Ein Streit zwischen Freunden, zwischen Eltern und Kind, oder zwischen Partnern.
Schreie, LAUT, immer LAUTER, wie Schläge auf den Kopf.
Warum eigentlich? Dazu eine Hindu-Geschichte.
Fragt ein Meister seine Schüler:
„Warum schreien sich Menschen an, wenn sie wütend sind?“
Die Schüler überlegen. Dann sagt einer:
„Weil wir unsere innere Ruhe verlieren, wenn wir wütend sind.“
„Aber warum schreien wir, wenn die andere Person doch genau vor uns steht? Könnten wir nicht weiter angemessen laut sprechen?“, fragt der Meister.
Die Schüler geben weitere Antworten.
Doch der Meister bleibt unzufrieden.
Dann erklärt er:
„Sind zwei Menschen wütend aufeinander, entfernen sich ihre Herzen. Sie schreien dann, um diese Entfernung zu überbrücken, um gehört zu werden. Je wütender, desto entfernter, desto lauter.“
Verliebte Menschen sprechen leise und sanft miteinander, weil ihre Herzen nah sind. Keine Entfernung, die zu überbrücken wäre.
Und wenn sie noch inniger sind, brauchen sie nicht einmal mehr flüstern. Sie schauen sich an und verstehen alles.“
Wenn wir wütend sind, sollten wir diese Wut zulassen, ihr Platz in uns geben, sie spüren (siehe Wie man schmerzhafte Gefühle überlebt).
Doch sollten wir sie nicht Worte hervorbringen lassen, die unsere Herzen weiter und weiter voneinander entfernen, bis ihre Verbindung vielleicht ganz abreißt, für immer (wie Astronauten, einmal von der Raumstation getrennt, bis zum Tod einsam im dunklen kalten All treibend).
Siehe auch: Von Zorn befreien in 30 Sekunden (Ein Trick aus dem Zen) und Wie man aufhören kann, genervt und verletzt zu sein.
Photo: Screaming couple / Shutterstock
Sehr schöner Text.
Was vor allem wichtig ist: Wir entfernen uns nicht nur von einander, sondern vor allem von uns selbst.
Wenn wir voller Wut, Erwartungen, Ent-täuschungen etc sind, funktioniert das Gehirn nicht mehr und man sagt Dinge, die nicht schön sind.
Ist für den anderen nicht schön, aber auch für uns selbst nicht.
Schließlich hören wir uns die ganze Zeit selbst zu.
Wow.
Danke für dieses kleine Geschenk am Morgen.
Sehr schön. Dieser Text regt zum nachdenken an :-).
Danke dafür!
Geschichten verdeutlichen einem Dinge manchmal auf eine so angenehme und anschauliche Weise …
Es gibt viele Geschichten, die ich im Kopf habe und die bei den verschiedensten Situationen in meinem Leben aufploppen. Ich kann auch nur das Buch „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ von Jorge Bucay empfehlen. Dort findet man ganz viele solcher Geschichten.
Ich denke, wir sind damit momentan zurück in einer Bewusstheitsstufe unserer Entwicklung, die Ken Wilber als die rote Bewusstheit bezeichnet. Der Stärkere hat recht. Und der lauteste ist der Stärkste. Die Emotion Wut bewirkt direkt die Bewusstheitsbegrenzung und Kraftausdruck durch Lautstärke. „Blaue“ Regeln, „orangene“ Analyse oder gar „grüne“ Wir-Empathie sind ausgeblendet.
Wut tut gut. Das hat mich mein kleiner 2-jähriger Sohn beigebracht. Er schafft es immer wieder mich so richtig wütend zu machen.
Dadurch habe ich erkannt, dass Wut eine ganz natürliche Emotion des Menschen ist. Hat nicht auch Jesus den Tempel kurz und klein geschlagen, weil er zornig über den Pöbel war?
Na also! Ein jeder Mensch darf wütend sein!
Hier findest du übrigens meine Wutrede:
http://www.lebereich.com/hast-du-auch-die-schnauze-voll-dann-lies-diesen-artikel/
Liebe Grüße,
Christian