Teile diesen Beitrag "7 Gründe, nie Dein Lachen zu verlieren (auch nicht in schweren Zeiten)"
Text von: Lena Schulte
„Drei Dinge helfen, um die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.“
Sagt Kant. Ein kluger Mann. Aber lach mal in wirklich schweren Zeiten, grummelt dann mein innerer Pessimist. Denn es gibt sie viel zu oft, diese Zeiten, in denen weder Hoffnung noch Schlaf funktionieren – und an Lachen sowieso nicht zu denken ist. Zeiten, in denen die Gesundheit plötzlich Vergangenheit ist. In denen der Mensch, der sonst für die schönsten Erinnerungen verantwortlich war plötzlich selbst nur noch eine Erinnerung ist. Zeiten, in denen man Niederlagen erlebt, die die Dimension einer prototypischen Niederlage neu definieren. Manchmal auch gerne alles auf einmal. Das Schicksal lässt sich schließlich nicht lumpen, wenn es erst einmal dabei ist, mit Mist um sich zu werfen.
Sich in solchen Momenten zu einem „Lach doch mal“ zu motivieren, ist dann fast unmöglich. Für mich fühlt sich das schnell falsch an. Als würde ich auf einem sinkenden Schiff stehen und mich daran erfreuen, dass es aufwärts geht.
Deswegen kommt jetzt keine Schritt-für-Schritt-Anleitung wie sich Probleme mit genügend Humor in Luft auflösen – sondern eine Erinnerungshilfe, was Du Gutes tust, wenn Du es ab und zu schaffst trotzdem zu lachen.
1. Du hilfst anderen (mehr, als du denkst)
Partner weg, Krankheitsdiagnose da. Innerhalb von 24 Stunden kann viel passieren.
Zu allem Überfluss hatte ich gerade Besuch von jemanden, dem es selbst schlecht ging. In seiner Verfassung hätte er sich eigentlich zu mir auf die Couch legen müssen, mitten hinein in meine Wut, Angst und schäumenden Schicksalsekel. Stattdessen fing er an zu lachen und machte Witze. Wahrscheinlich, weil wir den Zenit des Grotesken schon längst hinter uns gelassen hatten.
Irgendwann fing ich auch an zu lachen. Genauer gesagt wechselten sich Tränen und Gelächter ab. Trotzdem half es mir ungemein, dass er mich Häufchen Elend zum Lachen brachte, obwohl es ihm auch schlecht ging. Was wir tun, überträgt sich eben auf andere. Manchmal auch auf diejenigen, die ein Lachen sogar noch dringender brauchen als wir selbst.
2. Du wirst unangreifbarer
Die schlagfertigsten Menschen haben oft eine Gemeinsamkeit: Sie können über sich selbst lachen, bevor es andere tun. Auf blöde Sprüche reagieren sie in Windeseile, meist, ohne dass ihr Selbstwertgefühl ernsthaften Schaden daran nimmt.
Ein Paradebeispiel dafür ist meine Freundin: Wir sitzen in einer Gruppe am Strand, unterhalten uns, ein streitlustiger Nebencharakter tritt auf. Ihm gefällt einer ihrer Äußerung nicht, beleidigt sie vor allen Leuten als „dumme Schlampe“. Zugegeben, ziemlich daneben, ich schaffe es vor lauter Empörung bloß eine unerotische Gesichtsentgleisung zu Stande zu bringen. Und sie? Grinst in die Runde und sagt mit vollstem Vergnügen: „Hast du mich gerade etwa dumm genannt?“
3. Du bekommst Abstand
Die Zeit ist nicht nur ein guter Freund der Anti-Aging Industrie, sondern auch auf unserer Seite, wenn es darum geht, Dinge mit Abstand neu zu bewerten. Was früher noch ein halber Weltuntergang, die größte Peinlichkeit oder das schlimmste Ende war, wird nicht selten in der Rückschau als ein „Inzwischen kann ich drüber lachen“ umformuliert.
Heißt übersetzt nichts weiter als: Ich habe das Kapitel abgeschlossen – jetzt stehe ich darüber und es ist in Ordnung. Damit treten wir einen Schritt neben uns und das, was passiert ist. Indem wir drüber lachen können, nehmen wir eine neutralere Rolle ein, legen unserem alten Ich aufmunternd die Hand auf die Schultern, und können es beruhigen. Warum also nicht schon jetzt (oder zumindest demnächst) drüber lachen?
4. Du löst Probleme kreativer
Gelotologen, sogenannte Lachforscher, bestätigen in ihren Studien immer mehr, was der Volksmund schon lange wusste: Lachen ist gesund. Und trotzdem hat eine weltweite Studie herausgefunden, dass 12 Prozent der Deutschen „gelotophobisch“ sind, also an einer Lach-Angst leiden (ein nicht unerheblicher Teil davon scheint ausgerechnet an meinem Finanzamt zu arbeiten).
Dabei ist Lachen nicht nur gesund, sondern steigert auch die Kreativität. Damit wir uns über unsere Missgeschicke amüsieren können, benötigen wir nämlich Denkschmalz, der unsere Probleme in eine neue Form gießt, über die wir dann lachen können. So üben wir uns darin, Probleme aus einer anderen Perspektive zu sehen und neue Lösungsmöglichkeiten zu finden.
5. Du schulst Deine Menschenkenntnis
Anhand der Dinge, über die wir so lachen können, lernen wir einiges über den, der lacht (auch über uns selbst). Schließlich können wir nur das witzig finden, was uns betrifft, zu dem wir einen Bezug haben und das wir nachvollziehen können.
Für unser persönliches guter-Humor-Siegel darf der Spaß außerdem unsere Werte nicht allzu sehr angreifen. Darüber hinaus und bei Themen, die uns sehr wichtig sind, finden wir etwas „so gar nicht mehr witzig!“ Vor allem zeigt es uns auch, inwieweit wir oder unser Gegenüber die Meinung eines anderen zuzulassen können, ohne uns von ihr bedroht zu fühlen.
6. Neue Türen öffnen sich leichter
Es gibt Leute, die anscheinend vom Glück geküsst sind. So jemanden erlebe ich ab und zu in Aktion. Und es ist fast gruselig, was für tolle Gelegenheiten ihm immer wieder einfach so in den Schoß fallen. Er ist auf einem fremden Kontinent, pleite, verirrt. Kein Problem, reiche Geschäftsleute kreuzen seinen Weg, bieten ihm Obhut in ihrer Villa. Er beschließt, dass er wieder eine Freundin haben will – zwei Tage später verliebt sich ein absolut hübsches Model in ihn. So läuft es erstaunlich oft bei ihm. Und wenn nicht: auch kein Drama. Man könnte fast meinen, das Schicksal liebt ihn. Was ist sein Geheimnis? „Ich mag es einfach, anderen mit meiner guten Laune eine Freude zu machen.“
Wie gesagt, wir müssen keine gute Laune aus unser herauspressen, wenn da gerade keine ist. Aber wer weiß, was alles passiert, sobald wir uns entschließen, das Beste draus zu machen?
7. Es hebt Deine allgemeine Stimmung
Der vielleicht wichtigste Punkt. Du wirkst mit einer guten Portion Humor nicht nur stärker und unangreifbarer, Du bist es auch. Es hebt Deine Laune und gibt Dir Gelassenheit und Wohlbefinden zurück, Stück für Stück. Ich glaube, Humor ist wie ein Muskel. Trainieren wir ihn regelmäßig, kann er unliebsamen Gefühlsschwankungen etwas entgegensetzen und unsere Stimmung stabilisieren. Ein bisschen Ruhe, ein bisschen mehr Leichtigkeit, nur für uns selbst – unabhängig davon, ob es im Außen drunter und drüber geht.
Auch wenn das Leben nicht immer lustig ist, werde ich in Zukunft doch versuchen, in den schweren Zeiten etwas öfter aus dem dunklen Kellerloch meiner Gedanken zu entfleuchen. Und wer weiß … vielleicht lande ich damit ja auch in einer Villa?
Photo: Woman in the rain / Shutterstock
Servus Lena,
ich bin von Natur aus ein Mensch der vieles leicht nehmen kann; das Lachen geht mit selten verloren. Darüber bin ich sehr dankbar. Mir ist dennoch ein achter Punkt eingefallen: Yoga. Meist sind ja die im Yoga geübten Haltungen (Asanas) anstrengend und schmerzhaft. So üben wir im Yoga, dennoch eine heitere und gelassene Stimmung zu bewahren. Schult ungemein.
Liebe Grüße, Dieter
Lieber Dieter,
danke für diese Anregung. Ich selbst habe vor einigen Jahren mal in ein/zwei Sitzungen Yoga probiert, es aber dann nicht weiter verfolgt. Allerdings klingt das sehr interessant, was du da gerade geschrieben hast, vielleicht sollte ich mir das doch noch einmal überlegen?
Liebe Grüße
Lena
Ein sehr schöner und wertvoller Betrag, Lena, finde ich. Ist es doch immer noch unsere eigene Entscheidung, in welche Stimmung wir gehen und wie wichtig wir uns selber und gewisse Dinge nehmen, die uns begegnen. Mit etwas mehr Bewusstheit beobachten und wählen wir unsere Gedanken und unsere Stimmung konstruktiver.
Emotionen mögen da sein und Verdrängung hilft auch wenig. Doch unsere Wahl bestimmt darüber mit, welche Muster gestärkt werden und welche morgen (unmerklich) schon etwas weniger stark sind.
Man kann sagen, dass der beschriebene einfache Zugang hierzu das leisten könnte, was eine ganze Industrie verspricht – und Anleitungen dafür verkauft. Die Produkte heissen dann „positiv denken“ oder „Affirmation“.
Nur funktionieren diese Produkte oft schlecht, weil wir trotz allem nicht drüber und neben uns stehen können. Das Denken und Erwartungen hörten nicht auf. Sie verlagern sich nur zeitweise in diese Anleitungen und liefern gewisse Hochgefühle.
Lieber Richard,
danke für deinen Beitrag.
Liebe Grüße
Lena
Sicher ist es nicht für jeden vorstellbar, in eine Stimmung mit Lachen überzugehen, wenn die Situation zum Heulen ist. Oder überhaupt einmal über die eigenen Eigenheiten und die damit verbundenen Probleme zu schmunzeln. Wie die Kommentare unten auch zeigen, wird darunter auch oft ein Schauspiel und Verdrängung verstanden. Dies ist wohl auch im Artikel so gar nicht gemeint, wäre auch aus meiner Sicht kaum hilfreich.
Ich meine, es geht darum, einmal die Perspektive zu wechseln und das Übel als krankes Bäumchen neben den anderen Bäumen im Garten zu sehen, und als etwas Vorübergehendes, das eben zu meistern ist. Auch dies ist wohl oft einfach zu schwer, je nach Schwere der Situation.
Und es hängt auch damit zusammen, ob wir bereits die Vorstellung geübt haben und damit nun möglicherweise so geschaffene Denkmuster leichter wählbar sind. Schliesslich kann ich es auch noch im Elend für möglich halten, einmal eine Haltung zu erreichen, die mich leichter in beschriebener Weise drüber stehen und schmunzeln lassen kann. Alles beginnt (unmerklich) mit einer Absicht und dem Glauben, dass es möglich ist. Wenn auch nicht unbedingt sofort.
Nicht jeder, der mich zum Weinen bringt, ist auch zwangsläufig mein Feind.
Und nicht jeder, der mich zum Lachen bringt, ist zwangsläufig mein Freund.
Und in der Tat, ab und an könnte man lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Der bekannte Spruch, Lachen ist die beste Medizin, halte ich für völlig überholt.
Wenn Dich das Schicksal ereilt, Du in tiefster Trauer oder Verzweiflung bist, kannst Du Dir diesen Spruch auch direkt in die Haare schmieren.
Lachen, obwohl es sehr traurig ist, ist schon traurig genug. Es ist schon erstaunlich, welche paradoxen Reaktionen einige Menschen hervorbringen können.
Was mich persönlich betrifft, so ist es mir unmöglich zum Beispiel bei Trauer, Niedergeschlagenheit, Schicksalsschläge jeglicher Art, Depressionen, und was es noch alles für psychosomatische Spielchen gibt, einfach zu lachen.
Nein, dann bin ich einfach nur traurig und man lasse mir bitte meine Tränen. Daher verschone man mich bitte auch, mit irgendwelchen Yogi Tanzbären oder Clownsgeschichten. Danke!
Und lachen möchte ich dann, wenn mir danach zu Mute ist.
Jedoch in beiden Fällen, wird man nicht danach gefragt, es passiert einfach.
Danke Lena für diesen Artikel.
Im übrigen, wenn geweint wird, wird geweint. Und wenn gelacht wird, wird gelacht.
Wer glaubt dies in irgendeiner Form steuern zu wollen, benötigt Hilfe.
Jene Ausdrucksbewegungen, geschehen von selbst, da hast Du vorab nicht einmal die geringste Chance, einen Gedanken ans Lachen oder Weinen zu hegen. Nachher natürlich schon, aber dann wurde bereits gelacht oder geweint.
Lieber Stephan,
danke für den Kommentar. Ich glaube allerdings nicht, dass „Lachen ist die beste Medizin“ vollkommen überholt ist. Für mich zum Beispiel gilt er in bestimmten Situationen noch (siehe meine Erlebnisse in Punkt 1) 🙂
Aber halt (und da stimme ich dir vollkommen zu) nicht immer und vor allem nicht auf Brechen und Biegen.
Liebe Grüße
Lena
Danke für den Artikel. Ich kann das nicht so ganz teilen. Ich finde, wenn ich lache, obwohl mir zum heulen zumute ist, wird es verkrampft, falsch, anstengend und völlig gekünzelt. Es gibt einfach Phasen im Leben die sind nicht schön, gehören jedoch dazu. Leben fühlt sich eben nicht immer gut an, manchmal auch über eine längere Zeit. Warum soll ich das nicht zulassen und ausleben? Wenn es mir gut geht, muss ich ja auch nicht heulen?! Es spiegelt für mich ein „Gesellschaftsgefühl“ ab, dass mich ehrlich ziemlich „ankotzt“. Man soll immer gut drauf sein, keine Schwäche zeigen, funktionieren und auch nicht für die Mitmenschen anstrengend, kritisch sein. Immer schön „gute Laune“ haben, diese noch auf andere verbreiten. ziemlich hoher Anspruch.
Liebe Alexandra,
ich glaube, wir sind da einer Meinung. Aus dieser Überlegung heraus ist dieser Artikel auch erst entstanden 🙂 Ich mag dieses „Du MUSST gut gelaunt sein“-Dogma auch nicht, mir passiert es nur schnell, dass ich vergesse, wie heilsam so ein Lachen auch manchmal sein kann. Der Text soll eher eine Art „Erinnerungshilfe“ daran sein, anstatt ein „Und jetzt lach doch mal!“. Vielleicht war das an einigen Stellen noch nicht so ganz deutlich.
Alles Liebe
Lena
Hallo Lena,
dann habe ich den Text wohl total falsch verstanden! Bei mir kam es jedenfalls überhaupt nicht so an. Und ja, Lach-Yoga, ist auch etwas womit ich so gar nix anfangen kann. Ich habe das einmal gemacht. Alle haben sich ein Lachen raus gedrückt und ich stand da und wusste nicht was sie von mir wollten. Ich finde es großartig wenn Mensch zu mir kommen, wenn es mir nicht gut geht. Sie müssen gar nicht viel reden, einfach da sein und mich aushalten. Das finde ich schon verdammt viel!
Sehr schöner Beitrag
Vielen Dank, liebe Jasmin 🙂
Liebe Lena,
genau so wie du beschrieben empfinde ich den Artikel auch.
Und ich persönlich kann nur hinzufügen, dass Lachen oder Lächeln oft die eine oder andere Situation entspannt und ich besser damit umgehen lerne und kann. Und dann kann manches schneller heilen.
Lg
Monika
Liebe Monika,
danke für Deine Worte!
Liebe Lena,
ein absolut inspirierender Artikel! Hat mir nochmal gezeigt in welchen Bereichen ich mich echt noch verbessern muss. Mehr über mich selber lachen zu können wäre echt mal angebracht. Danke noch mal für diesen guten Gedankenanstoß!
Liebe Grüße
Tim
Lieber Tim,
vielen Dank, das freut mich immer sehr, wenn jemand etwas davon mitnehmen kann, was ich so verzapfe 😉
Hey Tim! Danke für diesen tollen Artikel, ich habe ihn kopfnicked durchgelesen! Ich hoffe ganz viele Menschen lesen diesen Artikel hier und nehmen ihn sich zu Herzen, so wird die Welt ein schönerer Ort!:))