Teile diesen Beitrag "Forscher: Mehr Zeit allein macht erfolgreicher, unabhängiger und kreativer"
Allein sein heißt nicht einsam sein. „Kein Schwein ruft mich an“, singen die Einsamen. „Ich lass es einfach klingeln und wenn’s nicht klingelt ist’s auch gut“, singen die, die sich gern Zeit für sich nehmen.
Zeit in der Stille ist heilsam und wichtig. Buddha fand die Erleuchtung nicht auf einer Party oder im Fußballstadion, sondern allein unterm Feigenbaum. Goethe schrieb seine Werke nicht im Großraumbüro, sondern allein in seinem Zimmer.
Wer gern (mal) nur für sich ist, ist erfolgreicher. Das zeigen auch die folgenden Forschungen.
Mehr Unabhängigkeit von äußerer Bestätigung
Zeit mit Dir ist Zeit für Dich. Für Deine Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse. Du lernst Dich besser kennen, wirst nicht abgelenkt oder gestresst von dem, was andere von Dir erwarteten. Kannst freier nachdenken, Dein Gehirn hat mehr Ressourcen für die Frage, was für Dich richtig und wichtig ist. Das stärkt das Vertrauen in Dich und Deine Fähigkeiten – ein wesentlicher Faktor für Erfolg.
Der Psychologie-Professor Jonothan Creek vom Wellesley College bestätigt, dass ein gewisses Maß an Zurückgezogenheit (natürlich) alles andere als psychisch bedenklich ist:
„Manche Menschen haben einfach ein geringeres Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Die, die lieber im Wohnzimmer als im Tanzsaal sind, haben dies oft geerbt und handeln schlicht so, wie es für sie gut ist.“
Weniger vorschnelle Entscheidungen
Mehr Zeit allein ist mehr Zeit für sorgfältige Entscheidungen. Und die sind in der Regel die besseren. Dr. Maryam Jahdi von der Ohio State University sagt, dass Menschen, die gern allein sind, „mehr von den Konsequenzen und weniger von den kurzfristigen Belohnungen geleitet sind“.
Das hat viel mit der Chemie im Gehirn zu tun. In einer Studie der Cornell University aus 2013 konnten Wissenschaftler einen Unterschied zwischen Intro- und Extravertierten in der Dopamin-Ausschüttung feststellen. Das Gehirn von Extravertierten schüttete nach einer Belohnung mehr vom Glückshormon aus. Introvertierte, die mehr Zeit für sich brauchen und wollen, erfahren weniger Dopamin-Ausschüttung durch Belohnungen – und suchen entsprechend auch weniger nach spontanen Kicks.
Weniger impulsiv zu handeln verringert die Gefahr von Fehlentscheidungen und Misserfolgen.
Nein, Chef, ich werde nicht für ein paar Kröten und einen imposanteren Job-Titel 400 Kilometer weit wegziehen.
Nein, freundlicher Ladyboy im Thailand-Urlaub mit dem tollen Sonderangebot nur für mich, ich gehe jetzt nicht mit Dir mit, während meine Frau zuhause sitzt.
(Mehr dazu im neuen myMONK-Buch Wie man die richtigen Entscheidungen trifft.)
Besserer Umgang mit Geld
Auch mit Geld umzugehen ist deutlich leichter, wenn wir in Ruhe darüber nachdenken, wofür wir es ausgeben möchten und wofür nicht. Susan Cain, die Autorin von „The Power of Introverts“ beschreibt etwa Warren Buffett, den erfolgreichsten Investor aller Zeiten (der übrigens noch immer in seinem 31.500-Dollar-Haus in Omaha lebt), als „klassisches Beispiel für einen Introvertierten, der Risiken sorgsam und ausgewogen eingeht“.
„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“
Mehr Kreativität und Konzentration
Zeit allein lässt unsere Kreativität nachweislich aufblühen. Im Kontakt mit der Stille, jenseits der Ablenkungen, können wir die alten Schienen des Denkens viel leichter verlassen und hören, was die Muse flüstert. Studien zufolge schneiden außerdem Studenten, die allein lernen, viel besser in Prüfungen ab. Der Grund ist einfach: Sie arbeiten konzentrierter.
Dabei ist Alleinsein längst nicht nur eine Frage der Veranlagung. Jeder von uns kann davon profitieren, wenn er bewusst die Stille sucht, zum Beispiel bei einem Spaziergang in der Natur.
Erst in den letzten Jahren wandelt sich unser Bild von erfolgreichen Menschen. Die müssen eben keine extravertierten Power-Rampensäue sein, die sich permanent im Applaus suhlen. Auch und gerade mit leiserem Charakter können wir viel erreichen. Wenn wir das wirklich wollen.
Mehr dazu unter Warum wir mehr Zeit allein verbringen sollten (auch wenn das verpönt ist) und unter Introvertierte bekommen „Kater“ durch zu viel Gesellschaft.
Photo: Young woman alone von Shutterstock
Allein kann ich besser bei mir sein und die oberflächlichen Störungen werden weniger. Was ich lerne, verinnerliche ich besser. Absichten werden stimmiger und wenigier Flausen-behaftet, Gedankenmuster und ältere Belange können aufgeräumt und integriert werden. Und schliesslich bin ich offener und besser bereit für Einfälle und Intuition. Kurzum, das Denken verliert an Bedeutung und macht Platz.
Hey Tim,
mal wieder ein echt interessanter Artikel, den du hier zu Tastatur gebracht hast. Ich finde es interessant, dass es mittlerweile sogar einen wissenschaftlichen Ansatz dazu gibt. Ich persönlich kann auch viel besser im stillen Kämmerchen arbeiten. Keine Ablenkungen, wohl durchdachte Schritte und ich kann mir meine Arbeit selber einteilen.
Vielen Dank für diesen wertvollen Content!
Liebe Grüße Tim
welcher Ansatz, Tim?
Oh ja, endlich fasst jemand zusammen, was ich seit Jahren zu erklären versuche. Danke Tim 🙂
Ich bin Künstlerin und war in den letzten Jahren viel „draußen“ präsent, sogar eher erfolgreich aber nicht glücklich. Nun hilft mir eine Erkrankung dabei, mich zurückzuziehen und meine Arbeit im stillen Kämmerlein zu betreiben – was für eine Befreiung! Das Verständnis von außen ist eher mäßig, viele leiden selber unter dem Vernissagen-Zwang und können nicht gut damit, dass sich jemand davon einfach befreit. In anderen Berufen gibt’s da sicher viele Ähnlichkeiten.
Mein Ziel ist es derzeit, auf einen Tag, an dem ich Termine habe, mindestens drei Rückzugs-Tage zu planen, an denen ich ungestört in meinem Atelier arbeiten kann. Und mindestens einmal im Monat eine ganze Woche. Das mag manchem extrem viel erscheinen, anderen vielleicht sehr wenig. Für mich ist es momentan ein gutes Maß.
Ich wünsche allen, die sich hier angesprochen fühlen, den Mut zum Rückzug und Verständnis von ihren Mitmenschen. Man muss nicht unbedingt warten, bis man krank wird 😉
LG Elke
Hi Tim!
Sehr cooler Artikel.
Ich hab vor allem die Erfahrung gemacht, dass man durch Stille und wohltuender „Einsamkeit“ sehr gut herausfindet, was man eigentlich will bzw. was man unbedingt anpacken muss. Und authentischer Erfolg, der befriedigt, wie immer der auch aussehen mag, entsteht nur dann, wenn man für das was man brennt (erstmal für sich selbst) aktiv wird. Mehr als zwei Jahrzehnte suchte ich herum, anstatt in Stille und Einsamkeit auf mich selbst zu hören. Ich hatte Angst vor Einsamkeit, brauchte immer Entertainment und Gesellschaft. Heute weiß ich, auch dank genialer Seiten wie mymonk.de, dass das eigentlich nichts anderes wie ein „Schutzmechanismus“ vor risikobehafteter Veränderung war, der mich daran hinderte Dinge zu finden und anzupacken, die mich bewegen.
Oder wie es Norman Vincent Peale so schön formulierte: „Die meisten Menschen wollen nicht glauben, dass sie alles in sich haben, das nötig ist, um das zu werden, was sie sich wünschen und so versuchen sie sich mit Dingen zu begnügen, die ihrer nicht würdig sind.“
In this matter: Stille genießen, herausfinden, was man will und (fast schon automatisiert) richtig Gas geben!
Hallo Tim,
vielen Dank für den interessanten Artikel. Ich stelle auch immer wieder fest wie wertvoll die Zeit für mich allein ist. Ich genieße es zwar auch unter Menschen zu sein, bin auf der anderen Seite auch gerne für mich. Gerade wenn man in einer Familie oder anderen Formen von Gemeinschaft lebt finde ich es wichtig sich hin und wieder eine Auszeit zu nehmen. Mensch braucht sich ja nicht gleich im Zimmer einzusperren. Den anderen mitzuteilen was man gerade fühlt und braucht kann eine große Hilfe sein.
Ich würde mich selbst nicht als introvertiert bezeichnen, da solch ein Urteil mich auf ein bestimmtes Verhalten festlegen würde, gebe aber auch gerne zu das ich nicht so der „Partymensch“ bin. Mit meinem Lebenswandel ist mir auch klar geworden, dass ich mich lieber mit einem einem oder zwei Freunden treffe um mit ihnen in Ruhe zu reden als eine Party zu besuchen. So ein vertrauliches Treffen, erfüllt für mich eher mein Bedürfnis nach Kontakt, Intimität und Gemeinschaft als zum Beispiel eine Geburtstagsfeier mit vielen Gästen.
Wie ist das bei dir? Ich nehme an du ziehst auch einen ruhigen Abend für dich allein oder mit Freunden vor als Party oder?
Danke für den Artikel!
Viele Grüße,
Michael
Ich liebe Zeit für mich allein, da ich gerne Zeit im eigenen Wohnzimmer verbringe, obwohl ich auch auf Parties total aufdrehen kann. Alleine kommen mir aber immer die besten Ideen und ich kann kreativ, z.B. in Photoshop, arbeiten. Mein Traum wäre ein Haus am Strand in Hawaii, aber mit gutem Internetanschluss ^^.
Bei mir ums Eck hängt ein tolles Plakat – ich gehe täglich daran vorbei: „Wer bist du, wenn du mit dir alleine bist?“
Bitte Schreibfehler verbessern.Extrovertiert, nicht extravertiert
DANKE! Danke für den aufmunternden Artikel!!!! Ich hab schon gemeint, ich wäre ein Alien weil mich zuviel Trubel und oberflächliche Partys / Treffen total nerven – jedoch alle Anderen nicht…
Liebe Grüße Andrea
Ich erinnere much da an eine Aussage von den Hirnforscher Dr Hüther: um ein kind zu erziehen benötigt es ein ganzes Dorf. Dieses Zitat stammt ursprünglich aus dem alten China.
Ich denke, dass die Balance wichtig ist. Zuviel allein sein kann auch einsam machen.
Und was ist, wenn es eben anderstherum ist…?
Man im alleine sein keine stille hat aber eher im tun…?
Wenn man alleibe oft nicht kann oder will, da es zu laut im Kopf ist?
Hant Ihr auch mal an dieseenschen gedacht…?!