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Ich selbst bin kein Alkoholiker. Glaub ich jedenfalls, unterschätzen sicher viele („Eine Flasche Pfeffi am Tag wird ja wohl noch im Rahmen sein!“). Wenn’s irgendwie geht, soll das auch so bleiben.

Trotzdem ist das hier Thema heute.

Denn von den Anonymen Alkoholikern können wir auch dann etwas lernen, wenn wir weder trocken noch nass sind, was das Gift aus den Flaschen angeht.

Nehmen wir Manfred, 48. Seinen ersten Rausch hatte er mit 14, sein älterer Bruder nahm ihn mit zu seinen Jungs und da gab’s Bier und klar, hinterher war ihm schlecht, aber während er trank wurden die Dinge plötzlich so angenehm, so gut auszuhalten, dass es in der Schule mies lief und er seine erste große Liebe gerade beim Blowjob mit dem Religionslehrer erwischt hatte.

Später, als er älter wurde, liefen die Dinge noch oft mies, und viele große Lieben verließen ihn. Nur eine nicht – der Alkohol. Der war immer da, wenn’s kalt war und einsam und trostlos wie der letzte sterbende alte Baum in der Ödnis. Manfred liebte das langsame und das schnelle Trinken, vor allem aber das häufige, und weil so etwas nicht spurlos an einem vorübergeht, verlor er erst die Kontrolle darüber, dann seine Freunde, dann seinen Job.

Während seine alten Klassenkameraden ihre Häuser abbezahlten, Frauen und Kinder und berufliche Ziele hatten, hatte Manfred nichts und wollte nur noch eins: von der Flasche wegkommen. Ein paar Jahre lang versuchte er’s auf eigene Faust, packte es aber einfach nicht. Zu verlockend der Drink. Zu einschüchternd die Vorstellung, von nun an bis in alle Ewigkeit nein sagen zu müssen. Kurz bevor er diesen Kampf aufgeben wollte, traute er sich zu den Anonymen Alkoholikern. Das ist jetzt knapp 13 Jahre her. Seitdem ist er trocken.

Warum hat er’s diesmal geschafft?

Was ihm dabei geholfen hat, neben der Unterstützung seiner Leidensgenossen?

Ein Grundsatz, der zu den wichtigsten dieses Vereins zählt:

„Nur für heute, nur für 24 Stunden, will ich planen und das Glas stehen lassen.“

Ein einzelner Tag ist zu schaffen. Auch wenn’s nicht immer leicht und manchmal sogar sehr hart ist. Während uns dagegen der bloße Gedanke an die volle Distanz, an die Jahre und Jahrzehnte, schon überfordert.

Ob wir trocken oder fit oder gelassener werden wollen oder erfolgreich mit dem, was wir lieben … diesen Grundsatz können wir uns immer vor Augen halten.

Nur für heute will ich Sport machen.

Nur für heute will ich meditieren.

Nur für heute will ich ein paar Seiten des Buchs oder des Business-Plans schreiben.

Mehr muss ich nicht schaffen.

 

Siehe auch Das Zen des Beginnens – Wie man endlich anpackt, was man schon ewig vor sich herschiebt.

 

Photo: Alessandro Galantucci