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Manchmal kommt die Angst und dreht mir den Kopf und den ganzen Körper durch den Reißwolf. Oder sie presst mich zusammen, so sehr, dass eigentlich ein Diamant aus mir werden könnte, stattdessen aber nur: ein Häufchen Elend.

Angst,
ich verhaue eine wichtige Prüfung und alles ist vorbei, oder dass myMONK nie wieder auch nur ein Mensch lesen will und ich nicht mehr davon leben kann.

Angst,
ein geliebter Mensch ist schwer krank, oder ich selbst bin es (heute im Angebot: plötzlich auftretende Hauttumore im Endstadium im Gesicht, die dann doch nur Schokoladenreste waren).

Angst,
ein geliebter Mensch kommt nicht zurück, nie wieder.

Wie wir die Angst füttern

Die meiste Zeit meines Lebens habe ich eins von zwei Dingen getan. Entweder bin ich der Angst blind gefolgt, hab mich weiter reingesteigert, immer tiefer in den Abgrund, was natürlich alles nur noch schlimmer machte. Oder ich habe gegen sie angekämpft, mich krampfhaft ablenken oder sie wegdenken und verdrängen wollen, was ebenfalls alles nur noch schlimmer machte.

Auf beiden Wegen fütterte ich die Angst mit Gedanken aus Fett und Zucker, sodass sie nie satt, sondern immer gefräßiger wurde.

Heute weiß ich: es gibt einen dritten Weg, mit ihr umzugehen …

Schritt 1: Die Angst verstehen

Einige Ängste sind begründet. Viele andere sind es nicht. Reine Hirngespinste. Sie lassen sich jedoch evolutionsbiologisch erklären. Die wichtigste Aufgabe des menschlichen Gehirns ist, für unser Überleben zu sorgen. Angst dient dabei als Alarm.

Zehn mal Fehlalarm zu schlagen ist allerdings weitaus weniger schlimm als einmal in einer wirklich gefährlichen Situation keinen Alarm zu machen. Bei unseren frühen Vorfahren und ihrem gnadenlos harten Leben war das besonders wichtig: Jeder knackende Ast konnte auf ein großes böses Tier hinweisen, das allen den Tod bringt, die nicht sofort um ihr Leben rennen.

Deshalb geht das Hirn auf Nummer sicher und sucht ständig nach Hinweisen für eine mögliche Katastrophe hinter jeder Ecke. Und deshalb können kleinste Anzeichen die Sirenen LAUT aufheulen lassen.

Angst ist also ganz natürlich. Auch die Angst vor Dingen, die fürchterlich unwahrscheinlich sind und nicht lebensbedrohlicher als etwas Schokolade an der Backe.

Sie ist ein Teil von uns, und gegen sie zu kämpfen ist genauso unsinnig und chancenlos wie ein Kampf gegen unsere eigenen Arme und Beine.

Das zu verstehen ist der erste Schritt.

Schritt 2: Die Angst sein lassen

Sich von Angst befreien ist kein Befreiungs-Schlag mit der Wucht der Willenskraft.

Es ist ein sanfter Akt.

Wir lassen die Angst zu.

Wir lassen sie da sein.

Dann lässt sie uns los, nicht anders herum.

Wenn Du Dich das nächste Mal fürchtest, dann stell Dir die Angst als dunkle Wolke am Himmel vor, die aufzieht, die näher kommt und einen Schatten wirft.

Stell Dir vor, wie Du einfach stehen bleibst und ruhig atmest, nach oben schaust und die Arme ausbreitest. Wenn die Wolke genau über Dir ist, dann donnert es und stürmt es vielleicht und der Regen mag Deine Kleidung durchweichen und Du siehst und hörst und spürst all das.

Doch Du bleibst einfach stehen.

Du bleibst stehen, und Du weißt: Es ist okay. Die Wolke ist okay, der Schatten, der Donner, der Sturm, der Regen ist okay, Du bist okay, alles ist okay, alles darf sein.

Dir wird nichts passieren. Und die Wolke wird weiterziehen. Wie jeder Gedanke, wie jedes Gefühl, wie jede Situation in diesem Leben.

Angst ist nur eine Wolke.

Mehr dazu im myMONK-Buch Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt sowie unter Wie man schwierige Gefühle überlebt und unter Wie man schmerzhafte Gefühle überlebt.

P.S.: Wenn Ängste Dein Leben stark einschränken, wenn die Wolke zum Dauergewitter wird, dann ist‘s vielleicht eine gute Idee, professionelle Hilfe zu suchen. Manchmal brauchen wir dann einfach eine Hand, die uns aus der Dunkelheit führt.

 

Photo: Hartwig HKD