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Disclaimer: Ich bin kein Arzt und das ist ausdrücklich kein medizinischer Rat. Ich stelle nur die Ergebnisse einer Studie dar. Man sollte bei gesundheitlichen Problemen immer mit Experten vom Fach sprechen.

„Die Depression ist das Totenreich der Lebendigen“, schrieb der Dichter Thomas S. Lutter.

Ein Totenreich, das immer mehr von uns kennen lernen müssen. Und oft wissen wir weder, wie wir da hingekommen sind, noch, wie wir wieder rausfinden sollen.

Dauert aber nicht lange, dann sehen wir etwas leuchten da drüben, gar nicht weit weg. Ein Ausgang! Steht zumindest drüber, und daneben die kleine Anleitung: Zweimal täglich eine Pille nehmen, und schon geht’s bergauf, raus der Hölle, rein ins alte Leben, als wäre nichts passiert.

„Schluck das, Depressiver!“

Jedes Jahr werden 15% mehr Antidepressiva verordnet. Wie gut die aber wirklich wirken, ist inzwischen mehr als umstritten (siehe WELT, siehe ZEIT).

In diesem Zusammenhang bin ich über James Clear auf eine Studie gestoßen, die mich alles andere als deprimiert.

Was wirkt besser: Pillen oder Sport?

Der Neurowissenschaftler James Blumenthal von der Duke University hat zusammen mit seinem Team 156 Patienten mit schwach bis mittelstark ausgeprägten Depressionen untersucht.

Er teilte sie ein in drei Gruppen:

  • Gruppe 1: Bekam das Antidepressivum Setralin (Adjulin, Zoloft), das neben Depressionen auch bei Angst- und Zwangsstörungen verschrieben wird.
  • Gruppe 2: Bekam dieselbe Dosis des Medikaments wie Gruppe 1, zusätzlich aber folgendes Sportprogramm von Gruppe 3 verordnet, dreimal pro Woche für 45 Minuten:
  • Gruppe 3: Bekam keine Medikamente. Sollte stattdessen dreimal pro Woche für 45 Minuten Sport machen – 10 Minuten aufwärmen, 30 Minuten joggen oder walken (so, dass ihre Herzrate 80-90% des Maximums hielt), 5 Minuten abkühlen.

Nach vier Monaten der Betreuung zogen die Forscher Bilanz:

Alle drei Gruppen hatten dieselben Erfolge.

Sport war genauso effektiv wie die Pillen.

Dann wollten Blumenthal und Kollegen mehr wissen.

Wer fällt zurück in die Depression?

Die Hälfte der Testpersonen aus jeder Gruppe bekam anschließend für ein halbes Jahr keine weiteren Vorgaben zur Behandlung. Sie durften jedoch, wenn sie wollten, ihre Tabletten weiternehmen und / oder weiterhin Sport treiben.

Nach diesen sechs Monaten der Schock:

  • 38% der Nur-Medikamente-Gruppe waren in die Depression zurückgefallen sowie
  • 31% der Medikamente-Plus-Sport-Gruppe, während nur
  • 8% der Nur-Sport-Gruppe erneut unter Depressionen litten.

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Warum Sport (oft) besser hilft als Medikamente

Sport hat viele Vorteile, auch neben den rein körperlichen wie Stressabbau und mehr Wohlbefinden.

Einer davon: Wir sind stolz auf uns, wenn wir ihn regelmäßig betreiben, bekommen das Gefühl, etwas zu meistern. Merken, dass wir uns verbessern können. Unsere Haltung uns selbst gegenüber wird positiver. Jedes einzelne Mal, das wir rausgehen, zum Laufen oder Walken, beweisen wir uns: Wir können uns überwinden. Wir schaffen, was wir uns vornehmen. Diese kleinen Erfolge summieren sich auf zu etwas wirklich Großem.

Es verschafft uns eine neue Identität. Wir sind gar nicht so, wie wir dachten – sondern stärker. Wenn wir das regelmäßige Training schon gepackt haben, wozu sonst werden wir noch in der Lage sein? Die neue Gewohnheit verwandelt die Glaubenssätze, die wir in Bezug auf uns haben.

Und: Wir selbst sind es, die die Depressionen mit Sport bekämpft haben.

Das schafft kein Mittel aus der Apotheke, denn mit den Pillen signalisieren wir uns eine „Schwäche“ – wenn es uns besser geht, dann nur durch diese Hilfsmittel.

Wie man das Risiko für Depressionen halbiert

Jede 50-Minuten-Einheit Sport in der Woche halberte das Risiko, zurück in die Depression zu fallen, wie die Forscher analysierten.

Das ist nicht nur für bereits Betroffene interessant, sondern für jeden von uns, der dem schwarzen Loch entkommen oder sich einfach glücklich fühlen will. Dies gilt sogar dann, wenn man schon vorher Sport trieb. Von drei auf vier Stunden Sport in der Woche aufzustocken, halbiert das Risiko ebenfalls noch mal.

Siehe auch Du bist niedergeschlagen? Diese Frage wirkt wie ein Antidepressivum und 10 Sätze, die Du einem depressiven Menschen sagen kannst sowie Forschung: So verändert Wandern in der Natur Dein Gehirn.

 

Photo: Jean-François Gornet