Teile diesen Beitrag "Ein voller Terminkalender macht noch kein erfülltes Leben"
Ich hab von einem gehört, der antwortet auf die ernst gemeinte Frage: „Wie geht’s Dir?“ immer etwas wie:
„Also dann muss ich wieder ins Büro, in zwei Stunden ist ein Meeting, abends ein Kurs, und morgen bin ich in Hamburg und am Wochenende stehen drei Feiern an.“
Aha. So geht’s ihm also.
Sein Terminkalender unterstützt nicht sein Leben, er ist sein Leben. Der traurige Rest.
Dieser Mann rennt, aber er hat vergessen, wohin, ganz zu schweigen warum. Vermutlich kommt ihm intensiv vor, was er da tut. Wäre Wunder: Neben seinem Kalender ist bestimmt auch sein Kopf voll. Aber sein Herz? Das hockt irgendwo in der Ecke, stumm und schrumpelig und irgendwie ziemlich tot.
Doch um diesen Mann geht’s hier eigentlich nicht, sondern um Dich und um mich. Darum, dass wir Beschäftigtsein mit Erfülltsein verwechseln, und zu viele Termine unsere Tage nicht gliedern, sondern zerhexeln.
Nicht an Terminen will ich mehr, sondern hiervon:
Freiräume, Zeit fürs Träumen. Wirklich DA sein, allein oder mit anderen. Das Hier und Jetzt aufsaugen oder von ihm aufgesaugt werden. Mal nicht auf die Uhr schauen müssen. Auf einer Bank sitzen und der Natur zuhören, statt in einer Bank sitzen und irren Excel-Dreck zu fabrizieren. Enten füttern. Comics lesen. Filme schauen, gute und schlechte. Die eigenen Gefühle wahrnehmen. Liegen bleiben und an die Decke starren, wenn man auf nichts anderes Lust hat.
Und wenn ich mir mal wieder nicht sicher bin, ob ich mir dieses und jenes vornehmen soll, dann will ich daran denken:
Ein voller Kalender macht kein erfülltes Leben.
(Und auch kein erfülltes Wochenende und keinen erfüllten Urlaub.)
Siehe Dieses Zitat bringt auf den Punkt, warum unsere Gesellschaft so pausenlos hetzt und Minimalismus – Einfacher leben sowie Dein Job wird nicht für Dich da sein, wenn’s Dir schlecht geht.
Photo: Always Shooting
Schwierige Sache. Ich will am WE auch immer einen Familienausflug machen aber mein Mann stresst es. Er sagt du willst am liebsten immer nur unterwegs sein. Dann haben wir uns geeinigt das wir einen Tag am WE einen Ausflug machen.
Ich sehe das jedoch als Erfüllung nicht immer im Garten zu Hause zu sitzen.
Vielleicht ist das in diesem Fall so zu sehen das es ein Gleichgewicht zwischen beidem sein sollte, oder?
Diese Gedanken kenne ich nur zu gut! Ich bin jemand, der Nichtstun eigentlich gar nicht leiden kann – weil ich dann das Gefühl habe, nicht gebraucht zu werden. Zudem bin ich ein ein großer Freund von To-Do-Listen und meine dann auch immer, diese rigoros abhaken zu müssen, egal wie lange ich daran sitze.
Ich habe selbst gemerkt, wie anstrengend diese Einstellung ist und wie gestresst ich mich davon ständig fühle. Deswegen habe ich angefangen auch mal einen Punkt nicht abzuhaken und mir bewusst Zeit zu nehmen für die Dinge, die ich mag und die mich beruhigen. Lesen zum Beispiel, an meinem Blog schreiben (auch wenn das manchmal ein kleiner Stressfaktor sein kann), in die Natur gehen oder zeichnen.
Danke für diesen charmant aber eindringlichen Artikel, er weißt einmal mehr darauf hin, dass man sich wirklich Zeit für sich nehmen sollte – nicht für die eigenen Termine!
Danke für diesen Beitrag, Tim.
Er bringt wohl eines der größten Themen auf den Punkt: durch das Außen spüre ich nicht mehr, was mein „Innen“ eigentlich will.
Dadurch, dass wir uns fremdsteuern lassen (nein, wir sind nicht fremdgesteuert), sind wir so oft in der Reaktion. Wir leben nicht unser leben, sondern ein anderes.
Irgendwann kommt dann eben dieser Punkt, an dem wir merken, dass die äußere Welt nicht zu unseren inneren Bedürfnissen und Lebensmotiven passt. Dann fühlen wir uns schlecht. Wir wissen aber oftmals gar nicht warum, weil wir doch unser Leben ganz brav „abarbeiten“.
Wie du sagst hilft dann nur eins: nach Innen schauen, nach Innen hören, nach Innen fühlen.
Möge das jedem von uns jeden Tag ein kleines Stückchen besser gelingen!
LG
Dirk
Moin Tim,
tatsächlich sind es bei mir auch oft genau die Momente, die nicht per Terminkalender geplant worden sind, auf die ich voller Glück zurückblicken kann.
Ich habe letztens erst einen Beitrag über die Achtsamkeit geschrieben und ein extrem voller Terminkalender, der im Halbstundentakt digitale Erinnerungen aufploppen lässt, ist einer der Achtsamkeits-Killer überhaupt. Und raubt einem ordentlich Energie für den Tag.
Deswegen mag ich deinen Blog: hier geht es nicht um Persönlichkeitsentwicklung im Sinne von sich selber perfektionieren, in jeder Lebenslage Motivation finden und ein Übermensch zu werden, sondern um das einfache zu sich selbst finden, was am Ende ja gar nicht so einfach ist.
Wie es mir gerade geht? Also ich muss gleich noch… äh… sehr gut! 🙂
Und wie geht’s dir, Tim?
Hallo Tim,
mit diesem Beitrag hast du wirklich recht. Damals habe ich auch den Fehler gemacht und Zeitmanagement betrieben. Zeitmanagement ist super, aber nicht, so wie ich das gemacht habe. Immer, wenn ich mir irgendwo einige Minuten eingespart habe, habe ich etwas anderes dafür gemacht.
Das Ende vom Lied: Ein voller Terminkalender.
War ich glücklich?
Nein, ganz im Gegenteil. Ich fühle mich schrecklich.
Deswegen ist, wie du so schön geschrieben hast, ein voller Terminkalender immer noch kein erfülltes Leben 🙂
Liebe Grüße,
Dominik
Hey Tim,
toller Artikel. Ich stimme dir in allem zu, außer in folgendem Punkt: Bitte keine Enten füttern! 😉 Das Füttern von Wasservögeln ist in vielen Städten auch verboten und das aus gutem Grund.
Liebe Grüße
Sarah
Toller Beitrag, danke Tim.
Ich bin Dir täglich dankbar für Deine Worte hier.
Eine ganze Zeit schon denke ich allerdings über Deine Formulierung nach „… Enten füttern, oder dicke Menschen, wenn man darauf steht…“. Ich empfinde diese Wortwahl als wertend und ironisch.
Ich wünsche mir einfach immer mehr & immer wieder einen weniger wertenden Umgang in unserer Gesellschaft miteinander.