Teile diesen Beitrag "10 Sätze, die Du einem depressiven Menschen sagen kannst (Teil 2)"
Abgründe. Tief fallen, Meter oder Kilometer. Hinein in eine Seelenlandschaft, die trostlos ist und öde, alles abgestorben, alles sinnlos wirkend.
Wenn es uns so schlecht geht, brauchen wir sie dringender denn je, die Hilfe anderer Menschen.
Aber was genau hilft uns dann, und was macht die Lage nur noch schlimmer?
Hier braucht es Feingefühl. „Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen“, sagte Mark Twain.
Schon im ersten Teil haben wir angeschaut, was NICHT hilft (trotz eventueller guter Absicht):
- Alles, was die Krankheit herunterspielt: „Jeder ist doch mal schlecht drauf.“
- Alles, was ausdrückt, dass sie mit der Krankheit nicht akzeptabel ist: „Sei doch mal fröhlich!“ „Reiß Dich mal zusammen.“ „Wann hilft die Therapie endlich?“
- Alle viel zu einfachen Vor-Schläge, wie man das doch in den Griff bekommen könne: „Denk doch mal positiver!“ „Geh mehr an die frische Luft!“ „Du müsstest nur mehr unter Leute gehen …“
Nora Feeling bloggt sehr aufrichtig und lesenswert über ihr Leben mit Depressionen, Angstattacken und Borderline. Hier zehn Sätze, die sie von ihren Lesern eingesammelt hat. Sätze, die einem Menschen mit Depressionen gut tun wie ein warmes Schaumbad für die Seele:
- Du bist nicht (mehr) alleine – Du musst das nicht alleine durchstehen.
- Du musst nicht immer funktionieren und „stark“ sein.
- Ich mag Dich mit allen Deinen Stimmungen – Du bedeutest mir viel.
- Es ist vollkommen okay, wenn es jetzt um Dich geht.
- Ich koche Dir was Leckeres. / Ich mache das für Dich (Haushalt, Briefe schreiben, einkaufen …).
- Das bleibt nicht so!
- Freundschaft ist nicht nur ein Wort, ich bin gerne für Dich da – nicht nur in guten Zeiten.
- Ich möchte verstehen, wie es Dir geht – lass mich an Deinen Sorgen teilhaben.
- Wir schaffen das zusammen, Ich gehe mit Dir auch zu Deiner Therapeutin oder zum Arzt, wenn Du es möchtest.
- Woher nimmst Du nur all die Kraft, um immer wieder aufzustehen – ich bewundere das sehr an Dir.
Wir hatten unter Teil 1 ja schon sehr gute Berichte. Wenn Du hier noch von Deinen Erlebnissen als Betroffener oder Angehöriger erzählen möchtest, freue ich mich, in den Kommentaren von Dir zu lesen.
Siehe auch: Der wichtige Unterschied zwischen Traurigkeit und Depressionen sowie Dir geht’s schlecht? 5 Anzeichen, dass Du eine Therapie brauchst und Wie man schmerzhafte Gefühle überlebt.
Photo: Mike Cozzolino
Meine Therapeutin sagte damals (vor 2 Jahren) zu mir: Die Depression ist eine Chance.
Ich verstand überhaupt nicht, was sie meinte und überhörte den Satz zunächst. Doch inzwischen habe ich verstanden, dass die Depression nicht kommt, um uns zu quälen. Sie quält uns, da wir unserer Seele sonst nicht zuhören. Also ist sie quasi eine Einladung unserer Seele, ihr endlich die Beachtung zu schenken, die sie braucht.
Nicht mehr funktionieren und das Leben eines modernen Zombies zu leben.
Ich habe vor einem Jahr mit der Malerei angefangen und fühle mich seitdem so leicht und beschwingt, wie nie zuvor. Auch das Schreiben hilft mir, morgens Lust zu haben, aufzustehen.
Ich bitte euch liebe Menschen, die an einer Depression leidet: Kämpft nicht gegen sie. Legt euch auf den Boden, betrachtet die Decke oder noch besser, wenn ihr draußen liegen könnt, den Himmel. Legt euch wirklich auf den Boden, nicht auf ein Bett. Seid im Kontakt mit dem Boden. Mich hat das enorm beruhigt (war auch ein Tipp von meiner Therapeutin).
Ihr seid nicht krank. Ihr wollt leben und wisst gerade nicht wie das in dieser kranken Gesellschaft gehen soll. Doch es geht. Lernt, euch, eurem Körper, eurer Seele und eurem Leben wieder zu vertrauen und ihr werden Schätze entdecken, die ohne die Depression nie in euer Leben getreten wären.
Ich möchte euch am liebsten liebevoll umarmen und Wärme schicken. Ein Gefühl der Geborgenheit zur Erholung.
Alles Liebe,
Elisa
Bravo! Bei dem, was du schreibst, merke ich, dass dies aus deinem Inneren kommt.
Ich simme dir voll und ganz zu.
Eine ganz dicke Umarmung für dich Elisa, Danke für deine einfühlsamen Gedanken
Ein schöner Text. Ich habe schon öfter gelesen, dass eine Depression Möglichkeiten eröffnet, wenn man sie akzeptiert. Wahrscheinlich liegt das daran, dass der Körper nach Veränderungen schreit … ? Alles Gute 🙂
Wichtige Ergänzung: Für jede einzelne der 10 Aussagen ist zu prüfen: Sind das für mich nur leere Worte, oder kann mich der andere beim Wort nehmen?
Wer auch nur eine von diesen Aussagen macht, sollte sich darüber im klaren sein, welche Belastung es sein kann, sie umzusetzen.
Das alles sind Versprechungen. Die wenigsten werden sie halten. Und damit wird alles nur noch schlimmer.
Also: sehr achtsam sein damit mit den Worten.
Was kann ich gegen neid tun? Ich will so gerne können, aber ich bin immer so neidisch auf andere…
ich mach mir immer klar, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und der andere seinen Erfolg auch nicht geschenkt bekam, sondern etwas dafür getan hat.
Was auch gegen Neid hilft: eigener Erfolg (wie auch immer dieser aussehen mag). Dafür muss man natürlich was tun, aber dann kann man auch richtig stolz drauf sein….
Versuch es vielleicht mal anders rum. In dem Moment, wo du Neid verspürst, ruf dir in Erinnerung was Neid alles anrichten kann, wie er dein Leben negativ beeinflusst.
Wir Menschen sind von zwei Dingen motiviert gute Situationen zu erleben und schlechte zu vermeiden. Wobei die meisten Menschen stärker darauf konzentriert sind, schlechte Dinge zu vermeiden. Probier das mal aus 😉
Ich „kämpfe“ seit einiger Zeit mit meinen Depressionen (inkl. Stimmungsschwankungen, Lustlosigkeit, Müdigkeit etc.). Solche aufbauenden Berichte stärken mich, aber ich finde keinen Weg raus. Bei den ganzen Therapeuten heißt es, dass sie keine Plätze mehr frei haben (zumindest die, die auf Kasse gehen). Für mich ist der Weg bislang noch recht hoffnungslos.
Vielleicht hilft es dir auch, klar zu machen, was uns die Stimmung vermiest.
Es sind niemals die äußeren Ereignisse selbst, sondern stets die eigenen Wertung.
Falls du das nicht glaubst, ein kleines Beispiel:
Du stehst an der Haltestelle und die Bahn müsste längst da sein, doch sie lässt auf sich warten, und es gibt keine Hinweise, wann sie kommt. Fünf Minuten vergehen, zehn Minuten, eine Viertelstunde, keine Bahn in Sicht.
Dies allein führt nicht zu einer Verstimmung, sondern nur der innere Dialog darüber.
Depressionen entstehen immer aus Gedanken und inneren Bildern, die sich oftmals über Jahrzehnte hinweg aufgebaut haben und uns entsprechend belasten.
Es geht also darum, die inneren Vorgänge zu beobachten und sich ihrer gewahr zu werden.
Wenn es gar nicht mehr geht kann man immer immer immer in eine psychiatrische Ambulanz gehen.Dort wird einem zugehört und man bekommt wenn notwendig auch die Medikamente.Ich habe das auch hinter mir nach der Geburt meiner Tochter 2012 2 Monate stationär.Heute bin ich stolz auf mich,den Schritt damals gemacht zu haben.Es hat mir sehr geholfen und ich kann das nur jedem empfehlen….sollte eben kein Therapeut einen weiterbringen,oder man keinen Termin bekommen…oder kein Verständnis bei Freunden etc.
Alles Liebe allen,denen es grad nicht so gut geht…ich weiß es und deshalb sage ich es…es geht wieder vorbei, aber das braucht seine Zeit…wir sind keine Maschinen☺
Gib nicht auf. Wenn alle Therapeuten in Deiner Nähe keinen Platz frei haben, es Dir aber so schlecht geht, dann solltest Du Dir vielleicht überlegen, eine Klinik aufzusuchen. Ich weiss, dass das hart klingt, aber ich kann es nur empfehlen. Ich bin selber zur Zeit in einer Tagesklinik und das tut mir sehr sehr gut. Endlich etwas mehr Licht am Horizont.
Allein diese Sätze zu lesen treibt mir die Tränen in die Augen. Auch wenn ich das große Glück habe jemanden an meiner Seite zu haben der mit jeden Tag diese Dinge sagt so hab ich trotzdem immer noch das Gefühl diese Worte nicht zu verdienen. Ich kämpfe Tag und Nacht dafür wieder ein halbwegs normales Leben mit Depressionen und Angststörung zu leben und doch frage ich mich täglich woher ich eigentlich die Kraft dafür nehme.
Ich habe meine Depression analysiert und kam zum folgenden Ergebnis, bzw. Definition für Depression:
depressive Menschen wissen entweder nicht,
was sie wollen
oder
wie sie erreichen, was sie wollen.
Depression ist eine momentane Ohnmacht und Überforderung, die nicht durch Ruhe sondern durch das Tun bewältigt wird.
Ich habe diese meine These an anderen Menschen angewendet und konnte so sehr gut helfen.
Für mich ist die Depression die Aufforderung gewesen, mich komplett neu aufzubauen mit allem was ich in den Jahren in mir vernachlässigt habe. Selbstliebe, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen etc.
Quasi eine Art Endstation von der man um die Uhrzeit nur zu Fuß zurückkommt blöderweise hat man einen schweren Koffer dabei…
Ich bin noch nicht ganz zu Hause, aber die Umgebung ist schon sehr vertraut und der Koffer ist nur noch eine kleine Gürteltasche <3
MyMONK ist ein großartiger Begleiter auf dem letzten Stück geworden 🙂
Wow! Wirklich gute Sätze! Werde jetzt öfters einen davon verwenden. DANKE
Danke Tim, dass Du Dich mit dem Thema auseinander setzt und es an die Menschen heranträgst! Die Gesellschaft verschließt sich meiner Meinung nach zu sehr vor dem Thema.
Danke,immer wieder, für die tollen Artikel Tim.!
Also ich kann einmal aus Sicht eines Betroffenen sprechen bzw. meine Depression liegt jetzt gut 4 Jahre zurück und ich kann nur sagen, die Worte helfen bzw. tun gut. Allerdings kann man sie in dieser Zeit nur begrenzt annehmen, auch wenn man es gerne will.
Jetzt habe ich die andere Situation…und merke das es der Partner ganz schwer annehmen kann und sich eher wertlos fühlt. Und merke jetzt erst wieviel Kraft und Energie mein Umfeld damals gebraucht hat und wie hilflos man sich teilweise als Angehöriger/Partner fühlt.
Ich kam vor knapp zwei Wochen aus einer sehr professionellen Psychosomatischen Klinik im Allgäu; dort durfte ich in einem geschützten Rahmen sechs Wochen mit guten Psychologen/Ärzten und Bewegungstherapeuten verweilen.
Diese Zeit hat mir das Leben gerettet, da ich vor lauter Schmerzen, sinnlosem Sein und Zukunftsängsten mit schweren Depressionen zu kämpfen hatte und einfach keinen Bock mehr auf dieses Scheißleben hatte. Ich war beruflich nicht so sehr belastet und Stress kam als Assistent der GL gar nicht wirklich auf.
Divers erlittene Traumata aufgrund von Ertrink-, Mountainbike- und Motorradunfällen bis 2001 und die sich ausbreitende Fybromyalgie seit 1990 verursachten in mir sporadisch so starke Schmerzen, dass ich tagelang lethargisch nur noch in der Ecke hing.
Meine Partnerin war mit der ganzen Tragweite immer wieder überfordert und empfahl mir in ihrer Hilflosigkeit dies oder das.
Da ich nach einem meiner Unfälle mal „hinter den Vorhang schauen“ durfte, war ich über die universellen Zusammenhänge informiert und … TROTZDEM … konnte ich mir selbst nicht helfen. Die Seele zieht einfach ihr Ding durch und du hast deinen Körper zur Verfügung zu stellen, ob du magst oder nicht.
Während des Klinikaufenthaltes war Punkt 4 der einschneidenste für mich. Ich durfte mich ausschließlich um mich kümmern, eingestellt mit moderater Medikation und Wochenplan. Die Anwendung taten mir gut und ich konnte endlich mal Bücher lesen und nur Zeit mit mir verbringen. Als ich nach drei Wochen so langsam Kontakt mit Mitpatienten aufnahm, stellte ich schnell fest, dass ich, wenn ich nur einen Türspalt mein ICH öffnete, sofort wieder in Beschlag genommen werde. In Gruppen- und Einzelgesprächen mit Patienten war ich oft der „Therapeut“ für andere.
Jetzt im Alltag zieht es mir – obschon Zukunftsschritte (Chatnachsorge, Folge-Psychotherapeuten) erarbeitet wurden – schon langsam wieder die Schuhe aus – schrecklich, wie soll das weitergehen?
Ich habe einen Psychotherapeuten dem kann ich jeder Zeit ein Mail schreiben.
Er hat immer einen guten Rat für mich.
Letztes Mal hat er geschrieben, ich soll mir die Depression als Vorhang vorstellen, ihn zur Seite schieben und schauen wer dahinter ist.
Ich habe mich gesehen, wie ich mir nichts gönne, wie ich mir selber alles verbiete wie ich alle meine Bedürfnisse unterdrücke.
Ich werde immer zum Kind, das denkt, ich kann mir nicht selber helfen. Dann muss ich mir sagen, ich bin erwachsen und ich schaffe das, mein Leben in die eigene Hand zu nehmen.
Die Depression war noch nie so schnell weg, wie dieses Mal.
Hallo!
Habt ihr mir einen Rat, wie ich mit meinem Freund umgehen soll. Er sitzt grad ganz unten im schwarzen Loch und zieht sich völlig zurück.
Wie kann ich zu ihm durchdringen ohne ihn zu bedrängen?
Danke und liebe Grüße