Teile diesen Beitrag "Wie man Menschen für sich gewinnt mit wenigen Worten"
Beliebt sein, König oder Königin sein in den Augen der anderen. Gemocht werden, und wenn’s irgendwie geht: sogar geliebt. Will ich, willst Du wahrscheinlich auch, wollen doch alle Menschen.
Ein Weg, auf dem wir das normalerweise erreichen wollen: uns gut darstellen. Im teuren Auto, auf dem tollen Malediven-Foto bei Facebook. Vor allem aber im Gespräch. Was wir nicht alles wissen, was wir nicht alles verstehen und auf dem Kasten haben. Was wir nicht alles loswerden wollen.
Deshalb sind die meisten Unterhaltungen wie Tennisspiele, gehen ruckzuck hin und her, jeder schleudert seine Worte zum anderen so schnell es geht, will punkten.
Während der andere spricht, beschäftigt uns dann oft nur eins: Was werde ich sagen, wenn er endlich, endlich fertig ist?
Doch wer fällt uns als erstes ein, wenn wir überlegen, wen wir selbst am meisten mögen?
Der, der uns wirklich versteht. Der, an den wir uns wenden können. Der, der uns zuhört.
Denn das Gefühl, verstanden zu werden, bekommen wir viel weniger dadurch, was der andere sagt, sondern dadurch, wie viel wir selbst sagen dürfen, wie viel Aufmerksamkeit wir bekommen. Das ist rar, eine knappe Ressource. Die Wenigsten können gut zuhören.
Wir können uns das zunutze machen, wenn wir unseren Mitmenschen wirklich näher kommen und sie für uns gewinnen wollen.
Das alte Spiel hieß: „Wie schlau kannst Du klingen?“
Das neue Spiel heißt: „Wie wenig kannst Du sagen?“
Nicht wie der Mann, der sich selbst ins Koma versetzt, sobald seine Alte auch nur anfangen will, ihn zu belabern. Sondern mit echtem Interesse. Am Gegenüber, nicht daran, selbst interessant sein zu wollen.
Punkte gibt’s dabei umso mehr, je weniger Worte wir aussprechen. Einzige erlaubte – sogar erwünschte – Ausnahme sind Fragen, die wir ihm stellen, wenn er gerade Pause macht.
Mit der inneren Haltung eines Detektivs können wir ihn ergründen, unserem Interesse an ihm nachgehen. Einfach beim Gesagten nachhaken, tiefer gehen. Oder, wenn das Thema erschöpft ist und ein neues her soll (siehe: Die 36 Fragen, die zum Verlieben führen).
Der andere wird – zurecht – denken: „Wow, der will echt mehr wissen, wann hatte ich dieses Gefühl bitte zum letzten Mal?“
Er gewinnt dabei Raum … und wir sein Vertrauen, seine Zuneigung und eine Chance auf eine Beziehung, die unser Leben ja vielleicht bereichern könnte.
Probier’s aus, wenn Du magst, ich finde die Ergebnisse ziemlich beeindruckend.
P.S.: Heißt nicht, dass es wichtig sei, von allen geliebt zu werden. Das ist ein Werkzeug und wenn Dir jemand eine Axt in die Hand drückt, musst Du damit ja auch nicht sämtliche Bäume auf der Welt fällen.
P.P.S.: Wenn Du gern auch etwas sagen möchtes …. siehe: Ein einfacher Trick, der Dich gelassen, beliebt und zum besten Zuhörer aller Zeiten macht.
Photo: Tom Driggers
Moin Tim,
das ist wirklich ein so wichtiger und simpler Punkt, den komischer Weise echt viele Nicht kapieren.
Ich kenne Menschen, die so erpicht sind darauf zu reden, dass sie in Gesprächen miteinander beide gleichzietig reden!?
Keine versteht mehr den andern und jeder will nur seine Meinung loswerden. Als wäre es Giftmüll.
Ich finde in dem Zusammenhang auch folgendes Zitat vom Dalai Lama sehr wertvoll:
„Wenn du redest, wiederholst du nur, was du schon weißt. Wenn du zuhörst, kannst du etwas neues lernen.“
LG Norman
P.S.: Mir ist während des Lesens deines Textes die ganze Zeit ein Witz im Kopf rumgegeistert. Ich lasse ihn mal hier in der Hoffnung, dass er auch anderen Lesern heute morgen ein Lächeln aufs Gesicht zaubert:
Ein Mann gewinnt ein Quiz.
Der Quizmaster zum Mann:
„Glückwunsch, sie haben gewonnen! Für welchen Preis entscheiden sie sich? A) Ein gemeinsames Wellneswochenende mit ihrer Frau oder B)…“
Der Mann: „B!“
Hey Norman,
Danke für Deinen Kommentar – und den sehr schönen Witz! Einen guten Tag Dir und liebe Grüße
Tim
Guter Punkt, Tim. Ist jemand dabei, mich vollzuschütten, dann will er entweder etwas verkaufen, oder er will etwas loswerden. Er fragt oft nicht direkt, ob ich ihm das abkaufen will oder ob ich ihm das abnehme, das ihm eher lästig oder belastend ist.
Wenn ich tatsächlich noch was anderes will von ihm, dann ist gut, wenn ich das eine Weile ertrage, was er so von sich schleudert. In gleichem Masse das meine zum Tausch zurückzuschleudern, kann manchmal auch entlastend wirken. Lässt sich doch zuweilen ein dritter finden, der dann alles abbekommt. Auch wenn er gerade nicht da ist und sich nicht wehren kann.
Tiefere Beziehungen entstehen natürlich unter der Decke des oftmals auch anstrengenden Oberflächlichen. Und das nötige Vertrauen kommt selten ohne Öffnen, Fühlen und Spüren zustande. Es braucht eher Stillsein, das sich oft erst einstellt, wenn alles verkauft und geschleudert ist. Egal ob das dann nur an uns herunter geronnen und in den Guli entwichen ist.
Passt auf euch auf.
Richard
Viele Menschen sprechen, doch die wenigsten haben etwas zu sagen.
Zuhören funktioniert – kein Zweifel. Aber ich finde, es ist wichtig, dass es kein Trick bleibt, keine geschickte Gesprächstaktik, sondern dass wir üben, wirklich echtes und ehrliches Interesse an den Menschen zu haben. Dann wird das Fragen und Zuhören zu einer ganz natürlichen Verhaltensweise, die unser Leben (und das der anderen) auf einer viel tieferen Ebene bereichert.
Sehr schön gesagt Elke,
das sehe ich auch so. Es sollte keine „Tricks“ geben.
Hi Elke und Indie,
ihr habt Recht – und ich hab das Wort „Trick“ jetzt auch aus dem Titel entfernt, weil es doch der Kernaussage des Textes – sich für den anderen interessieren – zuwiderläuft.
Liebe Grüße Tim
Hey Tim,
ein schöner Artikel welcher mich echt zum nachdenken gebracht hat. Mir passiert es oft ungemerkt dass ich denke ich gewinne Menschen für mich umso mehr ich ihnen mein Gelaber um die Ohren haue, und denke mir oft erst im Nachhinein, dass ich das vielleicht anders hätte angehen sollen.
Versuche es nun mal mit dem hier vorgeschlagenen Tipp 🙂
Das ist echt ein super wichtiger Punkt! Viel zu oft sind wir nur auf uns selbst fokussiert. Aber das Leben ist ja ein Geben und Nehmen wie man so schön sagt 🙂 . Ich merke genau, wenn mir jemand nur halb zuhört und eigentlich nur darauf wartet, seine eigenen Dinge loszuwerden. Aber auch ich bin da noch nicht perfekt. Vor Allem ist es wichtig, erfahreneren Menschen gut zuzuhören und von ihnen zu lernen. Oft lernt man jedoch auch von Menschen, bei denen man es gar nicht gedacht hätte.
Liebste Grüße
Und was kann man tun, wenn es umgekehrt ist? Wenn man für viele die Zuhörerin ist und wenn man dann mal etwas erzählt, keine Reaktion darauf kommt sondern gleich eine neue Geschichte des anderen? Oder soll man sich von solchen Menschen lösen?
liebe Grüße
Du kannst kannst dich nur liebevoll geöffnet halten und auf Interesse warten, Lisa. Oder dich abwenden, wenn es dich herunter zu ziehen droht. Bestimmt lassen sich interessiertere Menschen finden.
Hallo Tim,
leider habe ich feststellen müssen, dass viele dann behaupten man soll nicht so neugierig sein, nur weil man fragen zu dem gesagten hat. Habe mir deshalb abgewöhnt Fragen zu stellen, höre zwar zu , doch erfrage nix mehr, was dazu führt dass man abgestempelt wird, ach die hat eh keine Interesse wie es mir geht und sich somit auch kein intensives Gespräch entwickelt, sondern nur oberflächliche. Manchmal weiß ich schon nicht wie ich mich richtig verhalten soll. Zeigt man Empathie kann der gegenüber nicht damit umgehen und zeigt man es nicht wird man als oberflächlich abgestempelt.
LG Monika