Manche Spinnen beißen und ihr Gift fährt uns dabei ins Blut und durchs Blut und lähmt uns. Auf einmal können wir uns nicht mehr bewegen. Müssen hilflos mit anschauen, wie uns das Viech mit den viel zu vielen Beinen übers Gesicht läuft.
Es gibt aber noch ein anderes Gift, das uns lähmt: das Gift unserer Selbstzweifel.
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Wir würden ja gern diese hübsche Frau mit der delikaten Dauerwelle ansprechen. Wir träumen ja davon, den Rucksack zu packen und zu Fuß nach Laos zu gehen oder wenigstens nach Mecklenburg-Vorpommern. Wir wollen uns ja trauen und endlich selbstständig machen, mit dem, was wir wirklich lieben.
Aber wir können es nicht. Der Kopf mag wollen, aber die Glieder hören nicht auf ihn, wir bleiben starr.
Wie kommen wir da raus?
Ein Gegengift sind die drei Fragen, die der Dating-Coach Marni Battista aus L.A. empfiehlt, wann immer Selbstzweifel auftauchen:
- Wo habe ich das gelernt? Kein Glaubenssatz kommt aus dem Nichts. Vielleicht hat uns damals ein Mitschüler gesagt, dass wir hässlich sind, oder sogar unsere Eltern. Vielleicht wurden wir abgelehnt und haben beschlossen, dass es an unserer mangelnden Attraktivität liegen müsse. Vielleicht haben wir beobachtet, wie ein Freund mit seiner Geschäftsidee scheiterte, oder wir selbst waren mal erfolglos. Schon die Ursache des Selbstzweifels zu erkennen, macht ihn greifbarer und nimmt ihm etwas von seiner Übermacht.
- Wie wahr ist es wirklich? Die allermeisten Selbstzweifel haben wenig mit Fakten zu tun und viel damit, was wir annehmen, wie wir interpretieren und verallgemeinern. Wir schließen aus einer einzelnen Situation oder aus ein paar Worten oder aus unserem eigenen Gefühl auf eine generelle Wahrheit. Aber stimmt sie wirklich? Können wir wirklich wissen, dass der Gedanke wahr ist? (Siehe auch: Von Leid befreien mit einer einfachen Frage.)
- Was ist mein verstecker Vorteil? Selbstzweifel haben eine Aufgabe. Sie sollen uns schützen. Oft sehr unbewusst. Der Gedanke „Ich bin einfach nicht selbstbewusst genug“ möchte uns vielleicht vor Zurückweisungen bewahren, denn ohne ihn müssten wir womöglich mehr rausgehen, mehr riskieren, mehr vom Leben fordern – und uns dabei mehr möglichen Enttäuschungen aussetzen. Sobald uns das bewusst wird, können wir uns mit unseren verborgenen Ängsten auseinandersetzen und einen neuen, hilfreicheren Weg finden, mit ihnen umzugehen.
Die Übung funktioniert natürlich nur, wenn wir sie auch tatsächlich ausprobieren. Sonst ist es, als würden wir uns die Verpackung mit dem Gegengift nur anstarren und hoffen, dass es allein dadurch geheilt werden.
Mehr dazu unter Wie Deine „inneren Eltern“ Dich gefangen halten – und wie Du Dich befreien kannst sowie im myMONK-Buch für mehr tiefes, dauerhaftes Selbstwertgefühl.
Photo: Thomas Leuthard
Kritisch nachzudenken ist ja an sich keine schlechte Sache, auch nicht in Bezug auf die eigene Person. Doch wenn das Denken zur Sucht wird oder sich in einem ausgewachsenen Skeptizismus äußert, dann hat man ein Problem. Meist versteckt man dahinter einfach nur die Angst.
Hi Oliver,
ja, genau darum geht’s beim innereren Kritiker, denke ich – er will uns schützen (Angst) vor Kritik von außen.
Liebe Grüße
Tim
Hallo Tim,
ja, ich bin mir sicher, dass jeder diese Selbstzweifel kennt.
Meistens führen wir diese schon seit Jahren mit uns herum.
Wenn ich in irgendwelchen Lebensbereichen Selbstzweifel habe, arbeite ich mit Affirmationen um den negativen Glaubenssatz in einen positiven umzuwandeln.
Liebe Grüße,
Dominik
Hi Dominik,
bei Affirmationen bin ich immer etwas skeptisch. Was hat sich denn da für Dich bewährt, wie gehst Du das an und was tust Du, wenn Du starken Widerstand in der verspürst?
Liebe Grüße
Tim
Hi Tim,
ein toller Beitrag, kurz, aber auf den Punkt.
Du zeigst völlig richtig, dass unsere Glaubenssätze nicht in Stein gemeißelt sind, dass wir sie verändern können.
Die Kunst ist, sie zu entdecken, da unser Verhalten meist unbewusst von ihnen gesteuert wird, das heißt, wir müssen innehalten, uns mit erlebten Situationen auseinandersetzen, das kann anstrengend sein, aber auch das Leben verändern. Leider ist das Leben so schnell geworden, dass gerade dieses Innehalten, dieses bewusste sich mit sich auseinandersetzen bei vielen Menschen viel zu kurz kommt.
Punkt 3 halte ich für extrem wichtig, anders formuliert könnte man auch fragen: Wofür ist es eigentlicht gut, dass ich X so mache, wie ich es mache? Und weiterführend: Was müsste ich eigentlich aufgeben, wenn ich ab Morgen X anders mache?
Schöne Restwoche,
Michael
Hi Michael,
besten Dank!
Hast Du die Erfahrung gemacht, dass das Sich-Zeit-Nehmen und Erkennen der Glaubenssätze allein schon eine Veränderung herbeigeführt hat?
Liebe Grüße, Tim