Teile diesen Beitrag "Diese 60 Wörter machen dein Seelenleben reicher"
Ein Kind steht in einem Wald. Streckt seinen Arm aus, zeigt mit dem Finger und sagt: „Baum“. Dann läuft das Kind weiter. Etwas später zeigt es erneut auf etwas und sagt: „Baum“.
Die Bäume hätten unterschiedlicher nicht sein können, der erste eine alte Buche, der zweite eine junge Tanne. Aber Herrgott, das Kind ist eben erst zwei Jahre alt. Es muss das Unterscheiden eben erst noch lernen.
Wir hingegen sind 20, 30, 40, 50, 60 Jahre alt und stehen vor unser Seelenlandschaft, im Wald unserer Gefühle, und haben für das, was wir dort sehen, oft auch nur das eingeschränkte Vokabular eines kleinen Kindes. Fragen wir uns oder werden wir gefragt, wie’s uns geht, stehen wir vielleicht da und können nur antworten:
„Joah, ganz gut eigentlich.“
Oder: „Och, bin halt irgendwie ziemlich gestresst und so, ne.“
Doch wenn wir unsere Gefühle nicht genau erkennen, kennen wir uns selbst nicht. Entgeht uns die Pracht, die Vielfalt unserer Seelenlandschaft, können wir außerdem nur schwer auf das reagieren, was die Gefühle uns sagen wollen oder von uns brauchen, schlimmstenfalls verkümmern sie in uns.
Neue Wörter für das, was wir in uns wahrnehmen, bereichern unser Seelenleben. Denn die Grenzen unserer Sprache sind die Grenzen unserer Welt, wie Wittgenstein sagte. Eng begrenzte Sprache – eng begrenztes inneres Leben.
Es folgt eine Liste für angenehme und eine für unangenehme Namen von Gefühlen. Bekannt sind sie alle, nur haben wir sie womöglich nie oder lange nicht mehr verwendet für unsere eigenen Stimmungen.
Für den Anfang könntest Du Dein Gefühlsvokabular um jeweils ein Wort erweitern, das Du in Zukunft häufiger nutzen möchtest (natürlich nur dann, wenn das Gefühl tatsächlich da ist).
Unangenehme Gefühle
Ablehnend
Alarmiert
Angewidert
Bedrängt
Bedrückt
Beschämt
Beunruhigt
Besorgt
Blockiert
Distanziert
Dumpf
Durcheinander
Einsam
Empört
Enttäuscht
Frustriert
Geladen
Gleichgültig
Irritiert
Leer
Misstrauisch
Nachdenklich
Ohnmächtig
Schwermütig
Strapaziert
Streitlustig
Überdrüssig
Unsicher
Verwirrt
Verloren
Angenehme Gefühle
Angeregt
Ausgelassen
Behaglich
Bereit
Beschwingt
Bewegt
Bewundernd
Dankbar
Ehrfürchtig
Entlastet
Entschlossen
Erfrischt
Erregt
Erwartungsvoll
Friedlich
Geborgen
Heiter
Hoffnungsvoll
Inspiriert
Klar
Lebendig
Leicht
Liebevoll
Offen
Selbstsicher
Selig
Stolz
Tatkräftig
Unerschütterlich
Vertrauensvoll
Schluss mit „Baum. Baum. Baum.“ Lasst uns den ganzen Wald erkunden, ihn einatmen und auskosten, mit klarem Blick und offenem Herzen.
Das ist das Leben.
Siehe auch: Sprich achtsam: Wie Deine Worte nachhaltig Dein Gehirn verändern und Wie man schwierige Gefühle überlebt sowie Die 4 Stufen emotionaler Entfremung.
Photo: Kolin Toney
Lieber Tim,
ist betrübt absichtlich in der Liste der angenehmen Gefühle gelandet? Bin neugierig und würde es gerne besser verstehen. 😉
Wunderbarer Ansatz finde ich, seine innere Welt besser beschreibe zu lernen. Danke für die Inspiration!
Liebe Grüße, Kerstin
Hallo Tim, genau die Frage. (wie Kerstin) habe ich mir auch gestellt. Also ich finde betrübt zu sein nicht angenehm.. 😉 aber die Anregung die Gefühle genauer zu betrachten und zu benennen, gefällt mir gut. Liebe Grüße Birgit
Hey Kerstin, hey Brigit,
ihr habt völlig Recht, das Wort gehört da nicht hin! Danke fürs aufmerksame Lesen, ich tausch das gleich mal aus.
Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche
Tim
Hey,
das ist echt ein toller Artikel. Ich fühle mich richtig beschwingt und gar nicht distanziert. 😉
LG Jessy
wie soll denn eine blosse liste an woertern helfen das innerliche vokabular zu erweitern? ohne dazugehoerige bilder. ohne beschreibung. wie ein buch ueber verschiedene baeume in denen man eine liste ihrer namen vorfindet… wird sicherlich besonders hilfreich fuer die sein die jeden baum baum nennen.
auf so viele Wörter bspw. Gefühle wäre ich nie gekommen ,danke !!!
Hallo Tim,
Mich beeindruckt schon länger was du immer wieder für geniale Ansätze lieferst für ein erfüllteres und glücklicheres Leben.
Das Thema mit der Bezeichnung der eigenen Gefühle habe ich vor einigen Jahren auch einmal kennen gelernt, habe aber damals auch die einfache „Denken, Handeln, Fühlen“ Prozesspsychologie studiert und emfand die Bezeichnung der Gefühle als überflüssig wenn der Prozess nur stimmen mag.
Heute, auch aufgrund einiger Erlebnisse die ich machen durfte bin ich 100% der Ansicht dass die Benennung oder eben das Wissen um die Eigene Gefühle sehr viel beruhigender sein kann als das *einfache“ Wissen des Prozesses.
An dieser Stelle möchte ich die Frage von qedanken auch gleich beantworten:
Es ist dein eigener Wald und du empfindest deine Gefühle womöglich ganz anders als jemand anderes.
Wie z.b. Angst drückt sich bei jedem anders aus, der eine ist von Angst gelähmt ein anderer fühlt sich leer oder bedrückt.
Ich glaube dass kein Gefühl mit Bildern oder beschreibungen „beschrieben“ werden kann.
Hilfreich ist es mehr den EIgenen Wald wirklich zu Entdecken, und den Bäumen immer Genauere Namen zu geben.
So vielleicht hat man anfangs ganz viele Tannen, später ist aber die eine eine Rottanne und die andere eine Fichte oder eine Weisstanne, wenn du das selber herausfindest ist das viel Effektiver als wenn dir jemand sagt dass das dann dieser Baum ist wenn der so und so Aussieht.
(Der Link zu den Gefühlen kann damit nun jeder selber machen)
Ich freue mich weiterhin gute, prägnante Texte zu lesen.
Gruss
Kevin