Teile diesen Beitrag "Selbstdisziplin ist Empathie mit Deinem Zukunfts-Ich"
Text von: Christina Fischer
Wenn ich an Selbstdisziplin dachte, dann sah ich vor meinem inneren Auge Bilder, die mich ehrfürchtig staunen lassen. Ich sah Zen-Mönche in tiefer Versenkung. Ballerinen, die für den perfekten Auftritt von einer halben Grapefruit am Tag leben und sich die Füße blutig tanzen. Shaolin-Mönche, die durch eisernes Training mit einer einzigen Handbewegung ihre Gegner ausschalten und Yogis, die stundenlang in einer unmöglichen Position verharren können und dabei noch beiläufig Erleuchtung finden.
Kurz gesagt: Ich dachte an nichts, was auch nur im Entferntesten mit mir zu tun hat.
Zumindest bisher. Zum Glück ist aber Selbstdisziplin keine dieser Sachen, die man entweder in hohem Maße von Geburt an hat oder leider gar nicht. Um unsere Fähigkeit zur Selbstdisziplin aufzuspüren, müssen wir auch keine Lehre in einem Shaolin-Kloster absolvieren oder in den Hungerstreik treten.
„Hier hast Du einen Marshmallow …“
Beim „Marshmallow-Test“ in den 60er-Jahren wurde Kindern jeweils ein köstlicher Marshmallow vor die Nase gelegt. Sie konnten sich entscheiden:
- ob sie die Süßigkeit sofort verspeisen oder
- ob sie noch eine Weile warten wollten, um dann noch einen zweiten Marshmallow zu erhalten.
Den zweiten Marshmallow ergatterten also nur diejenigen, die ihre kurzfristige Befriedigung zugunsten des „langfristigen“ Ziels „Marshmallow 2“ hinten anstellen konnten. Die Fähigkeit dieser Impulskontrolle verorteten die Wissenschaftler damals im vorderen Teil des Gehirns – damit schien die Sache mit der Selbstdisziplin abgehakt, die einen hatten sie und die anderen nicht. Doch es gibt inzwischen Neuigkeiten.
Fähig zu Selbstdisziplin: Ein unerwarteter Einfluss
Der Wissenschaftler Alexander Soutschek von der Universität in Zürich fand heraus, dass unsere Fähigkeit zur Selbstdisziplin noch von einer anderen Hirnregion beeinflusst wird. Sie befindet sich etwa einen Fingerbreit diagonal hinter Deinem rechten Ohr und ist grundsätzlich zuständig für Empathie und Selbstlosigkeit.
Bei seinem Versuch schaltete Soutschek diese Hirnregion mit Hilfe von Magnetfeldern bei den Versuchspersonen aus und beobachtete sie in verschiedenen Situationen. Es zeigte sich, dass auch diese Hirnregion – neben ihrer Zuständigkeit für Empathie und Selbstlosigkeit – die Selbstdisziplin beeinflusst. War diese Stelle im Gehirn nämlich „ausgeschaltet“, handelten die Versuchspersonen deutlich impulsiver als zuvor.
In den frühen 2000er Jahren brachten Studien noch weitere Ergebnisse darüber ans Licht, welche Auswirkungen dieser „Empathie-Bereich“ im Gehirn auf unser Leben haben kann. Wenn dieser Hirnbereich beispielsweise besonders groß ist, sind Menschen eher uneigennützig veranlagt. Sind die Synapsen dort wiederum besonders gut verknüpft, so sind die jeweiligen Menschen weniger voreingenommen und wird dieses Hirn-Areal noch zusätzlich elektrisch stimuliert, fällt es der Person leichter, die Perspektive von anderen einzunehmen. Was aber hat das alles nun mit Selbstdisziplin zu tun?
Selbstdisziplin und Empathie: Zwei Seiten derselben Münze
Soutschek ging der Sache in verschiedenen Experimenten auf den Grund.
Er fand 43 Freiwillige, die sich dazu bereit erklärten, dass Soutschek ihr „Empathiezentrum“ im Gehirn ausbremste. Immer wenn dies der Fall war, neigten die Versuchspersonen beispielsweise eher dazu, eine bestimmte Summe Geld für sich zu behalten, statt sie mit jemand anderem zu teilen. Vor allem dann nicht, wenn der andere ein Fremder war.
Noch extremer waren die Ergebnisse, als Soutschek einen „Marshmallow-Test für Erwachsene“ durchführte. Er bot den Versuchspersonen Geld an. Entweder sie steckten den Betrag sofort ein oder sie warteten eine Weile und bekamen die doppelte Summe. War das Empathiezentrum ausgeknipst, griffen die Freiwilligen meist direkt zu ohne die Zeit abzuwarten und dafür mehr Geld einzusacken.
Beide Versuche zeigten, dass es eine deutliche Verbindung zwischen Selbstdisziplin und Selbstlosigkeit gibt – und zwischen fehlender Selbstdisziplin (Impulsivität) und Selbstsucht. Mit ausgebremstem Empathiezentrum verhielten sich die Versuchspersonen sowohl impulsiver als auch selbstbezogener. Wurde der Bereich im Gehirn hingegen stimuliert, zeigten die Teilnehmer mehr Selbstdisziplin und Einfühlungsvermögen.
„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“
Wie kannst Du Dir diese Erkenntnisse zunutze machen?
Unsere Fähigkeit zur Empathie hängt also eng mit unserer Fähigkeit zur Selbstdisziplin zusammen.
Wir können uns also verabschieden vom Bild der asketischen Yogis und selbstgeißelnden Ballerinen, wenn wir an Selbstdisziplin denken.
Denn es ist so: Empathie lässt uns aus unserer eigenen Perspektive heraustreten und die Sichtweise von anderen einnehmen. Selbstdisziplin ist überraschenderweise genau dasselbe. Nur, dass wir in diesem Fall nicht die in die Schuhe eines anderen Menschen schlüpfen, sondern in die unseres eigenen zukünftigen Ichs. Auf dieser Grundlage entscheiden wir, was für dieses Zukunfts-Ich wohl das beste wäre (zum Beispiel zwei Marshmallows zu essen, statt nur einen). Selbstdisziplin bedeutet somit, dass sich Dein gegenwärtiges Ich zurücknimmt, um Deinem Zukunfts-Ich zu helfen.
Wo die Selbstliebe ins Spiel kommt
Als ich bei der Recherche zu diesem Artikel über diese Erkenntnis stolperte, musste ich kurz schlucken. Für mich hieß Selbstdisziplin einfach immer, dass ich etwas tun muss, das mir sehr unangenehm ist. So, als müsste ich einen harten Kampf gegen mich selbst führen.
Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall. Selbstdisziplin ist Selbstliebe. Denn wir agieren dabei ja empathisch – also mitfühlend – mit unserem Zukunfts-Ich. Wir wollen ihm (also uns) selbst helfen, ihm etwas Gutes tun.
Wenn ich mich bislang „disziplinierte“, dann habe ich das meistens als Kampf gegen mich selbst empfunden, sogar als Strafe. Ich zwang mich zum Sport, denn ich hatte mich ja gehen lassen. Ich fastete und verzichtete, denn ich hatte ja schon viel zu viele Süßigkeiten gegessen.. Und stets ließ mein Gegenwarts-Ich gefühlt den Kopf hängen wie ein gescholtenes Kind.
Dabei tue ich all das doch eigentlich nicht gegen mich, sondern für mich. Ich möchte in der Zukunft fitter sein und gesünder leben. Damit es mir gut geht. Weil ich mich mag. Diese Perspektive einzunehmen fällt mir manchmal immer noch schwer. Ich habe es eben lange genug anders gemacht. Aber immer wieder, wenn ich in die Schuhe meines Zukunfts-Ichs schlüpfe und mir bewusst mache, wie gut es ihm gehen wird, wenn ich ihm jetzt in der Gegenwart helfe, dann fühle ich mich gut.
Ich habe also noch Stück Weg vor mir. Wie praktisch aber, dass Empathie und Selbstdisziplin so nah beieinander liegen im Hirn – da haben es die Synapsen nicht weit.
Mehr unter Wie man die Selbstdisziplin eines Shaolin-Mönchs entwickelt und im myMONK-Buch 12 Gewohnheiten, die Dein Leben verändern.
Photo: Fit woman with salad von Shutterstock | Inspiriert von TheAtlantic
Na ja, die Story mit dem Zukunfts-Ich ist etwas weit hergeholt, finde ich. Sie ist etwas für Leute, die unbedingt ein Konzept und eine Begründung brauchen und keine andere haben. Sie lieben dann ihr Zukunfts-Ich, um sich selbst zu überzeugen, dass mit Liebe auch Ungeliebtes besser geht.
Aber auch wieder erstaunlich, wie wenig die Forscher sich austauschen. Nach Hawkins (ca. 2006?) ist ein innerer Zustand schon an der (leicht) messbaren ausgesendeten Gehirnfrequenz erkennbar. Niedere Frequenz – niedere Zustände wie Angst, Unzufriedenheit, Unwohlsein, Unwilligkeit – Kampf gegen sich selbst und das was ist. Höhere Frequenz – höhere Zustände wie Liebe, Emphatie, Dankbarkeit, Zufriedenheit, Wertschätzung, Akzeptanz.
Klar, dass ich schon als Kind mit etwas Liebe und Zuwendung den einen oder anderen Widerstand aufgegeben habe und auch zuverlässiger getan habe, was ich mir vorgenommen hatte. Die zuständige Gehirnregion, die hier offenbar wichtiges Werkzeug ist und Zufriedenheit weiterleitet, kannte ich freilich nicht. War mir auch nicht wichtig. Empathie ist eben höher schwingend und macht zufriedener. Letztlich brauchen wir Liebe, um wenig sonst zu brauchen. Ob wir das dann Disziplin nennen und auch noch vergleichen mit Mönchen und blutigen Füßen, finde ich eher übertrieben.
In diesem Sinne wünsche ich uns etwas weniger Blauäugigkeit und weniger Demut vor der Wissenschaft.
LG Richard
Guten Abend Richard!
Danke, dass Du Deine Perspektive mit mir/ uns teilst. Ich glaube, über die Hawkinssche Theorie bin ich auch irgendwann einmal gestolpert. Fand ich auch sehr eingängig. Ich denke aber auch, dass sich die eine Theorie mit der anderen hier gar nicht so sehr „beißt“. Letztendlich brauchen wir Liebe – da stimme ich Dir vollkommen zu.
Deinen guten Wünschen schließe ich mich wie immer aus vollem Herzen an.
Liebe Grüße
Christina
Danke dass du dich hier anschliesst, Christine. Dann wünsch ich Dir noch, dass Du den genannten Weg nicht sehr weit verfolgst. Das Zukunfts-Ich ist ja als solches im Bereich der Illusion. Und durch Illusionen die Widerstände im Jetzt abbauen zu wollen ist ungesund. Das ist pure Verdrängung.
Hallo Tim,
ich finde das widersprüchlich zu dem, im Jetzt und Hier zu leben. Wenn ich mich „diszipliniere“, um meinem „Zukunfts-Ich“ zu helfen, dann lebe ich ja nicht mehr im Moment. Und wer weiß, ob ich diese „Zukunft“ überhaupt erreiche.
Ist es da nicht besser, einen Weg oder „etwas“ zu finden, das mir Spaß macht und ich dadurch fitter (was genau bedeutet das für DICH? Woran misst du das?) werde?
Z.B. Diät zu halten, um meinem späteren Ich zu helfen, obwohl ich gar keine Lust auf FDH habe, kann ja auch nicht der Weg sein. Oder mehr (disziplinierten) Sport, obwohl das gar nicht meins ist.
Vielleicht habe ich auch einfach die falschen Ziele oder es ist einfach (noch) nicht der richtige Zeitpunkt, um „fitter“ zu leben oder es ist nicht der richtige Weg dort hin.
Wenn es sich gut anfühlt, im Moment, geht es von ganz allein, auch ohne Disziplin. Und ständig diszipliniert zu bleiben, um seinem „Zukunfts-Ich“ zu helfen, macht meiner Meinung nach auch wieder Druck und hat wenig mit Spaß und Liebe zu tun.
Vielleicht ist dein Weg einfach ein anderer als der, der die vorschwebt.
Hey Jessi!
Ich bin mal so frei Dir zu antworten, da ich den Text verzapft habe ;). Zu der Frage, was ich unter „fitter“ verstehe: Das ist zunächst einmal natürlich ein ganz subjektives Empfinden. Im Grunde genommen meinte ich damit ein „sich wohl in seiner Haut fühlen“ und das ist sicherlich für jeden ganz persönlich anders. Ich selbst habe eigentlich immer gern ein gewisses Maß an Sport gemacht. In den letzten Jahren war das aber alles ein bisschen zu kurz gekommen und damit fühlte ich mich einfach nicht mehr so richtig wohl. Obwohl ich aber ja eigentlich Lust hatte mich zu bewegen – um eben „fitter“ zu werden und mich wieder wohler in meiner Haut zu fühlen – war die Überwindung dazu trotzdem nicht so spaßig. So richtig „im Moment gut angefühlt“ hat es sich dann auch nicht, weil es verdammt anstrengend war. Aber ich wusste ja, dass es sich langfristig lohnen würde.
Natürlich sollte man sich nicht unter Druck setzen. Es gibt aber natürlich Wünsche, die uns erst einmal unangenehm werden können, bevor wir sie uns erfüllen können. Vielleicht müssen wir lange sparen, um uns beispielsweise eine tolle Reise oder ein Haus kaufen zu können, oder richtig hart ackern, um uns unseren Berufswunsch zu erfüllen etc. In dem Fall kann es helfen, sich bewusst zu machen, wofür man diese Mühen auf sich nehmen möchte. Aber sicher: „Den“ ultimativen Weg für alle gibt es wahrscheinlich nicht. Und natürlich müssen, sollen und dürfen wir den Moment natürlich trotz aller langfristigen Ziele und Träume leben und genießen. 🙂
Liebe Grüße,
Christina
Ja, man braucht Disziplin um Ziele zu erreichen, aber man darf dabei das Leben nicht vergessen. Disziplin ist nur das halbe Leben!
Niemand von uns weiss, ob es eine Zukunft gibt. Ein Schicksalsschlag kann von einer Sekunde auf die andere alles zerstören, auch die Zukunft. Daher gehört auch gut leben und genießen zum Leben dazu. Nach Feierabend sich auch Zeit für die Familie nehmen, feiern oder „nur“ faulenzen oder Hobbies nachgehen.
Auf alles verzichten für eine unbekannte Zukunft? Das hat schon religiöse Züge >>> auf alles verzichten für ein „versprochenes Paradies“? Auszeit und Gaudi (Spass) muss seinen gerechten Anteil am Leben haben.
Hallo Christina,
…“Obwohl ich aber ja EIGENTLICH Lust hatte mich zu bewegen – um eben „fitter“ zu werden und mich wieder wohler in meiner Haut zu fühlen – war die Überwindung dazu trotzdem nicht so spaßig“….
Genau das meinte ich, …“aber“ ..“eigentlich“…Wenn man es wirklich FÜHLEN würde, dass man Lust auf Sport hat, würde man es einfach tun, ohne darüber nachzudenken, ob das einen jetzt fitter macht. Es würde Spaß machen.
So wie Kinder einfach rumtollen, Dreirad fahren oder Purzelbäume schlagen. Macht auch fit, sie denken aber nicht drüber nach.
So kommt es mir vor, als wenn du DACHTEST dass du es „eigentlich“ willst, (weil du vielleicht unterbewusst dachtest, du müsstest es wollen?) aber dem war nicht so. Es gab eine Blockade =“eigentlich“= kein Spaß.
Es ist ein großer Unterschied, ob man denkt, dass man etwas möchte und „eigentlich“ doch nicht möchte oder ob man frei und von ganz allein aus lauter Spaß Dinge einfach tut. Das Ziel kann ja das gleiche sein.
Wie wäre es mit Wettlaufen mit jemandem zur Bushaltestelle, wenn man von der Arbeit kommt, Skateboard fahren oder kurze Wege zu hüpfen?
Hey Jessi!
Danke für Deine Antwort. Nun, ich kann hier nur für mich sprechen. Ich wollte wirklich gerne etwas mehr Sport in mein Leben integrieren, weil ich wusste, dass es mir „eigentlich“ Spaß macht. Ich war eben nur so in meiner Routine gefangen, dass die Überwindung, das „raus aus dieser Komfortzone“ erst mal unbequem war. Seit ich den Artikel geschrieben habe, sind auch ein paar Wochen ins Land gegangen und inzwischen mache ich meinen Sport auch wieder, weil ich es gerade wirklich will und Lust drauf habe. Ich hab nur einen kleinen „Kickstart“ gebraucht, um wieder rein zu kommen. Zur Bushaltestelle laufe ich aber tatsächlich fast jeden Morgen – weil ich zu spät dran bin ;).
Alles Liebe,
Christina
Toller Artikel. Genau das habe ich hinter mir. Nun fällt mir die Motivation etwas für mich zu tun leichter. Es macht mir durch den gewonnen Erfolg viel mehr Spaß, mich bewusst für mich und meine Zukunft im hier und jetzt zu entscheiden.
Das heißt, du befürwortest fasten und „dich zum Sport zwingen“, etc?!
Du kannst doch nicht glücklich sein, wenn du immer gedanklich in deinem „Zukunfts-Ich“ steckst??
Was spricht gegen im Moment leben, auf seine Intuition hören und reflektiert mich sich leben, statt einem fiktiven Zukunfts-Ich hinterher zu laufen? Glaubst du nicht, du kannst auf dich hören und dir vertrauen was JETZT gerade sich richtig anfühlt? Schließlich haben wir nur eine Zeit zu leben und diese ist im JETZT.
Vielleicht habe ich den Artikel komplett missverstanden, aber wenn die Aussage so stimmt, finde ich das sehr enttäuschend und steht (zum Glück) absolut gegenteilig zu den meisten anderen „MyMonk“ Artikeln!
Hallo liebe Emily!
Um Himmels Willen nein – ich befürworte nicht, dass man sich zu irgendetwas zwingen sollte. In Prinzip geht es darum, die Komfortzone zu verlassen, um ein Ziel zu erreichen, das nicht jetzt sofort zu erfüllen ist. Man hat eben so seinen „Trott“ und auch wenn man gerne etwas ändern würde, fällt es ja manchmal schwer in die Puschen zu kommen. Grundsätzlich geht es mir einfach darum, aus der Vorstellung Motivation zu schöpfen, wie es sein wird, wenn man sein Ziel erreicht hat. Das ist einfach ein Gedankenmodell, das dem einen vielleicht gut taugt und dem anderen nicht – und das ist genau so ok. Ich hoffe, ich konnte die Sache ein bisschen verständlicher machen.
Wünsche Dir alles Gute!
Christina
Ich spreche jetzt niemanden persönlich an, jedoch fällt mir auf, wie durchgeknallt manche Menschen sind.
Bei der ständigen Suche und Erklärung im Hier und Jetzt oder im dort und dann, fällt doch schon auf, dass der eine oder andere einen Gehirn Dübel benötigt.
Hab nen gutes Rezept aus dem Artikel gezogen. Nun weiß ich wo meine „leider überzogene“ Empathie sitzt. Wenn im Außen nix zurückkommt, konzentriere ich mich ab jetzt auf ´s rechte Ohr und sauge sie IM JETZT zurück. Für mich. Fand ich gut. Danke Christina! 🙂
Stephan: Dübeln ist absolut notwendig, aber das tun viele Menschen. Sonst sitzt die Schraube locker. Darf man hier verlinken? Eine sehenswerte Erklärung, warum unsere Gesellschaft so krank ist: https://www.youtube.com/watch?v=a3j-5CgUgTM
Ja Grete, vieles können wir „krank“ nennen. Und wir tun vielleicht auch gut daran, unsere anfänglichen Unstimmigkeiten und unser Unwohlsein auch Krankheit zu nennen. Allein, um uns frühzeitig darum zu kümmern und es nicht zu einer Krankheit kommen zu lassen. Natürlich hängt das alles vom Standpunkt ab. Ich denke, jede Gesellschaft hat die eine oder andere Art „Krankheit“ gehabt, zumindest aus heutiger Sicht. Nur verbinden wir ja das Wort Krankheit auch schnell mit Sterben und Tod. Natürlich können Gesellschaften an ihren Krankheiten auch untergehen.
Eine andere Perspektive ist die der Wissenschaftler, die erforschen, wie sich Gesellschaften entwickeln. Sie beobachten durchaus auch, dass sich Menschen gern der Mehrheit anschließen. Verhaltensmuster verbreiten sich wie Viren. Und es hängt dann nur davon ab, wann eine kritische Masse erreicht ist. Eine Masse an Menschen, die sich heilen von den Viren, die Wissenschaftler auch „Memen“ nennen. Ab dann werden zunehmend „gesündere“ Verhaltensweisen angenommen.
Die andere Seite ist, dass dies Teil der immer weiter fortschreitenden Entwicklung der Gesellschaften in Stufen ist. Neue (Bewusstheits-)Entwicklungsstufen werden erreicht, eben weil sie wegen genannten Krankheiten gebraucht werden. Wie der Autor im Vortrag dies auch an seinen Klienten beobachtet. Sie entwickeln sich oft erst aus Krankheiten heraus weiter. So gehören eben „pathologische Normalität“ und Entwicklung der Gesellschaften zusammen und dies muss nicht zwingend mit Untergang und Aussterben in Verbindung gebracht werden. Und niemand muss sich den Lemmingen anschließen – entsprechende Bewusstheit vorausgesetzt.
Ich glaube da kamm man nicht viel machen. Wie war doch gleich das Wort? Irgendwie pa…?
Liebe Christina, du sprichst mir aus der Seele – fühlt sich gleich wahnsinnig stimmig an und es kann gar nicht anders sein. <3
Großartiger Artikel, Danke auch für die Quellen. Wow. Danke!!!
Ich denke, die Missverständnisse beginnen hier wieder damit, dass wir im Kontrolldenken verharren. Ich beabsichtige Disziplin damit …. und weil … Als nächstes beabsichtige ich dann Empathie, damit … und Selbstlosigkeit, weil …
Fragt sich dann, wie ich das verstehe mit dem Beabsichtigen. Ob ich mich mit Kraft überwinde und dann die Ergebnisse bewerte. Solche Absicht hat halt auch Gegenspieler. Ach wenn ich diese momentan in die Unbewusstheit verbannen kann. Ganz deutlich hier das Missverständnis, dass ein Mönch das normalerweise tun würde, obwohl er seine Lehre verstanden hat.
Kontrolldenken bedeutet eben auch eine Fokussierung auf mich und ein Ziel. Das Wollen engt die Bewusstheit eher ein. Weitsichtigkeit wäre das Gegenteil. Wie auch Offenheit, Gelassenheit und Vertrauen.
Eine Absicht aus Weitsicht, Offenheit und Gelassenheit heraus geht wenig einher mit Überwindung und Kraft. Und ich denke, dass die Absicht bei Mönchen eher von hier aus in die Welt gesetzt wird. Widerstände erscheinen und werden zugelassen und in Liebe zunehmend aufgelöst. Der Mönch folgt seiner Absicht im unterstützenden Strom des Unbewussten. Klar dass wir die für uns erscheinende Disziplin bewundern, so in der Vorstellung dass auch der Mönch gegen das Unbewusste kämpfen würde.
Echte Empathie lebt aus meiner Sicht auch nicht mit Überwindung. Und dass der Mönch eben mit genannten Merkmalen auch Empathie lebt und so seine Absichten und seine regelmässige Fokussierung leichter fällt. Was wir möglicherweise mit Disziplin im Sinne von Überwindung verwechseln.
Hi Christina
Bin etwas spät, aber ich möchte mich da auch kurz mal dazu äussern. Interessant ist es mit diesem Zukunfts-ich und die Kritik, dass es besser sei in der Gegenwart zu leben.
Ich glaube auch, dass es sehr gut und wichtig ist in der Gegenwart zu leben. Dennoch denke ich gerade daran, wie das eigentlich bei mir war, als ich angefangen hatte mich mehr zu bewegen. Ich kann mich noch genau erinnern an das Gefühl, dass beispielsweise eintrat, nachdem ich Yoga gemacht hatte: Ich fühlte mich wie neu geboren, mein Körper fühlte sich so aufrecht an und warm. Das Gefühl vergass ich wohl nie mehr – denn heute braucht es viel viel weniger Disziplin meinerseits, um „meinen Arsch hoch zu kriegen“ als früher (wenn es um eine sportliche Tätigkeit geht). Es reicht für mich, einen Moment an dieses starke Körpergefühl zu denken und zu wissen: Direkt nach dem Sport wird es mir wieder so ergehen. Interessanterweise freue ich mich bei diesem kleinen Gedanken dann auch in der GEGENWART sehr darauf, mich zu bewegen. Natürlich ist es ein weiterer Punkt, dass ich ja selber auswählen kann, auf welche Weise ich meinen Körper bewegen möchte (Yoga, klettern, rennen, Kampfsport, wandern…) und drinnen oder draussen? Und das motiviert mich auch sehr.
Mir ist gerade eingefallen, dass es in anderen Bereichen auch so ist. Beispielweise wenn man Dinge aufschiebt, wie Arbeiten usw. statt sie einfach zu erledigen oder einmal anzufangen. Irgendwo ist das nicht-erledigen ja immer im Kopft und auch gegenwärtig nicht gerade ein gutes Gefühl (eher das Gegenteil von „Selbstliebe“, die Gedanken mit sich rum zu schleppen). Aber jeder kennt doch eigentlich das freie Gefühl, wie es ist, wenn man etwas „fertig“ gekriegt hat…oder bereits schon nur das „Beginnen“ kann erleichternd sein. Und wenn man sich dieses Gefühl visualisiert, fällt es einem vielleicht auch leichter, sich ranzusetzen. Für mich muss das Gefühl einfach stark sein, damit das klappt. Und es darf wirklich auch nicht zu stark in der Zukunft liegen – denn das schwächt das Ganze auch ab. Aber das Gute Gefühl, wenn man etwas durchgezogen hat- das setzt ja ziemlich unmittelbar danach oder noch während dem Tun ein.
Das, finde ich, ist ein sehr schöner Kommentar, Janine.
Ich glaube, du triffst den Kern recht gut. Und es wurde auch mir damit etwas klarer, um was es geht. Problematisch und eher irreführend finde ich die Verwendung der beiden Begriffe „Disziplin“ und „Zukunfts-Ich“. Denn wir verstehen unter diesen Begriffen allgemein doch wenige Aspekte aus der Gefühlswelt. Sie verleiten eher zu kopflastiger Betrachtung, Kontrolldenken und der damit verbundenen Neigung zu Verdrängung, Anstrengung und Überwindung.
Denken wir einmal vorrangig an die Gefühlswelt, die ja auch unsere Motivation anregen kann, so ist wohl schon klarer, dass wir an Zielen leichter festhalten, wenn wir uns dabei in ein erreichtes Ziel einfühlen und dann dieses Gefühl immer wieder im Fokus halten.
Natürlich verstehen sich dabei die angesprochenen Gefühle als angenehm, hochschwingend, liebevoll. Und unser Zustand nahe der Dankbarkeit und Liebe. Dies bedeutet dann auch Zuversicht, Akzeptanz und vor allen Vertrauen. Nicht umsonst wird Vertrauen auch als Ermächtigung gesehen. Und Zweifel als Bremsen und Blockaden. Das passt irgendwie schon zu einem bekannten Satz: „Dein Glaube hat dir geholfen.“
Ist nun eine entscheidende Gehirnregion gut mit Energie versorgt, kann dies wohl helfen, sich in etwas oder Jemanden besser einzufühlen. Und wird der Region Energie entzogen, kann es schwer werden, den Fokus zu halten oder aufzubauen. So schließt sich für mich der Kreis mit den wissenschaftlichen Beobachtungen ganz natürlich. Nur die verwendeten Begriffe sind eher hinderlich als hilfreich. Die Begriffe „Fokussierung“ und „Vertrauen“ sehe ich hier eher als Schlüsselbegriffe.