Teile diesen Beitrag "Die Vorteile von Minimalismus: 7 Gründe, Dein Leben zu entrümpeln"
Text von: Johanna Wagner
Vollgestopfte Schränke, ein vibrierendes Smartphone und ein überfülltes E-Mail-Konto. Eine Anrufliste, die auf meine Rückrufe wartet, ein Bücherregal, das an eine Bibliothek erinnert und Berge von Klamotten, die für drei Leben reichen. Wenn ich zwei Punkte meiner To-Do-Liste abgehakt habe, sind längst vier neue hinzugekommen.
Dass sich die Papiere auf meinem Schreibtisch nicht nur auf einem Stapel stapeln, sondern sich schon die Stapel stapeln, ist nur ein äußerliches Sinnbild für meine Innenwelt. In mir drin sieht’s mindestens genauso voll und unaufgeräumt aus. Aber zum Glück sieht das keiner…
Manchmal wünsche ich, diesen komplexen, modernen Wahnsinn einfach auszuschalten. „Klick“ … und alles ist einfach mal still. Die eigenen, nicht endenden Gedanken mit eingeschlossen.
Einfach mal Ruhe, einfach mal nichts – vielleicht mal nur ich!? Kann ich das noch? Kann ich das aushalten?
Oft muss ich in diesem Zusammenhang an meine Zeit in Südamerika denken, als ich tagtäglich Menschen in Armut begegnete. Ich möchte Armut in keinem Punkt mit Minimalismus vergleichen. Aber dort habe ich häufig ein anderes Miteinander erfahren, ein anderes Gefühl für Zeit, vielleicht sogar eine andere Gelassenheit aufgrund der begrenzten Möglichkeiten. Und mich mittendrin beim Aufatmen ertappt.
Als würde das begrenzte Materielle die eigentliche Struktur des Lebens hervorheben: Die Familie, die Nahrung, das Gespräch, das tatenlose Sitzen am Straßenrand in der Sonne. All das war plötzlich wieder wichtig – das Wichtigste!
Seitdem bedeutet Minimalismus für mich, mein hochkomplexes, durchgetaktetes Leben bewusst zu vereinfachen; die unendlichen Möglichkeiten willentlich zu begrenzen und eine Zeit lang nur für die Unerreichbarkeit erreichbar zu sein.
Man denkt immer, das geht nicht. Aber es geht! Man muss es nur tun. Sich raus aus dem Strom bewegen und ans Ufer setzen. Schau’ doch mal von dort aus zu, wie alle um ihr Leben schwimmen, obwohl das ruhige Ufer so unglaublich nahe ist.
Hier sieben Gründe, häufiger zu entrümpeln – nicht nur unsere Schränke, sondern unser ganzes Leben.
1. Du hast mehr Zeit und bist entspannter
Wer Prioritäten setzt und den Tag gut plant, nicht allem und jedem zusagt, erspart sich Hektik und erschafft Freiräume. Außerdem: Wer weniger konsumiert, hat mehr Zeit. In all den Stunden, die Du mit Suchen, Kaufen, Instandhalten und Entsorgen verbringst, könntest Du einfach nur leben.
2. Du sparst Geld
„Der einzige Sinn und Zweck des Geldes besteht darin, es nicht zu haben, sondern es zu benutzen. Der Hauptgrund, Geld zu verdienen, ist, sich Erfahrungen zu ermöglichen“, sagte Stuart Wilde.
Weniger konsumieren bedeutet: Es bleibt mehr Geld im Portemonnaie und erlaubt Dir die Frage: Wie könntest Du Dein Leben mit diesen Ersparnissen wirklich bereichern?
3. Dein Leben wird selbstbestimmter
Mit weniger Gerümpel, aber mehr Zeit und Geld im Gepäck, kannst Du Dir kleine und große Träume verwirklichen. Verreise oder entspanne; zu zweit oder allein. Tue, was Du willst, weil Du es kannst. Am besten jetzt. Denn man weiß nie, wie lange es noch geht.
4. Du kommst in Kontakt mit Dir selbst
Wer Ballast abwirft, fühlt sich befreit. Denn alle Besitztümer verlangen nach Aufmerksamkeit und unser Unterbewusstsein reagiert auf Chaos. Weniger zu haben und mal unerreichbar zu sein, schärft den Blick für die eigenen Wünsche, Ziele und Bedürfnisse.
5. Du gewinnst neue Energie und kannst Dein Leben neu ordnen
Laut Karen Kingston, Autorin des Buches „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“, sammelt sich Gerümpel, wenn Energie stagniert. Aber umgekehrt stagniert Energie, wo sich Gerümpel sammelt. Man kann das Leben wortwörtlich neu ordnen, wenn man aus“sortiert“, weil dies neue Lebensenergie freisetzt.
6. Du fühlst Dich frei
Wer den Kopf ausmistet, die Gedanken neu sortiert, kleine Sorgen und alte Glaubenssätze über Bord wirft, gewinnt Klarheit. Klare, fokussierte Gedanken und eine offene, freie Geisteshaltung schenken Dir einen freien Blick für das Schöne im Leben und lassen aufrichtiges Begegnen zu.
7. Du wirst zufriedener
Es macht zufrieden, wenn Du dich nicht mehr damit beschäftigst, was Dir als immer letzter Schritt zum großen Glück noch fehlt. Schaue auf das, was Du hast und schätze deine Schätze.
Minimalismus ist ein Geschenk an uns selbst
Minimalismus ist das nackte Leben, ein Geschenk an uns. Und wir überlegen viel zu viel, wie wir es anziehen sollen, es schmücken sollen, es füllen sollen, anstatt einfach zu genießen, dass es ist. Und dass wir sind. Wir sind! Meistens ziemlich gesund, meistens ziemlich in Frieden. Und dass wir eigentlich alles mitbekommen haben, was wir im Leben so brauchen. Und sowieso nichts anderes mitnehmen können, als unsere Erfahrungen und die Liebe, die wir gegeben haben und bekommen durften.
All das Gerümpel bleibt eines Tages hier. Also lasst uns anfangen zu reduzieren. Lasst uns auf das Wesentliche konzentrieren und unsere Leben aufräumen. Die Wohnungen, die Schränke, die Köpfe und die beschränkten Gedanken. Und vielleicht noch den Kalender, damit mal wieder Zeit bleibt – für uns, oder den Nächsten oder zum Nichtstun.
Schalt‘ mal Dein Handy aus. Schalt‘ mal deinen Kopf aus. Und komm raus aus dem sich immer schneller drehenden Karussell des Lebens, welches das Leben verpasst. Verpass‘ Dir mal eine Pause!
Atme ein und atme aus, und überleg‘ dir, was Du dann noch brauchst.
Mehr dazu unter Du willst entrümpeln? Befreie Dich von diesen 10 Dingen zuerst und unter Weniger besitzen ist gut, weniger wollen ist besser.
Photo: Amanda Wild
Danke, Johanna, dass du mir noch einmal den Wert des Minimalismus vor Augen führst.
Ich bin eigentlich auch recht minimalistisch, aber es gibt auch Phasen, die mehrere Monate gehen können, wo sich dann doch wieder viel ansammelt. Bis ich mich dann zurückbesinne und meine TODO-Liste und so weiter nochmal nach unnötigem Ballast durchforste.
Eine gute Hilfe fand ich da „Getting Things Done“ von David Allen oder die zenhabits-Abwandlung „Zen To Done“ von Leo Babauta.
Ich würde mich freuen, wenn du noch einen Artikel mit konkreten Tipps zur Entrümpelung schreiben würdest.
Hallo Marco,
vielleicht wäre das Buch „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“ von Karen Kingston etwas für Dich.
Liebe Grüße
Angie
Hey Angie,
hast Du dieses Buch gelesen? Gab’s da eine Idee, die Dich besonders gepackt hat?
Liebe Grüße Tim
Hi Tim,
ich habe es vor Jahren gelesen, fand es prima, sehr motivierend, praktisch anwendbar und konnte es in vielen Teilen auch umsetzen. Man sollte sich vom Titel (Feng Shui …) nicht abschrecken lassen, falls er irritieren sollte. Bei einer Bekannten von mir hatte es noch besser als in meinem Fall geklappt. Der „Hamster“ in mir ist – ähem – mit den Jahren ziemlich rückfällig geworden. 😉 Ich sollte also dringend mal wieder durchstarten.
Ich werde das Buch mal aus dem Regal hervorkramen (womit wir auch genau beim Thema wären), meiner Erinnerung damit wieder auf die Sprünge helfen und schreib Euch dann spätestens am WE mal ein paar Zeilen dazu, o.k.?
Kommt gut durch die Woche! 🙂
Hey Angie,
sehr gern! Ich hab die letzten Monate hier auch kräftig ausgemistet. Gibt aber noch mehr als genug zu tun.
Auch Dir noch eine gute Woche und bis bald,
Tim
Das Buch fiel mir vor ein paar Monaten zufällig in die Hände. Es ist wirklich gut!
Hallo Marco, hallo Angie,
vielen Dank für eure Beiträge!
Ich kann das Buch „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“ von Karen Kingston auch absolut empfehlen. Sie animiert zum Aufräumen auf allen Ebenen. Es ist ein sehr ganzheitlicher Ansatz und man entdeckt Gerümpel-Ecken, die man vorher gar nicht als diese wahrgenommen hat…
Einen Artikel mit konkreten Hinweisen finde ich selbst aber auch spannend…
Hallo Johanna,
wie so oft habe ich für meinen bald anstehenden Urlaub auch etwas Entrümpeln und Aufräumen eingeplant. (Bisher immer gescheitert.) Wenn ich’s packe, schreibe ich Euch ja vielleicht mal ein kleinen „Erlebnisbericht“ speziell im Hinblick auf die Tipps und Anregungen aus dem Buch. Auf jeden Fall habe ich jetzt durch Euch aktuellen Antrieb, die Sache anzugehen. Also der Geist ist immerhin schon willig … 😉
Liebe Gruß
Angie
Und ganz im Sinne des Minimalismus habe ich bei „Lieber Gruß“ schon das „n“ weggelassen. 😉
„r“ (OMG)
Der Artikel gefällt mir sehr gut. Was ich besonders mag ist, dass du verdeutlichst wie die äußere Ordnung und Ruhe letztlich zu innerer Ordnung und Ruhe führt. Minimalismus als Tool um die Innere Stimme zu besänftigen. Die Erfahrung, dass das so funktioniert, habe ich vor einiger Zeit selbst machen dürfen. Vielleicht bin ich auch Minimalist, auch wenn ich mich nicht so bezeichne.
Hallo Jan,
den Zusammenhang, dass die Wohnung (oder sei es nur der Schreibtisch) ein Spiegel für das eigene Befinden ist, kennen wahrscheinlich viele. Das schöne ist eben, dass man sich dies auch anders herum zu nutze machen kann: Im Außen aufräumen und somit das Innen klären.
Johanna ich bin sehr glücklich deine Worte und dein Geist hier zu finden.
Deine schreibweiße ist großartig !
Danke dir für diese tolle 7 Gründe!
Mach weiter so…..
Vielen lieben Dank Lisa 🙂
Wie innen so außen, wie außen so innen. Das stimmt voll und ganz. Ich durfte mich persönlich davon überzeugen und habe als Konsequenz daraus gnadenlos ausgemistet und bin damit noch immer nicht durch. Aber die guten Effekte wie im Artikel beschrieben zeigen sich schon seit einiger Zeit. Zur der Energie anzufangen verhalf mir das Buch „Leben statt kleben“ von Birgit Medele. Sie hat einen schönen Schreibstil, der zum Loslegen animiert und nicht belehrend ist. Vor mir eine klare Empfehlung, wenn jemand den ersten „Tritt in den Hintern“ sucht und anfangen will, sein Leben auf den Kopf zu stellen.
Kurz gesagt: Mit weniger Zeug im Leben geht das Leben leichter!
Hallo Thomas,
schön, dass du die positiven Effekte spürst – das ist ja oft der beste Grund, um dabei zu bleiben! Vielen Dank auch für deinen Buchtipp. Genieße dein (wortwörtlich) leichteres Leben 🙂
Hey Johanna,
ich beschäftige mich inzwischen seit ca. 2 Jahren mit diesem Thema und habe in dieser Zeit sowohl innerlich als auch äußerlich mehrere Räumungsaktionen hinter mir – und jede von ihnen hat einfach gutgetan.
Dein Artikel fasst die Vorteile nochmal sehr schön zusammen, vielen Dank dafür!
LG Nina
Sehr schön und so wahr, liebe Johanna. Danke für die Erinnerung.
Als Ergänzung nenne ich 8 Probleme, die ein einfaches Leben lösen kann http://www.einfachbewusst.de/2015/01/einfaches-leben
Viele Grüße aus Franken
Christof
Vor kurzem habe ich das Buch „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“ in meinen vollen Bücherregalen (räusper) wieder aufinden können und begonnen, es erneut zu lesen. Ich bin noch beim ersten Kapitel, in dem es u.a. darum geht, warum man überhaupt so einiges an Krempel ansammelt. Die genannten Motive sind natürlich höchst verschieden (z.B. Sicherheit, Zukunftsangst, Status oder der Glaube, dass „mehr“ besser ist etc.). Einen Gedanken aus dem Buch wollte ich aber gern vorab mit Euch teilen und zitiere hier Karen Kingston: „Liebe und Angst können nicht im selben Raum existieren, also hält alles, woran wir aus Angst festhalten, uns davon ab, in unserem Leben mehr zu lieben. Wenn wir das Gerümpel aber wegschaffen, wird mehr Liebe in unser Leben strömen können. Die Angst hält einen davon ab, zu sein, wer man wirklich ist, und das zu tun, wozu man hergekommen ist. (…)“
[…] auch Die Vorteile von Minimalismus: 7 Gründe Dein Leben zu vereinfachen und Warum Du viel freier bist als Du […]
….mir gefallen die Beiträge über Selbstdiziplin, Ruhe, zu sich selbst finden, Gelassenheit, Frohsinn, Heiterkeit, Freundschaft,Natur auf sich wirken lassen, Klarheit, Einfachheit, u.v.m. – Ich denke aber, dass dies sehr relative und allgemeine Begriffe sind, die für jeden Einzelnen eine eigene und seiner Persönlichkeit entsprechenden Eigenschaft, anders sind. Nichtsdestotrotz sind Gedanken darüber für jeden Menschen wertvoll und führen zur Nachdenklichkeit und Überprüfbarkeit der Dinge, wie sie heute sind. Zu schnell passt man sich den Gegenbenheit an. Andererseits möchte ich nicht alles infrage stellen und überprüfen wollen. Es ist die Angelegenheit eines jeden Menschen, kritisch darüber nachzudenken, was für ihn gut oder schlecht ist. Dafür muss Zeit und Ordnung sein.Ich habe in meinem Leben gelernt, dass innere und äußere Ordnung der Grundstein dafür ist, meinen Alltag im Beruf und in der Familie zu überblicken, sinnvoll und harmonisch zu gestalten. Nicht immer ist an unserer schnelllebigen Zeit nur alles schlecht. Ich habe gelernt, auch hier zu sortieren ohne die Gegenwart – in der ich nun einmal lebe – schlecht und mies zu machen. Auch ein geringer Wert an „Luxus“ gehört dazu. Ich danke fürs Lesen und freue mich auf eine Antwort.
Liebe Erika,
vielen Dank für Deinen Kommentar und die wertvollen Gedanken.
„Es ist die Angelegenheit eines jeden Menschen, kritisch darüber nachzudenken, was für ihn gut oder schlecht ist. Dafür muss Zeit und Ordnung sein.“ – gefällt mir besonders gut und auch Dein Gedanke, dass im Jetzt nicht alles schlecht ist. Tatsächlich geht es ums Selektieren der Möglichkeiten, was mit Ruhe und Klarheit viel besser gelingt.
Wir leben in einer wirklich guten Zeit und sollten diese auch schätzen. Weniger ist dann manchmal mehr.
Liebe Johanna, ich möchte dir einen riesigen Dank für diesen Artikel aussprechen. Ich habe ihn heute, nach vier Monaten, noch einmal gelesen und festgestellt, dass sich einiges verändert hat und die ‚Initialzündung‘ in diesem Artikel lag. Ich habe meine Wohnung, meine Arbeit, mein Umfeld und viele weitere Themen ‚durchkämmt‘ und bin einiges an Ballast losgeworden. Z.B. im Bereich Wohnen: ich habe über 50 Kisten und Säcke Gerümpel aus meiner Wohnung geräumt und das Gefühlskarussel, das damit einher geht, ist der Hammer 🙂 jetzt ist fast alles strukturiert, ich weiß genau was ich besitze und wo es steht, herrlich. Riesen Dank dafür 🙂 Liebe Grüße, Yvonne
Liebe Yvonne,
wie wunderschön!!! Ich freue mich sehr darüber und mit Dir und auch, dass mein Artikel seinen Teil dazu beitragen konnte.
Genieße Deine neue Ordnung.
Naja die 7 Punkte kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn ich mich beschäftige mit mir selbst dann kommt doch das Gefühl Langweile doch hoch. Wenn ich mehr Geld auf dem Konto durch den Verzicht habe, dann kommt doch neuer Stress hinzu(wo verreise ich, mit wem, wann usw) das ist dich auch stress und man beschäftigt sich mit Nebensächlichkeiten. Und einfach auf der Couch liegen ist langweilig