Teile diesen Beitrag "Durch Regen schreiten wie ein Samurai – Eine Lektion im Loslassen"
Von einem Gewitter kann man etwas lernen. Wenn du plötzlich von einem Regenschauer überrascht wirst, dann läufst du die Straße entlang, um nicht nass zu werden. Aber auch, wenn du beim Laufen die Dachvorsprünge nutzt, wirst du trotzdem nass. Wenn du auf den Schauer von Anfang an vorbereitet bist, wirst du nicht überrascht sein, auch wenn du trotzdem nass wirst. Das lässt sich auf alle Situationen übertragen.
– Aus dem Hagakure (Ehrenkodex der Samurai)
Diese Lehre ist mir erstmals im modernen Samurai-Film „Ghost Dog“ begegnet. Seitdem kommt sie mir immer wieder in den Sinn, wenn es plötzlich heftig zu regnen beginnt.
Widerstand (verdammter Regen, verdammter Stau)
Nicht die Regentropfen selbst sind das Schlimme. Erst wenn sie auf einen Körper treffen, in dem ein Geist in Abwehrhaltung sitzt, geht Leid von ihnen aus.
„Nein, ich will nicht nass werden. Der Regen ist kalt und eklig. Verdammter Regen. Ich hasse es!“
Je stärker die Abwehrhaltung, je mehr sich Geist und Körper verkrampfen, umso unangenehmer wird jeder einzelne Tropfen, der unausweichlich auch die trifft, die von Vorsprung zu Vorsprung hechten.
Am Ende ist man auf jeden Fall nass geworden. Vielleicht ein paar Prozent mehr oder weniger, bei einem starken Schauer gibt’s da jedoch erfahrungsgemäß kaum Unterschiede.
Regen ist ein Meister, der uns vieles lehren kann.
Er zeigt uns wie schwer es als Mensch ist, Dinge hinzunehmen, denen wir ohnehin weitestgehend ausgeliefert sind. Gleichzeitig bietet er uns die Gelegenheit, Loslassen und Gelassenheit zu trainieren.
Etwas ähnliches wie im Regen passiert häufig auf Autobahnen: schlängelst Du Dich auch manchmal im Stau von einer Fahrbahn zur nächsten und zurück, um vermeintlich schneller voranzukommen? Und siehst Du dann auch Minuten später, dass der Typ auf der rechten Seite, der den Stau einfach in Ruhe hingenommen hat, wieder neben Dir steht, weil alles Schlängeln und Drängeln nichts bringt? Ich hab’ das selbst schon häufig erlebt und ich bin trotzdem jedes Mal wieder aufs Neue in Versuchung.
Manchmal widerstehe ich, manchmal nicht. Es sind die guten Tage, an denen ich nicht dem sinnlosen Widerstand verfalle. Die, an denen meine Atmung tiefer, mein Blick weiter und mein Herz und Verstand offener sind.
Die beste Vorbereitung auf Regenschauer ist das Wissen, dass sie jederzeit kommen können und man dann eben nass werden kann, egal, was man tut.
„Das lässt sich auf alle Situationen übertragen.“
Mehr unter 5 Dinge, die Du übers Akzeptieren und Loslassen wissen solltest und im myMONK-Buch Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt.
Photo: Zuerichs Strassen
Vielen Dank für diesen schönen Gedanken, werde es in Zukunft anwenden und hoffe mehr Gelassenheit zu erhalten. LG Annett
Ich liebe Regen und ich habe immer einen Schirm dabei 🙂
Neulich bei einer Werbeagentur im Schaufenster gelesen: „Wenn man die Augen schließt, dann hört sich regen wie Applaus an.“
Der ist gut. Die Zen-Meister sind ins Werbelager gewechselt.
Hi Tim,
die Geschichte gefällt mir sehr gut – lässt sich wirklich auf sehr, sher viele Situationen übertragen.
LG Birgit
Es gibt Menschen, die spüren den Regen und es gibt Menschen, die werden einfach nur nass 🙂
Ich praktiziere das schon seit langem, natürlich im Sommer lieber als im Winter. Ich fühle mich lebendig dadurch.
Wobei ich kürzlich bei einem gigantischen Starkregen mal einen Sprint hingelegt habe und dabei ebenso pure Lebensfreude empfunden habe. Das lag allerdings wohl daran, dass mir völlig bewusst war, dass auch ein sprint mich nicht davor bewahren würde, völlig durchnässt zu werden.
Jedenfalls kann man unglaublich viel aus dieser Geschichte lernen. Es ist auch das Prinzip des „den inneren Krieg Beendens“ das oft Voraussetzung für Heilung ist.
Es ist das gleiche wie im Winter, wenn es draussen kalt ist. Die einen gehen raus, „scheiße ist das kalt!“, verkrampfen sich, fangen an zu zittern und zu frieren – und wundern sich, warum ich ganz locker daneben stehe… (gestern erst wieder erlebt)
„Sag mal, *bibber* frierst du nicht? *zitter* Es ist doch saukalt!“
„Och, geht doch, entspann dich einfach mal…“ 🙂
Hey Chris,
jap, so isses. Oder im Sommer: heiß.
Dann mal einen bibberfreien Winter Dir, der kommt bestimmt bald! 🙂
LG
Tim
Den hatten wir tatsächlich…
Du scheinst nen speziellen Draht „nach oben“ zu haben 😀
Wie immer ist die Perspektive entscheidend. Mir wurde in letzter Zeit ein paar mal ein Zitat von Karl Valentin ans Herz gelegt. Der sagte „Ich freue mich wenn es regnet! Denn wenn ich mich nicht freue regnet es trotzdem.“
Hat was!
Wie schön das zu lesen… 🙂
Anfang 2008 habe ich mich dazu entschlossen nicht mehr durch den Regen zu flüchten.
Ich gehe dann ganz normal, ohne hochgezogene Schultern meinen Weg und fühle mich großartig.
Zusätzlich gute Laune machen dann die lustigen Blicke der anderen Leute, die es einfach nicht fassen können. 😀
Es ist ein schöner Gedanke, dass man das auf fast alles übertragen kann.
Das werde ich die Tage direkt mal ausprobieren – Danke!
ich liebe Regen und hab auch immer einen Schirm dabei…aber diese Gelassenheit muss ich noch bei anderen Dingen lernen..z.b. hinzunehmen,das vor meinem Haus mit dem schönen Garten einen Straße ist,die seit jahren schlimmer und schlimmer vom LKW Verkehr belastet wird,da fällt Gelassenheit sehr sehr schwer und da weiss ich oft keinen Weg,wie ich das lerne zu akzeptieren
Und alles immer, weil wir vergessen: wenn wir ein Auto kaufen, kaufen WIR den Stau mit.
Das der Regen vielleicht ungünstig auf unser Ziel ist, aber genauso lebensnotwendig. Ansonste ist es doch harmloses H2O, nur sind wir viel bereiter zu sagen:blöder Regen.
Ich bin gerade in ein Regenschauer geraten. Nicht das erste Mal, da ich einen Hund habe. Ich rege mich schon lange nicht mehr auf, ganz im Gegenteil, ich genieße es, wie es sich anfühlt, wenn die Regentropfen die Haut berühren.
Hallo Tim, Liebe Autofahrer,
ich singe ja im Auto liebend gerne, laut und etwas schief mit.
Das mache ich auch im Stau. Das ist quasi eine verlängerte Übungsstunde. Und am Ende des Staus kann ich auch meist den Text viel besser, als vorher. Ab 4 Stunden Stillstand (das sehe ich ein) nutzt das zwar auch niemandem mehr was, aber die erste Stunde kostenlosen (!) Gesangsunterricht genieße ich schon. Besonders, weil man ja eh nichts ändern kann. Endlich mal nützen gute Vorsätze, Entschuldigungen, Bemühungen überhaupt nix. Quasi Naturgewalt, wenn man Glück hat nur ohne Verletzte…
Für Regenhasser habe ich keine solche schmucke Lösung parat. Tut mir leid.
Liebe Grüße,
Eva
Ich werde jetzt bei Regen immer an dich denken, lieber Tim.Ich liebe Regen und werde dabei gerne nass. Ich liebe den Duft und das beruhigende Geräusch, es entspannt mich.
Nur Stau kann ich noch nicht so locker nehmen, bin aber dabei, es zu ändern
Lese auch schon seit ein paar Wochen bei dir mit und finde immer wieder Texte, die ich wirklich mag und mir wieder Inputs geben. Dankeschön.
Bezüglich sich über Dinge aufregen.. Habe ich schon lange abgeschafft. Ich wage zu behaupten, zu 90% kriege ich das auch ohne Weiteres hin.
Wenn mich jemand fragt, warum ich mich nicht aufrege, habe ich eine ganz einfache Antwort parat: „Ich bin ein fauler Mensch. Ist mir zu anstregend.“ 😉
Für mich ist dies einer der besten Ratschläge, wenn man dem so sagen kann, die ich jemals bekommen habe. Und ich versuche ihn so oft es geht zu befolgen.
Anfangs kam mir bei Regen immer der Satz in den Sinn, wie ein Samurai durch den Regen gehen, und ich musste lächeln. Es stimmt, gelassen durch den Regen gehen, ist viel einfacher als mit negativer Einstellung (Sch*** Regen…).
Je länger je mehr sehe ich dass Ganze auch in anderen Situationen im Leben. Es gibt einfach Sachen, Momente etc denen kann man nicht entfliehen. Da muss man einfach durch, wie beim Regen. Und wenn mir in den Situationen wieder der Satz mit dem Samurai einfällt, geht’s meistens leichter.