Teile diesen Beitrag "Forschung: Linkes vs. rechtes Gehirn nur ein Mythos"
Die linke Hirnhälfte sei für das logische, analytische, methodische Denken verantwortlich, heißt es immer wieder. Die rechte für kreative, künstlerische, emotionale Dinge. Und: Bei den meisten von uns sei eine der Hälften dominant.
Es ist die Grundlage unzähliger Bücher und Persönlichkeitstests, der Inhalt tausender Seminare und Coachings … und leider größtenteils Unsinn.
Ergebnisse aus der Hirnforschung
Forscher der University of Utah haben dieses „Wissen“ als Mythos entlarvt. Über 1.000 Gehirne untersuchten sie.
Das Ergebnis:
Alle Teilnehmer der Studie nutzen ihre gesamten Gehirne auf die gleiche Weise. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass manche eher die rechte, manche eher die linke Seite mehr nutzen würden.
Dr. Jeffrey Anderson, Leiter des fMRI Neurosurgical Mapping Service der Uni Utah:
„Zwar benutzt das Hirn manche Regionen mehr als andere, um bestimmte einzelne Aufgaben zu erfüllen. Sprechen zum Beispiel entspringt bei Rechtshändern eher der linken Seite des Hirns.
Das bedeutet jedoch nicht, dass großartige Sprecher oder Schriftsteller ihre linke Hirnseite mehr nutzen würden oder dass dort mehr neuronale Verbindungen seien.
Es ist ein Missverständnis, dass alle analytischen Aufgaben eher mit der einen Hälfte und alle kreativen eher mit der anderen zusammenhingen. Nur durch die starken Verbindungen zwischen sämtlichen Regionen des Gehirns können wir Menschen kreativ und analytisch denken.
Kreativität entsteht also nicht in der rechten Gehirnhälfte und die Problemlösung nicht in der linken.“
Anderson und sein Team bezogen Personen im Alter von 7 und 29 Jahren ein. Sie untersuchten in mehreren Experimenten die Aktivitäten in insgesamt 7.000 Hirnregionen und die neuronalen Verbindungen innerhalb und zwischen ihnen. Bei sämtlichen Getesteten fanden sich gleich viele Aktivitäten und Verknüpfungen in beiden Hälften.
Nach diesem Kriterium lassen sich Menschen also definitiv nicht nach Typen unterscheiden.
Woher der Mythos kommt
Der US-amerikanische Neurobiologe Roger Sperry bekam in den 1960er-Jahren einen Nobelpreis für seine Forschungen zu Epilepsie-Patienten. Diese wurden mit einem chirurgischen Eingriff behandelt, bei dem das Gehirn entlang des „Corpus Callosum“ zerschnitten wurde, jener Region, die die linke und rechte Hemisphäre verbindet. Dadurch konnten die Hirnhälften nicht mehr miteinander kommunizieren. Im Rahmen dieser Untersuchungen fanden Sperry und sein Team auch heraus, welche Teile des Hirns in Sprache, Mathe, Zeichen oder anderen Aufgaben mitwirken. Populärwissenschaftliche Hobby-Psychologen vereinfachten und verdrehten diese Ergebnisse und propagierten fortan Persönlichkeitstypen mit „dominanter linker oder rechter Gehirnhälfte“.
Neurowissenschaftler hielten das schon immer für falsch – und die neuen Studien mit über 1.000 Gehirnen geben ihnen Recht.
Da müssen wir uns wohl wieder mal umstellen. Auch wenn das für beide Gehirnhälften ein bisschen unbequem ist.
Mehr unter Sprich achtsam: Wie Deine Worte nachhaltig Dein Gehirn verändern und unter Du hast nur 5 Minuten am Tag Zeit, um Dein Leben zu ändern? Forscher empfehlen DAS.
Photo: A Health Blog
Wissenschaftliche Erkenntnisse kommen und gehen. Für mich ist das Gehirn gar nicht Ursache einer Prägung. Nur ein Werkzeug, das sich Anforderungen anpassen kann.
Es ist für mich immer wieder amüsant – wenn es um Für und Wider geht, zieht der Mensch seinen Verstand hinzu.
Kein Forscher oder Wissenschaftler, kann und wird jemals seine Forschungen belegen können – sobald es außerhalb von Raum und Zeit geht.
In dem scheinbaren – dem Leben, geht es um nichts. Ob linke oder rechte Gehirnhälfte – es macht keinen Unterschied.
OK – für die Pharmaindustrie wäre es wieder ein Geschäft. Wenn auch nur scheinbar.
Das ist einer der Gründe, waurm ich fast nur noch Bücher von „echten“ Wissenschaftlern lese und nichts von irgendwelchen „Praktikern“, die ihre mehr oder weniger zufälligen Beobachtungen nachträglich mit irgendwelchen Theorien aufhübschen.
Ich dufte mal live dabei sein, wie sich ein Naturheiler eine erklärende Theorie für seine Methode zurechtgebastelt hat. Als Naturwissenschaftler war das schwer zu ertragen.
Das soll nicht heißen, dass die Naturwissenschaften alles erklären können. Im Kern geht es ganz einfach um die Methode oder Herangehensweise. Man darf sich nicht einfach irgendwas ausdenken.
Dass das mit den beiden Hirnhälten nicht stimmt ist schon lange bekannt. Ich wette, dass sich dieser Mythos trotzdem noch Jahrzehnte lang halten wird. Genau wie das Märchen, dass wir nur 10 Prozent unseres Gehirns nutzen. Es gibt noch mehr davon.
Für die persönliche Erfahrung des Individuums sind solche Fragen doch sowieso komplett nebensächlich…
Manchmal habe ich das Gefühl, die Wissenschaft dient nur noch sich selbst.
Gerade mit einem Kollegen lange über diese Behauptung gestritten. Er wollte es mir einfach nicht glauben, dass diese Behauptung falsch wäre. Immer wieder interessant, wie auch die Wissenschaft zur Mythenbildung neigt!!! Sehe ich in meinem Spezialgebiet – der Philosophie – auch immer wieder. So hat Sokrates höchstwahrscheinlich seinen berühmtesten Satz „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ niemals so gesagt!
Das zugrunde liegende Paradigma, die Kompartmentalisierung des Gehirns in Areale, deren Funktion man im Zusammenspiel oder gar für sich alleine durch bildgebende Messverfahren ergründen kann, ist ohnehin widerlegt. Man kann vom Hemisphärenmodell übrigens jederzeit Verbindungen in die Spiritualität herstellen: Die linke, unstete, impuls-getriebene Körperhälfte befeuert die rechte Hirnhälfte, die rechte, stete Körperhälfte die linke. Die grundsätzliche Idee in etlichen spirituellen Systemen ist nun, die linke Seite entweder zu hemmen oder ihr ihren Lauf zu lassen und eine Transformation zu erfahren.
Hmm, vielleicht ganz interessant: https://www.youtube.com/watch?time_continue=14&v=dFs9WO2B8uI