Teile diesen Beitrag "7 Alternativen zur Meditation, die Dich ins Hier und Jetzt bringen"
Es folgt ein Gastbeitrag von Karl Allmer.
Viel wurde über Meditation schon geschrieben. Man wird ausgeglichener, sozial kompetenter, konzentrierter, achtsamer und manchen soll es gar schon gelungen sein, in der Luft zu schweben. Oder habe ich davon nur geträumt? Egal, auf jeden Fall bringt Meditation vielen Menschen Erleichterung, Entspannung und Klarheit. Doch warum haben dann noch nicht alle zum Meditieren begonnen?
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich bin jedoch der Meinung, dass es nicht immer die große Meditation sein muss, die zu Entspannung, Konzentration und Achtsamkeit führt. Es gibt ein paar interessante Alternativen, mittels derer Achtsamkeit und Körperbewusstsein trainiert werden können, um damit das gegenwärtige Erleben zu schärfen. Und genau diese möchte ich jetzt vorstellen.
1. Butterbrot genießen
Es gab Zeiten in meiner Kindheit, da wurde das Nachmittags-Brot von mir zur Zeremonie erhoben – nichts und niemand konnte mich davon abhalten. Ich hätte alles stehen und liegen gelassen für diese einfache, aber köstliche Mahlzeit. Es gab keine Ablenkung, kein Fernsehen und das Smartphone war auch noch nicht erfunden. Eine festbestimmte Zeit des Tages war dafür bestimmt, sich am Nachmittag dem Brot zu widmen – es war für mich eine Belohnung. Und schon die Vorfreude darauf versüßte mir den Nachmittag. Doch was war so speziell daran? Ich habe mir immer einen bestimmten Platz gesucht. Im Sommer war das die Treppe vor dem Haus. Ich setzte ich mich hin und widmete mich nur dem Butterbrot. Keine Störung wurde geduldet. Alles was war, war das Brot und der Genuss. Und genau das mache ich auch heute noch. Die Nachmittags Butterbrot Zeremonie ist meine persönliche Meditation.
(Siehe: Wie man Achtsamkeit mit einem Stück Brot genießen kann)
2. Ameisen beobachten
„Tiere und kleine Kinder sind der Spiegel der Natur.“ dies sagte einst Epikur. Und genau an diesen weisen Spruch fühle ich mich erinnert, als mein 2-jähriger Sohn Matteo „Hallo Ameise!“ sagt, und voll erfreut die kleine Entdeckung, die er gerade gemacht hat, begrüßt. Mit faszinierten Kinderaugen beugt er sich hinunter und beobachtet einfach nur. Und er beobachtet einfach weiter, wie sich die Ameise ihren Weg zwischen Gehsteig und Wiese entlangschlängelt. Alles andere ist in diesem Moment für ihn völlig unbedeutend und nichtig. Im Hier und Jetzt erfreut er sich nur an der Ameise und dem Wunder der Natur. Und ich stehe daneben und erfreue mich über die kleine Entdeckung des Tages. Genauso sollte es sein – unabhängig von Raum und Zeit durch den Tag schlendern und sich an den Kleinigkeiten der Natur erfreuen. Natürlich musst Du nicht warten bis Dir eine Ameise in der Natur über den Weg läuft, eine Kakerlake im Bad tut es auch.
3. Schwungvoll fliegen
Und wenn wir schon von Kinder und Kindheit sprechen, dann darf eine Achtsamkeitsübung aus der Kindheit nicht fehlen: schwungvoll fliegen. Gehe dazu auf einen Spielplatz. Setze Dich auf eine Schaukel. Schaukle vorerst mit geöffneten Augen, bis Du Schwung hast. Schließe dann die Augen und konzentriere Dich auf den Rhythmus der Auf- und Abbewegung. Versuche mit den Beinen neuen Schwung zu holen. Spür, wie sich Deine Körperhaltung und Atmung verändert. Genieße das rhythmische Gefühl, das Dir suggeriert, Du würdest fliegen.
4. Sternenhimmel studieren
Die Nacht kehrt ein und die Sterne erscheinen am Horizont. Blicke hoch und erfreue Dich des Anblicks. Was für ein Gefühl der Ruhe und Zeitlosigkeit. Ist dies nicht die beste Variante, um einen anstrengenden Tag gemütlich ausklingen zu lassen?
5. Drauf pfeifen
Wenn die Dinge gerade wieder etwas stressig, anstrengend oder einfach nur nervig sind, hast du Dich schon einmal sagen hören: „Jetzt pfeif ich drauf?“ Und genau das solltest Du einmal machen. Und zwar nicht im symbolischen Sinne. Nein, fange einfach an zu pfeifen. So lange, bis Du wieder Ruhe in Deinem Körper und Deinem Kopf spürst. Denn wer pfeift, der denkt nicht, und durch das Pfeifen entstehen in unserem Körper Vibrationen, die den Körper beruhigen.
6. Grashalm spüren
Gehe am besten früh morgens, wenn noch der Tau auf der Wiese liegt, raus. Ziehe Deine Schuhe aus, schließe die Augen und gehe einige Schritte vorwärts. Spüre wie die Erde, das Gras unter Deinen Füßen nachgibt. Es entsteht ein Fußabdruck. Versuche zuerst die Ferse und dann die Zehen vollständig auf die Erde zu drücken. Spüre jeden einzelnen Grashalm, wie er nachgibt und wie Du Deine Spuren in der Erde hinterlässt. Für hartgesottene funktioniert dieselbe Übung natürlich auch im Schnee.
7. Nichtstun
Diese kleine Übung ist für den durchschnittlichen Homo Ökonomicus sicher die schwierigste – Nichtstun. Dies ist der Moment, wenn Du alles liegen und stehen lässt, ohne dass Du einer Aktivität nachgehst. Der Moment, wenn Dich jemand fragt: „Was machst Du gerade?“, und du antwortest: „Ich mache nichts!“ Aber warum ist dieses Nichts so wichtig? Ohne Nichtstun fehlt dem Ich ein entscheidender Faktor: Entspannung. Nicht nur die Italiener wissen über die Wirkung des süßen Nichtstuns – Dolcefaniente – bestens Bescheid.
Jetzt denkst Du das Nichts bekomme ich leicht hin, worin liegt denn da die Schwierigkeit? Und – wann hattest Du das letzte Mal Zeit für Nichts? Gönne Dir eine bewusste Portion Nichts, ähnlich der Meditation. Aber Vorsicht, stelle keine zu großen Erwartungen daran, denn das Nichts stellt auch keine Erwartungen an Dich. Es gibt keine Regeln außer Nichtstun. Es geht nur darum Frau und Herr seiner eigenen Zeit zu werden. Beginne mit 15 Minuten Nichtstun. Ohne Ablenkung und Aktivität – Nichts, weder Medien, noch eine Zigarette und schon gar keine körperliche Aktivität. Suche Dir ein gemütliches Plätzchen und dann zeige der Zeit, wo der Hammer hängt. Schlage sie Tod. Lass sie in den Gulli rinnen. Und Du wirst merken, wie lange 15 Minuten sein können.
Egal, welche Übung Du machst, im Grunde gehen sich auch alle sieben am Tag aus, Du wirst wieder mehr Klarheit in Dein Leben bekommen und Dein Leben läuft einen Schritt entspannter.
Und was meinst Du dazu? Kennst Du noch andere kleine Achtsamkeit- und Entspannungsübungen für den Alltag?
Autor: Karl Allmer Karl Allmer ist Autor, Blogger und Student der Lebenskunst. Er schreibt über die Kunst, das Leben zu genießen. Auf seinem Blog Lebenskünstler erfährst Du, wie Du Deinen persönlichen Weg der Lebenskunst findest, dem Druck des Alltags entkommst und mehr Gelassenheit und Heiterkeit in Dein Leben bringen kannst. |
Photo (oben): edro Ribeiro Simões
Stellt sich natürlich auch hier die Frage, warum wir das nicht schon alle tun?….
Hi Raimund,
ich denke, das hat mehrere Gründe:
1. Wir tuns nicht, weil wir nie damit angefangen haben und unsere Tage eben mit anderen, gewohnten Dingen ausgefüllt sind
2. Beim klassischen Meditieren erleben viele Menschen, wenn sie’s dann mal ausprobieren, Frustration – „ich kann meine Gedanken einfach nicht stoppen“ (Was ja ganz normal ist)
3. Wir haben Angst vor dem, was passiert, wenn wir mal nicht nach vorn oder zurückschauen, sondern darauf, wie’s uns jetzt gerade geht (unangenehm?)
4. Wir haben Angst, nicht mehr produktiv und damit angeblich nicht mehr wertvoll genug zu sein, wenn wir uns aus dem Dauer-Tun rausziehen
… und bestimmt noch eine Menge weiterer Gründe. Die meisten davon basieren allerdings auf Fantasien. Und es lohnt sich echt, das mal auszuprobieren, siehe:
https://mymonk.de/10-gruende-fur-meditation-ergebnisse-der-hirnforschung/
LG
Tim
Guter Punkt, Karl. Wir schalten die äußeren Sinne ab und die inneren Sinne an. Doch das ist keine Alternative. Das IST Meditation, wenn auch etwas weniger intensiv.
Hi Richard,
tja das mit der Definition ist so eine Sache. Wikipedia meint dazu als Definition;… eine in vielen Religionen und Kulturen ausgeübte spirituelle Praxis… und ich glaube, dass dies von vielen auch so gesehen wird. Deshalb ein paar einfache „Alternativen“. Doch du hast natürlich recht. Im Prinzip ist es Meditation. Lg Karl
Also das Meiste davon (ich kann nicht pfeifen und nicht barfuß gehen) tu ich andauernd.
Ich finde es immer relativ krass zu lesen, dass offenbar die meisten Menschen nicht mal mitbekommen, wie geil die Natur ist oder dass es eigentlich nur darauf ankommt selbst das zu ändern, was einem nicht gefällt.
Nachdenkliche Grüße,
Ronja
Hi Ronja, stimmt der beste Trainer man selbst selbst und der Sparringpartner für mehr Achtasamkeit ist die Natur.
Ein schöner Gastbeitrag. Um was es im Kern geht ist ja die Erhöhung der Achtsamkeit und das kann unser Gehirn durch verschiedene Praktiken lernen. Meditation ist wahrscheinlich die bekannteste, aber wie dieser Post zeigt gibt es viele andere Dinge, die man tun kann. Ich glaube das wichtigste ist, dass wir Achtsamkeit und Fokus wirklich erlernen und nicht auf einfache (chemische) Mittel zurückgreifen, die heute so gängig sind um die Leistung zu steigern. Die Bezeichnung „Smart Drugs“ halte ich dabei für völlig verfehlt.
Hi Oliver, herzlichen Dank. Ja genau unsere Wahrnehmung ist täglich vernebelt und eingepackt in einer Hülle von Stress, Frust und Achtlosigkeit. Diese mit Drogen aufzulösen geht meistens nach hinten los. Da macht ein Spaziergang ein der Natur schon mehr Sinn. Also nichts wie raus oder? Lg Karl
Schöne Inspiration, danke dafür!
Im Nichtstun bin ich Meisterin, ich habe überhaupt keine Probleme damit stundenlang rumzusitzen und nichts zu tun. Meine Gedanken schweifen dann natürlich umher, aber dafür brauche ich weder Musik, noch Fernsehen, noch Essen. 😉
LG – Anja
Hi Anja, herzlichen Dank für Dein Lob. Tja das süße Nichtstun, warum ist dies keine Olympische Disziplin. Ich glaube ich wäre vorne mit dabei und Du hättest wahrscheinlich auch Chancen auf Gold. Oder gilt beim Nichtstun eher das Motto, dabei sein ist alles;-)Lg Karl
Diese 7 Dinge SIND Meditation.
Hi Ylander, tja das mit der Definition ist so eine Sache. Wikipedia meint dazu als Definition;… eine in vielen Religionen und Kulturen ausgeübte spirituelle Praxis… und ich glaube, dass dies von vielen auch so gesehen wird. Deshalb ein paar einfache “Alternativen”. Doch du hast natürlich recht. Im Prinzip ist es Meditation. Lg Karl
mach einmal alles anders, rutsche morgens zuerst mit dem oberkörper aus dem bett, trinke den kaffe unter der dusche, lege dich mit dem lap top auf den boden….
oder, tuh alles so, als ob es das erste mal ist, bedächtig, voller staunen, entschleunigt…schönen abend!
Ha ha, Kaffee unter der Dusche finde ich genüsslich. Herzlichen Dank. Lg Karl
KATZEN STREICHELN UND IHR SCHNURREN HÖREN UND SIE BEOBACHTEN IST FÜR MICH DIE BESTE MEDITATION 🙂
Hört sich entspannend an, funktioniert ds mit Hunden auch? Wahrscheinlich oder was sagst Du als Katzenliebhaberin zu diesem Vorschlag? Lg Karl
Zusatz: Punkt 8
Barfuß durch den Wald laufen 😉
LG Antje
Ja das ist das Grashalm spüren für Fortgeschrittene. Herzlichen Dank für die Zugabe. Lg Karl
Hi Tim,
ich bin schon seit fast einem Jahr stille Mitleserin, doch jetzt kann ich mich auch mal zu Wort melden !
Meine Meditation -jetzt lach nicht- ist Handarbeiten. Stricken oder Häkeln. Je nachdem, in welchem Zustand ich mich befinde.
Wenn ich mich entspannen will, dann stricke ich Socken. Viele Socken. Das kann ich ohne Nachdenken zu müssen, dabei erlebe ich den sogenannten FLOW. Da bin ich fast tiefenentspannt.
Wenn mich das Leben mal nicht so gern hat, zu viele Gedanken kreisen, dann häkel ich. Am liebsten nach englischsprachigen Anleitungen Dabei muss ich viel denken, zählen und aufpassen. Das lenkt von den Kreisel-Gedanken ab. Da vergesse ich Schmerzen und Sorgen. Und als Extra-Bonus habe ich wieder irgendwas verrücktes oder nützliches geschaffen 😉
Wenn du magst, kannst du gerne mal meinen Blog besuchen, und wenn es nur zum Kopfkratzen ist 😉
Liebe Grüße und mach bitte weiter so !
Karin