Teile diesen Beitrag "Erich Fromms 6 Regeln des Zuhörens sollte jeder kennen"
„Die meisten Menschen hören nicht zu, um zu verstehen, sondern um zu antworten“, schrieb Stephen R. Covey.
Versteh ich, mach ich auch oft so. Warte auf meinen Einsatz, während er (oder sie – manchmal reden sogar Frauen mit mir!) mir was vom Pferd erzählt, oder von ihrem Leben. Das natürlich nicht mal n Viertel so interessant ist wie alles, was sich bei mir zwischen Aufwachen und Schlafengehen ereignet (was ehrlich gesagt meistens ziemlich überschaubar ist).
Nur: Wozu dann überhaupt was sagen, wenn es niemand versteht?
Das ist, als würden Blinde mit der Zeichensprache der Gehörlosen sprechen. Oder ein Psychiatrieinsasse mit dem Löffel am Ohr „telefonieren“, den ganzen Tag. Es bringt ziemlich wenig.
Gut, dass es so nicht bleiben muss. Wir können Zuhören lernen. Und sogar davon profitieren, wenn diese Bemühung eine einseitige bleibt. Die Dinge werden einfacher, wenn wir die anderen Menschen verstehen. „Alles verstehen heißt alles verzeihen“, sagt man ja.
Der große Philosoph und Psychologe Erich Fromm (1900-1980) hielt 1974 ein Seminar in der Schweiz, das nach seinem Tod als Buch mit dem Namen Von der Kunst des Zuhörens erschien. Für ihn ist Zuhören eine Kunst wie das Verstehen von Lyrik, mit eignen Regeln und Normen.
Nach fünf Jahrzehnten als praktizierender Psychotherapeut empfiehlt er allen Menschen sechs Dinge zu üben, um diese Kunst zu meistern – die Kunst des selbstlosen Verstehens.
- Die Grundregel für diese Kunst ist die vollständige Konzentration des Zuhörers.
- Nichts Wichtiges sollte seinen Geist währenddessen beschäftigen, idealerweise ist er in diesem Moment frei von Angst und Gier.
- Er braucht eine große Vorstellungskraft und kann diese genau in Worten ausdrücken.
- Er sollte Empathie für den anderen haben und stark genug sein, um die Erfahrung des anderen zu fühlen, als wäre es seine eigene.
- Die Fähigkeit zu solcher Empathie ist ein wichtiger Teil der Fähigkeit zu lieben. Einen anderen zu verstehen heißt, ihn zu lieben – nicht in einem erotischen Sinn, sondern in jenem, ihm die Hand auszustrecken und die Angst zu überwinden, sich dabei selbst zu verlieren.
- Verstehen und Lieben sind untrennbar. Werden sie getrennt, bleibt das Tor geschlossen, um den anderen wirklich tief zu verstehen.
Mehr unter Mund-Minimalismus: Achtsam sprechen oder einfach mal die Schnauze halten. Mehr von Fromm unter Haben oder Sein und unter Darum ist es so gefährlich, angepasst und „normal“ zu sein.
Photo: Listening / Shutterstock
Ganz „da“ sein und tief erspüren, was da ist und ankommt. (Vielleicht vermissen das Frauen, wenn sie nicht mit Männern sprechen wollen.) Ich denke schon. Das ist Empathie. Und Grundlage des Verstehens und Liebens. Ja klar. Männer geben sich oft gegenseitig andere Energie. Des Geleisteten. Und dessen was kommt und noch geleistet wird. Eingewickelt in diesen und jenen „Traum“, mit dem dann alles stimmt.
Ich meine aber, es fehlt oft schon an „da“ sein und Erspüren ohne ein Gegenüber. Wie soll das dann mit Gegenüber anders sein? Wenn wir uns selber wenig verstehen und lieben.
Oder ich will gar nicht bei mir sein. Kümmere mich ja um jeden und alles. Dann fehlt wohl auch was. Das bewusste Abgrenzen. Ohne dies kann ja passieren, dass wir das Verstehen und Lieben ersäufen bei so viel Selbstlosigkeit.
Die Energie wird gnadenlos weniger, wenn wir das Abzapfen erlauben. Und das Angezapft sein ist uns sehr oft gar nicht mehr bewusst. Es geschieht einfach weiter, ohne dass gerade jemand gegenüber sitzt. Durch den Äther. Und wir fragen uns dann, wo denn diese Depression her gekommen ist. Überlege gut, was du alles zugelassen hast. Vielleicht schon als Kind.
Seit ich mich durch „die Kunst des Liebens“ von Fromm gequält habe, kann ich irgendwie keine der Weisheiten, die er so rausgehauen hat mehr ernst nehmen.
Wenn es um Kommunikation geht würde daher ich eher „Schulz von Thun“ empfehlen.
Pkt.1-3) kann ich verstehen doch fuers zuhoeren braucht man nicht unbedingt Empathie. Es ist mehr eine Hoeflichkeit, eine
gute Erziehung oder sonstiges, wo man seinem Gegenueber einfach Aufmerksamkeit schenkt ohne dessen Probleme
aufzusaugen und womoeglich dann selbst ein offenes Ohr braucht. Bei interessanten Aussagen faellt es natuerlich leichter
zuzuhoeren und es ergibt sich daraus oft eine gute Unterhaltung. Wichtig ist auch, dass man sich dabei selbst nicht
zu wichtig nimmt und sich zurueck nimmt, auch wenn man viel zu sagen haette. Augenkontakt ist dabei ebenso wichtig.
Und man kann Zuhoeren tatsaechlich ueben.
Jein. Kommt aufdas Thema und das Gegenüber an.
Mir ist aufgefallen, dass nach einem Gespräch, wo ich mich voll und ganz auf meinen Gegenüber einstelle, ihm wirklich zuhöre, Mitgefühl und Empathie für ihn entwickle, es mir danach bedeutend besser geht. Es entsteht ein Gefühl des tatsächlichen Verstehens, sich auf den anderen einlassen. Für mich setzt das voraus, dass ich mein eigenes Ego hinten anstelle. Ich fühle mich danach absolut belohnt! Es lohnt sich also 🙂
Netter Text, jedoch nennt sich- um politisch korrekt zu sein – die Sprache der Gehörlosen nicht Zeichensprache, sondern „Gebärdensprache“. Außerdem ist es sehr wohl möglich, dass (Taub)blinde mittels Gebärdensprache kommunizieren.
Mir ist es ein Anliegen, dies aufzuklären, da leider viel zu wenig Wissen rund um Gehörlosigkeit vermittelt wird.