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Text: Johanna Wagner

Wir kümmern uns um alles und jeden und manchmal um jeden Scheiß, ohne zu wissen, wofür eigentlich. Doch indem wir ständig im Außen unterwegs sind, ver-kümmert unser Inneres. Das hektische Dasein wird zum Selbstläufer, dreht sich so lange und so schnell im Kreis, bis uns schwindelig wird. Dann fallen wir um und werden auf uns selbst zurückgeworfen.

Und dann liegen wir da…

Flucht vor uns selbst

Es gibt Momente, in denen fühle ich mich nicht nur von der Welt verlassen, sondern auch von mir selbst. Nach einer Trennung, nach einem Verlust oder an einem anderen Wendepunkt des Lebens kann sich das Alleinsein schrecklich einsam anfühlen.

Das – oder vielmehr: sich – dann auszuhalten, ist schwer, aber unglaublich wichtig für unsere persönliche Entwicklung.

Wir haben die Tendenz, Unangenehmen sofort ausweichen zu wollen: „Nichts wie weg hier von diesem düsteren Ort, der momentan kein Lachen und kein Glück kennt, den niemand besucht und der stets von einem zum anderen hetzt, nur, um die eigenen Gefühle nicht aushalten und spüren zu müssen; nur, um sich nicht von den eigenen Abgründen in die Tiefe zu stürzen“.

Sich mit Reizen betäuben und immer schneller laufen, im Versuch, sich selbst und die Herausforderungen des Lebens abzuhängen. Die Sache ist nur: Das wird nicht gelingen. Wir können vor den Prüfungen des Lebens nicht davonlaufen, weil sie bis ins Tiefste mit uns verwoben sind. Wir sollten sie lösen. Wenn wir vor ihnen weglaufen, werden sie immer wieder vor uns auftauchen. Sie zwingen uns dazu, in uns einzutauchen, damit wir uns in den Fäden des Lebens ent-wickeln und unseren Weg gehen können.

Daher sollten wir vor unserer eigenen Einsamkeit nicht fliehen wollen, sondern ihr mutig begegnen.

Und deshalb ist das kein Such-Dir-Freunde-oder-kauf-Dir-wenigstens-einen-Hund-Text.

Warum Alleinsein so wichtig ist

Alleinsein ist wichtig. Vielleicht umso wichtiger, je einsamer es sich anfühlt.

Dafür müssen wir uns nicht in vollkommener Isolation versenken und uns mit Einzelhaft bestrafen. Es geht lediglich darum, uns in den Tiefen (und auch in den Höhen) des Lebens nicht ständig mit Ablenkungen der eigenen Begegnung zu entziehen.

Die Wahrheit ist: Sogar die größte Ablenkung kann uns nicht von uns selbst trennen. Wir bleiben uns immer treu, auch wenn wir uns (unseren Einstellungen und Vorsätzen) manchmal nicht treu gewesen sind.

Die Wahrheit ist: Wir sind nie allein auf der Welt. Es gibt immer andere Menschen.

Doch umso schlimmer ist es, wenn sich dieses Gefühl so echt anfühlt. Wenn alles bunt ist, aber für uns in schwarz-weiß erscheint; wenn alles beseelt ist, aber für uns nur Leere keimt. Wenn sich das Glück unmöglich oder bestenfalls seicht und jede menschliche Nähe so fern anfühlt; wenn wir ausgebrannt sind, weil das innere Feuer erloschen ist, sollten wir den Fokus mal wieder auf uns werfen. Unser Leben ins rechte Licht rücken, uns in uns selbst zurücklehnen und schauen, was eigentlich gerade nicht stimmt.

Finde Dich selbst

Wir sollten auftanken, wenn unser Tank leer ist und vielleicht nur noch eine klebrige Ölspur hinter uns her tropft. Uns selbst wieder mit uns selbst füllen. Uns einen Lebensgeist einhauchen, der unsere Stimme spricht, in unserem Rhythmus geht, in unserem Takt schlägt und von innen eine warme Umarmung schenkt.

Dazu braucht es kein Fitness- oder Yogastudio, keinen Retreat, keine Reise um die ganze Welt. Es braucht nur Zeit mit uns selbst.

Wir können unsere Wurzeln tief im Inneren verankern, damit wir in den Stürmen des Lebens fest (und für uns ein)stehen. Es kommen sanfte Brisen, es kommen Stürme, aber es werden auch Orkane über uns hinwegfegen, die manchmal das ganze Leben verändern. Und dann…?

Feststeht, je fester wir uns in selbst stehen, umso weniger kann uns zu Fall bringen.

Alleinsein verwandelt

Wir müssen nicht immer mit strahlendem Lächeln durch die Welt tänzeln, vor Freude sprühen oder uns vom eigenen Endorphin-Cocktail nähren können. Wir dürfen schwach sein – aber müssen stark sein, um neue Kräfte gewinnen zu können. Denn wahre Stärke ist, seine eigene Schwäche auszuhalten, in sie einzutauchen, aus der Tiefe zu schöpfen und an ihr zu wachsen.

Alleinsein ist immer das, was wir daraus machen. Im ehrlichen und liebevollen Einlassen auf uns selbst kann der Schlüssel zum Wandel liegen, da wir dann die vielen (Schutz-)Hüllen aufschließen und erkennen dürfen, wer wir wirklich sind. Was wir brauchen und wohin wir wollen.

Ohne äußere Einflüsse werden wir ruhig. Wir verbinden uns mit uns, verarbeiten Vergangenes und tanken Kraft. Wir schenken uns Zeit und Aufmerksamkeit und sorgen somit gut für uns selbst.

Und in dem Augenblick, in dem man sich selbst genügt – keiner Reize, Events oder Bestätigungen von außen bedarf und auch die eigenen Schattenseiten annimmt – erwacht eine mächtige Kraft voller Unabhängigkeit, Eigenverantwortung und wahrem Glück.

Deshalb: Wenn das Leben Dich überrennt oder ein Selbstläufer ist und Du nicht mehr weißt, ob Du hinter dem eigenen Leben her- oder vor ihm wegläufst, dann bleib einfach stehen.

Lehn Dich zurück. Tu nichts oder das, was Dir guttut. Halt‘ Dich aus, fang Dich auf und wieder ein, wenn Du zu weit fortgelaufen bist. Nimm Dich an die Hand und hol‘ Dich dort ab, wo Du gerade stehst – so wirst Du wieder Du selbst und das Alleinsein weniger einsam.

Hast Du heute fünf Minuten Zeit, anzuhalten und gespannt zu schauen, was im Nichtstun auftaucht?

Falls Du Angst hast vor dem, was da kommt, siehe: Wie man schmerzhafte Gefühle überlebt. Siehe auch: Warum wir mehr Zeit allein verbringen sollten.

Und ein paar Denkanstöße findest Du im neuen myMONK-Podcast? Hier gibt’s Folge 1 mit 7 Fragen, die mein Leben verändert haben – und Dir vielleicht auch ein bisschen mehr Klarheit verschaffen können:

Alles weitere zum Podcast findest Du hier.

Photo: Alone / Shutterstock