Sie sind jung und brauchen das Geld. Und müssen dafür immer häufiger auf Pausen und ein ausgeglichenes Leben verzichten. Ganze Lebensbereiche fallen zum Opfer, wenn man seine Karriere als Absolvent beginnt.
Im ZEIT-Artikel „Berufseinsteiger: Erst Praxisschock, dann Burn-out“ steht:
Vor allem Berufsanfänger bekommen befristete, deutlich schlechter bezahlte Stellen. „Die Befristung potenziert den Perfektionismus, den viele Berufsanfänger an den Tag legen. Sie denken, dass sie ständig beweisen müssen, dass sie die Richtigen für den Job sind“, sagt Haker. Aus Angst davor, dass der Vertrag nicht verlängert wird oder jemand anders den nächsten befristeten Vertrag bekommt, gehen viele ans Limit ihrer Leistungsgrenzen. „Gerade wenn man noch nicht gearbeitet hat, kann man seine Energieressourcen schlecht einschätzen“, sagt Haker. „Aus dem Studium kennen junge Menschen zwar die intensiven Lernphasen vor Prüfungen. Dann denken viele, dass sie es auch dauerhaft im Beruf schaffen, 14 Stunden am Tag zu arbeiten. Aber das geht eben nicht.“
Der Stress wird noch verstärkt durch:
- Zu wenig Lob durch Vorgesetzte und Kollegen
- Zu geringe Distanz zur Arbeit, Kritik wird stärker persönlich genommen
- Unklare Ziele
Der Ausweg? Zunächst einmal der Versuch, mehr Pausen zu machen und seine Grenzen zu erkennen und einzuhalten. Bei den Vorgesetzten sollten Berufsanfänger außerdem erfragen, was genau von ihnen erwartet wird.
Bei vielen Arbeitgebern ist das jedoch leichter gesagt als getan. Dann bleibt oft nur ein Jobwechsel.
Manchmal bleibt als einziger Ausweg aber nur, den alten Job nicht weiterzumachen und sich beruflich neu zu orientieren. Immerhin dabei haben Berufsanfänger einen Vorteil: Sie sind meist noch jung genug, dass ein beruflicher Wechsel funktionieren kann.
Auch Carla Große hat den Job gewechselt. Sie arbeitet jetzt nicht mehr als Projektassistentin, sondern als Sachbearbeiterin – mit festen Zeitstrukturen und klaren Zielen.
Für viele mag das jetzt klingen wie ein Scheitern, ein Versagen, ein Nichtstandhalten. Ist es aber nicht. Stattdessen ist es ein echter Wachstumssprung, auf sich selbst zu hören, anstatt blind mitzurennen. Wer sich einen Job sucht, der besser zu ihm passt, lebt außerdem entspannter, ist mehr bei sich und kann sich mehr damit beschäftigen, was ihm jenseits des Geldverdienens Freude im Leben bereitet.
Photo: DieselDemon