Teile diesen Beitrag "Süchtig nach Helfen: Warum wir aufhören sollten, andere „retten“ zu wollen"
Text von: Romy Hausmann
Beim Spielen als Kind war ich immer die „Mutter“: Ich habe die „aufgeschlagenen“ Knie meiner Puppen verarztet, die Plüschbären-Familie bekocht und den alten Frottee-Hund, der nur noch ein Auge hatte, vor dem „Spott“ der anderen Spielzeuge beschützt. Ich habe meine eigene Mutter in den Wahnsinn getrieben, indem ich jahrelang (echte) notleidende Tierchen mit nach Hause gebracht habe: Flugunfähige Vögel, verlassene Baby-Igel, angefahrene Katzen – sogar Tiere, denen gar nicht mehr zu helfen war, die eigentlich nur noch Matsch waren.
Und ich tue es gerne, denn es ist schön, gebraucht zu werden.
Ich sammle Karma-Punkte und buche sie heimlich weiter aufs Ego-Konto: Wenn ich gebraucht werde, dann bin ich wichtig. Ha! Ich bin wichtig! Was wären die anderen nur ohne mich? Was wäre die Welt nur ohne mich…
Wie wir zu Helfer-Junkies werden
„Niemand ist eine Insel“, sagte schon der englische Schriftsteller John Donne – und nach diesem Zitat handeln wir seit Urzeiten instinktiv: Wir wissen, dass wir im Alleingang nicht funktionieren können. Nicht überleben können. Nur wenn es der Gruppe gutgeht, geht es auch dem Einzelnen gut. Und dabei hängt das Gruppen-Befinden (oft) vom Schwächsten ab. Wie sollten unsere Steinzeitvorfahren entspannt in ihrer Höhle sitzen, wenn einer von ihnen lebensbedrohliches Fieber hatte, mit dem er die anderen anstecken konnte? Also musste dem Kranken geholfen werden, das hatte höchste Priorität.
Daraufhin sind wir (oder zumindest viele von uns) bis heute programmiert: Zu helfen – selbst wenn das manchmal auf Kosten des eigenen Wohlbefindens geht. Der beste Freund ist pleite, weil er gerade seinen Job verloren hat, also stecken wir ihm ein paar Euro zu – selbst wenn es unsere letzten sind. Die Nachbarin hat sich das Bein gebrochen, also erledigen wir die Einkäufe und den Haushalt für sie – selbst wenn unser eigener Kühlschrank leer ist und unsere Wohnung aussieht wie Sau. Die Eltern sind schon alt, also verzichten wir auf den Traumjob in New York und begnügen uns mit Wuppertal. Weil wir in der Nähe sein wollen, falls sie uns brauchen.
Und bei all dem fühlen wir uns selbstlos und wie kleine Märtyrer, fühlen uns trotz eigener Entbehrungen gut. „Danke“ ist ein schönes Wort. Gebraucht zu werden, unersetzlich zu sein, ein schönes Gefühl.
Das ist der Kick, den wir Helfer-Junkies brauchen.
Aber auch einer, der irgendwann nachlässt…
Die Nebenwirkungen
Helfen ist gut, keine Frage. Helfen macht uns zu guten Töchtern, zu guten Söhnen, guten Müttern, Ehemännern, Nachbarn, Kollegen – kurzum: zu guten Menschen. Bloß: Wenn unser Engagement zu weit geht, helfen wir letzten Endes niemandem mehr. Weder anderen, noch uns selbst.
„Klar, helf‘ ich Dir, ist doch selbstverständlich!“
Ich, damals Fernsehredakteurin, saß also bis in die Puppen am Umschnitt eines Films, den eigentlich ein Kollege zu verantworten hatte. Einmal – kein Problem. Macht man ja so, unter Kollegen. Ein zweites Mal – auch noch okay. Nur beim dritten Mal wurde es kritisch, denn während ich unbezahlte Überstunden anhäufte, ging betreffender Kollege auf ein Feierabendbier. Und spätestens da fühlte es sich gar nicht mehr so okay an. Vielmehr fühlte ich mich ausgenutzt. Um mein eigenes, wohlverdientes Feierabendbier betrogen. Aber so richtig bewusst wurde mir die Falle, in der ich nun offenbar saß, erst, als auch andere Kollegen auf den Trichter kamen: „Duuuu-hu, ich hab da mal ein Problem…“
Klar haben sich meine Kollegen bei mir bedankt. Bloß ist „Danke“ ja letztlich auch nur ein Wort, das sich mit der Zeit abnutzt. Seinen schönen Klang und seine Bedeutung verliert. Mehr höflich ist als herzlich, wenn die Dinge selbstverständlich werden.
Wenn Helfen krank macht
Der Wunsch zu helfen entsteht durch Verantwortungsgefühl. Je näher uns jemand steht, desto ausgeprägter ist unser Verantwortungsgefühl dieser Person gegenüber – und entsprechend größer auch der Drang zu helfen, so lautet die These des englischen Evolutionsbiologen William Hamilton. Ebenfalls entsprechend größer: das Opfer, das wir bereit sind zu bringen.
In München lebte ich in einem Mehrfamilienhaus, unter anderem mit einem süßen alten Pärchen. Der Mann war demenzkrank, seine Frau pflegte ihn. Mit der Zeit brach sie immer mehr Kontakte ab und traute sich kaum noch, die Wohnung zu verlassen, weil sie Angst hatte, ihrem Mann könnte in der Zwischenzeit etwas passieren. Jede, auch die kleinste Entscheidung in ihrem Leben (wie zum Beispiel der Gang zum Supermarkt), überprüfte sie erst mal auf die Konsequenzen hin, die diese Entscheidung für ihren Mann haben könnte. Dann erst dachte sie an sich. Sie ging auch nicht mehr zum Arzt. Während ihr Mann noch lebt, ist sie inzwischen gestorben, an Krebs. Ich maße mir nicht an zu spekulieren, ob sie noch leben würde, wenn sie regelmäßig zu den Untersuchungen gegangen wäre. Fakt ist aber: Ihre letzten Jahre waren nicht besonders schön. Wahrscheinlich hätte sie selbst genauso dringend Hilfe gebraucht wie ihr Mann. Aber sie war wohl zu stolz (oder hat sich geschämt), darum zu bitten.
Vielleicht kommt Dir das im Kleineren ja bekannt vor: Du denkst zuerst an die anderen, bevor Du eine Entscheidung triffst – und dann an Dich. Vielleicht scheust Du Dich, eine unglückliche Beziehung zu beenden, weil Du Dir Sorgen machst, dass Dein Partner ohne Dich nicht zurechtkommt. Stellst Dich und Dein Glück – ganz selbstverständlich – zugunsten des anderen zurück.
Und hörst dabei ein kleines bisschen auf zu leben.
Wenn Helfen zur Ausrede wird
Es geht allerdings auch andersrum: „Ich hätte ja diesen tollen Job in New York haben können, bin aber in Wuppertal geblieben, um da zu sein, falls was mit meinen Eltern ist.“
Wie „wunderbar“ lässt sich Hilfsbereitschaft auch dazu nutzen, eigene Versäumnisse, nicht wahrgenommene Chancen, Ängste und fehlenden Mut zu entschuldigen. Wir verpassen das Leben und können es anderen in die Schuhe schieben.
So könnte ich übrigens auch prima meine Jahre als maschinenhafter Workaholic erklären: Ich hätte ja ein tolles Sozialleben mit jeder Menge Feierabendbier haben können, hätte ich nicht ständig anderer Leute Filme umschneiden müssen. Eine andere Wahrheit könnte sein: Ich hätte überhaupt niemanden gehabt, der mit mir nach Feierabend auf ein Bier gegangen wäre. Ich hatte keine Freunde. Ich habe nur für meine Arbeit gelebt. In Wirklichkeit war ich dankbar um jede Stunde, die ich länger in der Redaktion verbringen konnte, anstatt allein in meiner einsamen, kleinen Wohnung zu hocken.
Die richtige Dosis (und der richtige Grund)
Lass uns bewusst machen:
„Hilfe“ ist zuerst einmal ein Synonym für „Unterstützung“ – nicht für „Rettung“. Du kannst nicht jedem das Knie verarzten und jeden Kopf reparieren. Du bist in erster Linie für Dich selbst verantwortlich – und nur wenn Du Dich stark genug fühlst, kannst Du auch etwas von Deiner Stärke abgeben. Das ist nicht egoistisch, das ist vernünftig. Du bist kein schlechterer Mensch, nur weil Du heute Abend mal Dein Handy ausschaltest und stattdessen ein Bad mit irgendeinem verrückten Namen genießt („Rausch der Sinne“, hui!).
Lass uns Grenzen ziehen:
Wie Abraham Lincoln gesagt hat: „Man kann den Menschen nicht auf Dauer helfen, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können und sollten.“ Oder auch: Was sie schlichtweg selbst tun müssen.
Bestimmt wird es ein Leben auf lange Sicht positiv verändern, wenn Du Deinem kranken Bruder eine Niere spendest. Im kleineren, alltäglichen Rahmen kann Hilfe aber oft nur eine kurzfristige Lösung sein. Der Kumpel, der seinen Job verloren hat und nun auf ein paar freundschaftliche „Almosen“ angewiesen ist. Das ist okay für diesen Monat und in einer akuten Situation. Auf lange Sicht jedoch wird er sich einen neuen Job suchen müssen, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Und das liegt allein in seiner Verantwortung, nicht in Deiner.
Genauso muss ich einsehen, dass die Stunden, die ich mit angeklebtem Telefonhörer am Ohr dem Liebeskummer meiner Freundin lausche, ihre Probleme nicht lösen werden. Denn langfristig wird sie sich nicht mit mir, sondern mit ihrem Freund auseinandersetzen müssen. Das kann ich ihr nicht abnehmen.
Lass uns helfen, wenn wir können, und selbst um Hilfe (oder eine Pause) bitten, wenn es einmal nicht geht. Und lass uns aus den richtigen Gründen helfen. Nicht fürs Ego, fürs Protokoll oder weil es super als Ausrede taugt – sondern von Herzen.
Mehr unter Forschung zeigt: Es lohnt sich wirklich nicht, Dich zu verbiegen.
Photo: Carrying elephant / Shutterstock
Sicherlich wichtig, sich dies immer wieder bewusst zu machen. Letztlich brauchen wir eine Portion Ich, um gesund zu bleiben und unser eigenes Leben zu leben.
Leider ist diese Erkenntnis wohl oft nicht genug, damit sich hier was ändert. Klar spielt die Haltung mit und die Erziehung. Das gründe Gruppen-Empathie Verständnis allem voran. Auch sind manche als Helfer konditioniert von Geburt an. Die Numerologie lässt hier z.B. aufhorchen bei 2 mal einer 6 im Geburtsdatum.
Schliesslich ist dieses Verhaltensmuster tatsächlich als „armes Opfer“ bekannt. Man weiss heute, dass es auch hierbei um das „Oper“ geht und nicht in erster Linie um die anderen.
LG Richard
Könntest Du mir dazu vielleicht bitte konkreteres Wissen verlinken, Richard? Interessiert mich sehr.
„2 mal eine 6 im Geburtsdatum?“ Das verstehe ich nicht. Also ich weiß ja das ich Mondabhängig funktioniere, was Sternzeichen, die Geburtsstunde und Planetenkostellation, Bettausrichtung usw. fürn Einfluss haben.
Aber diese Zahlen? Numerologie sagst Du?
Dankeschön!:) Grüße!
Das würde mich auch sehr interessieren, Richard!
Hallo ihr beiden. Das freut mich, dass ihr euch interessiert. Das klang auch für mich zunächst erstaunlich, dass Zahlen in unserem Leben eine so wesentliche Bedeutung haben können. Wir können dies aber relativ leicht erfahren, wenn wir uns z. B. öfter mit der Fibonaci Reihe beschäftigen. Es reicht, die ersten Zahlen der Reihe immer wieder verinnerlicht aufzusagen und ihnen nachzuspüren. 1,2,3,5,8,13,21,34,…. die nächste Zahl ist immer die Summe der letzten beiden. Das Energiemuster der Blume des Lebens. Klickt mal auf meinen Namen. Unter „mal was nebenbei“, Numerologie …
LG Richard
Danke für diesen Artikel.
Süchtig nach Helfen…, oder für andere immer da sein zu wollen, trifft es glaube ich auch ganz gut. Mit Rat und Tat stets zur Stelle.
Vielleicht ist das Problem auch ein ganz anderes?!
Süchtig nach Anerkennung.
Vielleicht benötigt der Helfer selbst etwas Hilfe.
Ich war 20 Jahre lang für Hinz und Kunz das Helferlein. Habe mir dauernd den A…. für andere aufgerissen und habe als Dank einen Tritt in denselbigen bekommen. Anfang des Jahres habe ich dann den für mich letzten Tritt kassiert. Und der war gewaltig. Damit war das Fass mehr als voll. Jetzt halt ich mich raus und tue und sage nur noch etwas, wenn ICH Lust darauf habe. Anfangs nicht ganz so einfach, befreit es doch ungemein. Der Witz – man wird mehr geschätzt. Helferlein sind anscheinend nicht viel wert, in dieser Welt. Also sei du es dir selbst wert, nur auf dich zu hören und danach komen – vielleicht – die anderen…
Sonnige Grüße,
Yvonne
Liebe Yvonne,
danke für Deinen Kommentar! Wie hast Du es geschafft, Dich davon frei zu machen und fiel es Dir schwer?
Viele Grüße
Romy
Ich glaube es ist wichtig das immer vor Augen zu halten, das man nicht immer jeden Helfen musst.
Mir fällt es auch oft schwer nein zu Leute zu sagen wenn die um Hilfe fragen, aber wie gesagt, immer ja sagen hilft die anderen auch nicht weiter zu kommen, den manche Leute müssen auch lernen Sachen für sich selber zu machen.
Aber wo hört man auf zu helfen ist immer eine schwere frage! Das problem ist auch das wenn man immer Ja sagt, die Leute sich daran gewönnen und beim ersten Nein das die Kriegen direkt enttäuscht sind, statt dankbar für die ganze male die du ja gesagt hast.
Man muss auch an sich denken.
LG Oli.
Musste grad heulen….Du hast meine Seele mit Deinem Text direkt ins Mark getroffen, Romy. Es erging mir nie anders (nur die Baustelle ist noch nicht fertig) Wirklich sehr schön, Danke! (…von Herzen!:)
Ach Mensch, Grete! Ich bin mir nicht sicher, ob ich das mit meinem Text bezwecken wollte. Wofür auch immer Du momentan Kraft brauchst – ich schicke sie Dir von Herzen,
Romy
Das ist ein sehr aufschlussreicher Artikel, wenn man die „Zeilen“ dazwischen liest und die dahinter verborgene Wahrheit erkennt.
Meiner Meinung nach, spielt uns unser Ego, hier durch das so genannte Helfersyndrom, einen mitunter üblen Streich. Es macht uns vor, das wir nur etwas Wert sind, wenn wir anderen mehr als genug zu Gute kommen lassen, was eigentlich nur uns gehört…unser Selbst! Wir bekommen Aufmerksamkeit, Anerkennung und Wertschätzung.
Streicheleinheiten für die Seele…
Jedoch machen wir uns so von anderen Menschen viel zu sehr abhängig. Es geht darum sich bewusst zu machen, das unbewusste Glaubenssätze aktiv sind. Wir sind nicht viel, oder Mehr-Wert, wenn wir auch möglichst viel schaffen, viel helfen und uns verbiegen. Wir sind schon Wert genug!
Toller Artikel… Grade das Beispiel mit dem älteren Pärchen hat mir auch Tränen in die Augen getrieben… Weil ich mich selbst wieder erkannt habe… Und im Positiven hat es mich in meiner Entscheidung bestätigt, eine ungesunde Beziehung, die mich komplett auffrisst (übermäßig hilfsbedürftig und emotionaler Vampir, dazu gabs hier schonmal was) zu beenden.
Lang hab ich mich selbst vernachlässigt, zeitweise bis zur völligen Selbstaufgabe mit dem Ergebnis, dass ich außer meinem Namen und Alter gar nicht mehr wusste, wer ich als Mensch eigentlich bin…
Ja, ich hab selbst Hilfe gebraucht. Und diese Hilfe zu suchen, im gesunden Maß bei Freunden und die richtige Hilfe in professionellem Umfang, war der Beste Schritt meines Lebens.
Ich hab gelernt auf mich zu achten, zuerst mir selbst zu helfen… Und nur dann anderen zu helfen, wenn es mir nicht mehr schadet…
Macht weiter so mit euren Beiträgen auf myMONK.
Lieber Chris,
es klingt, als hättest Du einiges hinter Dir? Für den Weg, der vor Dir liegt, wünsche ich Dir alles Gute.
Viele Grüße,
Romy
Liebe Romy, deine Texte sind kleine Goldstücke! Lese sie sehr gerne und dieser hier trifft mich – positiv wie negativ. Kommt auch gerade zur rechten Zeit – absolut mein Thema 😉 Danke dafür :*
Liebe Lisi,
ich freue mich von Herzen, wenn der Artikel Dir etwas geben konnte. Und Dein Kompliment macht mich fertig (nur im positiven Sinn) – hab Dank dafür!
Viele Grüße
Romy
Danke für diesen wunderbaren Artikel und das mal wieder dran Erinnern, was ich eigentlich weiß, aber es ist oft schwer es umzusetzen. Ja, ich bin so erzogen, helfen, manchmal bis zur Selbstaufgabe, für andere da sein, zuhören. Ich habe oft oder meist ein offenes Ohr, wenn es mir gut geht. Aber gerade geht es mir mal nicht so gut und ich könnte einfach auch mal ein offenes Ohr brauchen oder auch mal ein bißchen Unterstützung, aber, klar, denen den man hilft, für sie da ist, zuhört, melden sich nicht. Oder zu Beginn rufen an, reden, reden, reden, fragen dann der Höflichkeithalber mal wie es mir geht, aber ohne meine Antwort abzuwarten, beantworten sie die Frage. Schon spannend, dass die anderen immer wissen, wie es einem geht, was man braucht etc. , was gut für einen ist, was man tun „muss“ oder was anderen Menschen denen es schlecht geht geholfen hat. Klar viel Hilflosigkeit dabei, aber einfach mal zu sagen, mensch deine Situation ist gerade aber auch Scheiße, was kann ich für dich tun, oder gibt es etwas was dir gut tut etc. NEIN, das schaffen sie nicht. Ich lerne gerade mal wieder sehr daraus, leider auch sehr schmerzhaft, aber es macht mich auch unabhängig und das macht mich irgendwo „stark“. Schade solche Erfahrungen zu machen, aber Menschen die Grenzen setzen, die Nein sagen, vor denen hat man deutlich mehr Respekt.
Liebe Alexandra,
das kann ich absolut nachvollziehen (und womöglich hat auch genau das mich bewogen, diesen Artikel zu schreiben). Es stimmt, umzusetzen ist es schwer. Ich glaube aber, dass wir gut differenzieren können, wann jemand wirklich unsere Hilfe braucht. Dann werden wir sicherlich auch da sein. Ich glaube, sobald man die Situation, wie Du es ja bereits tust, erst einmal überblickt, spürt man schnell den Unterschied, wo Hilfe wirklich nötig ist und wir sie auch geben möchten – und wo an anderer Stelle eigentlich nur Ausnutzen dahintersteckt.
Alles Gute Dir und liebe Grüße
Romy
Liebe Alexandra
Ja, Du sagst es ganz richtig: Die Leute rufen an und reden, reden, reden… Ohne Rücksicht auf die zeitliche und psychische Kapazität des Zuhörers. Einige musste ich richtig grob abservieren, den sie hinderten mich mit ihren Marathon-Reden am Schlafen. Oder sie rissen mich mit ihren Telefon-Anrufen zu jeder Tageszeit aus dem Schlaf. Als ich ihnen sagte, dass ich jetzt dringend schlafen muss, da wurde mindestens noch eine Viertelstunde länger weitergeredet. Das Reden scheint ja wichtiger zu sein als meine gesundheitlichen Bedürfnisse. Auch mein „Schlafzeit-Opfer“ löst die Probleme dieser Leute nicht. Es kann ihnen nur wenig oder gar nicht helfen. Es wird sie höchstens kurzfristig erleichtern. Irgendwann müssen sich diese Leute mit der eigenen Situation auseinandersetzen müssen. Das können wir ihnen nicht abnehmen.
hach, es ist ein Teufelskreis…………..kenne ich nur zu gut…………..sowohl meine Mutter als auch meine beiden alteren Schwestern reden, reden, reden, manchmal rufen sie jeden Tag an (auch, wenn ich gerade außer Haus will), und reden und reden………., und reden; „ach, du musst gehen? jaja bin eh schon fertig…………dies noch und das noch undsoweiterundsoweiter……“
und dabei geht es hauptsächlich um die gleichen Probleme……….wie du sagst, irgendwann werden diese Menschen sich mit ihrer eigenen Situation auseinandersetzten müssen
ob es bei meiner Mutter schon zu spät ist? Sie redet seit mindestens 15 Jahren vom selben………sie wird ihre Probleme wohl ins mit ins Grab nehmen
Hey,
vielen Dank für diesen Artikel. Es stimmt. Man kann helfen. Aber es sollte und darf nicht über die eigenen Grenzen gehen. Sonst ist man selbst irgendwann mal jemand, der Hilfe braucht… Ob das dann so erstrebenswert ist, ist die Frage…
Schönes WE!
Grüße
Nicole
Liebe Romy,
herzlichen Dank für deinen gelungenen Artikel. Was Du schilderst kann ich zu 100 % nachvollziehen. Mir ging es genauso wie dir. Als hochsensibler Mensch spüre ich einfach sofort, wann jemand Hilfe braucht, übernehme sofort Verantwortung, auch wenn es eigentlich nicht meine Aufgabe ist, dies zu tun. Und Nein-Sagen gehört auch nicht zu meinen Stärken. Mein Burnout hat mich dahin gebracht, dass ich das alles einfach nicht mehr leisten kann. Und zunehmend auch nicht mehr will. Ich habe verstanden, dass ich keineswegs so uneigennützig geholfen habe, wie ich dachte. Das Gebrauchtwerden, die Dankbarkeit, die Anerkennung der Leistung, das ist die angestrebte Gegenleistung. Und mangelnde Dankbarkeit oder gar ein A-tritt wird nur dann die Reaktion sein, wenn ich aus meiner Bedürftigkeit nach diesen Gegenleistungen heraus gehandelt habe. Immer wenn ich mehr gebe, als ich ohne Einschränkung meines Wohlbefindens oder meiner Energie geben kann, dann tue ich es aus diesen Gründen. Und das ist nicht nur für mich schädlich, sondern ich bringe die anderen in Abhängigkeit, unterstütze ihre (erlernte) Hilflosigkeit oder schlicht ihre Faulheit. Deshalb ist es meine Verantwortung mir und anderen gegenüber, das richtige Gleichgewicht zu finden.
Liebe Ute,
danke für Deinen Kommentar! Darf ich fragen, wie und ob Dir das inzwischen gut (besser) gelingt?
Viele Grüße
Romy
Liebe Romy, vielen Dank für diesen wunderschönen Beitrag. Deine Texte sind sehr berührend und sprechen mir aus der Seele.
Lieber Richard, danke für den Tipp mit deiner Website, auf die mich das Interesse zum Thema Numerologie geführt hat und ich beim Durchklicken über diese wunderbaren dicken Socken gestolpert bin 🙂 Finde ich ganz toll.
LG Ivaine
<3 danke, ivaine!
Hallo!
Ja… auch ich bin so jemand, die sehr auf das Leid anderer anspricht oder besser gesagt sehr empfänglich dafür ist. Ob nun echtes Leid oder lediglich vorgespieltes, damit der-/diejenige in der Opferrolle verbleiben kann… :-/
Es ist eines meiner Muster, dem ich nach einem Burnout mit Hilfe der Therapie auf die Schliche gekommen bin. Jetzt bin ich dabei, das Leid anderer nach wie vor sehen und erkennen zu können und dann selbst und nicht mehr automatisch, sondern aktiv zu entscheiden, ob ich a) was aktiv tun kann bzw. wirklich will, b) in welcher Form ich das tue (manchmal reicht es durchaus, das Leid anderer erkennen zu können und gar nicht viel tun zu müssen außer zuzuhören und den anderen wirklich zu SEHEN und zu erkennen!) und natürlich auch c) dabei trotzdem bei mir zu bleiben und mich nicht im andern „aufzulösen“.
Das Wichtigste für mich ist erstmal, das Leid zu erkennen ohne mich getrieben zu fühlen, es – wie auch immer – abstellen, vertreiben oder gar verhindern zu müssen. Leid gehört zum Leben wie Freude auch. Das war ein Prozeß, das zu verinnerlichen und daß es normal ist und zum Leben dazu gehört. Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und so sicher, wie auf die Nacht der Tag folgt, ist Leid die andere Seite der Medaille zur Freude.
Eines meiner Überlebensmuster hieß eben, dass ich das Leid anderer auf mich nehme, um sie genau davor zu beschützen. Im Grunde war es ein Abwehrmechanismus, um mein eigenes Leid und den damit verbundenen Schmerz nicht spüren zu müssen.
Danke für den Artikel!
LG
Sabine
ja die Sache mit dem Helfen. Es fällt mir oft schwer Grenzen zu ziehen. Dein Bericht hat mir etwas mehr Klarheit verschafft. Danke Dir dafür.
Grüße
Monika
Hallo!
Ich finde diesen Satz-Tipp echt hilfreich!
Da geht mir ein Lichtlein auf, dass genau diese Satz schafft, Lästern stoppen kann.
Ich gebe zu, über bestimmte Personen kann das Lästern Spaß machen.
Oft muss es jedoch nicht sein…
PS: Allgemein toller Blog, Kompliment!
Grüße
Ops, hab den Kommentar im falschen Beitrag hinterlassen.
Ich lass den noch mal beim richtigen Beitrag da…da ist eh ein Fehler drin, ist mir grad aufgefallen 😀
Also ruhig beide Kommentare von mir nicht freigeben. 🙂
Ich denke, dass man jede um Hilfe bittende Person separat betrachtet sollte und abwägen sollte, ob sie die Hilfe wirklich benötigt (wie auch zwischen den Zeilen angedeutet wird).
Wenn jedoch immer die gleiche Person um Hilfe bittet, bei Dingen die sie selbst erledigen könnte, dann sollte man stutzig werden und auch mal „Nein“ sagen und sich nicht ausnutzen lassen. Ganz klar!
Wenn es ein ausgeglichenes Hilfeverhältnis ist, dann ist es eine win-win Situation und vollkommen in Ordnung. Solange sich die Hilfeleistungen nicht extrem unterscheiden. Also dass der eine um 1 Mio EUR bittet und dafür dem Gegenüber die Tür aufhält. Dann stehen die Leistungen natürlich in keinem guten Verhältnis. 😀
Der Artikel ist sehr aufschlussreich, vielen Dank dafür!
Manchmal schon wunderlich, wie das Leben so spielt. Dein Text trifft mich heute mitten in Herz.
Seit ein paar Monaten geht es einem meiner Freunde sehr schlecht. Gesundheitliche Probleme, Job weg, Einsamkeit etc. Als Freundin wollte ich da natürlich helfen und habe seelischen und materiellen Beistand geleistet.
Nach einiger Zeit habe ich dann durch Zufall erfahren, dass er das Geld was er vom Amt bekam, direkt am ersten Tag komplett verprasst hat. Als ich vorsichtig nachfragte, wiegelte er ab.
Jeden Tag hat er sich bei mir ausgeheult, wie schlecht sein Leben wäre und das alle Anderen es auf ihn abgesehen hätten. Habe mir alles geduldig angehört und immer wieder versucht ihm Mut zu machen.
Schließlich war dann ein Punkt erreicht, an dem ich mir das Gejammer nicht weiter anhören wollte/konnte, da es mich selbst runtergezogen hat. Habe ihm dann gesagt, dass er selbst für sein Leben verantwortlich ist und er nicht immer alles auf „die Anderen“ schieben solle.
Letztendlich hat er nun jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen. Im ersten Moment hat mich das sehr verletzt, denn ich wollte schließlich nur helfen. Und ja sauer bin ich immer noch irgendwie, zumal er mir eine „Abschiedsnachricht“ geschrieben hat, die mich echt fertig gemacht hat.
Im Endeffekt fühle ich mich aber befreit. Er ist ein erwachsener Mann und ich kann nicht sein Leben für ihn leben.
Krasse Geschichte, und die Richtige Entscheidung denke ich.
Nach mehreren negativen Erfahrungen verleihe ich auch gar kein Geld mehr.
Auch nicht innerhalb der Familie.
Viel Erfolg weiterhin!
Vielleicht geht es ja auch umgekehrt, dass man sozusagen süchtig wird nach Hilfe,nach Aufmerksamkeit ?
Insofern war es wichtig, dass ich das hier lesen konnte.
D.I.
Liebe Romy,
beim recherchieren und lesen bin ich über diesen tollen Artikel gestolpert. Ich denke wir kennen fast alle die Situation, in der wir glauben, in der Lage zu sein, jemand anderes zu erretten. Wie anmaßend dieser Gedanke eigentlich ist, wird uns erst sehr viel später bewusst.
Wir glauben, es macht nur soviel Hilfe Sinn, wie der andere sich auch annehmen kann. Alles darüber hinaus richtet bloß Schaden an einem selbst an.
Besonders interessant ist auch der Gedankengang, dass wir Helfen gerne als Ausrede benutzen, um unsere eigene Angst zu kaschieren.
Uns hat der Artikel sehr gefallen.
Mali von Konträr
Ja jemanden Helfen ist gut und schön aber man sollte eben wie schon gesagt, sich selbst nicht vergessen oder besser gesagt vernachlässigen, sonst brauchst man vielleicht bald selber Hilfe.
Danke für den tollen Artikel, hat mir sehr gut gefallen.
Toll, ein sehr wichtiger Bericht. Dennoch, wir sollten nicht zu oft helfen, und richtig, ja aus den richtigen Gründen.
Der Buddhismus als spirituelle Psychologie spricht vom Leid im Leben als verändernden Faktor. Wenn ich jemanden sein Leid abnehme oder verhindere, bestes Beispiel ist der Alkoholiker, gibt es für ihn keinen Grund dein Leben oder sein Verhalten zu ändern. Mit unserer Hilfe wird er dort bleiben wo er bisher immer war. Und auch wir werden immer da bleiben wo wir bislang waren, wenn wir uns mit falscher Hilfe ablenken und uns vor unserem eigenen Leid flüchten. Namaste
Dank der Sprachsteuerung von Google hat sich ein kleiner Fehler bei mir eingeschlichen, es heißt natürlich “ gibt es keinen Grund, sein Leben oder sein Verhalten“ zu ändern
Ein wundervoller selbstreflektierter Beitrag der so manches Ego zum Nachdenken bringen wird und sogar Leben retten kann. Von Herzen Danke
Oh man – das bin voll ich – ich Helfe auch IMMER allen anderen – bevor ich was für mich tue.
Ich mein – ich helfe gerne, ich habe ja viel Zeit und oft nicht besseres zu tun … immerhin so langsam bekomm ich auch mal was zurück.
Der eine Kumpel schenkte mir ein Motor für meinen Bulli als der zum 3. mal kaputt ging (trotz neu aufbau in einer werkstatt – jetzt doch alles selbst gemacht) Bei dem anderen bekomm ich die Möglichkeiten an Seminaren teil zu nehmen die sonst mehrere 100 Euro kosten würden.
Und wenn ich es ZULASSEN könnte, würde man mir sicherlich auch Helfen – aber ich habe bis jetzt IMMER alles alleine geschafft – ich finde immer wege und lösungen dinge zu Bewältigen die man eigtl mit 3 Personen machen müsste.
Und bevor ich jemand erkläre was ich will – und er/sie es nicht versteht, mach ich es in der Zeit alleine. WObei ich dabei dann auch oft denke, die anderen haben ja anderes zu tun, und will deren Zeit nicht verschwenden, für etwas, das ich auch alleine schaffe.
Ok – mitlerweile frag ich auch doch ab und zu nach hilfe – zB. als ich einen Motor auf Palette in meine Kabine heben sollte 😀
Glaub aber auch nur, weil es zu 2 (eigtl besser 3) schneller ging als alleine 😀
und wie kommt man da jetzt am besten raus – Endlich NEIN zu sagen um ein JA zu sich selbst zu bekommen?
LG Timon
unglaublich wohltuend…. für mich die Bestätigung meines eigenen Verhaltens und, die daraus zu ziehenden, richtigen Schlüsse… danke dafür! Das kann ich gerade jetzt gut brauchen!
[…] Ressourcen sorgsam umzugehen, denn man weiß nie, was noch so kommt im Leben. Inspiriert von einem Artikel heute Morgen kamen mir dann beim Laufen die Gedanken zu diesem Beitrag.Darin geht es um die […]