
Trotzdem habe ich auch schon profitiert von Lektüren dieser Art. Ich konnte mich im Anschluss als IT-Freiberufler besser verkaufen. Auch wenn es nur mal 10% mehr waren und keine 50 Goldtaler.
Ein toller Artikel.
Alle wollen immer den Effekt, aber bezahlen dann doch nicht so gerne dafür. Und je älter die offene Rechnung wird, umso weniger gerne.
Es darf ausgewogen sein. Das Universum tendiert ohnehin dazu, alles in Balance zu halten und zu bringen. Auch im Verhältnis zum Aufwand. Abzulesen an Wärme, Herzblut und Dankbarkeit. Niemand „besitzt“ Wissen. Auch wenn manches Wissen etwas mehr Aufwand brauchte und damit einen etwas höheren Stundensatz rechtfertigt. Wenn höher aber zu Vielfachen neigt, ist auch was faul.