Die Arbeit ist also getan. Das Bild gemalt. Der Text geschrieben. Das Lied gesungen. Die Rede geschwungen.
Du hast abgeliefert.
Und willst jetzt nur noch eins: den Applaus genießen, diese wohlige Dusche in Anerkennung.
Dafür tust Du das doch alles. Und dafür tu ich’s doch auch. Diese ganze Sache hier, die unendlichen Stunden, die ich in myMONK stecke, als wär’s eine Masthenne, die nur für eins da ist: um am Ende geschlachtet zu werden.
Oder?
Klatsch!Klatsch! geht der Applaus – Ratzfatz und es ist aus.
Das erste Problem, wenn Du Dein Werk für den Applaus verrichtest:
Er geht so schnell vorbei, dass Du nie zum Orgasmus kommst, sondern immer unbefriedigt zurückbleibst.
Denk an den Superstar, volle Halle, gefälliges Konzert, die Menge feiert ihn, und er geht ins Hotel und schläft nicht etwa erfüllt ein, nein, er gießt sich einen ein, und dann noch einen, weil er sonst nicht einschlafen kann. Diese Leere, diese verdammte Leere. Er braucht mehr, mehr, mehr Bewunderung.
Ist das Erfolg?
Klatsch!Klatsch! geht der Applaus. Ratzfatz und es ist aus.
Wenn er denn überhaupt kommt, wenn der Superstar nicht der einzige ist, der sich für einen Superstar hielt, in der leeren Halle, in die sich nur ein paar Leute verirrt haben, weil sie dachten, es gäbe Gratisbier.
Gib’s mir, Baby. Ich tu auch alles für Dich, was Du willst!
Das zweite Problem, wenn Du Dein Werk für den Applaus verrichtest:
Er korrumpiert Dich. Du hörst nicht mehr in Dich hinein. Tust nicht mehr, was Du aus ganzem Herzen für richtig hältst, sondern was den meisten Applaus verspricht. Deine Arbeit mag gefeiert werden, aber sie wird blutleer, wie die Henne nach der Schlachtung.
Denk an den Superstar, wie er seine größten Hits spielt, die die Menge hören will, wieder und wieder, ein Bett im Kornfeld, ein bisschen Spaß muss sein, Fiesta Mexicano, bis er aus dem Fenster springt.
Ist das Erfolg?
Besser als Applaus.
Wenn nicht für den Applaus, wofür dann die Mühen, die Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre, in denen Du Dir die Finger wund malst oder die Stimme wund singst oder um Dein Leben bloggst oder Reden probst, mit dem Troll des Zweifels als einzigem Zuschauer, wie er da in der Ecke sitzt und Dich die ganze Zeit abwechselnd auslacht und böse anstarrt?
Wie wär’s damit:
Du verrichtest Dein Werk so, dass Du völlig darin aufgehst und am Ende stolz auf Dich bist. Du gibst die Macht über Deine Arbeit und Deine Gefühle nicht ans Publikum ab. Du behältst sie.
Wenn Du fertig bist, hörst Du das Publikum applaudieren, bedankst Dich und machst Dich wieder an die Arbeit.
Oder Du hörst es nicht applaudieren, bedankst Dich nicht und machst Dich wieder an die Arbeit.
Weil die Arbeit Dir gut tut. Und weil es das ist, wonach Dein Herz verlangt. Das, was Du tun musst.
Für mich sieht so wahrer Erfolg aus. So rennen wir ihm nicht hinterher, bis wir in den Sarg stolpern, sondern tragen ihn in uns.
Mir gelingt das längst nicht immer. Aber ich will’s versuchen, mich immer wieder darauf zu besinnen.
Welches Werk kannst Du heute verrichten, auf das Du stolz sein wirst?
Inspiriert von: Seth Godin / Photo: stephanie carter
Für mich hat das auch viel mit authentisch sein zu tun. Wenn du den Werk verrichtest, weil du erfüllt sein möchtest, packst du ne ganz andere Qualität in dein Produkt. Egal ob Bühnen Auftritt, dein Daily Job oder ein Artikel auf deinem Blog. 🙂
Hi Micha,
ich war gerade auf Deinem Blog und ich hab’s zwar noch nicht gelesen, aber schon jetzt kann ich sagen: GLÜCKWUNSCH zu deinem Buch!!
Wie ging’s Dir denn damit? Mit dem Schreiben und dem ganzen Prozess?
LG
Tim
Danke für diesen tollen Beitrag. Man muss wirklich die Sachen aus dem vollen Herzen machen und die eigene Arbeit nicht davon abhängig machen, was alle anderen Denken. Besonders als Künstler. Etwas NUR für den Applaus zu tun korrumpiert mit der Zeit und man verliert ein Stück seiner Persönlichkeit. Applaus ist natürlich auch toll, besonders fürs Ego, fällt dieser allerdings aus, entsteht aus der Erwartungshaltung die große Enttäuschung. Darüber hast du ja schon mal einen Artikel geschrieben 🙂 Dir alles liebe Tim und danke für deine Inspiration!
Liebe Grüße, Wasana
Dankeschön liebe Wasana (<- irgendwann will ich Deinen echten Namen noch rausfinden :)). Ich hab auch überhaupt nichts gegen Applaus, und mein Ego (und vielleicht auch tiefere Strukturen in mir) sehnen sich wirklich danach. Nur muss man da etwas aufpassen, dass man nicht zu sehr von seiner EIGENEN Spur abkommt, auf der Suche nach mehr und mehr und mehr Bestätigung. LG Tim
P.S.: Wenn es einen Leser interessiert, hier ist der Artikel, den Du vermutlich gemeint hast: https://mymonk.de/zeitalter-der-melancholie/
Manchmal tut es gut, wenn es simpel und einfach ausreichend Geld gibt. Dann kann ich mir sagen: Na gut, nicht so der Burner heute, aber dafür ist der nächste Urlaub schon halb bezahlt. Oder so ähnlich halt. So geht’s mir zumindest als Musiker auf der Bühne. Aber wenn es immer so wäre, dann hätte ich schon lange aufgehört. Denn dann gibt es die Momente, in denen die Begeisterung der Meute zu tragen anfängt, dann hört die Zeit auf und es ist für alle nur noch Musik und das ist dann wie in der Mastercard-Werbung: Unbezahlbar.
Natürlich ist es gut, wenn man in sich zufrieden ist, mit dem was man tut. Doch auch wenn man viel von der künstlerischen Freiheit redet, am Ende ist es ein ständiges Sortieren zwischen subjektiven und objektiven Kriterien. Ganz ohne Bewertung von außen kann man wohl nur eines werden: Wahnsinnig.
Allerdings: Ist Applaus die Bewertung, die man braucht? Lob und Tadel von wissenden Kollegen wiegen am Ende schwerer und sind auch wertvoller.
Guten Tag lieber Toc6 (<- wird ja immer mehr! Letztens war's noch der Tripple-Doc! :)), Ich halte das auch immer mehr für ein absolut lebenswertes Modell, mit Brotjob für die Kasse und Kunst fürs Herz. Als Musiker ist es sicher auch noch mal was ganz anderes, mich feuert ja direkt beim Schreiben keiner an, aber ich kann mir schon vorstellen, dass durch diesen Mix aus Künstler und Publikum Tolles entstehen kann. Was mich sehr interessiert: warum glaubst Du, würde man ohne den Abgleich mit dem Außen wahnsinnig werden mit seiner Kunst? LG! Tim
Das mit der Bewertung von außen meinte ich eigentlich genereller. Meinem Eindruck nach sind beim Menschen Kultur und Natur nicht zu trennen. Wer innerhalb dieser Welt nur noch in seiner eigenen Welt lebt, läuft Gefahr, verrückt zu werden.
Man denkt eben, dass man als Künstler machen könne, was man wolle. Und das ist auch so, aber am Ende hält man sich immer auch ein Stück weit an Maßstäbe, die eines Tages von außen kamen.
Es geht übrigens in so Bühnensituationen nicht so sehr ums Anfeuern für mich. Es ist einfach schön, wenn man die Leute emotional erreicht. Je nach Band und Musikrichtung kann das in Tanzen und Feiern ausarten oder auch in andächtigem Lauschen… im Vergleich zum Schreiben wäre es ein bisschen wie Vorlesen. Denn geschrieben wird das Material ja auch, und da applaudiert auch keiner und junge Lieder sind furchtbar zartes Gemüse, die trauen sich manchmal lange nicht raus.
Ich nehme an, Du spielst in einer Band, oder?
Schreibt ihr die Lieder da zusammen, oder gibt es einen Verantwortlichen?
Vermutlich muss der Text und die Musik ja dann allen Band-Mitgliedern gefallen – das stelle ich mir gar nicht so leicht vor, da’s ja schon schwierig sein kann, für sich allein mit seinem Werk zufrieden zu sein.
Hey Tim,
ich beschäftige mich gerade auch mit dem Thema. Dabei habe ich folgende feststellung gemacht:
Wenn du Dinge wegen des Ergebnisses tust, steigt dein Glücksgefühl beim Ergebnis (z.B. Applaus) rasant an, fällt danach aber wieder langsam auf die Ausgangslage (persönliches Glücksniveu) zurück. Es ist quasi immer nur ein kleiner „Glücks-Boost“.
Wenn du Dinge um ihrer selbst willen tust und damit Freude und Erfüllung schon beim Tun spürst, steigerst du deinen Ausgangspunkt (dein pers. Glücksniveau). Das hat zur Folge, dass du dauerhaft glücklicher wirst und nach Glücksschüben nicht mehr so tief fällst.
(Wie gesagt, ich schreibe gerade was dazu, es wird also bald in ausführlicher Form bei mir zu lesen sein)
Liebe Grüße
Norman
Hi Norman,
ich denke, das ist der Unterschied zwischen intrinischer und extrinsischer Motivation, von dem Du schreibst.
Wie ergeht es Dir denn, ganz persönlich, mit dem Schreiben? Dein Blog ist ja noch recht frisch und wenn ich zurückdenke, war ich selbst zumindest damals, am Anfang, noch ein Stück abhängiger (gefühlt) von den Reaktionen.
LG!
Tim
Ich erwische mich schon manchmal dabei auf Besucherzahlen, FB-Likes oder ähnliches zu schauen.
Die Auslöser dafür sind aber in dem Business kaum zu vermeiden. Man informiert sich über etwas und stößt zwangsläufig auf Tipps zum Optimieren von diesem und jenem. Man ließt Beiträge auf anderen Blogs und kann die enormen Besucherzahlen und Like-Counter gar nicht übersehen (nichts für ungut Tim 😉 ).
Ich bin froh darüber, dass ich mittlerweile relativ achtsam bin und es recht früh erkenne. Dann kann ich mich bewusst daran erinnern, warum ich das ganze eigentlich mache (ich möchte mehr über das Leben „lernen“, meine Erkenntnisse festhalten und teilen, Menschen helfen, mit Menschen in Kontakt kommen, selbst daran wachsen…)
Ich werfe also immer den Bremsfallschirm aus, sobald ich merke, dass es in die falsche Richtung geht.
Es ist auch einer der Gründe, warum ich mich dazu entschieden habe zunächst mal nichts mit dem Blog einnehmen zu wollen (vielleicht bietet sich irgendwann mal die Gelegenheit davon leben zu können, das wäre schön, aber ich erzwinge nichts). Ich befürchtete, dass es mir die Freude nehmen würde, dass ich mich gezwungen fühlen könnte und nicht mehr locker drauf los schreiben würde. Darüber hinaus fühle ich mich in meinem aktuellen Job auch sehr wohl.
Wie ist das bei dir Tim. Hast du manchmal das Gefühl, dass deine Kreativität unter der Tatsache leidet, dass du vom Bloggen lebst?
Ich find’s sehr angenehm, dass einfach aus Lust und Freude an der Sache schreibst, und nicht, um in 3 Monaten vom Job abspringen zu können und von Deinem Blog in Saus und Braus leben zu müssen.
Aber wie Du schon schreibst: die Dinge entwickeln sich, und auch Du entwickelst Dich, und irgendwann würdest Du vermutlich auch dann noch mit Freude schreiben können, wenn es auch um Kohle dabei ginge. Außerdem kann man viel besser über ein gutes, zufriedenes Leben schreiben, wenn man ein solches bereits lebt. Und das scheint ja bei Dir der Fall zu sein.
Bei mir ist es so: der größte Teil meines Einkommens kommt noch von anderen Websites, bei denen ich nicht kreativ sein muss (und insgesamt kaum noch was für mache). Und der größte Druck, was myMONK angeht, den mache ich mir oft selbst. Da arbeite ich nach wie vor an meiner Gelassenheit. Immerhin habe ich keine konkreten Besucherzahlen-Pläne mehr, das ist schon mal ein guter Schritt für mich. 🙂
So wichtig, wir mir das Schreiben ist, führt(e) jedoch früher oder später kein Weg dran vorbei, dadurch auch ein Einkommen zu erzielen. Weil ich auch langfristig viel Zeit da rein stecken will, und weil es zur Professionalisierung gehört, die ich dabei auch grundsätzlich anstrebe.
ich glaube nicht, dass es nur so funktioniert
wenn du nur für dich Gedichte, Bücher, Lieder schreibst, nur für dich malst, nur für dich singst, ist es trotzdem nur die halbe Miete
man kann schon in seinem Tun aufgehen und etwas nur für sich selbst machen, aber trotzdem, irgendwann willst du schon Lob und Anerkennung (finde ich)
ein lieb gemeinter Dank, Applaus, weil du die Menschen mitgerissen hast, ist doch wichtig
lg Bettina
Hi Bettina,
danke für Deine Gedanken.
Ich finde den Applaus auch wichtig, er tut mir gut und befeuert mich irgendwie auch.
Nur denke ich, ist es ein großer Unterschied, ob er etwas ist, was wir im Nachhinein gern annehmen und was uns gut tut – oder ob wir die Kunst nur ihm entwegen machen … dann wird die Kunst komplett Kommerz, wenn das die Hauptmotivation ist. Und die macht auf Dauer weder einen selbst besonders glücklich, noch das Publikum (zumindest nicht tiefergehend).
LG
Tim
ahhh, jetzt……
ja, das meine ich doch 🙂
kann man ja auch oft sehen, dass zb Künstler, wenn sie sich gar zu sehr verbiegen müssen um des Erfolgs willen, daran zerbrechen (Roy Black war doch so eine arme Seele)
ein schönes Beispiel ist eine Wiener Sängerin, die Dialekt singt und nie etwas anderes machen will; sie sagt, dass sie mit ihrem „bescheidenen“ Erfolg aufgrund der geringeren Reichweite gut leben kann und eh nie in die englischen Charts möchte – auch so kanns gehen
lg Bettina
Und sogar vom Wiener-Dialekt-Gesang kann man wahrscheinlich leben, wenn man’s drauf anlegt. Dann sind es vielleicht weniger Fans, dafür aber umso innigere.
Mein Werk besteht heute aus extrem-chillen und möglichst viel Zeit in der Natur zu verbringen. Müßiggang und einfach nur SEIN, da bin ich heute stolz drauf! 😉
Ganzherzig,
Maria Ma
Hi liebe Maria Ma,
das ist doch ein sehr ehrenwertes Ziel! Und eins, dessen Erreichung so vielen von uns schwer fällt: einfach mal alles gut sein lassen und sich entspannen.
LG und viel Freude an diesem – Deinen – Tag,
Tim
Seien Inneren Song, den ich singen will, aber mit ins Grab zu nehmen, weil ihn keiner hören will, wäre das andere unerfüllte Extrem.
Der Song, der den nur den Applaus (und damit auch das Einkommen) generiert grenzt an Prostitution. Da man nicht ewig mit Strohfeuer heizen kann, brennt man aus.
Das wahre Kunstwerk ist, langsam eine Verbindung aufzubauen zwischen den Drang was ich tun will und dem tiefen Bedürfnis eines Teils der Welt. Das Kunstwerk ist nicht der Song oder die Performance, es ist dann der für alle anderen sichtbare Teil davon.
Hi Lutz,
Danke für Deinen Gedanken, den ich sehr schön finde.
Vermutlich hat man in dieser Verbindung, von der Du schreibst, auch eine Menge Spielraum, wo genau zwischen diesen beiden Dingen man landen will.
LG
Tim
Übrigens muss ich gerade schmunzeln, darüber, dass dieser Artikel selbst ein gutes Beispiel für seinen Inhalt ist:
Ihn haben verhältnismäßig wenig Menschen geliked.
Und doch bin ich zufrieden mit ihm. Mehr als mit so manchem anderen.
Toller Artikel! Danke. Dieses Thema beschäftigt auch mich zur Zeit immer wieder. Einerseits in meiner noch recht jungen Selbständigkeit und andererseits in meiner Leidenschaft als Sängerin meiner Band Jump the Curb.
Gerade was das Singen anbelangt, verschafft es mir ein ungemeine Befriedigung, die Songs auszuwählen, die mir ein Anliegen sind. Und immer wieder höre ich, dass das Repertoire auch etwas massentauglicher gemacht werden sollte. Bis zu einem gewissen Grad stimme ich zu – jeder hört gerne Songs, die er kennt, aber nicht um jeden Preis. Und wenn die Auswahl aus tiefster Überzeugung passiert, dann ist es auch möglich mit weniger Applaus zu leben. Obwohl – da mache ich mir nichts vor – auch ich natürlich tosenden Applaus vorziehe. In meiner Selbständigkeit und auch in meinem Blog halte ich es ebenso. Nur nicht zu viel verbiegen. Dafür gibt es eben öfter Linsen!
An dieser Stelle möchte ich mich auch gerne gleich für die immer wieder erfrischenden Anregungen in deinen Beiträgen bedanken. Die kommen sehr oft grade zur richtigen Zeit!
Hi Tanja,
dankeschön, freut mich, dass Du hier immer wieder was für Dich findest … und dass Du offensichtlich auch den Linsen-Artikel gelesen hast. 🙂
Mir kam gerade der Gedanke, dass es ja auch überhaupt nicht schlimm ist, sehr kommerziell zu sein, wenn man eben viele Menschen erreichen und viel Geld verdienen will. Der Unterschied ist nur, dass man dann noch stärker von Außen abhängig ist … und ausbleibenden Erfolg als Scheitern sehen muss.
LG!
Tim
Ich meine, es geht hier um Liebe und Dankbarkeit. Besonders der Künstler teilt mit seinen Werken das, was tief in ihm schwingt, was im Innersten zu ihm gehört, sich ausdrücken und mitteilen möchte. Diese Energie ist die Liebe in uns. Wir tun dies aus Liebe, zunächst für uns selbst. Das was ich so abliefere, das bin ich selbst. Ich gebe.
Habe ich dann so gegeben, dann sollte ich auch Menschen finden, die sich berühren lassen davon, wenn sie es spüren, und einen Gleichklang erfahren können. Ihre Liebe antwortet. Es schwingt mehr oder weniger stark in ihnen nach, kann auch in Resonanz gehen und das was ich aussende noch mehr verstärken. Der Energiausgleich geschieht. Und der, der da antwortet fühlt Dankbarkeit und betont diese mit seinem Applaus. Und diese Energie erreicht mich.
Dann gibt es natürlich auch Menschen, die etwas anders fühlen als ich und trotzdem das haben möchten, was ich (vielleicht etwas weniger liebevoll) anbieten kann. Und sie geben auch etwas zurück, das ich gut verwerten kann. Neben Dankbarkeit vielleicht etwas, das mir materiell zuträglich ist. Solange ich dies auch noch mit Liebe geben kann, warum nicht?
Doch was ist, wenn ich selber wenig Liebe erfahren habe und dann schon auf den Applaus warte, der meine Wunden wieder etwas heilen könnte? Wie geht es mir dann, wenn der Applaus weniger wird und sogar Kritik deutlicher wird? Vielleicht bin ich nach einiger Zeit ein verwöhntes Kind und habe verlernt, damit umzugehen, brauche Applaus wie ein Suchtmittel. Mache ich dann Dinge, die ich nicht wirklich aus Liebe tue, sondern aus Haben Wollen und Angst heraus?
Die Aufs und Abs können durchaus auch heftig werden.
Alles Liebe Euch, Richard
Hey Richard,
das Bild von der ausgedrückten, in Kontakt tretenden und Resonanz erzeugenden Liebe gefällt mir sehr.
Die Frage, die Du zum Ende hin stellst, können vielleicht die Lebensläufe etlicher berühmter Künstler beantworten.
Neben den Aufs und Abs gibt’s da sogar noch ein weiteres Problem – einen weiteren Grund dafür, nach innen zu gehen: die Gewöhnung, die Abnutzung der Belohnung von außen.
LG
Tim
Danke für diesen Artikel. Ein paar Gedanken von mir dazu:
Ich halte es ebenfalls für eine vernünftige Einstellung, dem Applaus der anderen nicht hinterher zu rennen, aber meiner Ansicht nach sollte man das Bedürfnis nach Anerkennung anderer nicht unterschätzen – das ist dem Menschen als soziales Tier wohl so eingebaut.
In der Theorie ist das ein wundervoller Gedanke – damit glücklich werden, sein ganz eigenes Ding zu machen, ohne die Bestätigung von Aussen, über die man ohnehin keine Kontrolle hat. Man wäre dann völlig unabhängig – wer würde das nicht wollen?
In der Praxis kann ich sagen, dass mir die Anerkennung anderer nie so egal war, wie ich es gerne hätte. Wann immer ich ein Werk erschaffe, um mich damit auszudrücken, erwarte ich doch auch in irgendeiner Form Anteilnahme von Aussen. Ansonsten hätte ich das ganze doch auch genau so gut für mich behalten können.
Jedenfalls kann ich (leider) nicht behaupten, dass mich das Schaffen alleine glücklich macht.
LG, KG
Hi KG,
danke für Deine Gedanken.
Auch mir ist die Anerkennung von außen nicht egal, überhaupt nicht.
Bei einer Sache möchte ich aber nachhaken, bei:
„Wann immer ich ein Werk erschaffe, um mich damit auszudrücken, erwarte ich doch auch in irgendeiner Form Anteilnahme von Aussen. Ansonsten hätte ich das ganze doch auch genau so gut für mich behalten können.“
Warum denn?
Die kreative Arbeit, das Auf-die-Welt-bringen selbst (im Gegensatz zu „für Dich behalten“) sind doch auch etwas wert, oder?
LG
Tim
Hi Tim, mir geht es ähnlich wie KG (jedenfalls glaube ich das :D)
In der Zeit in der ich mit einem „Projekt“ beschäftigt bin, erfüllt mich die „Arbeit“ selber und macht mich glücklich! Wenn das Projekt dann aber abgesclossen ist und z.B in Form eines neuen Gedichtes vor mir liegt, dann möchte ich es auch teilen. Und zwar nicht (nur) um etwas zu geben, sondern auch um etwas zurück zubekommen. Das muss nicht zwangsläufig Applaus sein – aber ein ehrliches Feedback finde ich schon sehr wichtig.
Das Schaffen ist wichtig und erfüllend – aber nur für die „Schublade“ zu produzieren auf Dauer dann doch unbefriedigend.
LG Birgit
Hi Birgit B.,
eine Überlegung:
Was, wenn nicht DU (oder ICH) verantwortlich sind für das, was an Werk aus einem herauskommt … sondern es von einer anderen Instanz, der Muse, dem Universum, was auch immer erfunden wird und wir nur die Gebärenden sind?
Wie wichtig ist dann das Feedback?
LG
Tim
Hi Tim, der Gedanke ist mir gar nicht so fremd…manche Gedichte sind einfach so aus mir herausgeflossen durch den Stift auf’s Papier. Dabei war mein Kopf sehr wenig bis gar nicht beteiligt. Bei anderen wiederum habe ich mit jedem Wort gerungen – das waren dann die schweren Geburten 😀 nun rate mal welche die besseren Gedichte sind?!? Ist schon witzig, dass du diesen Vergleich ziehst…bei den Projekten bei denen mich die Muse geküsst hat und das Ergebnis einfach so vor mir liegt, ist mir Lob oder Annerkennung gar nicht (so) wichtig. Aber die schweren Geburten, die nur unter Mühen zur Welt kommen wollten (und mir dann meistens nicht so gut gefallen) die brauchen auch (ein bisschen) Anerkennung von außen. Vielleicht weil sie von mir nicht genug bekommen 😉
LG Birgit
da möchte ich auch nochmal einhaken…..
vor zwei Jahren habe ich aus einem „gegebenen Anlass“ ein Abschiedsgedicht geschrieben
das hat auch keine Öffentlichkeit gesehen, ausser der eine, für den es bestimmt war
und ja, da brauche ich keinen Applaus dafür, kein Feedback (obwohl der „Bestimmte“ gesagt hat, dass es schön ist – das habe ich aber nicht als Applaus empfunden, ich habe daraus einfach gemerkt, dass er meine Gefühle nachempfinden kann, weil es ihm auch icht besser ging als mir, zumindest kam das bei mir so an)
und ob es mir jetzt das Universum oder sonstwer geschenkt hat, ist nebensächlich, es war da und musste aufs Papier…….
Man rutscht so schnell hinein. Gerade als Blogger.
Man schreibt und schreibt und das erfüllt einem bis tief ins Innere.
Dann fängt man irgendwann an zu analysieren. Welche Beiträge sind am erfolgreichsten und warum. Man beginnt, seinen Erfolg an den positiven Kommentaren zu messen, an den Likes und Shares.
Und plötzlich ist vergessen, warum man es einst tat.
LG Jan
Hi Jan,
ich weiß nicht, ob die Gefahr beim Bloggen besonders hoch ist.
Zwar hat man direktes Feedback, in Worten und Zahlen.
Auf der anderen Seite sind Blogger oft unabhängiger als zum Beispiel Musiker, die unter Vertrag sind, oder vielleicht auch Buch-Autoren, die von außen Druck bekommen, ihr neues Album oder Buch in X Monaten auf dem Markt zu haben und soundsoviele Stücke zu verkaufen.
Dein Kommentar klingt, als würdest Du auch bloggen?
LG
Tim
Hallo,
Beifall ist eine Form von Motivation:
Es gibt Entwicklungsphasen, wo Lob und Annerkennung immens wichtig sind, so z.B. für die Entwicklung des Selbstwerts und des Selbstbewusstseins: So MUSS ich meine Kinder selbstverständlich loben, wobei es altersabhängige Unterschiede in der Intensität und Regelmäßigkeit gibt: Meine „großen“ Töchter(acht, sieben) haben gelernt von sich aus (intrinsisch) eine Begeisterung mit Ausdauer weiterzuführen: Mein kleiner Sohn (fast zwei) barcuht dringender Beifall, vor allem da er gerade alles neu lernt.
Auch Erwachsene brauchen Lob, extrinsische Motvation, vor allem wenn ihr Selbstbewusstsein verletzt wurde. Im Vergelch dazu ist es allerdings komplizierter das Selbstwertgefühl zu stärken, denn wenn das verletzt wurde, bedarf es mehr als Annerkennungen jeglicher Art….
Fazt: Beifall (Motvation allgemein) ist entwicklungs- und phasenabhängig. – Je stärker das Selbstwergefühl desto wenger ist der Mensch von äußeren Umständen abhängig (Das Selbstwertgefühl hängt mit dem Urvertrauen zusammen).
Und viellecht noch:
– Der Grad des Selbstbewusstsens wird auch von äußeren Umständen und vergangenen und gegenwärtigen Erfahrungen geprägt, ist somit nicht statisch und nicht unveränderlich. Denke ich.
Mit lieben Grüßen
verzeiht die Tipp- und Flüchtigkeitsfehler, bin „multitaskinggeschädigt“ 🙁
Grüße nochmals
Hi Tim!
Es ist wie so oft die klassische „Build it and they will come“ – Mentalität.
Als ich früher meine ersten Seiten und Projekte gestartet habe, da war ich überzeugt, wenn ich fertig bin, dann laufen mir alle die Bude ein.
Tja so war es dann leider nicht ganz.
Im Endeffekt versucht man damit (oft), die unliebsame Aufgabe des sich Verkaufens von einem abzuwenden. Klar wäre es schöner, wenn von allen Seiten gleich rege Zustimmung und Beifall kommen. Doch das muss man sich erarbeiten und dieser Weg ist länger als 5 Minuten.
Wenngleich man das Feedback der anderen auch perfekt zur Reflexion heranziehen kann. Wenn nach vielen Versuchen kein Beifall (kein Erfolg) kommt, dann sollte man hinterfragen, ob das was man gerade tut, wirklich das ist, wo man mit sich in Ausrichtung ist und man wirklich einen Wert liefert.
Dann ist es vielleicht an der Zeit, die Weichen neu zu stellen.
Hi Sebastian,
Danke für Deinen sehr interessanten Kommentar.
Mir geht’s hier vor all um:
„Build it and they will or won’t come – it doesn’t matter“
Aber Deine Erfahrungen kenne ich auch selbst recht gut. Ich denke nur, dass das ein anderes Thema ist, denn an mit „build it and they will come“ geht man ja mit einer von äußeren Ergebnissen (Applaus, Besucher ..) Erwartungshaltung ran. Was absolut okay ist, aber unter Umständen längst nicht das Wichtigste.
Dazu kommt auch die Frage: Muss man denn immer Wert (für andere) schaffen? Oder darf man Dinge für sich tun, nur für sich (auch wenn man die am Ende mit der Welt teilt und schaut, ob sie noch jemandem gefallen)?
Ins Business passt die Warte-nicht-auf-Applaus-Strategie aber selten, da gebe ich Dir recht.
LG
Tim
Hi Tim!
Okay, jetzt sehe ich die Unterscheidung von deiner Seite. Sachen einfach um der Sache Willen zu machen, richtig?
Da geb ich dir total Recht. Ich glaube ich bin schon so im Business Modus drinnen, dass ich das auch manchmal vergesse 😉
Eine Kurzgeschichte, die ich vor kurzem gelesen habe, fällt mir dazu ein:
Ein Mann sitzt im Garten und spielt mit einem Rebhuhn. Da kommt ein Jäger vorbei und meint: „Warum verplemperst du dir die Zeit mit sinnlosen Aktivitäten?“ Daraufhin entgegnet der Mann: „Wieso hast du deinen Bogen nicht dauernd gespannt?“
Der Jäger sagt: „Wenn ich meinen Bogen stets gespannt habe, dann verliert er an Zug- und Spannkraft. Wenn ich ihn dann brauche, bringt er nicht mehr die Wirkung rüber und ich kann mein Ziel nicht treffen.“
Daraufhin entgegnet der Mann: „Siehst du! Wenn ich nicht manchmal entspanne, dann habe ich auch nicht genug Energie, die wichtigen Dinge richtig zu tun.“
So sind Recreation Urlaubsreisen entstanden, glaube ich 😉
Hi Sebastian,
Danke für die tolle Geschichte, gefällt mir sehr!
Aus meiner Sicht kann auch Entspannung zur Gefahr werden: nämlich dann, wenn man sie NUR noch deswegen sucht, um hinterher wieder besser zu funktionieren, zu leisten. Insofern hoffe ich, dass der Jäger auch einfach mal so mit den Hühnern spielt, ohne Hintergedanken. 😉
Liebe Grüße und Dir noch n schönen Samstagabend!
Tim
„Nichts macht uns größere Beschwer, als wenn wir auf das Geschwätz der Menge hören und in ihrem Beifall, wie es so oft geschieht, einen Maßstab für das Gute sehen“ (Seneca)
Jeder Blogger ist allerdings genug Exhibitionist, als dass er ganz ohne Feedback am Ende eingehen würde. Es ist nun mal ein soziales Medium.
Den wahren Wert musst du deiner Leistung am Ende aber schon selbst geben bzw. die Befriedigung, die du aus ihr ziehst. Irgendwie. Ein interessantes Thema.
Schöne Grüße!
Hendrik
Wenn wir schon bei den Zitaten sind. Helmut Schmidt antwortete auf die Frage nach dem Sinn es Lebens: „Das Wichtigste im Leben ist sich Aufgaben zu stellen, diese zu begreifen und danach zu Streben sie bestmöglich zu erfüllen.“ Die eigentliche Belohnung ist nicht der Applaus. Es ist das persönliche Wachstum welches wir aus jeder uns gestellten und bewältigten Aufgäbe ernten. Viele Grüße, Mike
Hallo,
stelle mir gerade die Frage, ob es bei mir meist um den Applaus geht, wenn ich was Kreatives erschaffe?
Wahrscheinlich schon auch, viel wichtiger erachte ich allerdings, dass es von meinen FreundInnen/Umfeld wahrgenommen wird.
Ich lege bei kreativen Tätigkeiten einen Teil von mir offen und wünsche mir, dass dieser auch erkannt wird (werde oft in eine kopflastige Schublade gesteckt).
Insofern Applaus ist toll, konstruktive Kritik ebenso und wenn durch das kreative Erschaffen (positive) Gefühle bei anderen geweckt werden habe ich das Gefühl, dass ich einen Teil zurück geben kann, der mir gegeben wurde (durch div. Künstler / Menschen).
***
bedeutungslos
was war und …
was ist
was ist und …
was sein wird
ist bedeutungslos
solange bis jemand
dem was war und …
dem was ist
dem was ist und …
dem was sein wird
aufmerksamkeit schenkt
***
lg
Ich denke Applaus ist Energie und Dankbarkeit, Flex, und Kommunikation. Wir brauchen das alles, besonders beim kreativen Schaffen.
Hi Flex,
eine interessante Frage finde ich da:
würdest Du aufhören, kreativ zu sein, wenn Du wüsstest, dass keine guten Energien von außen dafür kommen?
LG
Tim
Hallo Flex,
ich finde dein Gedicht sehr „bedeutend“ – es hat mich berührt. So sehr, dass ich es schon ein paar mal nachlesen wollte… – damit habe ich ihm definitiv Aufmerksamkeit geschenkt.
LG Birgit
Hallo Birgit,
danke schön 🙂 Und ich muss zugegen ich verspüre den Drang gleich ein weiteres zu posten 😉
@Richard: Ja ich denke das auch, vor allem fördert es bei mir zumindest mein Engagement 🙂
@myMonk: Ich würde auch weiter kreativ sein, allerdings sind „gute“ Energien (von anderen) einfach das Salz in der Suppe 🙂
lg
Hallo Flex, diesen Drang kenne ich sehr gut…:) hast du schon mal Gedichte veröffentlicht – abgesehen vom dem hier? Ich finde es spannend wie andere ‚Dichter‘ damit umgehen… LG Birgit
Hallo Birgit,
nicht wirklich, habe einige auf meiner FB-Seite gepostet und auf einer kaum frequentierten Internetseite. Möchte/Werde allerdings einmal ein Buch drucken zu lassen (wahrscheinlich auf eigene Kosten, vielleicht probiere ich es auch über Crowdfunding oder einen Verlag, schon alleine wegen dem Feedback), habe aber noch zu wenige.
Alternativ zu dem Buch (oder als „Übergangslösung“) würden allerdings auch Postkarten oder ein Kalender in Frage kommen (da reichen ein paar wenige 😉 ) und die graphische Aufbereitung würde mich wohl auch interessieren 🙂
Obwohl ich aus einer Kombination von Gedichten ein Poetry Slam geschrieben habe (oder was ähnliches) bin ich diesbzgl. zu introvertiert/schüchtern…
Naja die Zeit wird es zeigen, ich mache mir da keinen Druck, da es ein Hobby ist, das ich mal verfolge und dann wieder auf die Seite lege…
Wie gehst Du damit um? Welche Ideen hast Du und hast Du schon welche umgesetzt?
lg
Hi Flex, ich kann mir nur noch selber antwortet…. vielleicht ein Hinweise, dass hier genug geredet wurde 😉
nein im Ernst – ich habe auch noch keine Lösung gefunden. Einige meiner Gedichte bei uns in der Zeitung veröffentlicht und in einer Gedichtsammlug…dann nehme ich ziemlich regelmäßig an Wettbewerben teil – nur um zu sehen, ob mein Gedicht zur Veröffentlichung angenommen wird. Das Buch habe ich mir dann aber nur einmal gekauft und ich glaube auch nicht, dass es jemals gelesen wird. Ich habe es auch schon mal in einem Forum probiert, aber das war mir zu abgehoben…Einmal habe ich eine Sammlung für meinen Bruder erstellt, der das definitiv nicht zu schätzen wusste…So bleiben die meisten in der Schublade oder werden von einigen wenigen Freunden gelesen…aber deine Idee mit dem Kalender finde ich gut – vielleicht werde ich die verwenden…
Liebe Grüße
Birgit