Teile diesen Beitrag "Wie Du Deine Berufung schon heute leben kannst (selbst im miesesten Job)"
Wir sprechen von Berufung und sofort tut sich ein Graben auf, in dem das große Unglück hockt und uns fressen will: der Graben zwischen dem wie‘s jetzt ist, wie wir jetzt arbeiten und leben auf der einen Seite – und dem, was wir für unsere große Bestimmung halten auf der anderen.
Tankwarte, die doch eigentlich Reggae-Musiker sein wollen. Bürokauffrauen, die doch eigentlich Ärzte sein wollen. Zahnärzte, die doch eigentlich Dichter oder Schlachter sein wollen. Und die sich allesamt in die Arbeit schleppen, Tag für Tag, mit dem Gefühl, im falschen Leben festzustecken.
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Dabei verwechseln wir zwei Dinge: Botschaft und Transportmittel.
Die Botschaft ist, was Du in Dir trägst. Die Berufung.
Das Transportmittel ist, wie Du die Botschaft nach außen trägst. Der Job, den Du gerade hast.
Manche Mittel tragen die Botschaft besser und weiter als andere, aber am Ende zählt vor allem, was sie transportieren.
Vielleicht ist Dein Transportmittel, Dein Medium, im Moment statt einer Blu-ray eine DVD oder CD oder Kassette oder auch nur eine von diesen alten Spieluhren, die man aufziehen muss und die nur noch in den Wohnungen sehr alter Menschen vorkommen, und in Horrorfilmen.
Trotzdem: Dein einzigartiges Lied bleibt unverändert und Du kannst es auch mit der Spieluhr zum Klinge-linge-lingen bringen.
Der Tankwart kann gestresste Kunden nicht nur mit Benzin volltanken, sondern auch mit Liebe und ein bisschen Entspannung, indem er sie wie Freunde behandelt und damit eine Insel für sie schafft. Die Bürokauffrau kann sich mit ganzem Herzen und ihrer ganzen Kreativität dafür einsetzen, Menschen trotz bürokratischem Wahnsinn zu helfen. Der Zahnarzt kann die Leute auf seinem Stuhl mit einer Fürsorge berühren, die ihren Nerv trifft und ihre Ängste zu Hackfleisch macht.
Keiner von uns muss die Musik in sich stumm schalten, nur weil der Rahmen (noch) nicht perfekt ist. Wir alle können nicht nur unsern Job machen, sondern dabei unser Umfeld und die Welt verändern, schon heute, und dann Tag für Tag.
P.S.: Klar sollten wir neue Aufgaben und Lebensumstände suchen, in denen wir unsere Berufung am besten ausdrücken können. Auf sie warten brauchen wir jedoch nicht. Siehe auch: 7 Fragen, die Dich zu Deiner Lebensaufgabe führen.
Inspiriert von: Steve Pavlina Photo: Geraint Rowland
Hallo Tim,
ein sehr schöner Ansatz, den auch ich selbst leider immer wieder all zu schnell vergesse. Warten auf den perfekten Moment, warten auf die perfekte Ausgangssituation, damit dies und jenes auch passieren kann. Das Problem ist, dass man meist wartet, weil man in Wirklichkeit Angst hat.
Angst davor, zu denken, das ist meine Berufung, dafür will ich alles geben, aber was passiert, wenn ich merke, dass es mich doch nicht so erfüllt, wie ich es mir vorgestellt habe? Oder wie der Reggae-Musik – liebende Tankwart, wenn er meint er ist nicht gut genug?
Und wenn wir es ganz bis an die Wurzeln verfolgen, ist es wieder die Angst vor dem Versagen, Angst vor dem nicht gut genug sein, Angst vor der eigenen Courage. An diesen „Drachen“ sollte man sich wenden und ihn einfach mal aushalten.
Hm, und wenn ich das hier so schreibe, denke ich bei mir, dass ich das vielleicht auch einfach mal tun sollte. 😉
Hi Ildiko,
hast Du’s gemacht? … dem Drachen in die Augen geschaut?
Für uns ist die Angst erst einmal, natürlich, ein Signal wegzulaufen und erst zurückzukommen wenn das weg ist, wovor wir uns fürchten. Leider klappt das so gut wie nie, der Drache steht dann immer noch da.
Das hier könnte was für diejenigen sein, die gerade in so einer Situation stecken wie Du sie beschreibst: https://mymonk.de/warte-nicht-bis-deine-angst-verschwunden-ist/
Liebe Grüße!
Tim
Hey Tim,
es gibt bei Zeit zu leben einen tollen Artikel, der heißt „Da wo die Angst ist, da gehts lang!“
Und so ist es wohl auch, die Angst, die man sich meist eh eher einbildet, hindert einen letztlich am Weiterkommen.
Und um deine Frage zu beantworten, ich hab schon dem einen und anderen Drachen in die Augen geschaut. Und ich denke auch eher, dass es nie gar keinen Drachen geben wird. Es werden immer wieder neue kommen, jedes Mal muss man es wieder tun. Und wieder und wieder und wieder.
Und ich wage es mal zu behaupten, dass ich darin schon ein klein wenig besser bin, als noch vor drei oder vier Jahren 😀
Moin Tim,
wieder ein wunderschöner und amüsanter Artikel mit bombigem Inhalt. Ich bewundere immer noch, wie du sowas immer so kurzweilig verpackst. Danke!
Was du beschreibst, ist im Prinzip das, was wir hier oft Loslassen nennen. Hier würde aber der Begriff Annehmen besser passen. Der Kern des ganzen ist vermutlich:
Du kannst dich nicht fortbewegen, wenn du nich die Position annimmst, an der Du dich gerade befindest.
Ich finde es übrigens sehr schön, dass du darauf hinweist, dass jeder bei dem, was er gerade tut, seine Leidenschaften einfließen lassen kann =)
Hast Du in deinem früheren Job auch schon Menschen Tipps fürs Leben gegeben?
Liebe Grüße
Norman
P.S.: Kam meine Mail an?
Hey Norman,
Dankeschön für die Blumen! 🙂
Mein Job als Unternehmensberater war nur ein kurzes Intermezzo von wenigen Monaten und ich hab recht schnell beschlossen, dass ich anders arbeiten und leben möchte. Statt trotzdem mein Herzblut in den Job zu stecken, hab ich’s daher vorher, nachher und manchmal auch in den Pausen in meine Websites gesteckt, von denen ich bald leben zu können hoffte.
Hätte ich keinen Plan B gehabt, auf den ich aktiv zuarbeiten konnte, dann wäre es mir hoffentlich gelungen, im Rahmen des Jobs so gut wie möglich aufzugehen.
Liebe Grüße
Tim
Hi Tim,
mal wieder ein sehr schöner Ansatz! Und auch ganz simpel.
Sich nicht in dem verlieren was schlecht ist, sondern das Beste daraus machen.
Liebe Grüße
Thomas
Hi Thomas,
so ist es – und das kann man jeden Tag tun … oder es zumindest versuchen.
Liebe Grüße zurück
Tim
Absolut genial, lieber Tim! Ein wunderschöner erster Schritt, nachdem einem bewusst geworden ist, dass man „im falschen Job“ ist. Für viele gibt es nur ein Ganz oder Gar nicht, doch in Wirklichkeit liegen ganz viele kleine Schritte dazwischen, die jeder von uns gehen kann!
Den Zahnarzt, der gerne Schlachter werden will und dann doch den richtigen Nerv trifft, finde ich übrigens grandios! 🙂
Anna
Vielen Dank liebe Anna! Wie ist es denn bei Dir – bist Du eher nah dran oder weit weg vom erträumten Idealberuf? LG! Tim
Ich bin gerade ganz nah dran! Es ist gerade alles im Entstehen und fühlt sich einfach wunderbar an! 🙂
Hi Tim.
Ich habe dein Artikel mit Interesse gelesen. Hat mich doch ein wenig zum nachdenken gebracht.
Ich stellte für mich fest, dass ich meine Berufung nicht die spezifische Tätigkeit als Berater sehe sondern die Leidenschaft hinter meiner Tätigkeit die eigentlich Berufung ist. So kann ich meine Leidenschaft anderen Menschen zu helfen in verschiedenen Möglichkeiten ausdrücken. Dies macht es einfacher einem verloren geglaubten Beruf nachtrauern zu müssen.
Herzlichst
Markus
Hey Markus,
besten Dank – und ja, das ist die andere Seite des Ganzen: nicht nur der Beruf, den man sich immer wünschte, aber bisher nie hatte lässt sich leichter ertragen, sondern auch der Wunschberuf, den man nicht mehr hat.
LG
Tim
Ich geh ja immer davon aus …. dass SCHÖPFUNG perfekt ist.
Und die einzigartige Schöpfung wird doch nicht ausgerechnet beim MENSCHEN einen Fehler gemacht haben.
Selbst wenn wir meinen, wir sind am *falschen Platz* – sind wir dennoch richtig, im Augenblick – in unseren Berufen, Beziehungen, Wohnorten ..
Und der RUF der BeRUFung folgt doch stets dem Licht und das scheint von Innen nach Außen, auch für den Weg .. soferne es eine Veränderung braucht.
Mit einem herzlichen Gruß aus den (leider nicht) verschneiten Bergen Tirols
Daniela
Hi Daniela,
Danke für Deine schönen Zeilen!
Was rätst Du denn Menschen, die sich schwer tun mit der Idee / dem Glaube, dass es keinen „falschen Platz“ gibt, sondern alles so gewollt ist, wie’s gerade ist?
LG
Tim
Sehr, sehr schöne sprachliche Bilder. Vom Inhalt mal ganz abgesehen, hat mich dein Text innerlich jubeln lassen. 🙂
Dankeschön Nadine!
“ Zahnärzte, die doch eigentlich Dichter oder Schlachter sein wollen“
Ich glaub nicht, dass ich gern zu dem Zahnarzt gehen würde, der lieber Schlachter wäre… 😉 Das Bild hat mich erst zum Schaudern und dann zum Lachen gebracht.
Für die Aussage des Artikels ist das natürlich nebensächlich, die geht über Botschaften und Transportmedien. Durch das oben erwähnte Bild habe ich darüber noch etwas mehr nachgedacht und ich glaube manchmal gibt es Transportmedien, die für bestimmte Botschaften ungeeignet sind.
Ein Schlachter, der gern alle Kunden zu Veganern machen möchte oder ein Autoverkäufer, der lieber bei einer Umweltschutzorganisation wäre, die den öffentlichen Verkehr fördert, können vermutlich in ihrem Beruf ihre Botschaft nicht weitertragen. Durch ihren Beruf tragen sie sogar eine Botschaft nach aussen, die dem was sie selbst glauben genau entgegengesetzt ist. In diesen Fällen ist die Suche nach einem anderen Beruf die einzige Möglichkeit.
Mit den meisten Transportmitteln bzw. Berufen kann man seine Botschaft aber mit ein wenig Kreativität durchaus weitergeben, das hast du sehr schön dargestellt.
Hi Monika,
Danke!
Sehe ich auch so: manche Dinge kann man nicht mal ansatzweise in Einklang bringen, dann streikt oft auch die Seele beim bloßen Versuch.
Ich glaube aber auch, wie Du, dass das nicht soooo viele Situationen sind, denen man nicht zumindest vorübergehend etwas abringen kann.
LG
Tim
Hey Tim,
klasse Beitrag. Beruf und Berufung lassen sich doch immer irgendwie kombinieren!
Dankeschön William!
Ein wundervoller Ansatz. Vielen dank, dass du ihn mit uns teilst.
Vielen Dank Sandro! Ich wünsch Dir n guten Rutsch!
Hallo Tim,
ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen und Dir sagen, dass dir wieder einmal ein kurzer & knackiger Artikel gelungen ist.
Meine Kreativität kann ich momentan – endlich mal – in meinem Brotjob ausleben. 🙂
Dir schöne Feiertage. 🙂
Hey Sascha,
Merci – ist mir immer wieder eine Freude, Dich hier zu sehen, so langsam kann man schon behaupten, dass wir seit Jahren in Kontakt stehen! 🙂
Vielleicht hast Du ja gerade ein bisschen Auszeit vom Brotjob … so oder so wünsch ich Dir und euch schöne Tage und einen guten Rutsch.
LG
Tim
Hallo Tim,
das können wir wohl in der Tat behaupten. 😉
Es ist jedenfalls schon sehr lange her, das ich das erste mal auf deinem Blog war. Ich komme immer wieder gerne hierher zurück und lasse mich von deinen Artikeln inspirieren.
Mein Brotjob… würde hier zu weit führen. Aber plötzlich ist dort kreativität gefragt… mein Einsatz! 🙂
Guten Rutsch und im neuen Jahr melde ich mich wieder. 😉
Grüße aus dem Norden
Sascha
Hallo Tim,
ich weiß irgendwie schon, dass du mit diesem Ansatz recht hast. Aber ehrlich gesagt, so oft ich mir das auch vorsage, es funktioniert (bis jetzt jedenfalls) noch nicht.
Da ist mir wohl mein eigener Sturkopf im Weg. Der sagt ständig: „Ich will aber“ oder „ich will aber nicht“…
Mal sehen, ob ich es trotzdem schaffe, mir deine Worte zu Herzen zu nehmen 😉
Ich wünsche dir schöne und besinnliche Feiertage!
Liebe Grüße,
Marie
Danke Marie, ich hoffe Du hattest und hast eine schöne Zeit zwischen den Jahren, wie Du sie Dir wünschst!
Vielleicht gelingt es Dir leichter, in der aktuellen Situation mehr / anderes von Dir einzubringen, wenn Du eine langfristige Perspektive für Dich entwickelst, die Dich ja womöglich ganz woanders hinführt?
LG
Tim
Wow Tim, da hast du etwas geschrieben, was im stressigen Berufsalltag oft vergessen wird: Dass man eben doch die Umstände und das Umfeld beeinflussen und verändern kann.
Aber das ist meistens auch ziemlich anstrengend, weshalb viele davor zurück schrecken. Auch die, die von den Einflussmöglichkeiten wissen.
Und manchmal ist es auch einfach hoffnungslos. Dann sollte man doch schauen, ob man nicht besser woanders unterkommt. Ist eine Gruppe erst mal festgefahren, dann kann es vergebene Liebesmühe sein.
Love it, change it or leave it. Falls gar nichts mehr hilft.
Merci Jonas! Was mir noch nicht ganz klar ist: ab wie viel oder wie wenig Auslebungspotenzial sollte man dringend einen neuen Job suchen? LG Tim
Ouh, die Zahnarzt-Metapher bohrt sich mir nun in den Kiefer, ich sollte da mal wieder hin… Nerv treffen, Hackfleisch, aaaah. OK, mein eigener Film. Jetzt zum Thema:
Auch für die Leute, die ihrer Berufung beruflich folgen können, ist es nicht perfekt. Man kann nicht immer nur das tun, was Berufung ist. Auch als Selbstständiger nicht. Irgendwann kommen immer Buchhaltung und Steuererklärung dran und so ein Geschäft muss schon ganz schön gut laufen, bis man das einem Profi delegieren kann, der dann (hoffentlich) seine Berufung in Steuererklärungen gefunden hat.
Drüben bei Geist und Gegenwart gibt es einen verwandten Artikel: http://www.geistundgegenwart.de/2014/08/krise-des-wollens.html
Da wir ja immer alles besser/geiler/undsoweiter machen wollen sollen, ist es auch schwer, sich mal hinzusetzen und zu sagen: Jetzt mach ich erst mal das – mal kucken, wie das so wird. Irgend ein anderer macht es dann immer besser, mit mehr Geld, mehr Liebe, mehr Freude… glauben wir zumindest, weil es in Facebook so aussieht (http://zwei.drni.de/archives/1486-FacebookIch+bin+scheisse.html)
Vielleicht sollte man mal damit anfangen, sich möglichst wenig zu verbiegen. Für manche mag das ohne Jobwechsel nicht gehen. Aber in den meisten Jobs kann man sehr viel mehr man selbst sein. Das ist eigentlich eine Bereicherung für alle, auch wenn mancher Vorgesetzte lieber alle so hätte, wie er selbst ist. Was eine Vollkatastrophe wäre, wenn sie so wären, denn ab einer gewissen Stellung sind Vorgesetzte oft nur noch Aufstiegskräfte und wenig Führungskräfte. Die können nix außer nach oben. Wenn alle so wären, würde keiner mehr die Arbeit machen.
So und jetzt hör ich Bob Marley, bei der nächsten Jam-Session könnte man doch auch mal wieder einen Reggae spielen, gute Idee.
Hi Toc,
fast schon Off-Topic, aber: vielleicht setzt das so viele Kräfte frei, wenn Du die Buchhaltungssache abgibst (und bezahlst), dass Du die Kosten locker wieder einspielen kannst?
Ich hab zwar BWL studiert, aber das Zeug ist mir trotzdem ein Dorn oder ein Dolch im Auge – hab’s nie bereut, dass ich schon sehr früh beschlossen habe, das zu „delegieren“ und in der gewonnenen Zeit lieber mehr Geld zu verdienen.
LG
Tim
Hey Tim,
bin mal wieder hier gelandet …weißt ja, die „besinnlichen“ Tage heutzutage 🙂
Sehr schöner und nachdenklich stimmender Artikel! Da ich mich in so einer Situation befinde, werde ich einmal versuchen das Beste daraus zu machen.
Leider ist es manchmal meiner Erfahrung nach so, dass man durch übermäßigen Einsatz Gefahr läuft, nur noch viel mehr Energie für eine Sache aufzubringen, als sonst schon und weil es ja einen nicht erfüllt und man somit keine oder evtl. nur bedingt Kraft daraus schöpfen kann, wird man dadurch nur noch müder und ausgelaugter.
Aber vielleicht kommt ja etwas zurück, wenn man, wie du schreibst, Freundlichkeit und Herzlichkeit verschenkt- einen Versuch ist es wert!
Liebe Grüße,
Mad
PS: Das mit der Berufung finde ich eh alles überbewertet und eine unnötige Druckmacherei. Was, wenn man ein Scanner ist und mehrere Interessen hat, hat man dann Berufungen?