Teile diesen Beitrag "Depressionen und Ängste sind Symptome, keine Krankheiten"
„Was führt Sie hierher?“, fragt ein Therapeut die junge Frau.
„Ich fühle mich oft depressiv. Und Ängste habe ich auch viele. Manchmal überkommt mich richtige Panik. Dann wieder sieht alles ganz trüb für mich aus, ich kann mich zu nichts aufraffen.“
„Okay, und was lässt sie diese Gefühle und Ängste haben?“
„Eigentlich nichts. Das kommt aus heiterem Himmel über mich. Ich bin eben krank, Depressionen, vermute ich. Aber ich will mich nicht mehr so fühlen!“
So oder so ähnlich laufen viele Gespräche, wie der Psychotherapeut Dr. Gregg Henriques berichtet.
Dabei, so schreibt er, verwechseln wir in unserer heutigen Gesellschaft sehr häufig Folge und Ursache, Symptom und Krankheit. Gerade dann, wenn es um die Psyche geht. Wir meinen, die schwierigen Gefühle, unsere Ängste und unsere Niedergeschlagenheit seien das Problem. Das, was es zu lösen, zu beseitigen, wegzumachen gelte. Stattdessen weist uns das Symptom – der Schmerz – auf etwas anderes hin.
Dr. Henriques:
„Wenn Du Dir den Arm gebrochen hast, gehst Du nicht in die Notaufnahme und sagst ‚Ich habe die Schmerz-im-Arm-Krankheit’. Der Schmerz ist nur Signal dafür, dass es ein Problem gibt. Er ist nicht das Problem selbst, nicht die ursächliche Krankheit.“
Wo das eigentliche Problem liegt
Das Problem, so der Therapeut, ist, dass bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllt sind – etwa die körperliche Unversehrtheit im Falle des gebrochenen Arms. Bei Depressionen und Ängsten ist das genauso. Sie sind emotionale Signale, dass unsere psychosozialen Bedürfnisse unerfüllt sind. Weil wir Menschen so eine tief verwurzelte Sehnsucht nach Bindungen haben, liegen die Wurzeln von Ängten und Depressionen seiner Erfahrung nach meistens in unseren Beziehungen (oder derem Fehlen), daher befragt der Therapeut seine Patienten stets zuerst danach:
- Wie läuft es in Deiner Familie? Mit Deinen Eltern, Deinen Kindern?
- Wie sieht es mit Freundschaften aus?
- Was ist mit einer romantischen Beziehung?
- Wie geht es Dir in den Gruppen und den Gesellschaften, in denen Du Dich bewegst?
- Welche Beziehung hast Du zu Dir selbst? Akzeptierst Du Dich, bist Du stolz auf Dich und mitfühlend Dir selbst gegenüber?
Bei den meisten Patienten zeigt sich schon in der ersten Stunde die wahren Ursachen: Kein Anschluss gefunden in der neuen Stadt. Der Stiefvater ein Arschloch. Die Partnerschaft ein Trauerspiel, oder die letzte fünfzehn Jahre her (stattdessen: nur 1,99€-pro-Minute-Interaktionen). Kollegen, die man so gut wie gar nicht kennt und mit denen man nichts anfangen kann. Sich selbst auch nicht gerade ein guter Freund.
Ein Mangel in einem oder mehreren dieser Bereiche kann jedenfalls sehr kritisch sein.
Das ist der gebrochene Arm, das ist die Krankheit.
Zwar verschärft eine Depression das Problem womöglich noch, weil wir uns zum Beispiel noch mehr zurückziehen und einsamer werden und dadurch wiederrum noch depressiver. Sie ist jedoch vor allem ein Symptom, ein Signal, dass uns etwas – nach Dr. Henriques meist Zwischenmenschliches – fehlt. Dass unser Leben gewissermaßen an etwas erkrankt ist, dass dort etwas nicht stimmt – und nicht, dass mit uns selbst etwas nicht stimmt.
Erich Fromm hat gesagt:
„Krankheits-Symptome sind etwas sehr Gesundes. Der Organismus, der Symptome aufweist, zeigt, dass etwas nicht stimmt – und verhält sich in dieser Hinsicht sehr gesund. Er funktioniert eigentlich genau so, wie er sollte.“
Klar ist es wichtig, dass es uns besser geht. Nur sollten wir dabei die Ursache der unangenehmen Gefühle nicht ignorieren, meint Dr. Henriques. Schmerzmittel allein machen den Arm nicht wieder heil. Und unser Leben und unsere Seele werden auch nicht allein dadurch gesund, dass wir die symptomatischen Gefühle loswerden.
Stattdessen sollten wir uns fragen:
Was fehlt mir, welche meiner Bedürfnisse sind nicht erfüllt, und was kann ich tun?
Siehe auch Dir geht’s schlecht? 5 Anzeichen, dass Du eine Therapie brauchst und Warum Du so traurig bist.
Disclaimer: Ich bin kein Arzt und werde auch keiner mehr, Du solltest auf nichts, was ich schreibe, viel geben und im Zweifelsfall immer einen Psychotherapeuten oder Psychiater aufsuchen.
Photo: Дмитрий Шахов
Lieber Tim,
schon lange lese ich regelmäßig auf deiner Seite und jetzt möchte ich mich endlich einmal bedanken.
Du leistest da großartige Arbeit und hast mir schon viele für mich sehr wichtige Denkanstöße gegeben!
Ich bezweifle, dass ich die Einzige bin, für die die Texte hier eine Bereicherung sind 🙂
Also: Vielen lieben Dank dafür!
Ich wünsche dir (und nicht ganz selbstlos: auch mir), dass du weiterhin Freude am Schreiben hast
und du dafür außerdem die Anerkennung erhältst, die du verdient hast.
Herzliche Grüße
Gudrun
P.S.: Das kommt jetzt vielleicht alles ein bisschen übertrieben rüber, ich bin grad einfach unerwartet in so eine Dankbarkeits-Überschwänglichkeit reingerutscht – die versuch ich in geordnete Bahnen zu lenken, indem ich sie auf ein Ziel fokussiere 😉
Hi liebe Gudrun,
vielen herzlichen Dank an Dich, ich freue mich sehr darüber. Vor allem natürlich bei diesem Text, der für mich unerwartet und unbekannt viel Kritik mit sich brachte (was mir nicht immer leicht fällt).
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende Dir,
Tim
Ein gebrochener Arm ist auch keine Krankheit sondern nur ein Zustand, aus dem man herauskommen, den man verändern möchte – oder auch nicht.
hattest du schon mal eine depression? nein, ich denke nicht. du wachst auf, heulst, weil du lieber tod wärst, weißt vielleicht gar nicht warum, schämst dich dafür, findest nur wenig verständnis, weil, wenn du es nicht verstehen kannst, wie können es andere verstehen?…und dann kommen die menschen, die dir dein leben erklären. gut gemeint, vielleicht auch intellektuell verständlich, aber es sind rat-schläge, die du gerade gar nicht gebrauchen kannst. verstehst du? das mag für eine melanclüderige verstimmung passen, für echte depressionen und echte angstzustände sicher nicht. man fühlt sich nur noch unverstandener und der wunsch dem ganzen ein ende zu machen, wird m.E. größer. bitte nicht!
ich hatte gsd engel in jeder form zu rechten zeit und durfte diesen mist überleben. heute geht es mir gut. der spuk ist vorbei, aber bitte richtet nicht über erlebnisse, die ihr (hoffentlich) nie erlebt. my 2 cents.
Leider kann ich in der tollen Smartphoneansicht nicht sehen, ob sich der Kommentar auf meinen bezieht, aber ja, zumindest ich weis, bis zu einem gewissen Grad, wovon ich spreche, ich pflege familiäre chronische psychische und physische Erkrankungen in der 3. Generation. Wirklich fit bin ich nie, aber noch jung, kann ja wieder werden. Was ich damit ausdrücken wollte: Meiner Meinung nach sollte sich die Einstellung der Gesellschaft zu Krankheiten ändern, denn es ist kein passiver Zustand und man kann auch nicht zum Arzt oder zum Psychologen gehen und erwarten, dass der einen wieder hinbiegt. Es muss eine Kooperation stattfinden,man darf aktiv werden und an seinem Zustand etwas zum Positiven ändern und sei es erstmal nur, die Art damit umzugehen. Jedes Lebewesen ist anders und hat andere limitierende Möglichkeiten, jede Erkrankung individuell, häufig im Verlauf verschiedene, trotzdem ist man ist einer Krankheit nicht ausgeliefert und muss sie als Schutzschild vor sich halten oder darauf ausruhen. Wohlgemerkt, wenn man Gesundung anstrebt – was man nicht muss. Wenn man das aber will geht kein Weg umhin, sich selbst zu helfen. Für den einen mag es angenehmer sein, an einer „Krankheit“ nicht Schuld zu sein, aber mir stellt sich die Schuldfrage gar nicht, sie spielt keine Rolle, denn jeder darf sich wieder gut fühlen wollen, unabhängig von dem wie er dahin gekommen ist. – Out.
Ich muss Petra leider recht geben. Irgendwie verändert sich da etwas im Gehirn, was man selbst zwar auch wieder verändern möchte, doch nicht funktioniert. Es ist etwas kaputt gegangen, was man nicht wieder repariert bekommt. Dazu fehlt das passende Werkzeug und das passende Ersatzteil. Und jeder weiß, wenn man einen Schaden am Motor nicht repariert, dann ist bald der ganze Motor im Eimer. Wie will ein Mensch einen Menschen an der Psyche heilen? Man macht nur auch noch andere mit kaputt und dies ist der Grund, warum man sich zurück zieht. Man wurde von diesem Vampir gebissen und nun beißt man andere und saugt sie aus. Gesunde Menschen merken dies und ziehen sich zurück. Und dann kommt es…. das Leben in der Dunkelheit. Abgelenkt und fern vom wahren Leben, allein und seelisch zerfetzt. Mit „Wollen“ hat das Ganze dann nichts mehr zu tun… man ist drin in dieser Abwärtsspirale und wenn man Glück hat, kann man sich in einer Nische verstecken und festhalten, wenn nicht, klatscht man ungebremst unten auf. Oder man springt in ein ganz neues Leben…. wer nicht wagt, der nicht gewinnt, dennoch ist dies keine Garantie, dass das Blut wieder geheilt ist und der Motor wieder läuft.
Man sollte alles in Betracht ziehen. Gibt auch Leute die haben alles und kriegen die Depression. Es ist nicht alles auf Psyche zurückführbar manches ist einfach auch leider Pech. Störungen im Körper. Genetische Ursache. Aber trotzdem finde ich diese Frage sehr sinnvoll weil auch viele deprimiert werden eben weil sie keine Beziehungen haben was wir doch so sehnsüchtig wollen
Was kommt für mich rüber? Depressionen und Ängste sind keine Krankheiten, also liegt es in meiner Verantwortung, nach den Ursachen zu suchen und sie zu beheben.
Zu Ängsten kann ich nicht viel sagen … zu Depressionen schon. Es ist fatal, depressiven Menschen unterschwellig eine Schuldzuweisung mit auf den Weg zu geben, wenn sie keine Ursachen finden (geschweige denn, diese beheben). Depressive Menschen machen sich mehr Gedanken um Ursachen und Wirkungen als ihnen gut tut. Aber leider ist Depression in vielen Fällen sehr wohl eine Krankheit …. wie im Übrigen auch Schmerz nicht immer nur Symptom ist. Und ich wünsche mir, dass nicht ein Depressiver aufgrund solcher oberflächlicher Betrachtungen auch nur einen Tag länger wartet, sich um professionelle Hilfe zu bemühen. Wenn man in einer tiefen Depression steckt, muss man erstmal in einen Zustand gelangen, der es einem ermöglicht, nach eventuellen Ursachen zu forschen. Und das möglichst schnell und nicht nach drei Jahren Psychotherapie. Bis dahin hat man es nämlich vielleicht erst gar nicht geschafft über die ganze Ursachenforschung.
Wenn wir das Wort Depression verwenden, wird damit gemeinhin eine Erkrankung bezeichnet, die erschreckend häufig zum Tode führt.
Vielen Dank für diesen Kommentar! Du sprichst mir aus der Seele
Auch vielen Dank an Tim für die Auseinandersetzung mit dem Thema. Es gehört definitiv mehr ins Licht gerückt, allerdings keineswegs in solch einer Form. Diese gibt auf unterschwelliger Weise mit, dass Depressive es in irgend einer Weise selbst zu verantworten haben. Damit kannst du einen schwer Depressiven zerbrechen, komplett!
Ich habe während meiner ersten depressiven Episode den Gang zum Psychlogogen viel zu lange hinausgezögert, genau weil ich dachte “aaach hab dich nicht so, solche Sachen solltest du alleine wieder hinbekommen“. Habe ich aber nicht. Ich habe stundenlang auf den Badfüßboden gelegen und darüber nachgedacht, wie ich mich am schmerzfreiesten umbringen kann….BITTE nicht einer Depression in irgend einer Weise etwas anderes zuschreiben als eine sehr schlimme Krankheit. Natürlich kommt es immer auf die Schwere an, manchmal (Glück für diejenige/denjenigen) kann man es wirklich wie ein kleines “Symptom“ behandeln. Ich bin unglaublich dankbar, dass niemand in meinem Umfeld bezweifelt hat, dass es sich um eine Krankheit handelt, denn das war bei mir der Punkt, an dem die Therapie überhaupt erst greifen konnte. Wirklich zu begreifen, dass es sich um eine heilbare Krankheit handelt, hat mir erst die Therapie ermöglicht, erst dann konnten Worte und Tabletten etwas ausrichten.
Auch gibt es viele verschiede Arten und Ausprägungen einer Depression, weshalb auch Patient nicht immer zum Therapeuten passt. Das liegt vor allem in deren Arbeits- und Sichtweise. Ich bin zwischendurch an jemanden geraten (in der zweiten Phase), bei dem ich mich nicht für voll genommen vorkam und meine (bereits hoch dosierten) Medikamente wurden einfach verdoppelt, weil die Worte nichts brachten….
Hier unbekannte Bereiche betreten – gerne – aber nicht um eine Möglichkeit zu bieten, in irgend einer Weise zu urteilen über Dinge, die man (zum Glück) nicht erlebt hat und die nicht so einfach verlaufen, wie ein geschienter Arm, bei dem nach einer Weile die Schiene ab kann und alles ist wieder gut.
Manchmal kommen Ängste und Depressionen auch aus einer „versauten“ Kindheit im Alter zwischen 0 und 6 Jahren. In dieser Zeit speichern wir Erlebtes nicht als „Bilder“ oder „Sätze“ ab, da wir das noch nicht „können“. Alles wird als Gefühl abgespeichert. Irrationales Verhalten der Eltern, z.B. in einer Alkoholiker-Familie, kann zu Problemen führen, die anscheinend keine Ursachen haben. (Ängste, Depression, Neurosen…)
http://www.amazon.de/Erlernte-Hilflosigkeit-Anwendungen-Taschenbuch-Psychologie/dp/3407220162/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1459887521&sr=1-1&keywords=seligmann+erlernte+hilflosigkeit
Lieber Tim! Das spricht mir echt aus der Seele, ich hab darüber gerade erst gestern meine Diplomarbeit dazu abgegeben :-). Die Psyche berücksichtigt leider fast kaum jemand bei einem körperlichen Problem, oder auch bei Schmerzen. Körper und Geist kann man nicht trennen. Das ist Fakt! Warum dann getrennt behandeln und therapieren, frage ich mich!? Warum keine ganzheitliche Sicht, um ein Problem zu lösen?! Und ja, ich hab auch die Tiefen einer Depression voll durcherleben „dürfen“ – es war die Hölle. Doch resultierte dieser Zustand u.a. aus jahrelanger Ignoranz meiner persönlichen Grundbedürfnisse uvm.
Auch du hast mich, durch deine Website und deine interessanten Artikel Stück für Stück wieder rausgeholt, indem ich angeregt wurde, über mich selbst viel nachzudenken und auf mich zu achten etc. Dafür wollte ich mich schon längst mal bedanken! Daher – DAAAAAAANKESCHÖN – aus tiefstem Herzen! Mach weiter so!
Stephanie
Lieber Tim,
vielen Dank für die Auseinandersetzung mit diesem Thema. Ich beobachte, auch in meinem unmittelbaren Umfeld, dass Depressionen mittlerweile schon fast normal geworden sind. Ich finde das erschreckend und doch kannte auch ich depressive Verstimmungen.Heute bin ich davon weit entfernt. Ich übernahm Verantwortung für mich und meine Gesundheit, weil ich es noch selbst konnte.
Ich suchte den Grund und fand heraus, was nicht stimmte. Ich suchte mein Gleichgewicht und meine Begeisterung für das Leben. Dein Satz ist hier sehr passend: „Dass unser Leben gewissermaßen an etwas erkrankt ist, dass dort etwas nicht stimmt – und nicht, dass mit uns selbst etwas nicht stimmt.
LG Antje
Ja Tim, das ist wertvoll für viele Menschen. Und doch möchte ich ergänzen, dass es die Krankheit „Depression“ auch gibt. Ich erinnere mich dabei anmeinen Vater, der sich oft im Bett gekrümmt hat, nicht aufstehen konnte, geschweige denn arbeiten. Es kann auch sein, dass du dann nicht reden kannst, bis Medikamente die Verkrampfung lösen. Dass Menschen nicht mehr selber nach Ursachen sehen und gleich ein Mittelchen wollen, statt etwas für sich tun, ist wohl tatsächlich ein Problem unserer Zeit.
Ich finde diesen Artikel ziemlich unverantwortlich, Wie flapsig da über Depression geschrieben wird macht mich sprachlos.
Wenn ich sagen würde Fieber und AIDS sind nur ein Symptom würden sich wohl die meisten zurecht auf den Kopf greifen, Da wird ja völlig Verschiedenes vermischt ! Ich lese seit Jahren hier mit Freude die Beiträge, aber das war wirklich ein Blackout.
Ich kann diesen Artikel inhaltlich nachvollziehen aber allein aufgrund der Überschrift halte ich ihn für sehr gefährlich.
Jemand der eine Depression hat, hat ein Problem im Hirnstoffwechsel. Wir sprechen hier über Neurotransmitter, Chemie, Biologie… Wenn das bei der Depression nicht zählt, um sie als Krankheit zu klassifizieren, ist das dann bei z.B. Schizophrenie oder Manie auch der Fall? Sprich auch diese Krankheiten sind eigentlich nur Symptome?
Ganz sicher spielen auch Kindheit, Familie, soziales Umfeld, Job, Partnerschaft, etc. eine Rolle – aber das ist bei anderen „anerkannten Krankheiten“ auch der Fall – nur das da keiner drüber spricht. Aber wie viele z.B. Magenprobleme, Rückenschmerzen, Migräne (und ich gehe noch weiter: Krebs) haben als Ursache eigentlich psychische/seelische Probleme. Sind diese Krankheiten dann auch nur Symptome?
Ich möchte sehen, wie nur einer der diesen Artikel geschrieben, ihn ihm zitiert wird oder ihn befürwortet hat, einem Krebskranken ins Gesicht sagt, dass seine Krankheit ja eigentlich nur Symptom für einen seelischen Konflikt ist und der Kranke doch selbst dafür verantwortlich sei, die Ursache zu finden und zu bearbeiten – und dann wird alles gut.
Ich, als seit 25 Jahren Betroffene, werde so unendlich wütend, wenn ich so oberflächliche und damit gefährliche Texte lese. Sie unterstützen bei Depressionskranken die Schuldgefühle und schwächen ihre Position als Kranke gegenüber Freunden, Familie, Kollegen – kurz der ganzen Gesellschaft, gegenüber denen sie sowieso im Zweifelsfall schon ständig in einer Rechtfertigungsposition sind.
Bei sonst sehr reflektierten Beiträgen sticht dieser hier sehr negativ für mich heraus und ist ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die keine weiteren Schläge mehr brauchen können weil sie eh schon am Boden liegen.
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Verena, das hast du super auf den Punkt gebracht!!! Danke!
Hi Leute,
vielen Dank für eure vielen interessanten Kommentare und Gedanken (auch auf Facebook – https://www.facebook.com/myMONK.de/posts/1019449701423621). Hier gingen die Meinungen ja sehr auseinander.
Also zunächst möchte ich noch mal betonen, dass ich niemandem zu nahe treten wollte mit dem Text. Ich hab auch darauf geachtet, erstens zu betonen, dass ich keine Ahnung davon hab, und zweitens nur darüber geschrieben, was der Psychotherapeut sagte. Das hat offensichtlich nicht gereicht, um den Text als einen neutraleren Anknüpfungspunkt für eine Diskussion ins Licht zu rücken. Im Großen und Ganzen versuche ich hier bei myMONK schon einen guten Job zu machen, je nach Standpunkt gelingt mir das sicher auch mal weniger gut – und manchmal hat ein Text Auswirkungen, die ich ganz anders vorhergesehen hätte.
@Stephanie: Glückwunsch zur abgegebenen Diplomarbeit zu diesem Text und auch für Deinen inhaltilichen Zuspruch. Das macht mir Hoffnung, dass dieser Text inhaltich nicht nur der totale Schrott ist, als den ihn einige Leser vielleicht empfunden haben.
@Verena: „Ich möchte sehen, wie nur einer der diesen Artikel geschrieben, ihn ihm zitiert wird oder ihn befürwortet hat, einem Krebskranken ins Gesicht sagt, das …“ Na ja, um Krebs geht es hier ja nicht. Ich bin auch sehr der Meinung, dass man niemandem Vorwürfe machen sollte, der krank ist (siehe erst zuletzt hier: https://mymonk.de/selbst-schuld-fragezeichen/)
Den Grundgedanken finde ich wertvoll – dass die Depression (je nachdem) vielleicht nichts ist, das man immer isoliert aus dem Leben „wegmachen“ sollte, sondern dass man auch nach den Ursachen schaut. Die Ursachen sind hier sicherlich zu kurz gegriffen; die Kindheit, die Biologie – stimmt, da hätte ich mehr von meinen eigenen Gedanken beisteuern sollen, um das abzufedern.
Hier geht es aber für mich überhaupt nicht um Schuld, sondern um Möglichkeiten – eigentlich etwas, das Mut machen kann (je nachdem, ich verstehe schon, dass einem das mitten in einer schweren Depression nicht hilft): vielleicht gibt es da Dinge im Leben, die man zum positiven beeinflussen kann, um so auch die seelischen Beschwerden zu lindern.
Wie gesagt schreibt diesen Kommentar hier ein Laie, der auch nichts anderes vorgeben möchte.
Liebe Grüße
Tim
Hallo!
Ich bedanke mich zunächst einmal für die Auseinandersetzung mit dem Thema Depression und bin grundsätzlich der Meinung, dass dieses noch viel mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit und in die Köpfe der Menschen gehört. Ich muss vielen Kommentatoren jedoch zustimmen und bin der Meinung, dass nicht mal der Grundgedanke einen Mehrwert darstellt, da er viel zu oberflächlich und unbedarft „abgespeist“ wurde. Die Depression ist kein Symptom, keine Stimmung und kein Gefühl – die Depression ist eine ernstzunehmende und gefährliche Krankheit! Solche Artikel steuern dem entgegen, wofür so viele Erkrankte kämpfen: Dass die Depression auch als Krankheit anerkannt wird und nicht nur als Gefühl (#notjustsad) oder gar als Symptom von etwas gesehen wird, für das man dann eventuell sogar selbst verantwortlich ist oder gemacht wird. Ich leide selbst unter Depressionen und habe während meiner Therapie viele Menschen kennengelernt, denen es ganz elendig ging. Ich könnte noch nicht mal sagen, dass es sich bei diesem Text einfach um eine sehr einseitige Sicht handelt, da noch nicht mal diese eine Seite ausreichend beleuchtet wird. Dass ein Experte herangezogen wird ist deshalb meines Erachtens fast schon gefährlich.
Natürlich kann man eine ganze Zeit lang traurig sein, wenn man in eine andere Stadt zieht und keinen Anschluss findet. Diese Traurigkeit bedeutet aber nicht automatisch, an einer Depression erkrankt zu sein und diese dann beseitigen zu können, indem man Freunde findet. Eine Depression geht tiefer. Und es langt nicht, diese öffentlich an der Oberfläche anzukratzen. Zwar sehe ich, dass hinter dem Text ein guter Gedanke steckt und du keineswegs die Erkrankung verharmlosen wolltest – doch es setzt, zumindest wenn man selbst nicht direkt betroffen ist, eine ausgiebige Recherche und eine weitsichtigere Herangehensweise voraus, wenn man dem Thema gerecht werden möchte.
Ich würde mich freuen, von dir bald einen weiteren Text über das Thema zu lesen. Du hast tolle Möglichkeiten und die Kompetenz, über Depressionen aufzuklären. Lass dich von der Kritik nicht abschrecken und versuche erneut, das Thema zu beleuchten – insbesondere, weil du ja eigentlich etwas Positives vermitteln wolltest und leider bei vielen etwas Gegenteiliges angekommen ist. Zudem kann ich wärmstens zwei Videos über Depression empfehlen, die ich auf meiner Seite hochgeladen habe: http://lebenssatt.blogspot.de/p/eigentlich-ging-es-mir-eingangs-nicht.html
Ich würde mich freuen, von dir noch etwas über die Krankheit zu lesen.
Herzliche Grüße
Madeline
Ein wirklich toller Beitrag! Ich litt selbst 6 Jahre lang unter Panikattacken, deshalb hat mich die Überschrift gleich angesprochen. 😉 Ich arbeite viel mit der chinesischen Medizin und auch da wird die Ursache behandelt und nicht das Symptom. Außerdem ist es gleich, ob das Symptom psychischer oder körperlicher Natur ist… Unser Körper spricht zu uns und zeigt uns durch Symptome, dass irgendetwas nicht stimmt. Wir müssen nur lernen hinzuhören und bereit sein, dementsprechend zu handeln. 🙂
Ich glaube wir erkennen viel zu wenig den Wert von Ängsten und Depressionen. Unsere Gesellschaft möchte Ängste vermeiden und bei Depression immer gleich etwas dagegen verschreiben. Ich glaube wir haben ein falsches Verhältnis zu den negativen Gefühlen. In Wirklichkeit können wir an unseren seelischen Schmerzen reifen. Wenn wir Schmerz nicht zulassen, dann können wir uns auch nicht weiterentwickeln. Wir sollten viel mehr Toleranz gegenüber solchen Gefühlen haben und mehr darauf schauen, was sie uns lehren wollen, anstatt sofort gegen sie vorzugehen und damit (vermeintlich) zu beseitigen. Der Mensch hat ein Recht auf seine Ängste und auch seine Depression.
Genauso sehe ich das auch, gut gesagt!
Depression ist eine oft tödlich endende Krankheit (Selbstmord) aus der man nicht alleine herauskommt und keine „schlechte Stimmung“ oder Problem mit der Aufbereitung seiner Geschichte. Depression ist ein medizinisches Problem im Gehirn und nur mit Mühe zu bekämpfen. Es wäre seriös diesen Blog zu löschen um Leid zu vermeiden und den Weg zu erläutern wie zwischen Stimmung und Krankheit unterschieden werden kann!
Es ist auch nicht seriös bei den vielen Folgern etwas lange zu schreiben und erst am Ende zu sagen das es eh nicht ernst genommen werden braucht.
Andere Kommentare siehe oben.
Ich bin jetzt eine ganze Zeit um diesen Artikel herum geschlichen. Wollte ihn nicht lesen, weil mich allein die Überschrift schon so sauer macht.
Ich bin selbst betroffen von Depression und kämpfe seit langem mit anderen zusammen dafür, dass Depressionen als das angesehen werden was sie sind und zwar EINE KRANKHEIT. Eine total beschissene Krankheit, die einen hinterlistig überfallt, den Boden unter den Füßen wegzieht und einen ganz tief in ein total tiefes Loch stürzen lässt.
Klar, gibt es Menschen die einfach nur leicht depressiv sind und jeder hat mal einen schlechten Tag oder vielleicht auch eine schlechte Woche.
Wenn ein Mensch aber tatsächlich an einer Depression erkrankt ist, dann ist das eine richtige Krankheit. Mit deinem Beitrag trittst du leider genau diese Menschen mit den Füßen.
Hallo!
Über die hier getroffene Zuordnung von Krankheit und Symptom kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein.
Unterm Strich lese ich aber ein Plädoyer dafür, sich stärker mit den Ursachen für eine Depression auseinanderzusetzen. Denn die physisch vorhandene und zu behandelnde Krankheit Depression hat oft (nicht immer) psychische Auslöser.
Tatsache ist, dass heute leider bei vielen Krankheiten zwar die Krankheit selbst (medikamentös) behandelt wird, aber wenig an den Ursachen verändert wird. Da ist keinesfalls eine Schuldzuweisung an Betroffene. Das geht doch schon bei den simpelsten Erkältungen los. Eigentlich müsste man ins Bett und sich erholen. Aber bei der Arbeit würde man wichtige Termine verpassen, der Stapel der zu erledigenden Aufgaben wäre noch größer und der Chef angefressen. Die Kinder müssen auch versorgt und in den Kindergarten gebracht werden, Oma und Opa wohnen zu weit weg – keine Zeit für Erholung und zu viel zu tun. Also: Aspirin Komplex eingeworfen und ab los gehts. Auf der Arbeit sammeln sich dann die Halbkranken und stecken den Rest auch noch an. Letztendlich ist das die Ursache für die massiven Erkältungswellen jedes Jahr.
Wir haben nicht mal die Zeit und die Möglichkeit, eine simple Erkältung auszukurieren. Wann haben wir denn die Zeit und die Möglichkeit, einer (beginnenden) Depression entgegenzusteuern und wirklich die psychischen Ursachen und Auslöser (soweit möglich) zu bekämpfen? So richtig los geht die Behandlung doch erst nach einer Notbremse, wenn Betroffene komplett ausfallen und am Boden liegen.
Diesem Plädoyer für eine größere Fokussierung auf Ursachen in dem Artikel würde ich uneingeschränkt zustimmen. Ich kann aber auch nachvollziehen, dass Betroffene mit der Definition von Krankheit und Symptom ihre Schwierigkeiten haben. Denn oft wird die physisch vorhandene Krankheit Depression mit einem länger anhalten „schlecht drauf sein“ assoziiert, und fördert nicht unbedingt die Akzeptanz der Krankheit durch Außenstehende und wird dem Leiden der Betroffenen nicht gerecht.
Grüße
Jens
Depression und Ängste, eine Krankheit oder nur ein Symptom – es ist was es ist!
An diesem Artikel scheiden sich offensichtliche die Geister. Das wundert mich nicht, denn der Begriff „Depression“ ist anscheinend sehr vielfältig und soll etwas äußerst individuell Erlebtes beschreiben, das für Außenstehende nur schwer begreiflich gemacht werden kann, geschweige denn überhaupt nachempfindbar ist. Ich selbst war einmal seelisch und körperlich ziemlich weit unten angekommen, ich weiß wovon ich schreibe. Ich möchte mich aber auch nicht anmaßen, zu behaupten, dass es nicht noch viel tiefer ins bodenlose gehen kann. Wenn ich dort gewesen wäre, würde ich heute vielleicht auch ganz anders schreiben. Denn gerade bei Dingen, die den Menschen so tief in der Seele berühren wie eine Depression, aber auch generell wenn es um menschliches Empfinden geht, ist mir persönlich eine nicht wertende Haltung wichtig. Dies kann durch diese schöne Geschichte zum Ausdruck gebracht werden:
„Im Fach Sozialwissenschaften hielt unser Professor heute ein schwarzes Buch hoch und sagte: Dieses Buch ist rot! Die ganze Klasse protestierte einstimmig und rief: Nein! Der Professor seinerseits beharrte darauf und sagte: Doch ist es! Und wir wiederholten: Das ist nicht richtig! Er drehte das Buch um und die Rückseite war rot! Der Professor blickte in unsere beschämten Gesichter und meinte: Sage niemals jemanden, er liege falsch, solange du die Dinge nicht aus seiner Perspektive gesehen hast!“ (Leider habe ich zu dieser Geschichte keinen Verfasser gefunden)
Krankheit oder Symptom? Das liegt wohl auch nicht unerheblich im Auge des Betrachters. In der Wissenschaft wird der Begriff „Depression“ als Krankheit zum Teil aber auch kritisch diskutiert (siehe etwa Josef Giger-Bütler) und zudem ist die Annahme vom chemischen Ungleichgewicht im Kopf anscheinend zumindest nicht unumstritten (vgl.: http://my-free-mind.at/unbekannte-fakten-ueber-psychopharmaka/). Sicherlich gibt es überwiegend wissenschaftlich fundierte Aussagen, die eine Depression ganz klar als eine Krankheit diagnostizieren, und das sich Betroffene dementsprechend fühlen, das brauch ich nicht nochmal zu betonen.
Ich persönlich bin irgendwann da angekommen, dass ich mich gefragt habe, was bringt mir die Beschäftigung mit solchen Themen eigentlich? Ich habe mein Leben zuvor mit mindestens 200km vor die Wand gefahren und streckenweise wurde ich auch dahin gefahren. Irgendwo habe ich mich selbst verloren und dabei spielten unter anderem seelische Faktoren einen entscheidende Rolle, ob als Ursache dafür oder als Resultat daraus, weiß ich bis heute gar nicht. Das war mir irgendwann auch nicht mehr wichtig. Viel wichtiger war mir Eines. Ich habe mich im Stillen hingesetzt und das war sicherlich nicht nur eine Sitzung. Dabei habe ich mir selbst die Frage gestellt, so du bist jetzt da wo du nun mal bist, und wie kommst du da jetzt im Hinblick auf deine Gefühls- und Außenwelt wieder raus? Also suchte ich mir die sogenannte professionelle Hilfe in Form von Ärzten: Diagnosen gab es da viele von einer Depression über eine Dysthymie und Burnout bis hin zur Angsterkrankung stand da vieles im Raum. Das alles immer in sehr kurzen, maschinell wirkenden Gesprächen bzw. Monologen über ein doch so schwierigeres sehr subjektiv erlebtes Thema. Das Resultat war jedoch immer das Selbe: Rezepte in der Hand – enttäuschend. So waren zumindest meine Erfahrungen, vielleicht kann das ja auch ganz anders ablaufen. Manchmal glaube ich, ich selbst bin mittlerweile mein bester Arzt. Wie dem auch sei, wichtig war für mich jedoch, dass ich dabei gemerkt habe, dass das nicht mein Weg sein kann, um meine gerade erwähnet Frage zu beantworten. Also: Psychotherapie, was sicherlich auch keine Wunderheilung darstellte, aber mich schon eher in eine Richtung lenkte, um da wieder rauszukommen, oder eher gesagt, mich dabei ein kleines Stück begleiten konnte. Doch ich habe insgesamt gemerkt, dass ich mir letztendlich nur selbst und allein helfen kann, und das ist eine erdrückende Erkenntnis.
Also war da irgendwann ein klarer Entschluss etwas ganz grundlegend zu ändern. Das fühlte sich in etwa so an, wie alles auf eine Karte zu setzen, und auf der Karte war nicht der Kreuzkönig sondern ich. Und ich bin so viel mehr als nur meine Depression oder Angst. Daher habe ich immer versucht, den Glauben an mich, an meine Individualität und vor allem an meine natürlichen Selbstheilungskräfte nicht zu verlieren und das war und ist wahrlich kein einfacher Weg. Diese Kräfte wieder zu stärken, war für mich ein entschiedenes Vorhaben, das ich über alles andere gestellt habe, koste es, was es wolle. Damit meine ich ein sehr breites Spektrum von Dingen, die viele Lebensbereiche betreffen und schon lange nach Veränderung oder Stärkung dursteten, wie etwa Kündigung des Jobs, Ernährung, Sport, Freunde, Spiritualität, Selbsterkenntnis und vieles mehr. In diesem Zusammenhang kann ich einen sehr schönen Artikel empfehlen (http://www.adios-angst.de/warum-leiden-schoener-ist-als-veraenderung/).
Aber wie gesagt, jeder muss da wohl seinen eigenen Weg finden. Den einen universellen Lösungsweg scheint es bei Depressionen wohl ebenso wenig zu geben, wie das Allheilmittel in Form einer Pille. Ich halte bei solch einem Thema immer eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen als wertvoll. Ob Krankheit, Symptom oder sonst was, war mir irgendwann egal. Ich habe irgendwo mal eine für mich passende Beschreibung meiner ganz eigenen Depression gefunden. Sie laute wie folgt: Meine Depression war auch immer das Nicht-Erfüllen von Träumen. Träume, die ich mein lebenlang vor mir her geschoben habe. Damit sind gar nicht mal immer die großen Lebensträume gemeint, denn deren unbedingte Erfüllung erzeugt manchmal auch nur Druck. Vielmehr meine ich auch die vielen kleinen Träume, die sich ganz lebenspraktisch im Alltag umsetzten lassen.
Was am Ende noch zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass es sich bei meinem Komentar um einen reinen Erfahrungsbericht handelt. Menschen und Lebensumstände könne doch so verscheiden sein. Es ist nicht meine Absicht, irgendjemanden mit meinen Worten zu schaden, denn ich weiß ganz genau, was die Gefühlswelt alles für einen Menschen bereithalten kann, von dem man zuvor nicht mal geträumt hätte. Da kann man sowas nicht gebrauchen. Nein, ganz im Gegenteil: Ich möchte durch diesen Komentar allen da draußen, den es schlecht geht, viel Kraft und vor allem ganz viel Lebensmut senden.
LG
Huckepack
An den Schreiber des Blogbeitrages:
Wie Du siehst ist Depression gar nicht so einfach, wie du es zu beschreiben versucht hast. Die Mehrheit ist sich hier einig, dein Artikel ist ein wenig daneben gegangen. Ich denke als Therapeut hast Du durch diese Kommentare dazu lernen können. Aber schau, so ergeht es vielen Erkrankten, sie geraten an Therapeuten, die sie nicht verstehen können. Der nächste Therapeut praktiziert evtl. meilenweit weg und denen bleibt nur die Hilfe aus dem Internet. Wenn man dann solch einen Artikel liest, dass einem nur die „Freunde“ fehlen, dann ist das ein herber Schlag ins Gesicht, denn woher nehmen??? Diesen Artikel hätte man vielleicht als Anregung für Therapeuten posten können, aber nicht an Erkrankte gerichtet. Daran ändert auch Dein Versuch im Kommentar die Sache zu beschwichtigen nichts. Also… ich würde Dir empfehlen über jeden einzelnen Kommentar nochmal ganz genau nachzudenken. In diesem Sinne… hoffen wir alle weiterhin auf Heilung.
Hi Bita,
ich glaube der Text des Therapeuten, den ich hier zitiert habe, richtete sich ursprünlgich auch eher ans Fachpublikum. Vermutlich ist er, das sehe ich an den Reaktionen ja auch, dort besser aufgehoben. Als Betroffener empfindet man diese Aussagen sicher schneller als kränkend – obwohl sie so gar nicht gemeint sind.
Das ist zwar ein grundsätzliches Problem von dem, was ich hier mache – dass Texte anders aufgefasst werden, als von mir beabsichtigt – aber mir ist das längst nicht egal, was Du und andere Leser darüber denken, es kommt durchaus bei mir an.
Was ich an dieser Stelle gern noch mal betonen möchte: mir ging’s hier nicht um simple Provokation und ein paar Klicks, das kann man auch anders machen („Dieser Opa verlor seinen Arm. Was ihm sein Hund dann anschleppte, ist unglaublich“) und ohne das Risiko, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu kränken. Ich hatte eben überwiegend etwas Ermutigendes aus den Gedanken des Therpeuten herausgelesen.
Liebe Grüße
Tim
Hallo Tim,
ein toller Artikel, den ich so unterschreiben kann. Ich erkläre meinen Klienten seit Jahren, dass es ein Fehler ist, sich ausschließlich auf die Angst als Ursache für alle Probleme zu konzentrieren.
Ich möchte noch hinzufügen, dass auch der Auslöser oft noch hinzu kommt, der in manchen Fällen zwar gleichzeitig die Ursache sein kann, es in vielen Fällen aber nicht ist.
Ganz schön kompliziert diese menschliche Psyche! 🙂
Lieben Gruß.
Sebastian
Auch wenn die Hauptaussage das Artikels (über die dahinterliegendenUrsachen) sicherlich richtig ist, empfinde ich es trotzdem als etwas überheblich. Ein Teil der Erkrankung ist es ja, das der Betroffene in seiner Wahrnehmung so eingeschränkt wird, dass er nur noch die „Symptome“ wahrnimmt. Ein Drängen von außen, auf die Hintergründe zu gucken, wird, meiner Erfahrung nach, nicht unbedingt zum Verstanden fühlen führen. Das geht oft erst, wenn es einem schon wieder etwas besser geht.
Im Übrigen würde ich gerne noch betonen, dass es heutzutage schon gut ist psychische Symptome zu spüren. Denn eine vielzahl der Patienten können noch nicht einmal das, sondern nehmen ihr Leid körperlich wahr und entwickeln Psychosomatische Erkrankungen (das wird auch Zweitzeitige Verdrängung genannt, 1. Verdängung zB Beziehungsproblematik, 2. Verdrängung zB Ängste, Symptome: zB Rückenschmerzen)
Ich bin schwer depressiv und leide unter einer Panikstörung und für mich trifft der Beitrag den Nagel auf den Kopf. Ich war mal eine taffe und sehr erfolgreiche Frau. Es gab dann zuerst die negativen Beziehungen, Trennungen und Verlustereignisse und die riesige Angst vor dem Alleine sein und erst dadurch wurden die in der Kindheit erlernten negativen Denkmuster und Gefühle wieder verstärkt. Eine echte Krankheit wurde Depression erst, als das Verhältnis von positiven und negativen Ereignissen in Richtung negativ kippte. Eine Krankheit ist es erst, seit ich vor lauter Schwäche und Trübsinn nicht mehr weiß, wie ich aus dem emotionalen Elend heraus etwas Neues aufbauen soll. Dabei haben mir weder Therapeuten noch Tabletten geholfen. Gleich gar nicht Gespräche mit anderen Depressiven.Und Rückzug aus dem Außen bedeutet für mich inzwischen auch Heilung, denn so muss ich nicht mit Menschen zusammen sein, die mir das Leben erklären wollen. Erst als ich ganz alleine auf mich gestellt war, wurde mir bewusst:
Die einzige Beziehung die mir sicher bleibt, ist die zu mir selbst. Und sogar die ist beschissen, weil ich mich immer nur um die anderen gekümmert habe. Das ändert sich jetzt. Es geht nichts anderes. Man MUSS bei sich selbst anfangen. Selbstliebe, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstwert, sich selbst trösten….Worte die eine völlig neue innere Bedeutung bekommen wenn man halb tot auf dem Fußboden liegt. Das alleine ist der Anfang. Der Artikel bestätigt meinen Weg. Danke dafür!