Teile diesen Beitrag "3 Fragen, die Dich vor schmerzhaften Beziehungen bewahren"
Text von: Lena Schulte
Eine neue Beziehung ist etwas Wunderbares. Gegenseitiges Anhimmeln, nächtliche „Nein, DU legst zuerst auf“- Wettbewerbe und ein 360-Grad-Lächeln in Dauerschleife. Dann, irgendwann später: Die Geigen fiedeln nicht mehr ganz so enthusiastisch, leiten langsam die Symphonie des Beziehungsalltags ein. Und oft genug tauchen Probleme auf, die wir nur allzu gut kennen – und zwar aus unseren alten Beziehungen. Werden uns wieder aufs Brot geschmiert, bloß mit einer neuen Hand am Messer.
Beziehungs-Déjà-Vus sind anstrengend. Genau wie die Ernüchterung, wenn die neue Liebe aus denselben Gründen scheitert wie die alte. Obwohl diesmal doch alles anders werden sollte. Missmut und Angst werden immer größer. Wozu noch etwas wagen, wenn es ohnehin immer gleich endet?
Die drei folgenden Fragen haben mir geholfen, mich von dieser Angst zu befreien. Und davon, von irgendwem gerettet werden zu wollen oder mich selbst nur liebenswert zu finden, wenn das andere auch tun. Sowohl im partnerschaftlichen als auch im freundschaftlichen Sinne.
1. Ist wirklich das drin, was ich mir von der Verpackung verspreche?
Vieles hätte ich mir sparen können, wenn ich mich öfter getraut hätte, einen Menschen beim Kennenlernen aufmerksamer zu hinterfragen. Leichter gesagt, als getan, wenn die Verpackung schön ist und genauso, wie wir sie haben wollen. Eine gute Verpackung – das heißt nicht unbedingt Modelmaße. Es kann zum Beispiel auch der gut bezahlte Job sein, der Sicherheit und instagramwürdige Club-Urlaube auf Sansibar verspricht, soziales Ansehen, Macht, das Selbstbewusstsein oder die Schlagfertigkeit der Person.
Vor allem, wenn ich an mir selbst etwas vermisste, leuchteten bestimmte Eigenschaften des anderen besonders hell für mich und zogen mich wie eine Motte zu ihrem Licht – in dem ich auch gern geglänzt hätte. Wer sich jedoch in das Licht eines anderen stellt, strahlt nicht von allein, sondern wirft letztlich nur Schatten. Und manchmal ist sein oder ihr helles Licht bei genauem Hinsehen bloß ein ängstliches Glühwürmchen, das kurz vorm Nervenzusammenbruch steht.
Wenn wir uns nicht von dem blenden lassen, was der andere (vermeintlich) darstellt und was wir davon abhaben können, finden Begegnungen auf Augenhöhe statt. Dann brauchen wir keine Angst davor haben nicht „auszureichen“. Oder müssen eine Beziehung künstlich erhalten, weil wir bei ihrem Ende etwas verlieren würden, was sowieso nie uns gehört hat.
„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“
2. Wofür steht diese Beziehung?
Manchmal stolpern wir so schnell in eine neue Partnerschaft, dass wir gar nicht darüber nachdenken können, was das Miteinander eigentlich bedeutet oder bedeuten soll. Für mich zog das zum Beispiel eine Beziehung nach sich, die … na ja, ganz nett war. Mein Ego wurde zwar gestreichelt und ich war offiziell liebenswert – aber aus uns wurde nie mehr als ein „Wir lassen es auf uns zukommen“.
Wir verlaufen und verrennen uns schnell, wenn wir unsere Absichten und Ziele nicht kennen. Mein Leben wurde um einiges ruhiger und stabiler, als ich bereits zu Beginn den Mut fasste und mit dem anderen über gemeinsame Erwartungen sprach.
Das ist nicht leicht, aber es bietet eine große Chance. Wir können uns über unsere Werte austauschen und gemeinsam einen Sinn herstellen, der nur uns gehört. Das kann Familienplanung bedeuten, das gemeinsame Auswandern, vielleicht aber auch ganz einfach Ruhe, Unterstützung und Wahrheit. In kritischen Situationen können wir uns (auch gegenseitig) an diese Dinge erinnern und danach handeln.
3. Welche Glaubenssätze standen mir bisher im Weg?
Wenn wir uns in einer Beziehung immer wieder nach etwas Bestimmten sehnen, aber partout nicht bekommen, kann es daran liegen, dass wir uns selbst jedes Mal denselben Streich spielen – ohne es zu merken.
Die Kommunikationstrainerin Vera F. Birkenbihl sagte in einem Vortrag, dass unser Bild von uns selbst unserem Willen überlegen ist. Eine innige Beziehung wirklich zu wollen ist das eine. Aber wenn wir uns gleichzeitig tief in uns drin für unzulänglich oder nicht liebenswert halten, oder stets eine Zukunft sehen, in der wir wieder massiv verletzt werden, dann wird diese Vorstellung in der Realität eher wahr werden als unser Wille.
Ich selbst kann das nur bestätigen. So lange ich überzeugt war, nicht genug zu sein, fand ich auch immer eine neue (oder gar keine) Partnerschaft, die mir genau das unter die Nase rieb. Erst als ich mich selbst und meinen Glauben über mich veränderte, kamen mehr Menschen in mein Leben, die mich wertschätzten.
Wie gesagt: Eine neue Beziehung ist etwas Wunderbares. Aber auch ein Wagnis – vor allem, wenn wir schon viel Leid erfahren mussten und einfach satt von alten Beziehungs-Aufstrichen sind. Ich glaube aber, wir können bestimmte Muster nur selbst durchbrechen und überwinden. Und vielleicht sind diese Fragen ja ein guter Anfang.
Wenn Du Dir mit der neuen Beziehung nicht sicher bist, könnte Dir auch das neue myMONK-Buch helfen: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft.
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Das hast du schön beschrieben. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, auf sein Bauchgefühl zu hören und einfach mal „den Kopf auszuschalten“.
Liebe Grüße,
Andrea
Liebe Andrea,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Und ich gebe dir da Recht, das Bauchgefühl hilft oft auch gut weiter 🙂
Liebe Grüße
Lena
das geht nur, wenn man selbst „geheilt“ oder mit sich im reinen ist. sonst führt es genau zum beschriebenen szenario… beziehung nummer 10: schon wieder die selbe scheiße.
Lieber Tim,
Ich mag es sehr, deine Artikel zu lesen. Aber dieser ist dir außerordentlich gut gelungen. Gratulation und lieben Dank dafür.
Franziska
Liebe Franziska,
vielen Dank – in diesem Fall liegt’s wohl daran, dass er von Lena ist – siehe Hinweis am Anfang :).
Liebe Grüße, Tim
Was will ich längerfristig?
Was will er längerfristig?
Was sind meine Ängste, Sorgen, Probleme, Bilder?
Was passt weniger gut?
Was wird sich noch ändern?
Ja, das braucht schon Mut, wenn wir das nicht auf morgen verschieben wollen und Klarheit mal dem momentanen Hochgefühl vorziehen wollen. Und Respekt, wenn es hierzu gegenseitige Offenheit gibt.
Und bei aller Klarheit und Liebe. Authentizität, Toleranz und Vertrauen. Oder mal eine schöne Zeit genießen ohne größere Erwartungen und Versprechen.
LG Richard
Lieber Richard,
das sind gute Fragen. Vor allem „was sind meine Bilder“ finde ich einen schönen Denkanstoß, vielen Dank dafür.
Liebe Grüße
Lena
Liebe Lena,
was mich am meisten berührt hat in deinem wirklich gelungenen Artikel: „Ruhe, Unterstützung und Wahrheit“. Das ist es!
So oft, so schnell, so übertrieben bin ich mir und sind mir andere wieder nicht genug. Ich danke dir sehr für diese, irgendwie „meine“ Beschreibung dessen, was ich mir wirklich von einer Beziehung erhoffe.
Ganz liebe Grüße,
Franziska
Liebe Franziska,
vielen Dank, freut mich, dass Du etwas daraus mitnehmen konntest! Wünsche Dir alles Gute und dass Du in Deiner Beziehung das bekommst, was Du Dir wirklich wünscht 🙂
Liebe Grüße zurück
Lena
das sind wirklich 3 entscheidende Fragen! Danke für den interessanten Artikel, jedoch lese ich das leider zu spät. Seit der Trennung von meinem Ex (ich war zu blauäugig damals) habe ich mich alleine um die 4 Kinder zu kümmern. Unterhalt zahlt er natürlich nicht. Hier schaue ich wirklich gerne rein, und das fast täglich.
LG,
Sandra
Super Artikel!
Konnte ich einiges mitnehmen!
Danke dafür 🙂
Liebe Grüße
Tim
Danke für diesen tollen Text! Oft lassen wir uns in Beziehungen manipulieren. Wir verkrümmen uns für unseren Partner. Wir lassen uns von Mensch verändern, uns von ihnen beeinflussen und einschüchtern. Warum uns öfter mal die Meinung anderer egal sein sollte und wie es uns gelingt, könnt ihr in meinem neuen Blogpost lesen:
https://nightthinkersdiary.wordpress.com/2017/04/17/kratz-nur-wenns-dich-juckt/
Lasst gern einen Kommentar da!
Liebe Grüße,
Liyang
Die abgelaufenen Beziehungsaufstriche sind es, die den faden Geschmack bringen. Schon beim Gedanken daran verzichtet man lieber drauf, als nochmal in die selbe Stulle zu beißen.
Gewohnheiten und unbewusste Überzeugungen, das sind mächtige Gegner, die sich gut verstecken können.
Bei sich bleiben, gut für sich sorgen, Meinungsverscheidenheiten aushalten, nach Kompromissen und guten Lösungen suchen, versuchen, den Menschen zu sehen und nicht die eigenen Projektionen und (un)erfüllten Erwartungen. Vielleicht ein bisschen was von allem und noch viel mehr. Woran erkennt man echte Liebe eigentlich?
Schöner Text! Danke dafür.
Gruß
Thomas
man zieht eben das an, was zu einem „passt“ – und wenn man nicht an sich arbeitet, zieht man immer den selben „scheiß“ an und die geschichten wiederholen sich nicht 1x sondern fortwährend, immer wieder.
„Erst als ich mich selbst und meinen Glauben über mich veränderte, [….]“
tja, das ja aber das schafft man selten allein ohne professionelle hilfe!
Bist Du dann nicht dann und wann innerlich gekippt…dh. während der wertschätzenden Beziehungen trotzdem wieder in das „schlechte “ Denken von Dir selbst zurückgefallen?
Hallo Tim,
diesen Beitrag habe ich schon vor längerer Zeit gelesen. Ich bin so positiv überrascht, wie sich meine Sichtweise mittlerweile positiv hin zu mir selbst verändert hat. Gerade jetzt öffne ich mich einer neuen Beziehung und habe mich kritisch hinterfragt. Und das Ergebnis: Ich bin bereit dafür. Und ich sehe mich in Deinen Aussagen sehr bestätigt und einer neuen Beziehung auf Augenhöhe mit einem gesunden Selbstwert bereit zu. Es ist ein so schönes Gefühl, weil ich so auch dem potentiellen Partner gegenüber achtsam und wertschätzend bin. Liebe Grüße Manuela
Liebe Lena.
Finde das mega spannend!
Für mich habe ich nachgedacht über die Reihenfolge der drei Punkte, ich glaube die ist noch wichtig.
Für mich empfinde ich den letzten Punkt als ausschlaggebend. Ich glaube, dass wir in einer Beziehung (die schon da ist oder die wir uns wünschen) am meisten ausrichten können, wenn wir mit uns selber arbeiten. Und mit arbeiten meine ich nicht, dass wir uns in eine bestimmte Richtung veränder müssen, sondern einfach nur mehr zu uns selbst.
Je näher wir dort sind, desto wahrscheinlicher können wir eine erfüllende Beziehung leben mit anderen, wobei ich glaube dass es ein Leben lang oder noch länger dauert, bis man „ankommt“. 🙂 Bei sich. Aber wenn da viel stimmt, dann ist Punkt eins auf einmal gar nicht mehr so wichtig. Ich glaube je mehr sich ein Mensch selber annehmen kann, desto weniger Mauer brauchen sie, hinter der sie sich zu verstecken brauchen. Und so suchen sie auch Menschen deren Mauern nicht so hoch ist. (Ich weiss nicht ob das jemand kennt, aber mir sagt der Blick der Menschen sehr viel über die Höhe der Mauer. In den Augen der Menschen erkenne ich einen Unterschied) So glaube ich, dass man sich weniger täuscht. Und ehrlicher ist.
Punkt zwei spielt da gut zusammen mit dem. Hier ist aber auch die Frage: Können sich Erwartungen nicht im Laufe der Zeit ändern? Oder eher: Ist es hier nicht auch so, dass es Zeit braucht, bis man weiss was man tatsächlich möchte / sich wünscht? Ich nehme jedenfalls oft in meinem Leben wahr, dass ich nicht immer sofort alle Aspekte sehe. Je länger ich lebe, desto eher weiss ich was mir wichtig ist und auch vor allem, was ich bereit bin aufzugeben für etwas anderes… (z.B weniger Freiheit dafür etwas mehr Verbindlichkeit? Oder umgekehrt)
Zudem empfinde ich es für mich als wichtig, mit meinen Erwartungen im Leben leichter zu werden mit der Zeit, dort etwas Gepäck abzugeben. (Was dann wieder stark in Punkt 1 einfliesst!) Aber vielleicht sind in deinem Punkt auch weniger die Erwartungen gemeint (das Wort finde ich schwierig) und eher die eigenen Werte und das raus finden ob die Werte deines Gegenübers mehrheitlich übereinstimmen. Hm. Bei mir persönlich hat sich jedenfalls bereits Einiges geändert, seit ich schon nur besser weiss was ich möchte. Das Kommunizieren habe ich da gar nicht mehr als so wichtig empfunden (obwohl dann als nächstes eine klare Kommunikation natürlich für mich schon auch dazu gehört!). Aber mich dünkte, dass sich schon nur durch das Wissen darum was i c h eigentlich will (und damit keine Kompromisse mehr einzugehen. Bzw. als der Partner dann vor mir stand, musste ich auch nicht mehr lange überlegen ob der nun passt. Der wollte genau das gleiche – und ich glaube nicht dass das ein Zufall ist, sondern dass ein solches Aufeinandertreffen einer gewissen inneren Klarheit entspringt.
Ich fand dein Beitrag, wie man sieht, gerade sehr inspirierend. Was ich dazu geschrieben habe…also meine Sicht der Dinge ist einfach meine Wahrheit. Ich sehe das momentan ziemlich genau so, das ist natürlich nicht besonders wissenschaftlich bewiesen. 😉 Aber ich gehe auch davon aus, dass da in meinem Leben noch weitere Erkenntnisse dazukommen dürfen. Liebe Grüsse, Schanin