Teile diesen Beitrag "Selbstwertgefühl: Wie man sich von negativen Gedanken befreit"
Einen Vortrag halten müssen und zu wenig wissen. Vorm Spiegel stehen und einfach zu viel sehen. Einen Fehler machen, oder den vorgenommenen allabendlichen Ironman als Sportprogramm auslassen. Schon rattert sie los, die Maschine, würgt und spuckt negative Gedanken über uns aus. Kritik, Kritik, Kritik. Irgendwo zwischen leise nagenden Zweifeln und einem Selbstzerfleischungs-Massaker im Kopf.
Kenn ich sehr gut, manchmal reichen kleinste Kleinigkeiten, um die härtesten Urteile über mich auf den Plan zu rufen. Und ich schätze, es geht vielen von uns so.
Kein Wunder, dass unser Selbstwertgefühl leidet, wenn wir so mit uns umgehen. Stell Dir nur vor, ein Freund würde so zu uns sprechen, lange wäre er wohl nicht mehr unser Freund.
Nur, wie können wir uns davon befreien?
Indem wir uns von dieser Stimme lösen, sie nicht mehr mit uns selbst verwechseln. Sondern sie als das sehen, was sie ist: der innere Kritiker. Eine Teilpersönlichkeit, die jeder Mensch in sich trägt und die ursprünglich gute Absichten hatte. Nämlich uns vor Kritik von außen zu schützen, indem er uns vorher auf Fehler aufmerksam macht. Leider schießt er damit meist weit übers Ziel hinaus. Und statt uns zu schützen und zu stärken, schwächt er uns. „Er“ ist jedoch nicht „ich“, nicht mal annähernd unser ganzes „Ich“.
Lernen wir, ihn nur als einen von vielen Teilen in uns zu sehen, gewinnen wir Distanz zu ihm und seinen Worten.
Eine gute Übung ist die folgende. Psychologen sprechen von Des-Identifikation. Sie ist aber schon seit Jahrtausenden als Achtsamkeitsübung im Einsatz:
Stell Dir, wann immer Du negative Gedanken über Dich wahrnimmst, eine Bühne vor. Du sitzt im Publikum. Auf der Bühne steht der innere Kritiker. Sieh den Kritiker so genau wie möglich – wie schaut er aus, welche Körperhaltung hat er? Gib ihm dann einen Namen. Mister Shitstorm vielleicht, oder Frau Grantlhuber. Du kannst ihn entweder einfach reden lassen, bis er fertig ist, oder Du bedankst Dich und schiebst ihn galant von der Bühne. Wenn Du möchtest, kannst Du hinterher auch noch einen freundlicheren Teil auf die Bühne lassen, den inneren Wertschätzer, der Dich in seiner Rede an die vielen Dinge erinnert, die Du gut machst und die toll sind an Dir.
So siehst Du – und vor allem empfindest Du: Nicht Du kritisierst Dich, sondern da ist einfach mal wieder der innere Kritiker auf die Bühne getreten.
Wenn Du das nächste Mal solche kritischen Gedanken wahrnimmst, kannst Du denken „Ah, da ist wieder Mr. Shitstorm“ und damit einen Schritt zurücktreten. So befreist Du Dich zwar nicht vom inneren Kritiker (ich denke, das geht nur bedingt), aber Du gewinnst Abstand und befreist Dich so von seiner Macht über Dich.
Du willst mehr Selbstwertgefühl? Dann kann Dir das myMONK-Buch helfen: Selbstwertgefühl – Wie es entsteht und wie Du es stärken kannst.
Photo: ashish saswadkar
Hallo Tim,
Danke für den Tipp mit der Bühne, den kannte ich noch nicht. Ich hab das gleich ausprobiert und Mr. Besserwisser zuerst reden lassen, ihm dann eine MickeyMouse-Stimme gegeben und anschließend mit einem riesigen Box-Handschuh von der Bühne katapultiert. Danach ist mein Motivator aufgetreten. Das war super! 🙂
liebe Grüße,
Susi
Hi Susi,
Dankeschön, die Stimmveränderung ist auch eine super Sache und sehr hilfreich! Je lächerlicher die Stimme, desto schwerer fällt es, sie ernst zu nehmen und für bare Münze zu halten.
Liebe Grüße
Tim
[…] einen Weg, achtsam mit den kritischen inneren Stimmen und den unangenehmen Gefühlen umzugehen. Erinnere Dich, dass sie aus Deiner Vergangenheit kommen. […]
echt Top:0)—werde ich mal anwenden…den Mr. Klugscheisser:0)
Gestern habe ich mich (natürlich ängstlich und unsicher) das zweite Mal seit langem (letztes WE das erste Mal seit langem) hinters Steuer gesetzt (ich habe seit paar Jahren zwar meinen Führerschein aber wenig Fahrpraxis seither – hier und da immer mal wieder Übungsfahrten/ Auffrischung).
Promt komme ich nach Ampelgrünschaltung nicht vom Fleck (ich steh vorn als erste) – leichte Anfahrt am Berg, der Motor geht aus, hinter mir Gehupe – das reinste Horrorszenario für jeden Fahranfänger. Sofort übermannt mich der „innere Kritiker“ und macht mich fertig. Der Motor geht noch 1,2 mal aus, wir verpassen die gesamte Ampelphase. Ich bin total fertig, panisch, völlig durcheinander, außer Rand und Band, weiß weder ein noch aus… übermannt eben.
Was macht man in Momenten, in denen keine Zeit zum Differenzieren bleibt, sondern man trotz allem gefasst reagieren muss und sollte?
Gott sei Dank saß mein Mann auf dem Beifahrersitz und hat den Gegenpart zum Kritiker gemimt (und es auch ehrlich so gemeint) und mich mit cooler Gelassenheit und Lob für das, was bisher gut lief beruhigt sodass ich mit der nächsten Ampelachaltung endlich los kam und uns geil nach Hause gebracht habe.
Ich möchte mir nicht vorstellen, was ohne ihn passiert wäre – ich war kurz vorm aussteigen.
Und: ach ja: er sass ja erst auf der Rückbank. Weil ich aber so panisch war und gefleht habe, ist er an der Ampel nach vorn umgestiegen.
Sorry, ich meine natürlich: „…’heil‘ nach Hause gebracht…“ !!! (leider gibt es hier keine Korrekturfunktion, ich werde mir das nächste Mal besser gründlich meine Kommentare durchlesen)
Und: „Ampelschaltung“ soll es heißen.
DANKE TIM