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Text von: Christina Fischer

Auch mir wurde schon früh beigebracht, dass ich „Bitte“ sagen soll, wenn ich etwas haben möchte: „Wie heißt das Zauberwort?“ Nur ein Mal – mit etwa drei Jahren – machte ich den Fehler, auf diese Frage mit „Abrakadabra“ zu antworten. Aber ich lernte schnell. Auf die Frage nach dem „Zauberwort“ gab es nur eine Antwort. Nämlich: „Bitte.“ Und dann bekam ich in der Regel auch – wie durch Zauberhand – worum ich gebeten hatte.

Bei „Danke“ war das ein bisschen anders. „Danke“ sagte ich meistens erst nach einer Ermahnung: „Wie sagt man?!“ Manchmal war auch ein erhobener Zeigefinger dabei. Und bevor die Sache irgendwelche unangenehmen Konsequenzen haben konnte, bedankte ich mich geschwind. Während „Bitte“ ein Zauberwort war, war „Danke“ also nur ein notwendiges Übel.

Seither sind ein paar Jahre vergangen und Ich bin mir inzwischen sicher:

„Danke“ ist auch ein Zauberwort.

Ein simples „Danke“ hat manchmal sogar eine solche Wirkung, dass es Dein ganzes Leben unendlich viel einfacher, vor allem aber auch glücklicher machen kann, wie Studien belegen. Unter anderen hat Shawn Achor, der an der Harvard-Universität jahrelang zu Glück und positiver Psychologie forschte, herausgefunden, dass uns regelmäßiges „Danke“-Sagen außerdem sogar erfolgreicher und sogar gesünder macht.

Hier fünf Situationen, in denen wir viel zu oft nicht Danke sagen – obwohl genau das unser Leben leichter machen kann.

1. Wenn Dir jemand Arbeit abnimmt

Wenn mir jemand die Tür auf- oder den Fahrstuhl anhält, eine schwere Tasche abnimmt oder mich an der Kasse vorlässt, dann bedanke ich mich ganz selbstverständlich.

Nahm mir aber jemand im Berufsleben einfach so mal Arbeit ab, dann fühlte ich mich so gar nicht dankbar, sondern vielmehr erniedrigt (denkt der etwa, ich kriege das nicht hin?). Ich wurde sauer und sagte zerknirscht: „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“

Ich tappte in eine bekannte psychologische Falle. Wenn wir uns bedanken, tun wir dies in der Regel, weil wir etwas erhalten haben, wofür wir eigentlich nichts getan haben. Leicht fühlen wir uns dann in der Schuld des anderen und unangenehm abhängig. Besonders im leistungsorientierten Berufsleben liegt uns diese (angebliche) Schuld schwer im Magen. Dabei könnten wir die Hilfe auch als Geschenk sehen, als freiwillige Wohltat des anderen. Die freundliche Entlastung genießen … und uns bedanken.

2. Wenn Dir jemand ein Kompliment macht

Ein unerwartetes „Gut siehst du aus!“ kann mir mit Leichtigkeit den ganzen Tag retten.

Trotzdem höre ich mich in solchen Momenten oft etwas antworten wie: „Ach echt? Dabei sitzen meine Haare heute doch so gaaaar nicht (und meine Haut ist wieder so schlecht und weißt du eigentlich schon, wie billig meine Klamotten waren, und …?).“

Eigentlich ist so eine Antwort ja eigentlich ziemlich gemein. Denn wenn wir, die ein Kompliment bekommen, uns selbst abwerten, entwerten wir ja damit auch das Urteil des Komplimente-Machers. „Ach, du hast keine Ahnung!“. Fies, oder?

Dabei könnten wir doch einfach „Danke“ sagen. Das hätte sogar einen doppelt positiven Effekt: Wir schätzen den anderen damit wert. Und wir können uns dadurch auch selbst mehr freuen über das Kompliment, es leichter annehmen (vielleicht bin ich ja doch nicht so Scheiße, wie ich manchmal denke?).

3. Wenn Du Feedback bekommst (auch, wenn es negativ ist)

Niemand wird gerne negativ bewertet. Aber wir kommen in unserem Leben einfach nicht drum herum. Ob ein Mitarbeitergespräch, ein unzufriedener Kunde oder eine Freundin, der wir auf den Schlips getreten sind. Ständig prasselt irgendeine Art von Feedback auf uns ein. In der Regel reagieren wir abwehrend. Im Chefgespräch starren wir wie ein gescholtenes Kind auf die Tischplatte, den Kunden watschen wir mit der platten Aussage ab, dass der Fehler sicher irgendwo bei ihm gelegen hat und die Freundin ist im Zweifelsfall einfach eine blöde Kuh.

Damit berauben wir uns jedoch einer wertvollen Chance: die Denkanstöße zu prüfen und sie je nachdem anzunehmen und an der Erfahrung zu wachsen.

Mit einem aufrichtigen „Danke“ zeigen wir unserem Gegenüber: Ich höre Dir zu, ich nehme Dein Feedback ernst. Das macht unser Leben leichter, denn sicher wird der andere uns so viel aufgeschlossener und milder gegenüberstehen.

4. Wenn Du ungerechtfertigte Kritik bekommst

Kritik ist nicht immer konstruktiv. Manchmal geraten wir an Menschen, die uns einfach runterziehen wollen. Aus Frust, Neid oder anderen Gründen, die allesamt nichts mit uns zu tun haben.

Dann können wir die Krallen auszufahren oder uns rechtfertigen. Oder aber wir nehmen diesen Leuten mit einem nüchternen „Danke“ mit einem Schlag den Wind aus den Segeln.

Versuch’s das nächste Mal mit einem sachlichen „Danke für Dein Feedback“ und warte ab, was passiert. Du könntest überrascht sein. Wenn Du damit signalisierst, dass dieser Affront keine große Sache für Dich ist, verpuffen solche Situationen oft sehr schnell einfach.

5. Wenn Du einen unerwünschten Rat bekommst

Bei ungefragten Ratschlägen könnte ich manchmal wirklich an die Decke gehen. Etwa wenn mir mein Freund beim Kochen das Messer aus der Hand nimmt, weil ich ihm das Gemüse zu umständlich schneide. Sowas kann sich leicht zu einem Machtkampf hochschaukeln. „Nein, ich schneide das Gemüse höchst professionell!“ „Doch! Du verletzt Dich noch. Und außerdem nimmst Du nie genug Salz!“ „Ach, Du hast einfach keinen Geschmack!“ …

Was, wenn wir stattdessen einfach „Danke“ sagen? Auch, wenn es uns vielleicht nervt: Sicher meint es der andere gut und will uns helfen.

„Danke“ ist also ein echtes Zauberwort. Lass uns öfter dafür entscheiden, seine Magie für uns wirken zu lassen.

Mehr unter Diese Frage wirkt wie ein Antidepressivum und 5 tägliche Dankbarkeits-Rituale.

Photo: beau-foto | Inspiriert von: James Clear