Teile diesen Beitrag "Wie die Gesellschaft unsere Kreativität killt: Ein preisgekrönter Kurzfilm"
„Im Leben lernt der Mensch zuerst gehen und sprechen. Später lernt er dann, still zu sitzen und den Mund zu halten“, schrieb der französische Autor Marcel Pagnol.
„Später“, das ist die Schulzeit. Die Stunden, die sich endlos zu dehnen scheinen, während wir zusammengestaucht werden zu konformer Massenware. Der Ort, an dem man uns eintrichtert (als wären wir nur leere Gefäße), dass immer nur eine Antwort korrekt ist – die vorgegebene –, und dass zu viel Hinterfragen gar nicht gern gesehen wird. Die Phase unseres Lebens, in dem man unsere Kreativität und Einzigartigkeit in den Keller sperrt und uns vorbereitet auf das anschließende Aktentaschen-Leben in Großraumbüros.
Dort, im Keller, führt die Kreativität ein trauriges, stummes Leben, während in den Etagen darüber auswendig gelernt, die Kurve und ihre Tangente diskutiert und der Glaube übernommen wird, man könne mit seinen Leidenschaften niiiieeemals Geld verdienen.
„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“
Zwei Animationsfilme-Macher aus Madrid, Daniel Martinez Lara und Rafa Cano Mendez bringen dieses große Problem unserer Gesellschaft in acht Minuten auf den Punkt. Der Film zeigt, wie teuer es uns wirklich zu stehen kommt, wenn wir unsere Kreativität im Keller eingesperrt lassen und uns abnutzen in „anständigen“ Jobs, die jeden Montag zum Trauertag machen.
Vor allem zeigt er auch Eltern, warum es so wichtig ist, die Lebendigkeit und Individualität und die Ideen ihrer Kinder zu feiern und zu fördern.
Der Film heißt „ALIKE“ und hat bereits über 60 Awards eingeheimst.
Vorhang auf.
(Hinterher magst Du vielleicht lesen: 7 seltsame Fragen, mit denen Du Deine Berufung finden kannst oder 5 Anzeichen, dass Du nicht DEIN Leben lebst.)
Photo: Ausschnitt aus „Alike“ / Daniel Martinez Lara & Rafa Cano Mendez
Danke für’s teilen Tim.
Dieses Video regt in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken an (Bildungspolitik, Gesellschaft, Systemfrage), deshalb sind die Preise, die dafür verliehen wurden sicherlich gerechtfertigt.
Es hat aber auch einen persönlichen Bezug, weil so gut wie jeder Betrachter – quasi wir alle – zumindest die Schulbank gedrückt haben und uns sicherlich entweder im Kind oder wahrscheinich auch im Erwachsenen wiedererkennen. Aber was der Film ja ebenso suggeriert: Wir können auch individuell etwas tun, um unsere Kreativität und die um uns herum wieder mehr aufleben zu lassen, Talente zu entdecken und zu fördern.
Wunderbar, wie hier der Blick fokussiert wird auf eine Baustelle in unserer Gesellschaft. Tatsächlich ist unser Bildungssystem derart marode, da überfrachtet mit Regulierungen, Plänen und Lerninhalten, Zahlen, die unsere Ahnen für wichtig hielten. Drill statt Vertrauen in natürliches Interesse und Kreativität. Kontrollwahn. Immer noch dominiert Erziehung über Begleitung und Vorbild, wenn auch der Stock nun seit einigen Jahrzehnten entfernt ist aus den Klassenzimmern.
Der Film ist im Sinne der Bewusstwerdung außerordentlich wertvoll. Tatsächlich sollten wir uns aber nicht zu sehr traurig machen lassen von derartigen Übersteigerungen, die durchaus an die manipulativen Methoden in der Werbung erinnern. Wie so oft liegt für die meisten Menschen die Wahrheit dazwischen. Und was wir daraus machen, hängt davon ab, wie bewusst wir leben, bzw. wie ängstlich wir in die Zukunft schauen.
Wie bereits an anderen Stellen ausgeführt, gibt es auch Darstellungen im Rahmen der Forschung, wie sich Gesellschaften entwickeln, siehe Ken Wilber. Eine Entwicklungsstufe folgt der nächsten. Eine neue bricht an, wenn zur Lösung von Problemen neue Bewusstheit gebraucht wird. So dürfen wir im Sinne der dargestellten Problematik aus meiner Sicht vertrauen auf die Wirkung der aktuell sehr präsenten „grünen“ Bewusstheit.
Empathie ist ihr wesentliches Merkmal. Und bestimmt entstand auch dieser Film aus solchem Verständnis heraus. Vorgänger-Stufen, die auch noch sehr präsent sind: die „blaue“ Bewusstheit, die alles zu regeln und mit Dogmen zu durchsetzen sucht, sowie die „orangene“ Bewusstheit, die auf Rationalität, Erfolg und Produktivität setzt und zu den „blauen“ Zwängen Lösungen und Befreiung zu bieten scheint.
Wunderwundervoll
Ich hab‘ mich aus der Welt von „Montag = Trauertag“ inzwischen befreit und dankbar für solche Filme, Texte zum Thema etc
Das Leben ist zu vielfältig als es nur am Wochenende zu genießen
Danke, dass Du den Film geteilt hast
Kinder sind so wunderbar, wenn man sie nur lässt und ihnen Vertrauen schenkt. Sie sind meistens so viel schlauer als verkopfte Erwachsene, noch so frei im Denken und frei in der Freude.
Vielen lieben Dank lieber Tim für dieses tolle Video.
Wunderschön …und deshalb mache ich das, was ich mache.
Ich hatte Hoffnung, dass Generation Y die Leistungsgesellschaft ablöst. Die Hoffnung habe ich leider aufgegeben und auf die Kommenden Generationen verlagert. Und JA : Kinder sind TOLL 🙂 Sie machen es intuitiv einfach richtig.
leider viel zu lang!
Einerseits möchte ich voll zustimmen, obwohl ich meine Schulzeit nicht so empfunden habe – ich hab halt immer gerne gelernt. Was die spätere Arbeit angeht, sah es da schon anders aus. Aber leider ist es nun mal so, dass in einer Gemeinschaft nicht jeder nur seinen Neigungen folgen kann und auch die jeweiligen Lebensumstände spielen ja eine große Rolle. Von irgendwas müssen wir ja nun mal leben und daher muss Geld verdient werden und daher – siehe oben… Es gibt heutzutage schon viele Eltern, die ihre Kinder zu Individualisten erziehen und deren Neigungen fördern, aber leider auch mindestens genauso viele, die ihr Kind nach ihrem Vorbild formen oder ihre eigenen Träume im Kind verwirklichen wollen. Das ist halt ein sehr komplexes Thema und der fortschreitende Abbau von z.B. handwerklichen Arbeitsplätzen bzw. der Wegfall vieler Berufe ist auch nicht gerade hilfreich.
Gut, die Schule ist nicht gerade der Kreativ-Förderer, aber bevor man kreativ werden kann, sollte man da nicht etwas Erfahrung sammeln? Etwas über die Welt in der man lebt lernen? Natürlich, das Kreativste ist dann am kreativsten wenn es unbeeinflusst zu Tage kommt, aber dazu sind nicht alle Menschen fähig. Es ist auch wahr, dass die kreativen Fächer in den Schulen vernachlässigt werden. Aber wenn es um Kreativiät in den Schulen geht, dürfte man sich in Mitteleuropa nicht beklagen. Hat jemand von den Kommentierenden schon einmal Schulen in anderen Teilen der Welt besucht? Wirklich besucht und nicht nur darüber gelesen oder auf youtube gesehen? Wahrscheinlich nicht. Oder überhaupt einfach mal in einer Schule gearbeitet? Denke eher nicht. In Europa beklagt man sich über jeden m.st weil es einem einfach zu gut geht… (im Vergleich zum Rest der Welt). Ein bisschen dankbar sein für das, was man hat würde der Welt gut tun. Aber: dieser Kurzfilm ist gut gemacht und zeigt wirklich verständlich was es sagen will. Gute Arbeit.
Mir ist aufgefallen, dass in dem Film nur Männer vorkommen. Absicht?
Ganz ehrlich, ich finde diesen Kurzfilm extrem ärgerlich! Klar, er ist süß anzuschauen, aber die Botschaft finde ich ätzend, denn er unterstellt der Schule bzw. „den Lehrer/innen“, dass sie die Kreativität der Kinder unterdrücken. Das ist nicht nur völliger Quatsch, sondern schürt nur wieder das Misstrauen, das (immer noch?) viele Eltern gegebüber Lehrer/innen haben und das sich (natürlich) auf die Kinder überträgt und das Lernen erschwert. Und Lernen und insbesondere der Erwerb der Schrift(-sprache) sind essentiell für das Leben. Nicht nur, um „im Leben weiter zu kommen“, sondern eben auch um kreativ sein zu können. Kreativität entsteht durch die (kreative) Verarbeitung von Input. Ohne Input kein (kreativer) Output und um Input verarbeiten und (kreativ) nutzen zu können, muss man den Input verstehen. Das wiederum kann man nur, wenn man bestimmte Kulturtechniken wie u.a. das Lesen und Schreiben gelernt hat.
Wenn du dich im Leben freischwimmen willst, brauchst du außer gut trainierten Muskeln vier Dinge: Wille, Wille, Wille und Leidenschaft. Gleichklang ist nicht gottgegeben. Die meisten finden nur nicht mehr den Ausgang aus dem Trott – denn gut geölte Einheitsmaschinerie lockt bekanntlich mit dem kleinen Häppchen „Sicherheit“ – und fördert in uns die Bequemlichkeit. Ich bereue es nicht eine Sekunde, vor 30 Jahren einen Großkonzern verlassen und mich in die Selbstständigkeit begeben zu haben, auch wenn ich mit Neid und Missgunst leben musste – und das massiv von meinen früheren Arbeitskollegen, die über ihre Arbeit fluchten und vom Ausstieg sprachen. Gewagt hat es von denen damals letztendlch keiner….
Vielleicht koennts Ihr auch Hausfrauen/Frauen/Frauen im Berufsleben darin erwaehnen?! Oder ist das nur ein ausschnitt und es ist in einer laengeren version inkludiert?
Irgendwie fällt mir spontan Herr Rossie ein. Warum nur?! https://www.youtube.com/watch?v=7Z_XxNbCo44
Ein sehr inspirierender Kurzfilm, ein Geschenk für die Seele. Die Hintergrundmusik gefällt mir sehr gut.
Toller Kurzfilm – oder und sehr wichtig … Es sind für mich zwei Dinge (Dimensionen) zu sehen, was eine Gesellschaft grundlegend überdenken sollte. Zum einen ihr Maß an „Filter für den Geist“ und zum anderen an „Inspiration für den Geist“. Das machen sicher viele Eltern und Lehrer ganz ordentlich. Außerdem gibt es Dinge (Dimensionen), an die wir selber, jeder einzelne von uns, denken kann. So zum Beispiel in welcher Art und Weise wir denken. Denken wir immer in zwei Kategorien, die wir vergleichen, die uns ununterbrochen beschäftigen? Denken wir ziel- und folgebewusst und biegen dabei -„der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel“- uns die Welt zurecht wie sie für uns oder unsere Freunde gut zu sein scheint oder sind wir schon dort angekommen, wo wir respektvoll mit verschiedene Sichtweisen umgehen können und ein „Sowohl-als-auch“ aushalten? Das Beste an dem Kurzfilm ist für mich, dass die Menschen sich nicht als Opfer in eine Ecke gestellt haben und verzweifelt sind. Nicht die „große Gesellschaft“ sondern die vielen „kleinen Gesellschaften“, – die die „große Gesellschaft“ ausmachen – bringen die Helden hervor. Die (K)kleinen und die (G)großen (Helden).
Für jeden, der sich ernsthaft für Kreativität und die Verwurzelung in unserer Persönlichkeit interessiert, kann ich folgendes Video empfehlen (gute Englischkenntnisse notwendig):
https://www.youtube.com/watch?v=KxGPe1jD-qY
Und an die zwei Kommentatoren (-innen?), die hier die Abwesenheit des weiblichen Geschlechts bemängeln: einfach mal darüber nachdenken, ob das für die Message dieses Films nicht völlig egal ist. Und nun ganz provokativ: könnte es vielleicht sogar sein, daß Männer in unserer Gesellschaft unter diesem, im Film geschilderten Problem im Schnitt mehr leiden als Frauen?
Ich weiß nicht, ob ich den Film mit der implizit sozialistischen Botschaft „Die böse Gesellschaft“ gut finden soll. Er scheint einem Kind den Alltag eher madig machen zu wollen. Dabei wäre es wichtiger, einem Kind zu zeigen, wie wichtig es ist, 1. auch unangenehme Dinge im Leben erledigen zu müssen (siehe Belohnungsaufschub / Frustrationstoleranz), und 2. Spaß und Gefallen an einer vermeintlich „doofen“ Tätigkeit zu finden durch Änder-ung der inneren Einstellung. Mit manchen Leuten kann man nämlich beim Ausmisten eines Hühnerstalls mehr Freude haben als mit anderen auf einer Cocktail-Party. Glück kommt nicht von außen.
ich bin 53 jahre, und kann es nicht mehr hoeren. ich stimme einigen, oben erwaehnten kommentaren zu. immerzu diese boese gesellschaft. das allein macht schon krank, wenn man es nur oft genug sagt. seit ich denken kann, lebten wir in deutschland in staendiger krise. guertel enger schnallen, oelkrise, terror, keine arbeit, kein geld, keine rente, kein geld, kein geld fuer die alten und die arbeitslosen. wenn man sich auf den fluss des lebens und der kreaitivitaet einlaesst wird es sich nach einiger zeit entfalten, wie das leben selber es tut. es kann eben aber auch mal sein, dass es laenger dauert. es lohnt sich insofern, da es aus dem herzen, aus der seele fliesst, und naturgemaess es dich an den ort und die stelle tragen wird (wenn du es zulassen kannst) wo du dich entfalten kannst und leben!!! stattfindet.
Großes Kompliment, zu diesem Kurzfilm!
Trifft den Nagel, auf den Kopf!
Bravo!
Sehr schön gemacht. Leider ist es so, dass der alltägliche Zwang irgendwann zur Gewohnheit und zur Last wird und alle die es schaffen daraus auszubrechen am Anfang belächelt werden. Danke für diesen Film
Ein Video für Romantiker. Für die Kunst ein Hobby ist. Wenn das Video doch so gut zeigt wie professionelle Kunst wirklich entsteht: hartes, hartes Arbeiten an sich selbst. das Zurückstellen eigener Ideen um dorthin zu kommen, wo man eigene haben darf (das ist in der Wissenschaft genauso: erst lernen was es gibt. dann darf man darauf aufbauend entwickeln). Das Perfektionieren der Fähigkeit durch tägliches Erkennen wo man grade gescheitert ist. Die Aufgabe der Individualität für die höhere Aussage. Das späte Erkennen, dass diese Aufgabe sogar die zugesprochene Individualität konstituiert.
Dieses Video zeigt nur eines auf: welchen naiven Traum so mancher von der Kunst hat.