Teile diesen Beitrag "Forschung: 10 Dinge, die Eltern glücklicher Kinder anders machen"
„Welches Kind hätte nicht Grund, über seine Eltern zu weinen?“, fragte Nietzsche.
Immerhin: Wie viele Tränen es sind, und ob manche davon aus Freude fließen, das liegt auch in der Macht der Eltern. Doch so sehr die meisten von uns dasselbe für ihren Nachwuchs wollen – dass er erfolgreich ist, also zufrieden mit sich und mit beiden Beinen im Leben – so unterschiedlich sind die Wege, die Väter und Mütter in ihrer Erziehung gehen können. Welche davon sind richtig, und welche trotz bester Absichten Sackgassen?
Rachel Gillett und Drake Baer haben dazu bei Business Insider einen Haufen interessanter Studien zusammengetragen. Hier eine Auswahl.
1. Sie beziehen ihre Kinder bei der Hausarbeit ein
Julie Lythcott-Haims, Stanford-Wissenschaftlerin und Autorin von How to Raise an Adult sagte bei einem TED Talk:
„Wenn Kinder ihre Teller nicht abspülen, lernen sie, dass es wohl jemand anderes für sie macht. Damit entgeht ihnen nicht nur die Arbeit, sondern vor allem die Erfahrung, dass jeder seinen Teil zum Ganzen beizutragen hat, weil er ein Teil des Ganzen ist.“
Wer mit anpackt, kommt später besser mit anderen Menschen klar, kann besser mit ihnen zusammenarbeiten, ist empathischer und kommt selbstständiger mit Aufgaben klar. Das hat die Harvard Grant Study gezeigt, die größte Langzeitstudie in der Menschheitsgeschichte.
(Hausarbeit ist sogar förderlicher für Kinder als die Hausaufgaben der Schule, siehe So schaden Hausaufgaben unseren Kindern.)
2. Sie bringen soziale Fähigkeiten bei
Mehr als 700 Kinder haben Wissenschaftler der Pennsylvania State University und der Duke University zwischen dem Kindergarten und dem 25. Lebensjahr begleitet. Sie fanden einen starken Zusammenhang zwischen ihren sozialen Fähigkeiten als Kindergartenkinder und ihrem Erfolg zwanzig Jahre später.
Kinder, die mit den anderen kooperieren konnten, ihre Gefühle besser verstehen konnten und hilfsbereit waren, hatten mit einer drastisch erhöhten Wahrscheinlich als 25-Jährige einen College-Abschluss und einen Vollzeitjob. Kinder mit weniger sozialen Kompetenzen hingegen waren als junge Erwachsene häufiger im Knast, häufiger Alkoholiker und lebten häufiger in staatlichen Unterkünften.
„Diese Studie zeigt, dass die Entwicklung sozialer und emotionaler Fähigkeiten zu den wichtigsten Dingen gehört, die Eltern tun können, um ihr Kind in eine gesunde Zukunft zu leiten. Schon in den ersten Jahren werden die Weichen zu einem bedeutsamen Teil dafür gestellt, ob ein Mensch später mit beiden Beinen im Leben steht – oder im Knast sitze“, sagt die am Forschungsprojekt beteiligte Kristin Schubert.
3. Sie haben hohe Erwartungen (aber keine falschen)
Prof. Neal Halfon, Wissenschaftler der University of California of Los Angeles, stellte mit seinem Team fest, dass die Erwartungen der Eltern für ihre Kinder einen großen Einfluss auf deren späteren Erfolg hat. Über 6.6000 Kinder waren Teil der Studie.
„Eltern, die einen College-Abschluss in der Zukunft ihres Kindes sahen, schienen diesen Abschluss sehr zu begünstigen – und zwar ganz unabhängig von ihrem Einkommen oder anderen Ressourcen.“
Von den Kindern, die in den Aufnahmetests am schlechtesten Abschnitten, erwarteten nur 57% der Eltern den Gang aufs College. Bei den mit den besten Ergebnissen waren es 96% der Eltern mit entsprechender Erwartung.
Nun kann man Erwartungen von Eltern ja durchaus kritisch sehen. Aber es gibt ja noch viel Raum zwischen einer Eiskunstlauf-Mutter (für Dich hab ich alles aufgegeben, Du kleine Göre, jetzt mach Du für mich Karriere!) und Hippie-Eltern, für die nur zählt, dass Sohn oder Tochter einfach nur ihre Mitte leben, maaaaan.
Ein Grund dafür, so die Forscher, seien die guten alten selbsterfüllenden Prophezeiungen.
4. Sie haben eine gute Beziehung zueinander
Kinder, die in konfliktreichen Familien aufwachsen – ganz egal, ob die Eltern geschieden sind oder zusammenleben – entwickeln sich tendenziell deutlich schlechter, wie Psychologen der University of Illinois erforschten.
Wer viel Konflikt im Elternhaus miterleben musste, leidet später deutlich häufiger an starken Gefühlen von Verlust und Bedauern.
Kinder, die bei einem Elternteil aufwachsen, scheinen sogar die besseren Karten zu haben als jene, die mit beiden Eltern aufwachsen, dafür aber regelmäßig schweren Streits ausgeliefert sind.
Und das, obwohl junge Erwachsene in ihren Zwanzigern noch immer von den Folgen von Stress und Schmerz belastet sind, wenn sich ihre Eltern mehr als zehn Jahre vorher haben scheiden lassen.
Es ist wohl, wie Voltaire schrieb: „Ein langer Streit beweist, dass beide Seiten Unrecht haben.“
Denn wer trägt es aus, wenn die Erwachsenen keinen guten Umgang miteinander finden? Klar, die unschuldigen Kinder.
5. Sie bringen ihren Kindern früh Mathe bei
Eine Meta-Analyse aus 2007 zeigte anhand von 35.000 Vorschülern aus den USA, Kanada und England, dass das frühe Lehren von Mathe immense Vorteile für die Kinder bringen kann.
Greg Duncan, Co-Autor der Studie, schreibt:
„Die Bedeutung von früh erlernten Mathe-Fähigkeiten – die Zahlen kennen, die Zahlen ordnen und andere einfache mathematische Dinge – ist wirklich ungeheuerlich groß. Wer früh damit beginnt, wird später nicht nur besser in Mathe sein, sondern auch besser im Lesen und Schreiben.“
6. Sie sind weniger gestresst
Die Anzahl der Stunden, die eine Mutter mit dem Kind im Alter von 3 und 11 verbringt, wirkt sich erstaunlich wenig darauf aus, wie sich das Kind verhält, wie gut es ihm geht und wie viel es erreicht. Das zeigen Studien.
Schädlich hingegen ist, wenn die Erwachsenen als Helikopter-Eltern ständig ums Kind kreisen. Der Soziologe Kei Nomagushi, der an den Forschungen beteiligt war, sagt:
„Wenn die Mütter gestresst sind, kann dies das Kind sehr negativ beeinflussen. Das gilt vor allem dann, wenn der Stress daher rührt, dass sie neben der Arbeit unbedingt ein Maximum an Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen wollen – und dafür sämtliche Zeit für sich selbst opfern.“
Grund dafür ist die „emotionale Ansteckung“: Gefühle und Stress übertragen sich nachweislich zwischen Menschen, und zwischen Eltern und Kind ganz besonders. Überforderte, erschöpfte oder frustrierte Mütter und Väter beunruhigen das Kind umso mehr, je länger diese Zustände anhalten.
7. Sie schätzen Anstrengung mehr als Fehlervermeidung – und lehren Durchhaltevermögen
Woher kommt Erfolg? Die Antwort auf diese Frage hat großen Einfluss darauf, was ein Kind erreicht. Stanford-Psychologin Carol Dweck stellte in jahrzehntelangen Untersuchungen fest, dass Menschen eine von zwei Einstellungen haben:
„Fixed Mindset“: Mit dieser Einstellung gehen wir davon aus, dass unser Charakter, unsere Intelligenz und unsere Kreativität feststehen. Dass wir sie nicht beeinflussen können. Erfolg ist dann die Konsequenz aus diesen Faktoren und ausbleibender Erfolg eben auch. Um sich nicht unfähig oder dumm vorzukommen, will man dann Fehler um jeden Preis vermeiden. Denn misslingt etwas, bedeutet dies wohl, dass wir’s einfach nicht drauf haben, und nie drauf haben werden.
Oder „Growth Mindset“: Mit dieser Einstellung werden Aufgaben zu Herausforderungen. Misslingt uns mal etwas, hat das nichts mit mangelnder, feststehender Intelligenz zu tun. Stattdessen sehen wir dann immer die Möglichkeit, es noch lernen und daran wachsen zu können.
Eltern, die das Growth Mindset vermitteln wollen, sollten weniger die Ergebnisse loben als das Kind im Prozess bestärken – „Super, Du hast nicht gleich aufgegeben sondern suchst neue Lösungen!“
(Mehr dazu unter: Sprich so mit Deinem Kind, damit es eine gute Zukunft hat.)
Wer die Welt auf diese Weise erlebt, ist natürlich auch motivierter, dranzubleiben und Durchhaltevermögen zu zeigen. Die Psychologin Angela Duckworth von der University of Pennsylvania gewann 2013 einen Preis, weil sie erstmals eine Charaktereigenschaft namens „Rückgrat“ wissenschaftlich nachweisen konnte. Damit ist gemeint: „die Tendenz, sich nachhaltig zu interessieren und einzusetzen, um langfristige Ziele zu erreichen“.
Rückgrat entwickeln Kinder nicht durch strenge Eltern, durch Anschiss und Peitsche („Sei ein Mann, Emmy!“). Sondern indem die Eltern ihre Vorstellungskraft fördern und ihnen helfen, sich eine gute Zukunft für sich vorstellen zu können.
8. Die Mütter haben einen Job
Einer Untersuchung der Harvard Business School nach erleben Kinder eine Menge Vorteile, wenn ihre Mütter außerhalb der eigenen vier Wände arbeiten. Sie gingen länger zur Schule (und zwar nicht, weil sie sitzen bleiben), haben als Erwachsene mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Führungsposition und verdienen 23% mehr Geld als Kinder von Müttern, die zuhause bleiben.
Die Gründe sind vielfältig. Zum einen werden Kinder von Müttern mit Jobs eher bei der Hausarbeit einbezogen, siehe Punkt 1. Zum anderen hat es auch eine Vorbildfunktion – wir verhalten uns schließlich viel mehr so, wie sich unsere Eltern selbst verhalten, als so, wie ihre Worte es von uns verlangen. Dies betrifft neben dem Verhalten auch das, was wir über das Leben glauben.
Besonders scheinen Töchter davon zu profitieren. Arbeitende Müttern reduzieren ihre Nachteile als Frauen in Bezug auf Einkommen später deutlich.
9. Sie sind weder beherrschend noch unterwürfig
Drei grundsätzliche Erziehungsstile fand die Entwicklungspsychologin Diana Baumrind von Berkeley University zu Beginn der 60er Jahre:
- Permissiv: Die Eltern wollen das Kind auf keinen Fall „bestrafen“ und unbedingt von ihm akzeptiert werden
- Autoritär: Die Eltern wollen das Kind formen und kontrollieren auf Basis von klaren Verhaltensregeln
- Autoritativ: Die Eltern versuchen, das Kind rational anzuleiten
Letzteres gilt als beste Form der Erziehung. Dann respektiert das Kind Authoritäten, fühlt sich aber nicht von ihnen geknechtet.
Maria Montessori traf es gut, als sie schrieb: „Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen.“
10. Sie kümmern sich um ihre Kinder
2014 erschien eine Studie mit 243 Personen, die in armen Verhältnissen aufwuchsen. Kinder, die einfühlsam Fürsorge erlebten in ihren ersten drei Jahren, schnitten wesentlich besser in Schultests in ihrer Kindheit ab und hatten in ihren 30ern gesündere Beziehungen und eine bessere Ausbildung.
Wesentlich dafür ist, dass Eltern die Signale ihrer Kinder schnell aufnehmen und angemessen auf sie reagieren, womit sie eine „sichere Basis“ für sie schaffen, um die Welt zu erkunden.
Das ist nicht so sehr eine Frage der Quantität an gemeinsamer Zeit (siehe Punkt „arbeitende Mütter“), sondern der Qualität – der Aufmerksamkeit der Eltern. Keine „Investition“ der Eltern zahlt sich so sehr aus wie das.
Siehe auch: Glücklichere Menschen bekamen diese 2 Dinge von ihren Eltern und DAS macht Liebe mit dem Gehirn eines Kindes.
Photo: Mel Schmidt
Wow! Was ein Artikel! Ich konnte unheimlich viel mitnehmen! 🙂 Wenn ich Kinder bekomme und so ein Hintergrundwissen habe ist das der Wahnsinn! Und es ist immer wieder „erschreckend“ welchen Einfluss man als Eltern auf seine Kinder hat. Eine unfassbare Verantwortung, die man da übernimmt.
Das alles ist sogar über das Elternsein hinaus ein gutes Mindset. Ich habe vieles mitgenommen, obwohl ich gar keine Kinder habe.
Wichtig fand ich vor allem den Punkt des „Growth Mindset“, den ich so noch nicht gehört habe: Weniger Ergebnisse loben, sondern mehr den Prozess bestärken.
Übrigens habe ich mal gelesen, dass man sich auch um sein eigenes „Inneres Kind“ kümmern kann, wie um ein echtes Kind. Von daher: Top Artikel!
Da finde ich nun auch wohltuend viel von „Eltern als Begleiter statt Erzieher“. Die Zwänge und Ängste und das Verantwortungsdenken mit Schuldgefühl machen etwas Platz für das Vertrauen in die eigenständige Entwicklung der Kinder mit Hilfestellungen. Da es auch hier um Forschung geht …
Natürlich können wir auch bei unseren Kindern nur das geben, was unsere Bewusstheit erlaubt. Auch wenn die beschriebenen Verhaltensweisen einsichtig sind, können wir doch meist nicht so schnell aus unserer Haut. Was uns dann selbst wieder Schuldgefühle zurück liefern könnte. Hilfreich finde ich dann auch Forschungsergebnisse, die uns unsere eigene Bewusstheit vor Augen führen kann. Bemerkenswert ist auch, dass erkannt wurde, dass wir kaum eine der dort beschriebenen Bewusstheitsstufen überspringen können. So auch nicht die Kinder, die gewöhnlich nach und nach alle dieser Stufen durchlaufen. Wir sind bei verschiedenen Aspekten auch unterschiedlich weit mit unserer Bewusstheit.
Die Forscher haben Farben vergeben, die sie jeweils einer Bewusstheit mit gewissen Merkmalen zuordnen. Zum Thema hier erscheinen mir die folgenden von Bedeutung zu sein:
Blaue Bewusstheit: Regel-getrieben. Diese Bewusstheit versucht die Probleme der „Roten Bewusstheit“ (der stärkere hat Recht – das ICH) zu lösen. Es gibt auch einen Gott, Eltern und Schulleiter, die alle urteilen. Als Folge gibt es dann auch viel Dogmatik, Angepasstheit und Scheinheiligkeit.
Orangene Bewusstheit: Erfolg-getrieben. Mit dieser Bewusstheit befreien sich die Menschen von den Zwängen der Blauen Bewusstheit. Wer erfolgreich ist hat Recht und alles kann mit der Wissenschaft erklärt werden oder gar nicht. Auch einen Gott, der für das „Unbekannte“ steht braucht es nicht. Als Folge gibt es viel Egoismus und Ausnutzung.
Grüne Bewusstheit: Harmonie-getrieben. Mit dieser Bewusstheit befreien sich die Menschen von den Zwängen der Orangenen Bewusstheit. Wir loben uns alle gegenseitig, damit wir auch was davon haben. So etwas wie einen Gott gibt es wieder, aber weniger dogmatisch, eher vielfältig. Erfolg und Materielles sind nun von geringer Bedeutung. Jeder ist für den anderen da, bevor er an sich denkt. Als Folge gibt es viel Gleichmacherei und Unterdrückung der Sehnsüchte, sich zum Ausdruck zu bringen. Und alle sind „krank“ solange nicht der letzte gesund ist.
Wer in einer dieser drei Bewusstheitsstufen steckt, der lehnt sehr oft die anderen beiden kategorisch ab. Und diese drei bestanden (bestehen?) lange etwa gleich stark nebeneinander in unserer Gesellschaft. Problematisch daran ist nun, dass doch alle drei ihre Berechtigung haben, je nach Situation und Aspekt. Man denke nur an eine Schule ohne Regeln oder einen Freundeskreis, in dem jeglicher persönliche Erfolg und auch Authentizität kritisch beäugt werden.
Gelbe Bewusstheit: Integrations-getrieben. Mit dieser Bewusstheit befreien sich die Menschen von den obigen Nachteilen, indem sie mehr Akzeptanz leben und einfach Vertrauen wagen bei weniger Kontrolle ….
Wie bereits gesagt, wir geben weiter, was wir selber sind. Mit oder ohne Anleitungen. Machen wir uns auch dies bewusst, um weiter bewusster zu werden. Und so manche Small-Talker und Kommentatoren haben dann auch zufällig eine eigene Home Page, auf der sie selber gerne gelobt werden. Hat scheinbar was vom Grünen. Oder doch eher Orange? Für Gelb wäre es mir zu durchsichtig und unterwürfig.
Niemand hat Einfluss auf sein Leben. Niemand hat die Wahl irgendetwas zu entscheiden.
Leben widerfährt den Menschen.
Niemand wird gefragt ob er geboren werden möchte.
Niemand wird gefragt ob er glücklich oder unglücklich sein möchte.
Alles was bereits IST – kann daher nicht erfahren werden, weil es bereits ist.
Nur das EGO – das ICH glaubt dies zu können. Daher werden Geschichten und Konzepte kreiert die ihres Gleichen suchen.
Aber auch dies ist das was bereits IST/geschieht – nur so kann die Illusion aufrecht erhalten werden.
Und – es gibt aus diesem Gedanken-Gefängnis kein entkommen. Es sei denn, entkommen geschieht.
Dann bist du frei.
Wünsche einen schönen Tag 🙂
denn wer weiß – ob Du nur morgen noch lebst.
Es scheint so dass es geschieht.
Exakt
Aber nur für ein ICH
[…] einem Blogbeitrag auf der Seite mymonk.de ging es kürzlich um glückliche Kinder und ihre Eltern mit Bezug auf wissenschaftliche Studien. […]